Halbkreismantel Schlupf-Version

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Aden.

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Hallo, mir begegnet hin und wieder eine besondere Form des Halbkreismantels als Schlupfversion, etwa wie hier: http://www.kostuem-atelier.de/mant.html (Quelle http://www.kostuem-atelier.de/mant.html) oder auch schon gesehen: gleiche Version, aber geknöpft. Nach meinem Verständnis ist die Halsöffnung im Halbkreismantel "nach hinten verschoben" und eine 15cm Stoffbahn liegt somit über der Brust. Weiß jemand, ob das eine moderne Kreation ist oder vielleicht doch belegbar? Ich hab da so meine Zweifel, da ich bisher noch keine Abbildung mit gewisser Ähnlichkeit gesehen habe. Selbst bei den Jungfrauen im Magdeburger Dom sah es anfänglich (auf den Fotos) so aus, bei anderer Beleuchtung stellte es sich aber wieder als ganz normaler Tasselverschluss heraus.. Vielen Dank für Eure Unterstützung im Voraus und einen schönen Rest- 4. Advent Aden
 
Schau dir mal auf der gleichen Seite ein anderes Stück an, das ist ein gestauchter und unten gekappter Halbkreis, oben ein Halsausschnitt eingeschnitten und dann die Querseite zusammengenäht. http://www.kostuem-atelier.de/images/mantel/hm4.jpg So gestaucht kenne ich das nur von moderner liturgischer Kleidung, das entspricht dem Phelonion, dem ostkirchlichen Gegenstück der westkirchlichen Kasel, die Praxis da einen Ausschnitt reinzumachen und zusammenzunähen ist aber definitiv mittelalterlich. Das schöne ist ja, dass liturgische und weltliche Kleidung sich je nach Zeit sehr ähnlich ist und hin und her getauscht bzw ge-/verkauft und dann umgearbeitet wurde, es gibt genügend Originale an denen das zu sehen ist. Die Mäntel von Kunigunde und Heinrich aus dem Bamberger Domschatz waren wohl zu irgendeinem Punkt ihrer Existenz Glockenkaseln, wobei der Mantel der Kunigunde nachträglich ausgeschnitten aussieht während sich beim Mantel des Heinrich die Borte um den Kragen biegt. Beim Ungarischen Krönungsmantel ist sogar an der Stelle an der der Kragen war ein Stück in genau der Form eingesetzt worden und das nichtmal all zu sauber, weil sich da Falten bilden. Auffällig ist, dass alle drei unter 3 Meter Durchmesser haben, scheint nicht ganz einfach zu sein darin zu laufen weswegen sich das dann wohl über die Zeit vorn gekürzt hat. Auf Abbildungen, zB Maciejowski Bibel, findet man aber als bäuerliches Kleidungsstück überlange Gugeln die vorn teilweise auch kürzer waren. Hier könnte ich mir genau so eine Art Mantel vorstellen.
 
Auf Abbildungen, zB Maciejowski Bibel, findet man aber als bäuerliches Kleidungsstück überlange Gugeln die vorn teilweise auch kürzer waren.
Du meinst hier die Cappa. Die sind echt praktisch. Schön warm, schnell angezogen und wenn sie mal grad nicht gebraucht werden kann man sie einfach zusammen rollen und mit einem Riemen auf den Rücken binden (mein Profilbild). Und im Gegensatz zum Halbkreismantel hat die Cappa ein Kapuze. Je nach Jahreszeit können die länger oder kürzer sein. Meine Übergangszeit-Cappa geht hinten über den Po und ist vorne so lange, dass sie knapp bis zum Schambein geht. Für den Winter hab ich eine lange Variante die hinten etwa Wadenlänge hat und vorne etwa bis zu den Knie geht. Je nach Stand in der Gesellschaft kann die Cappa natürlich auch verziert werden. Unsere Cappas hab ich an den Kanten mit einem Faden in Kontrasfarbe überwendlich zusammen genäht. Die Variante auf den Bildern finde ich jetzt ziemlich extrem was die Längenunterschiede Vorn-Hinten angeht. Das sieht ziemlich unpraktisch aus, aber richtig proportioniert ist die Cappa toll.
 
:danke für die ausführlichen Antworten. Wäre also machbar. Den Hinweis zum Tragekomfort könnte man begegnen, in dem man den oberen Teil der (vorn stark verkürzten) Kappa sehr enganliegend gestaltet. Dann "zerrt" die hintere schwerere, weil längere, Partie nicht so. Hab das auch mal in einem Historienfilm aus den 60igern gesehen, weiss aber leider nicht mehr, wie der hiess. (Werd über xmas mal suchen und vlt posten) Da war es sehr enganliegend, da aber das Vorderteil in Höhe der Ellenbogen endete, war genügend Bewegungsfreiheit. Und das Vorderteil war geknöpft.
 
Mach dir mal keine Sorgen um den Tragekomfort, orthodoxe Priester tragen das nicht nur im Gottesdienst, sondern auch bei anderen priesterlichen Tätigkeiten, scheint also ganz OK zu sein. Machen aber auch manche westliche Priester mit ihrer Pluviale, als ich noch studiert habe habe ich öfters mal einen Priester in einem schwarzen, bodenlangen Gewand mit Halbkreismantel umherlaufen sehen, auch beim Einkaufen, gelegentlich flankiert von Ministranten in Alben. Leider hatte ich nie die Gelegenheit das zu fotografieren, das war vielleicht ein Anblick... Sowohl für das Phelonion, als auch für die Pluviale sind Alternativnamen übrigens Kappa,bzw Cappa. Da sieht man mal wieder wo die modernen Reenactmentbegriffe herkommen.
 
Warum schaust Du nicht nach Belegen für Deine Zeit ? Ein Handwerker/Händler bietet immer das an, was sich gut verkauft. So verbreiten sich Szene Mythen. Mäntel für die verschiedenen Zeiten finden sich an div Steinfiguren an Kirchen (unbedingt schauen, ob die Original sind und von wann) und in zeitgenössischen Abbildungen.
 

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