Reiterlanze 1200 +/- wie sah sie aus?

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Wilfried Tenneberg

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Habe jetzt einen Lanzenschaft bekommen. Eschenholz, leicht ovaler Querschnitt, Durchmesser etwa 30 mm, Länge 3,10 m. Die Farbe kommt noch runter. (eigenes Foto) Das einzige womit ich mich schwer tue sind die zeitgenössischen Abbildungen solcher Lanzen, speziell beim Gebrauch zu Pferde. Zeigen sie doch weder eine umwickelte Griffpartie, noch einen Armriemen und schon gar nicht eine Vorrichtung zum einstecken am Steigbügel oder am Fuß. Sämtliche Lanzen bei der Kavallerie im 19./ 20. Jhdt. (in Deutschland immerhin bis 1927 im Gebrauch) haben diese Vorrichtungen. Als Reiter kann ich mir schwerlich vorstellen, dass die Lanze ständig einfach auf dem Fuß abgestellt wurde. Und beim Reiten in Formation muss sie senkrecht stehen, um die Nachbarreiter nicht zu gefährden. In oben genannter Neuzeit gab es lederne Lanzenschuhe am Steigbügel (ähnlich Würfelbecher), oder am unteren Ende war ein Riemen angebracht durch den der Fuß gesteckt wurde bevor man in den Bügel trat. Gleiches gilt für Standarten/ Feldzeichen, die ebenfalls in einen becherartigen Futteral, welches mittels Riemen am Sattel befestigt war, geführt wurden. Über diesbezügliche Hinweise fürs HoMi wäre ich dem Schwarmwissen hier echt dankbar.
 
Ich bin zwar kein Reiter, aber ich denke das eine feste Fixierung am Reiter oder Tier im Einsatz eine große Gefahr werden kann. Wenn der Speer zu tief eindringt oder sich anderweitig irgendwie verharkt zieht er den Reiter vom Pferd oder bringt dieses zu fall. Und bei einem Marsch wird man den Speer wohl auch nicht permanent am Mann haben. Ich glaube mich zu erinnern auf einigen Bildern der Kreuzfahrer Bibel diese auf Wagen verstaut zu sehen. Aber nagel mich bitte nicht darauf fest. Logisch wäre es aber schon ,wenn man sich kurz vor der Schlacht rüstet und auch erst dann den Speer nimmt beziehungsweise überreicht bekommt.
 
Ich stimme Wilhelm von Sunderburg vollkommen zu! Nun wäre aber ein Lanzenschuh keine Vorrichtung, die die Lanze so fixieren würde, dass es eine Gefahr darstellte. Andererseits sind auf keinen mir bekannten Abbildungen Lanzenschuhe zu sehen. Das ist zwar kein Beweis für die "Nicht-Existenz", aber bei den vielen, teilweise sehr detaillierten Darstellungen, schon ein deutlicher Hinweis. Und zu guter Letzt: Das Abstellen der Lanze auf dem Fuss klappt mit der Zeit immer besser. Auch hier gilt "Übung macht den Meister". Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Danke erstmal für Eure Beiträge! Wie sah es mit Griffwicklungen aus? Die gab es ja immerhin auch bei anderen Waffen?! (Ja ich weiß bei Lanzendarstellungen sieht man keine...) Vllt. gibt es ja doch was?
 
Viel kann ich nicht zu dem Thema beitragen, aber ich habe vorgestern zufällig etwas gelesen. Im Kapitel "Bewaffnung und Kampfesweise um 1200" ist im Ausstellungskatalog zu Richard I. erwähnt: "Bei berittenen Feinden hielt man die Waffe diagonal nach links und ritt aneinander vorbei, um die für beide verheerende Wucht eines frontalen Zusammenpralls zu vermeiden. Die Lanzen waren um 1200 noch nicht zu den monströsen spezialisierten Formen entwickelt, die man im Spätmittelalter antrifft [...], sie besaßen einen geraden Schaft von etwa 3 m Länge und konnten noch zu Fuß eingesetzt werden." Dazu gibt's eine Abbildung aus Veldekes Eneid, auf der zwei verschiedene Lanzenspitzen zu sehen sind.
 
Wie sah es mit Griffwicklungen aus? Die gab es ja immerhin auch bei anderen Waffen?! (Ja ich weiß bei Lanzendarstellungen sieht man keine...)
Auf Abbildungen sieht man meines Wissens nach nichts davon. Ich habe gelesen, dass "die 3-3,5m lange Lanze bevorzugt aus Eschenholz gefertigt wurde [...] Der Schaft besass meist einen vier- oder secheckigen Querschnitt und verjüngten sich zur Spitz hin". (Quelle: www.brandenburg1260.de / Kriegsausrüstung um 1260 in der Mark Brandenburg) So sollte ein verdrehen bzw. "rutschen" in der Hand etwas minimiert werden. Ich hab es so umgesetzt (man erkennt die Schäfte auf dem Bild rechts unten in der Ecke) und bin zufrieden damit. Was sich zudem noch positiv unterstützend auswirkt, sind die griffigen Lederinnenflächen der Fäustlinge meines Ringpanzers. Die wirken im Prinzip so ähnlich wie ein "moderner Arbeitshandschuh" den man heute z.B. bei der Gartenarbeit trägt. (Bildquelle: ich)
 
Wie sah es mit Griffwicklungen aus? Die gab es ja immerhin auch bei anderen Waffen?! (Ja ich weiß bei Lanzendarstellungen sieht man keine...) Vllt. gibt es ja doch was?
Griffwicklung an Reiter- d.h. Stosslanzen im 13. Jhd. kenne ich auch keine. Würde auch nur Sinn als "Stopper" machen, damit der Schaft nicht nach hinten wegrutscht. Oder als Markierung, damit man die richtige Länge greift. Beides ist aber wiederum reine Übungssache; sowohl der muskulöse Griff um den Lanzenschaft plus Einklemmen in der Achselhöhle als auch die richtige Griffposition.
Die Lanzen waren um 1200 noch nicht zu den monströsen spezialisierten Formen entwickelt, die man im Spätmittelalter antrifft [...], sie besaßen einen geraden Schaft von etwa 3 m Länge und konnten noch zu Fuß eingesetzt werden."
Gegen Berittene macht das vielleicht Sinn (Braveheart lässt grüssen). Im Kampf mit gegen andere Fusskämpfer probieren wir solch lange Speere mal aus und berichten Euch später darüber.
So sollte ein verdrehen bzw. "rutschen" in der Hand etwas minimiert werden.
Anders als bei den Infanteriespeeren oder späteren Stangenwaffen generell, mit denen auch Hiebe mit der Schneide oder Schläge mit den Schlagflächen ausgeteilt bzw. gegnerische Waffen mit den Flügeln aufgefangen wurden, halte ich das Verdrehen bei einer Stosslanze für unkritisch. Wenn Du möchtest, dass die Lanzenspitze waagrecht liegt (hilfreich beim Eindringen in den Sehschlitz), musst Du Dir nur angewöhnen, sie in der Senkrechten richtig zu positionieren und beim Senken nicht umzugreifen. Ansonsten stimme den Vorrednern absolut zu. In der höfischen Dichtung werden von den Helden jeweils "ganze Wälder" (= Speerschäfte) zerbrochen. Selbst wenn diese Formulierung masslos übertrieben sein dürfte, spricht sie doch grundsätzlich dafür, dass Reiterlanzen quasi Verbrauchsmaterial waren (bis auf die Lanzenspitzen, die nach dem Gefecht höchstwahrscheinlich eingesammelt und wiederverwendet wurden). Darum macht es durchaus Sinn, einen grösseren Vorrat von Reiterlanzen dabei zu haben. Der Herstellaufwand ihrer Schäfte würde ich dann so gering wie möglich halten, solange sie dem Einsatzzweck voll und ganz genügen. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
...dass Reiterlanzen quasi Verbrauchsmaterial waren...
...grösseren Vorrat von Reiterlanzen dabei zu haben.
Das würde dann dies erklären:
Ich glaube mich zu erinnern auf einigen Bildern der Kreuzfahrer Bibel diese auf Wagen verstaut zu sehen.
Leuchtet alles ein. Dann kann man getrost davon ausgehen dass die Schäfte aus einem Brett heraus gearbeitet wurden und nicht aus irgendwelchen gerade gewachsenen Schößlingen, wie in einem anderen thread hier geschrieben.
Im Kampf mit gegen andere Fusskämpfer probieren wir solch lange Speere mal aus und berichten Euch später darüber.
Wird u.a. im Kavallerieverband praktiziert. https://www.kavallerieverband.de/rückblick/rückblick-2013/deutsche-meisterschaft/ Auf dem Video die Lanze ziemlich zum Schluß, sind aber schöne Aufnahmen. @gerald von ameningen da würde sich eine Kontaktaufnahme anbieten. Ein weiterer Fachmann lebt übrigens in Basel. BTW: Seit der letzten Attacke eines bayerischen Ulanenregimentes 1914 bei Lagarde wurde die Lanze fast nur noch auf Patrouillen verwendet. Beim Auftreffen auf plötzlich auftretenden Feind war sie sofort einsatzbereit und oft reichte die psychologische Wirkung für ein Durchstoßen. Deswegen entschied sich die Mehrheit der Landser bei einer Umfrage, den Degen abzugeben und nicht die Lanze. Eines von beiden mußte weg, als das Seitengewehr (Bajonett) eingeführt wurde. Also werde ich auf dem Schaft erstmal die Farbe abbeizen/ -schleifen und dann die Spitze befestigen. Mehr nicht, außer wir werden zu Griff usw. noch fündig... Wenigstens ist er aus Esche. Ich hoffe dass er nicht zu Verbrauchsmaterial wird, das wäre auf die Dauer ncht billig... ^^
 
Anders als bei den Infanteriespeeren oder späteren Stangenwaffen generell, mit denen auch Hiebe mit der Schneide oder Schläge mit den Schlagflächen ausgeteilt bzw. gegnerische Waffen mit den Flügeln aufgefangen wurden, halte ich das Verdrehen bei einer Stosslanze für unkritisch. Wenn Du möchtest, dass die Lanzenspitze waagrecht liegt (hilfreich beim Eindringen in den Sehschlitz), musst Du Dir nur angewöhnen, sie in der Senkrechten richtig zu positionieren und beim Senken nicht umzugreifen.
Nicht das ich missverstanden wurde. Die gezeigten Lanzen(spitzen) sind allesamt Nachbildungen von "Reiterlanzen(spitzen)" (obwohl ich kein Pferd habe und sie nur kanpp 270cm lang sind) und nicht von Infanteriespeeren (obwohl das ohne Pferd und bei der Länge vermeindlich besser passen würde [1]). Was es auch zu bedenken gilt ist, dass die Mehrzahl der in den Handschriften (etc.) abgebildeten "Gefechte" nicht auf dem Pferderücken dargestellt sind (obwohl sie wohl oft "Ritter" zeigen). Es gibt zudem eltliche Bildbelege aus dem 12. und 13. Jhd., die Flügellanzen im Einsatz auf dem Pferd zeigen. Den Flügeln wird hier ein anderer "Nutzen" zugeschrieben, als das auffangen/parieren gegenerischer Waffen. Wenn ich mich recht erinnere, schreibt Lenhart ebenfalls etwas zum "Vorteil" einer "Struktur" des Lanzenschaftes. Gerade auf für grosse Längen gibt diese "Verjüngung" zu den Enden hin, oder eben eine Struktur mit Kanten, eine Stabilität in der Lanze ansich. Sie "wabbelt" wohl weniger und bricht nicht so schnell [2]. Was den "Aufwand" in der Herstellung anbelangt, ist die Frage was länger dauerte, bzw. aufwändiger war? Den Schaft komplett rund zu hobeln, oder ein paar Kanten (die meiner Meinung nach - und wie beschrieben - einige Vorteile mit sich bringen) stehen zu lassen und ihn damit "eckig" zu fertigen. Aber gut, ich habe keine praktische Erfahrung mit der Lanze "als Reiter" und kann in diesem Fall nur aus der "Therorie" zitieren. Zudem gibt es keine erhaltenen Funde aus der Zeit um 1200 (soweit ich weiss aus dem ganzen HoMi nicht). Ich kann mir vorstellen, dass es verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung gab.
Dann kann man getrost davon ausgehen dass die Schäfte aus einem Brett heraus gearbeitet wurden und nicht aus irgendwelchen gerade gewachsenen Schößlingen, wie in einem anderen thread hier geschrieben.
Mhhh... "steile These". Da wäre ich eher skeptisch... Wobei, ganz so "steil" ist sie gar nicht. Zu dem Thema würde ich ggf. nochmal im FB in einer der "13. Jhd.-Gruppen" nachfragen und weitere Meinungen bzw. Infos einholen. Es sind dort ebenfalls einige Reiter (Arne Koets, André Görlach, Timo Küpfer, etc.) zugegen, die ebenfalls gut vernetzt sind und evtl. noch weitere "Quellen" und Erfahrungswerte parat haben. [1] Infanteriespeere werden in der Lektüre zu diesem Thema meist mit einer Länge von etwa 2m bzw. einer Länge die ca. "eine Armlänge über dem Kopf reicht" beschrieben. [2] Lanzen für "das Turnier" wurden wohl bereits auch im 13. Jhd. nicht aus Esche, sondern aus Tannenholz gefertigt, da die leichter brachen (was die "Kriesgslanze" eben nicht sollte).
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Infanteriespeere werden in der Lektüre zu diesem Thema meist mit einer Länge von etwa 2m bzw. einer Länge die ca. "eine Armlänge über dem Kopf reicht" beschrieben.
Diese Meinung teile ich.
... sie besaßen einen geraden Schaft von etwa 3 m Länge und konnten noch zu Fuß eingesetzt werden.
... also den Kampf zweier Fusskämpfer mit 3 Meter langen Lanzen meinte ich mit:
Im Kampf mit gegen andere Fusskämpfer probieren wir solch lange Speere mal aus und berichten Euch später darüber.
Dann kann man getrost davon ausgehen dass die Schäfte aus einem Brett heraus gearbeitet wurden und nicht aus irgendwelchen gerade gewachsenen Schößlingen, wie in einem anderen thread hier geschrieben.
Ich habe mal ein paar Lanzen gemacht und nach geeigneten Jungbäumen im Ameninger Forst gesucht. Kein einziger war mir gerade genug gewachsen UND gleichzeitig vom Durchmesser her passend. Aber, wenn ich solche gefunden hätte, ja dann... hätte ich sie mit Handkuss genommen. Auch das Bild von "ganze Wälder zerbrechen" ruft in mir zuallererst entsprechend gerade gewachsene, junge Bäume wach.
Was den "Aufwand" in der Herstellung anbelangt, ist die Frage was länger dauerte, bzw. aufwändiger war? Den Schaft komplett rund zu hobeln, oder ein paar Kanten (die meiner Meinung nach - und wie beschrieben - einige Vorteile mit sich bringen) stehen zu lassen und ihn damit "eckig" zu fertigen.
Also, bei gesägten (und deshalb quadratischen) Rohlingen bietet es sich an, der besseren Kontrolle wegen, den Schaft erst zu verjüngen und ihn dann achteckig hobeln. Bei gerade gewachsenen Stangen ist das flächig Hobeln aufwendiger als ein runder Querschnitt. Und, so wirklich kreisrund muss der Schaft ja nun auch nicht sein. Zu den Vorteilen eines eckigen vs. runden Querschnitts muss ich morgen mal in meinen Unterlagen nachschauen, ob ein sechs- oder achteckiger Querschnitt bei gleicher Fläche (= gleiches Gewicht) wirklich eine höhere Knickfestigkeit hergibt, als ein kreisförmiger Querschnitt. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Hab die Diskussion gerade auf fb ausgeweitet, speziell zu den Griffwicklungen und Ortverwahrung. Bei 13tes Jahrhundert in Deutschland und Deutscher Kavallerieverband Trotzdem ist das Forum für mich die Nr.1 für sowas! Mal schauen... Abwarten und Hospitali... äh, Malteser trinken. Danke Euch allen für Eure Beiträge!
 
Das finde ich gut. Nun bleibt abzuwarten ob sich so weitere Sichtweisen bzw. Belege finden lassen, oder ob alles in einem "heillosen Gestech" endet... Ich hoffe auf ersteres... :D
 
ich bin jetzt kein 'Holzwurm', aber werden Stangen nicht immer aus gespaltenen (oder neuerdings eher gesägten) Balken/Stämmen hergestellt? Soweit ich das verstehe eignet sich gewachsenes Rundholz nur bedingt, weil es beim Trocknen reißt aufgrund der unterschiedlichen Holzarten (Kern/Splint). Und dann gehe ich ja immer von einem Rohling in einer mehreckigen Form aus, oder?
 
werden Stangen nicht immer aus gespaltenen (oder neuerdings eher gesägten) Balken/Stämmen hergestellt? Soweit ich das verstehe eignet sich gewachsenes Rundholz nur bedingt, weil es beim Trocknen reißt
Unserer Erfahrung nach reissen Stangen mit einem Durchmesser von etwa 4cm nicht ein, schon gar nicht, wenn sie gleich nach dem Schlagen entrindet werden und langsam trocknen können. Dass Stangen heute maschinell hergestellt werden liegt daran, dass es billiger ist. Allerdings nehmen Maschinen keine Rücksicht auf den natürlichen Faserverlauf, der - unverletzt - Schäften und Stielen eine hervorragende Festigkeit verleiht. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Und dann: Wie versprochen habe ich die unterschiedlichen Querschnittformen (und nur die!) der Lanzenschäfte aus dem Blickwinkel der mechanischen Festigkeit (Knicken) verglichen. Bei gleicher Länge und relativer Verjüngung des Schafts taugt das Flächenträgheitsmoment der Querschnittfläche als einfache Vergleichsgrösse. Die Querschnittsfläche und damit die Durchmesser bzw. Dicken der Schäfte lassen sich dann einfach zurückrechnen. Als Basis nehmen wir einen runden Lanzenschaft mit einem Durchmesser von 3cm, der sich zur Spitze hin verjüngt, 3.5 m Länge, und einem Gewicht (ohne Lanzenspitze) von etwa 2.7 kg Dem gegenüber würde ein gleich langer und gleich steifer Schaft mit sechseckigem Querschnitt knapp 11 Gramm (0.4%) weniger wiegen. Über die Ecken wäre der Schaft 3.3 cm dick, über die Flächen 2.85 cm. Der vergleichbare Schaft mit achteckigem Querschnitt würde nur knapp 3 (0.01%) Gramm Gewicht einsparen. Über die Ecken wäre der Schaft 3.16 cm dick, über die Flächen 2.92 cm. Der schenkt sich zum runden Querschnitt fast nichts. Wie jeder bereits vermutet: Je mehr Flächen, desto näher ist der Schaft am runden Querschnitt. Angesichts realistischer Abweichungen in der Herstellung und vor allem dem unterschiedlichen Wuchs des Holzes, sind die rechnerischen Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Querschnittsform bedeutungslos, ja, dürften noch nicht einmal bemerkt worden sein. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Die Holzprofis mögen mir verzeihen, doch möchte ich die These "aus dem Brett gesägt" allein wegen des nötigen Aufwandes so nicht stehen lassen. Wie bereits angemerkt wurde reissen entrindete Stämme kleinerer Durchmesser nicht. Ungerader Wuchs kann sehr leicht über Dampf begradigt werden. Diese Technik ist seit ewigen Zeiten bekannt. Meinem Verständnis nach bedeutet es weniger Aufwand einen Lanzenschaft aus einem Schössling anzufertigen als diesen mit mehreren Arbeitsschritten aus einer Bohle heraus zu arbeiten. Wobei daraus ein interessantes Experiment entstehen könnte- Test der Stabilität des Lanzenschaftes aus Schößling vs einem aus Stammholz gefertigten.
 
Eine erste brauchbare Rückmeldung aus einer fb-Gruppe (Horsy HEMA): "Die meisten Illustrationen aus jener Zeit (oder von Bayeux bis Fiore, die sich über diese Zeit erstrecken) zeigen Speere, die ebenfalls vom Boden aus benutzt werden, und ja, sie waren ziemlich "nackt". Griffe, Umwicklungen usw. würden in die Quere kommen, wenn du die gleiche Waffe vom Boden aus benutzt hättest und deine Fähigkeit, den Speer zu werfen, beeinflussen würde." (eine fb-userin) Lasse ich erstmal so stehen. Spekulativ wäre die Annahme, dass gleichartige Lanzen (von den Abmessungen her) sowohl von berittenen wie von beschuhten Truppen genutzt wurden und es deshalb noch keine reinen Reiterlanzen wie die aus späteren Epochen gab... Wobei ich jetzt nicht sicher bin ob damals Speere/ Lanzen noch geworfen wurden - wohl eher nicht.
 
Wobei daraus ein interessantes Experiment entstehen könnte- Test der Stabilität des Lanzenschaftes aus Schößling vs einem aus Stammholz gefertigten.
Vielleicht sollten wir mal anders an die Sache herangehen. Was wurde von einer Lanze (wir gehen mal von einem Verbrauchsgut aus) in jener Zeit erwartet? 1. "Fahnenmast" für einen Wimpel. 2. Waffe für den Erstschlag bei einer Attacke. War dieser ausgeführt ging es anschließend mMn sofort in ein Handgemenge über wo die Lanze nicht mehr handhabbar war. Also diese fallengelassen - war sie vorher zerbrochen beim Anprall oder steckte noch im Gegner, auch gut - und Schwert gezogen und feste druff. Damit hatte sie ihren Zweck erfüllt. Wenn dem so war, dann war sie wirklich Verbrauchsmaterial und sie mußte nur stabil genug sein den ersten Stoß durchführen zu können. Deswegen konnte es sein - wir spekulieren mal - dass auf ihre Herstellung nicht wirklich Sorgfalt gelegt wurde. Mir ist klar dass diese Denke uns nicht paßt (im Hobby kostet alles Geld und soll schön sein und lange halten).
 
1. "Fahnenmast" für einen Wimpel. 2. Waffe für den Erstschlag bei einer Attacke. War dieser ausgeführt ging es anschließend mMn sofort in ein Handgemenge über wo die Lanze nicht mehr handhabbar war. Also diese fallengelassen - war sie vorher zerbrochen beim Anprall oder steckte noch im Gegner, auch gut - und Schwert gezogen und feste druff. Damit hatte sie ihren Zweck erfüllt. Wenn dem so war, dann war sie wirklich Verbrauchsmaterial und sie mußte nur stabil genug sein den ersten Stoß durchführen zu können. Deswegen konnte es sein - wir spekulieren mal - dass auf ihre Herstellung nicht wirklich Sorgfalt gelegt wurde. Mir ist klar dass diese Denke uns nicht paßt (im Hobby kostet alles Geld und soll schön sein und lange halten).
Man liest andererseits immer wieder davon, dass "mehrfach gewendet und erneut angeritten wurde", um den Gegner nieder zu machen. Ich würde also nicht in jedem Fall sagen, dass die Lanze "beim Erstkontakt" bereits "verbraucht/verloren" war. Zudem sieht man in den Abbildungen des 12. und 13. Jhd. auch immer wieder noch eine "Trageweise" der Lanzen, die eigentlich bereits seit dem 11. Jhd. (beginnend) nicht mehr gebräuchlich gewesen sein sollte... nämlich zum Beispiel "über der Schulter liegend", oder am langen ausgestregten Arm (in werfender Haltung). Gut möglich, dass die die "unter die Achsel geklemmte" (und damit mehr Stabiliät und Zielgenauigkeit herbeiführende) Trageweise "um 1200" noch lange nicht von allen praktiziert worden ist und wir es hier noch mit verschiedenen Taktiken/Kampfweisen zu tun hatten. Dies hätte zur Folge, dass einige "Lanzen" tatsächlich eher noch kleiner (und dünner) ausfielen und eher "speerartig" waren. Die Länge und Dicke der Lanze "wuchs" erst, als man sie unter die Achsel klemmte (dies sieht man bereits auch auf zeitgenössischen Abbildungen) und mit einem besseren Hebel weitaus ruhiger und präziser führen konnte. Diese Art der Lanzenführung (unter die Achsel geklemmt) ist laut mehrerer Fachautoren übrigens primär für die Anpassung der Schild- und Helmformen verantwortlich, da man so deutlich gezielter und mit grösserer Wucht zustechen konnte. Ich teile diese Meinung.
 

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