Bedruckte Leinenstoffe

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Wilfried Tenneberg

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Hallo in die fachkundige Runde, es geht jetzt nicht um das Färben an sich, aber dennoch passt es hier gut rein, hoffe ich... Im Netz sind verschiedene Fragmente von Leinenstoffen, welche ein- bis dreifarbig mit einer Model bedruckt sind. Nachfolgend aufgeführtes Beispiel stammt aus Deutschland, 12. Jhdt. FragmLeinenbedr.01.jpg (Quelle: Metropolitan Museum of Art, NY, gemeinfrei) Größe: 18,1 x 17,8 cm Material: Leinen, bedruckt Meine Fragen sind folgende: Wofür wurde solches Material verwendet? (Bitte quellenlastige Aussagen, keine Mutmaßungen) Ist Euch ähnliches schon in der Darstellung des Hochmittelalters "über den Weg gelaufen" - d.h. hat jemand so etwas und wofür? Danke im Voraus! Grüße von Wilfried Tennedruck
 

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Zeugdruck nennt sich das, das findet man ab dem Hochmittelalter zunächst im Rheingebiet, später verbreitet es sich weiter. Funde gibts da einiges, zB im Germanischen Nationalmuseum. Im Nürnberger Kunstbuch und zB auch in "Mittelalterlicher Zeugdruck am Rhein" von Renate Jaques findet sich da einiges an sehr guter Info dazu. Und doch, jetzt kommt ein vermutlich. Weil man das eben nicht absolut sagen kann: Vermutlich wurden diese (Leinen- und Seiden-) Stoffe für Haushaltstextilien genutzt, also Kissen, Vorhänge usw. weil sie halt auch nicht so gut waschbar sind wie gewebte Seidenstoffe oder einfach gefärbte. In der Konzilsausstellung in Konstanz gabs zB eine Bettwäsche aus grüner Seide mit Bedruckung zu sehen. In Frankreich gibts einen seidenen Beutelfund mit einem aufgedruckten Gold-Medaillon drauf. http://neuesausdergotik.blogspot.co.at/2016/01/wiltu-auftrucken-silber-vnd-golt.html http://neuesausdergotik.blogspot.co.at/2014/04/die-druckten-nicht-doch-die-druckten.html
 
Vermutlich wurden diese (Leinen- und Seiden-) Stoffe für Haushaltstextilien genutzt, also Kissen, Vorhänge usw. weil sie halt auch nicht so gut waschbar sind wie gewebte Seidenstoffe oder einfach gefärbte.
Danke Rotschopf! Habe zwischenzeitlich auch was gefunden: http://archive.org/stream/diekunstdeszeugd00forr#page/n0/mode/2up Kann man online schmökern. Neben Haushaltstextilien sind auch Futterstoffe erwähnt. Für Oberbekleidung wohl eher nicht. Wie auch immer, Zeugdrucke sind m.E. auch völlig unterrepräsentiert und tw. unbekannt.
 
(Achtung, keine Belege und eine Vermutung anbei) Ich habe so ein Tuch :love: und werde es als Tischtuch nutzen. Scheint mir sinnvoll
 
Naja, im Spämi schon, aber dafür sind sie im Frühmi mittlerweile mega überrepräsentiert, weil billiger als "echten" Brokat zu kaufen.
 
Als R. Forrer gewirkt hat, steckte die Archäologie noch in den Kinderschuhen, die Textilarchäologie war quasi noch gar nicht erfunden, von daher wäre ich bei dieser Quelle eher kritisch. Dennoch herzlichen Dank für den link !
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
...von daher wäre ich bei dieser Quelle eher kritisch.
Das ist keine Frage, klar. Bin ich voll bei Dir. :eek:ff1 Allerdings stützen sich auch neuere Forschungen auf alte Arbeiten und Publikationen, z.B. Ilse Fingerlin in Gürtel des hohen und späten Mittelalters und auch M.F. Mazzaoui in The Italian Cotton Industry in the Later Middle Ages 1100-1600. H.Prutz nimmt in seinen Werken (erschienen um 1900) zu den Ritterorden auch Bezug auf noch ältere Quellen wie z.B. DeLaRoulx. Dass solche alten Quellen mit Vorsicht zu genießen sind wäre eine eigene Diskussion wert. Demgegenüber steht eine "Flut" von heutigen Publikatioen, wo einer vom anderen ungefiltert abschreibt und somit auch die alten Quellen unkritisch reflektiert. Von daher sind die alten Quellen (mit aller gebotenen Vorsicht) dennoch eine Fundgrube vergangenen Wissens. Auch darf man nicht vergessen, dass da zu einer Zeit geforscht wurde, als es noch einfacher war Archive (Prutz war längere Zeit auf Malta) einzusehen und Regalien zu untersuchen die 50 Jahre später durch Kriege und Folgeerscheinungen unwiederbringlich verloren waren. Und so manches Wissen z.B. über die Kreuzfahrerburgen im Outremer verdanken wir den deutschen Militärfliegern im 1. Wk und den unmittelbar daraufhin tätigen Archäologenteams... Die andere Sache ist: wo würden wir ohne die alten Forschungen und erst recht ohne die neuen wissenschaftlichen Forscher wie Oakeshott, Fingerlin, Mazzaoui, Kania, Hägg usw. stehen? (Allerdings nützen die Bücher usw. auch nur dem der sie liest...) :) :back
 
Den neuen Forschern helfen in diesen alten Publikationen : Zeichnungen, Beschreibungen und Analysen wie Drehrichtung der Fäden Fadenzahl, Maße der Fragmente, Fotos, Restaurationsberichte, ect. Wenn es aber um die mutmaßliche Verwendung geht, sind alle Seriösen Autoren eher vorsichtig. So lange ein Textil ganz klar z.B. mit einer Bestattung, oder einer Moorleiche auftritt, kann man die Verwendung meist zuordnen, aber wenn ein Textil sich in einer Reliquienlade befindet wird es knifflig : war das Textil zur Zeit der Schenkung neu oder gebraucht, wenn es gebraucht war, wozu diente es vorher ? Bei Stücken ohne bestimmbare Herkunft scheint es fast unmöglich zu sagen wozu es diente. Du hast nach einer belegten Verwendung gefragt. Bei Pflanzlichen Fasern bin ich so gut wie überhaupt nicht im Thema, aus dem Augenwinkel weiß ich es gibt mehrere bedruckte Textilien, verteilt über etliche Epochen, aber woher sie stammen und ob man sie im Verwendungszweck zuordnen kann, weiß ich nicht.
 
... mal zur Diskussion, wenn man zB so ein Textil in einem Grab finden würde, dann weiß man doch noch immer nicht sicher, ob und wenn ja wie die vorherige Verwendung war.
 

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