Verschiedene 'Ummantelungen' des Schwertgriffs - Vor- und Nachteile?

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Hendrik1975

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Hallo zusammen! Ich hoffe, thematisch passt meine Frage in diese Rubrik, ansonsten bitte einfach verschieben. Bei Schwertgriffen habe ich diverse Materialien gesehen, mit denen der Griff gestaltet ist/wurde. Holz ohne alles, Holz mit Leder bezogen, Holz mit Leder(schnüren) umwickelt, Holz mit Draht umwickelt, und und und. Ist das rein eine Sache der persönlichen Vorliebe, oder gibt es spezifische Vor- und Nachteile? Oder auch Kombinationen, die sich vielleicht sogar gegenseitig ausschließen? Kettenhandschuh und Draht, weil es aufeinander rutschen könnte? Keine Ahnung, ob es wirklich so ist, nur wilde Vermutung eines Unkundigen ;-) Vielleicht können mir die Profis unter Euch was dazu sagen...
 
Worum geht es dir denn genau bei der Frage? Möchtest du einen praktischen Griff für ein Trainingsschwert oder geht es darum, was zu welcher Zeit wie gemacht wurde? Nicht alles, was heute verkauft wird, hat auch ein historisches Vorbild aus der entsprechenden Zeit... Gewickeltes Leder hat zum Beispiel die gleiche griffigkeit wie vernäht Leder - ist jedoch mit deutlich weniger Verschnitt zu realisieren und einfacher und schneller aufgeleimt. Draht taucht an Hilzen meines Wissens nach erst spät auf - mir fallen da spontan eher Rapiere und Säbel bis in die moderne ein. Jedenfalls für Europa...
 
Für das Hochmittelalter kenne ich diese Varianten:
Mir sind beispielsweise bisher Handhaben bekannt, wo über das Griffholz entweder: - eine Schicht Leder - eine Schicht Leinen und dann Leder - ein Leinenband/streifen und dann Leder - oder ein Lederband und dann Leder oder - Leder und darüber eine Lederwicklung (in X-Muster) - Leder und darüber eine Silberdrahtwicklung (in X-Muster) montiert waren.
Für das Spätmittelalter bin ich nicht ganz sooo fit. ich denke, dass die Variante mit dem Leder über dem Griffholz (auch mit sogenannten "Raisern/Ringen" bzw. einer Leinenschnur unter dem Leder) die häufigste Variante war. Da gibt es auch etliche erhaltene Originale, die das so haben. Hab auch auch schon ein langes Schwert aus dem SpäMi gesehen, bei dem eine Hälfte der Handhabe komplett mit Draht umwickelt war (die andere Hälfte mit Leder). Aber ob das öfter so gemacht wurde, weiss ich nicht, da müssen die SpäMi-Darsteller aushelfen. Ab der frühen Neuzeit findet man auch immer öfter Drahtwicklungen an den Handhaben. Oft sind das dann Blankwaffen, die bereits über ein recht ausgeprägtes Gefäss verfügen (Seitschwerter, Degen/Rapier, usw.), dass mit diversen Bügeln und Stangen die Hand umschliesst (und wo teils einzelne Finger halt an der Parierstange oder an Ringen/Bügeln im Gefäss finden).
 
Für das Spätmittelalter bin ich nicht ganz sooo fit.
Da ich aktuell im Buch "das Schwert - Gestalt und Gedanke" lese, hab ich da mal noch etwas geblättert. Es findet sich fürs spätes 15. Jhd. auch ein Einhandschwert dessen Handhabe (wohl Original) mit Samt bezogen war (S. 86) oder ein langes Schwert (1480-1500), dessen Handhabe komplett aus Metall gestaltet ist und die im vorderen Teil noch mit Hornplatten beschlagen wurde (S. 110). Da hat es wohl auch die verrücktesten Varianten (Aussnahmen?) gegeben.
 
@Dunio - Du hast völlig Recht, ich hätte direkt dazu schreiben sollen, warum ich das gerne wissen würde. Sorry, mea culpa. Als Projekt für den Winter möchte ich noch ein Wikingerzeitliches Schwert nach einem Fund nachbauen. Nur als Deko, also ohne dass ich damit jemals kämpfen würde. Vom Schwert ist nur das Metall erhalten geblieben, was auf einen Griff aus organischen Material schließen lässt. An anderer Stelle hatten wir schon erörtert, dass die Wikis wohl ohne Handschuhe, also mit bloßen Händen das Schwert führten. Somit bin ich bei der Gestaltung des Griffs relativ frei, es sollte natürlich auch passend zu den bloßen Händen sein. Deswegen anders und präziser gefragt - welcher Bezug am Griff wäre dafür am geeignetsten? @Thomas W. sorry sorry sorry für Deine Arbeit, hätte direkt schreiben sollen, dass es um das FrüMi geht... :ups
 
@Thomas W. sorry sorry sorry für Deine Arbeit, hätte direkt schreiben sollen, dass es um das FrüMi geht...
Kein Problem. Auch fürs FrüMi kann ich dir mit einem Beleg weiterhelfen: Spata 1.jpg (Bildquelle: ich & pinterest) Das Schwert ist auf ca. 850 datiert. Die lederne Griffwicklung ist im Original erhalten (siehe Bild oben links). Es wurde hier ein Lederstreifen (leicht überlappend) um die Handhabe gewickelt. Diese Variante war mit Sicherheit auch sehr "griffig".
 

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@Thomas W. Sehr gediegenes Stück :thumbup: Da ein Teil der Bilder von Dir stammt (und ich nicht vermute, dass Du im Besitz des Originals bist), gehört die wunderschöne Replik wahrscheinlich zu Deiner Sammlung, hab ich recht? ;-)
 
@Thomas W. Sehr gediegenes Stück :thumbup: Da ein Teil der Bilder von Dir stammt (und ich nicht vermute, dass Du im Besitz des Originals bist), gehört die wunderschöne Replik wahrscheinlich zu Deiner Sammlung, hab ich recht? ;-)
Ja, du hast Recht. Ich besitze zwei frühmittelalterliche Blankwaffen. Dieses Stück ist eine davon. :)
 
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Gut, dann wäre ich mit Leder - gewickelt oder glatt umnäht - schon mal auf der sicheren Seite. Gibt es beim Leder noch irgendwas hinsichtlich Herkunft zu beachten? Kalb, Rind, Ziege...? Ist eines davon besser oder schlechter geeignet, weil möglicherweise mehr oder weniger griffig? Ach ja - was ist mit Holz ohne Leder? Grundsätzlich auch möglich, oder aus bestimmten Gründen ungeeignet oder unbelegt?
 
Gut, dann wäre ich mit Leder - gewickelt oder glatt umnäht - schon mal auf der sicheren Seite.
Ich weiss nicht wie es mit Belegen im FrühMi dazu aussieht. Belege für vernähtes Leder an den Handhaben gibt es erst im SpäMi. Und auch da sind die geklebten noch deutlich in der Überzahl (wenn ich mich Recht erinnere).
 
Interessanter Einwand. Ehrlich gesagt habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, dass man - unabhängig von der Epoche - das Leder um den Griff eventuell NICHT genäht haben könnte. War mir immer logisch erschienen. Ist denn eine Verklebung durchgängig gesichert?
 

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