Ausrichtung von Schwertknäufen

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user8288

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Da bin ich eben auf Facebook drüber gestolpert und finde das sehr interessant: Ausrichtung von Schwertknäufen (Quelle = facebook.com, der Post ist auch ohne Anmeldung einsehbar, einfach beim Popup auf "jetzt nicht" klicken) Bei nahezu allen Schwertern der Wallace Collection (Quelle = wallacelive.wallacecollection.org) sind die Knäufe leicht schräg angebracht und nicht parallel zum Parier ausgerichtet.
 
Scheinen bei den wenigen Bildern auch nicht alle Käufer in die gleiche Richtung verdreht zu sein. Was logisch erscheint, wenn man von Rechts- und Linkshänder ausgeht. Schaade, dass es keinen Aufschluss darüber gibt, ob der ehemalige Besitzer Rechts- oder Linkshänder war... Zur daumenwurzel gedreht würde Sinn ergeben, wenn mit der zweiten Hand am Knauf gegriffen wird und von der Daumenwurzel, wenn das Handgelenk in grade Haltung etwas weiter durchgestreckt werden soll, was eigentlich von der Kraftübertragung ungünstiger wäre...
 
Sorry Denkfehler, was die zweite Hand betrifft. Kann den Beitrag leider vom Mobiltelefon nicht editieren...
 
Ich habe das bis dato noch gar nicht gewusst und war erstaunt darüber. Aber wenn man mal drüber nachdenkt, ergibt das auch Sinn, wie du sagst.
 
mhhh... Ich hab auch schon etliche Originale in Büchern, Ausstellungskatalogen und auch live gesehen. Einige Originale durfte ich auch schon selbst in den Händen halten. Das mir jetzt bewusst bei jedem Stück aufgefallen wäre, dass der Knauf schräg angebracht war... Nein, das war nicht der Fall. Was sagt den @Wyrd dazu? Du bist doch unser Blankwaffenspezialist.
 
Ein solches Muster ist mir bisher nicht aufgefallen, weder bei Originalen, die ich in der Hand hatte, noch bei Abbildungen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es Absicht ist und es einen zugrunde liegenden funktionellen Aspekt gibt. Allenfalls bei X-Klingen mit wirklich breiten, flachen Knäufen (Wiki-Zeit) ergäbe das zumindest ansatzweise Sinn für mich. Da müsste man mal mit ein paar Repliken dieser Art herumspielen. Diese frühmittelalterlichen Waffen gehören allerdings nicht zu meinem Hauptinteressensgebiet. Insgesamt halte ich es für ein Artefakt der Herstellung oder schlicht für eine Beschädigung, die im Lauf der Zeit passiert ist.
 
Vielleicht steckt ja doch mehr dahinter... Verdrehter Knauf Quelle=YouTube
Spannend! Wie bereits erwähnt, gibt es auch viele Originale, bei denen dies nicht der Fall ist. Aber Sinn könnte es schon machen... :whistling:
Insgesamt halte ich es für ein Artefakt der Herstellung oder schlicht für eine Beschädigung, die im Lauf der Zeit passiert ist.
Das sehe ich genau so.
Nun ist es die Frage... Ist es Zufall (im Sinne von einfach "unsauber verarbeitet") oder bewusst so (evtl. nach Wunsch des zukünftigen Besitzers, etc.) gebaut worden? Ich denke es lohnt sich darüber nochmal nachzudenken. Danke @Dunio für den Beitrag! :thumbup: :trink02
 
Wenn man mal überlegt, wie aufwendig teilweise Klingen im Frühmittelalter gearbeitet waren aus mehreren feuerverschweißten Torsionsdamaststrängen zu einem regelmäßigen Muster und eingeschmiedeten Inschriften und dann setzt man darauf ein schlampiges Gehilz..?
 
Wenn man mal überlegt, wie aufwendig teilweise Klingen im Frühmittelalter gearbeitet waren aus mehreren feuerverschweißten Torsionsdamaststrängen zu einem regelmäßigen Muster und eingeschmiedeten Inschriften und dann setzt man darauf ein schlampiges Gehilz..?
Ja, dies ist (bzw. wäre) ein Argument... Allerdings muss man einen wichtigen Punkt beachten, der heute gern vergessen wird. Die Schwerter wurden wohl seltener (als man sich das heute vorstellen mag) "komplett" von ein und dem selben Schmied hergestellt. Hab neulich erst wieder eine interessante Diskussion gelesen, bei der Peter Johnsson und Roland (von DIMICATOR) auf genau diesen Punkt näher eingingen. Sie schrieben ebenfalls, dass oft Klinge und Gehilz von unterschiedlichen Schmieden (teils an völlig unterschiedlichen Orten) gefertigt wurden und dann verkauft oder zwischenverkauft wurden. Oft sind sie dann an wiederum einem anderen Ort von einer weiteren Person/Schmied erst endmontiert worden. Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht der "Endkunde" vor der "Endmontage" evtl. seine Vorlieben zur Knaufstellung noch einbringen konnte. Andererseits ist es mit "einem (Hammer)schlag" nachträglich auch getan und der Knauf steht schief... (gewollt oder auch nicht).
 
In dem von Dunio verlinkten Video (merci bien) wird als Argument aufgeführt, dass man die Klinge so besser exakt senkrecht und waagrecht halten kann - in diesem Falle als Rechtshänder. Nun verstehe ich allerdings vom Schwertkampf nicht genug um zu erkennen, weshalb das so wichtig sein soll. ?( Außer natürlich, ich will ein Ei drauf braten.
 
Nun verstehe ich allerdings vom Schwertkampf nicht genug um zu erkennen, weshalb das so wichtig sein soll. ?(
Wenn die Klinge nicht in Bewegungsrichtung ausgerichtet ist, schneidet auch das schärfste Schwert nicht - deshalb sind die Griffe auch eher flach, damit man fühlt wie die Klinge ausgerichtet ist. Und je natürlicher diese Ausrichtung den Bewegungsradien der Gelenke folgen kann fällt dem Träger das Schneiden leichter.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Thomas W. Über arbeitsteilige Herstellung hatten wir beide uns auch schon im Zusammenhang mit den Lücken zwischen Klinge und Kreuz unterhalten. Und als Kunde würde ich hochwertige Klingen nicht von einem Stümper montieren lassen. Und die Inschrift in der Hohlkehle des im Video gezeigten Schwertes deutet schon auf eine eher bessere Schmiedearbeit hin.
 
Und als Kunde würde ich hochwertige Klingen nicht von einem Stümper montieren lassen.
Ich mir heutzutage auch nicht, Dunio. ;) Es gibt allerdings auch die Meinung dazu, dass das "Qualitäsbewusstsein" wie wir das heute empfinden (alles muss perfekt gerade, symetrisch, 100% passgenau, etc. sein), damals so noch gar nicht ausgeprägt war. Aber egal, dass ist sicher auch nochmal ein eigenes Thema und führt hier zu weit. Ich denke (Standpunkt heute) jedenfalls schon anders zu diesem Thema, als noch vor einem halben Jahr und halte einen bewusst angeschrägten Schwertknauf mittlerweile für denkbar.
 
Über Perfektion und Anspruch an Design hat Peter Johnson im 2015 Ausstellungskatalog des Klingenmuseums ein paar sehr interessante Dinge veröffentlicht... Alles sehr interessant aber an dieser Stelle wirklich viel zu umfangreich...
 
Über Perfektion und Anspruch an Design hat Peter Johnson im 2015 Ausstellungskatalog des Klingenmuseums ein paar sehr interessante Dinge veröffentlicht... Alles sehr interessant aber an dieser Stelle wirklich viel zu umfangreich...
Es wäre schön, wenn du dazu bei Gelegenheit mal ein Thema eröffnen könntest! Das interessiert sicher einiger hier! :thumbup:
 
die frage ist, gibts auch knäufe die in die andere richtung verdreht sind? falls nicht, oder falls das signifikant weniger wären, dann kann man von absicht ausgehen denke ich.
 
Scheinen bei den wenigen Bildern auch nicht alle Käufer in die gleiche Richtung verdreht zu sein. Was logisch erscheint, wenn man von Rechts- und Linkshänder ausgeht. Schaade, dass es keinen Aufschluss darüber gibt, ob der ehemalige Besitzer Rechts- oder Linkshänder war...
@Glimmlampe wenn Du die Bilder vergrößerst, sieht es so aus, als wären beide Drehrichtung vertreten. Leider sind mir bisher aber auch keine zeitgenössischen Bilder aufgefallen, die nahelegen würden, dass Linkshänder die Waffe auch tatsächlich mit links führen. Erst später in den Handschriften, die sich auf Lichtenauer berufen steht explizit, man solle nicht rechts fechten, wenn man links ist...
 

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