Mantel aus Seide -welches Stoffgewicht ist nötig?

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LotlBotl

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Hallo mal wieder Mir stellt sich hier gerade ein Problem bei der Konzipierung eines Halbkreismantels. Der ist im Original aus ungemustertem Seidensamit, ein Futter wird nicht erwähnt. Mit Samitbindung entsteht durch die doppelten Fadensysteme ein eher schwerer Stoff der auch für Vorhänge verwendet wird, für einen Mantel sicher eine passable Wahl. Nach langem Suchen habe ich aber gerade mal im Ausland welchen aus Polyester gefunden, ich brauche also etwas anderes. In entsprechendem Gewicht sollten sich auch die anderen Grundbindungsarten Taft, Satin und Köper eignen. Die Frage ist nur, welches ist das entsprechende Gewicht? Das Original ist in so schlechtem Zustand, dass sich das nicht ableiten lässt sämtliche anderen Originale die mir einfallen sind großflächig bestickt wodurch Gewichtsangaben nichts bringen. Sartor hat derzeit einen Brokat mit 42 mm, von dem habe ich ein Stück zuhause und der wäre sicher von passendem Gewicht für einen Mantel. Allerdings finde ich keine so schweren ungemusterten Seidenstoffe. 20 mm sollen bereits für Bettlaken vollkommen ausreichend sein aber dabei geht es eher um die Robustheit. Der schwerste Stoff den ich finden kann ist ein Duchesse Satin mit 30 mm, das liegt direkt dazwischen. 30 mm hat auch meine Dalmatik, aber das ist ja doch was anderes. Der gesamte Mantel hätte rechnerisch ein Gewicht von etwa 400 Gramm. An den Saum käme noch eine Borte, die aber mit maximal 10 Brettchen Breite nicht viel zum Gewicht beitragen dürfte. Die Borte im Durchmesser wird da schon mehr Steifigkeit reinbringen, aber nur im vorderen Bereich. Reichen 30 aus oder sollte ich den Mantel füttern? Einmal 30 und einmal 15 sind ja zusamen auch 45.
 
Was sind das für mm-Angaben? Damit kann ich im Zusammenhang mit Seide gerade nichts anfangen - vielleicht hatte ich noch nicht genug Kaffe heute morgen... Ein Vorschlag: Wenn Du den Mantel zusammengenäht hast (bevor Du ihn an den Kanten versäumst), dann könntest Du ihn Dir doch mal umhängen, um zu sehen, wie er sich in etwa verhält. Wenn er Dir zu dünn/nicht steif genug erscheint, dann kannst Du doch immer noch ein Futter anfertigen und anbringen, oder? Evt. erreichst Du den Effekt auch, indem Du am unteren Rand eine größere Nahtzugabe machst. In den Saum also mehr Stoff kommt, als sonst.
 
Historische Seidengewebe kannst du eigentlich kaum mit modernen vergleichen, da die Faden/cm Dichte bei den historischen geweben, vor allem bei besonders repräsentativen Stücken wie Mäntel etc. bedeutend höher ist->steiferes, schwereres Gewebe
 
mm ist Momme, eine traditionelle japanische Gewichtseinheit, nicht Millimeter. Wird für die Angabe für die Feinheit von Seidengeweben benutzt, g/lfm wie bei Wolle und Leinen benutzt man da eher selten weil die Gewichte halt so oder so lächerlich klein sind, die Webbreiten meist deutlich schmaler und aber Seide sowieso nicht wirklich vergleichbar mit anderen Textilien ist. Pongé 4 wiegt etwa 17 g/m², 16 mm sind etwa 70 g/m², 30 mm sind 130 g/m² und 42 mm sind 180 g/m². Duchesse Satin 30 ist schon wirklich verdammt schwer für einen Seidenstoff und damit auch ziemlich teuer. Größere Nahtzugabe ist bei diesem Stück nicht möglich. Alles was an Nahtzugabe gegeben wird fehlt hinterher dem Mantel an Länge, da er aus einem Stück gefertigt wird. Und die Länge ist so schon erstaunlich kurz für einen Herrschermantel, nämlich nur ungefähr 140cm. Und der Mann war jetzt nicht klein, sondern eben normalgroß. Die durchschnittliche Körpergröße im 13. Jahrhundert lag bei 174cm, Adelige natürlich immer etwas größer als Bürgerliche und unfreie wegen der besseren Ernährung, damit sollte ich unter 10cm größer sein als der Besitzer. Einfach kaufen und probieren ginge natürlich, aber das wollte ich eigentlich nicht machen, zumal der Mantel zunächst im Kopf entsteht und der Preis am Ende den Zeitpunkt der Entstehung bestimmt. Am liebsten wären mir daher Erfahrungsberichte im Sinne von "Mein Mantel hat X mm, das Futter dazu Y mm und fertig zusammengenäht wiegt das alles Z Gramm. Der Mantel fällt schön und flattert nicht" oder sowas in der Art.
 
Doch, man kann das vergleichen. Muss man auch, weil sonst historische Darstellung schlicht nicht möglich wäre. Ich kann auch Äpfel mit Birnen vergleichen, denn beides sind Kernobstgewächse und damit biologisch betrachtet sogar äußerst ähnlich. Seidengewebe waren früher nicht grundsätzlich brutal schwer. Ja, es gab relativ schwere Seidenstoffe, aber was ist überhaupt relativ schwer? Samit, der dadurch schwer wird, dass er ein zweites Kettsystem verwendet findet dadurch heute als Vorhangstoff Verwendung, kann man nur nicht mehr aus Seide kaufen. Ebenso gibt es heutzutage immer noch besonders schwere Atlasgewebe, zum Beispiel den besonders dicht gewebten Duchesse Satin, der ebenfalls als Vorhangstoff verwendet wird und im Gegensatz zum Samit noch problemlos aus 100% Seide bezogen werden kann. Aus beidem macht man heute Vorhänge und aus beidem wurden mal Mäntel gemacht, die Frage ist nur wie schwer war das früher im Vergleich zu heute? Haben Vorhänge nicht eigentlich ähnliche Anforderungen wie Mäntel? Sie sollen schöne Falten werfen und nicht gleich beim feinsten Windhauch wegflattern. Pongé wurde nur genannt um die Gewichtseinheit Momme zu erklären, nicht weil das als Stoff in Frage käme, aber auch dafür muss es vergleichbare Stoffe gegeben haben, in der Manesse sieht man ja auch vollkommen durchsichtige Gewänder und in Märchen haben sich Geschichten von Seidenkleidern erhalten, die so fein waren, dass sie zusammengefaltet in eine Nussschale passten. Die konnten auch fein arbeiten, waren ja nicht dumm damals(öhöm). Eine solche Diskussion führt hier aber nicht weiter und das weißt du, ich möchte sie also an genau dieser Stelle beenden. Die Frage ist weiterhin, reichen 30 mm für einen Mantel oder sollte der noch gefüttert werden.
 

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