"nach innen" genähte Keile bei einer FrüMi-Tunika?

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Hendrik1975

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Schwarmwissen ist gefragt :) Seit drei Tagen suche ich mich nach einer Quelle tot, die ich um's Verrecken nicht wieder finde. Da ging es um die (seitlichen) Keile am Schurz von Frühmittelalterlichen Obertuniken. Dort stand, dass diese bisweilen quasi U-förmig nach innen angesetzt wurden (und nicht flach mit dem Schurz vernäht, so wie ich angenommen hatte). Hintergrund war, dass damit die Tunika relativ körperbetont anlag, und die Schlitze sich nur bei (ausladenden) Bewegungen öffneten, und den nach innen liegenden Keil offenbarten. Meine Tunika saß mit den flachen Keilen vorher auch echt komisch. Dann hab ich sie an den Nähten nach innen umgeschlagen und links auf links fixiert. Um Längen bessere Optik bei gleichbleibender Bewegungsfreiheit. Machte also Sinn. Nur die alles entscheidende Frage - wo um alles in der Welt stand das? Hat jemand von Euch eine passende Quelle parat?
 
Okay, ich formuliere die Frage um - wie näht Ihr Eure Keile ein? Flächig mit dem umliegenden Gewebe? Oder irgendwie anders?
 
Englisch kann ich leidlich gut, alleine schon berufsbedingt ;-) Der Link ist interessant, danke Dir. Trifft es aber nicht so ganz... Hab mal aufgemalt, was ich meinte. Den Keil nicht wie bei dem Link in einer Ebene mit dem Gewand, sondern richtig nach innen gelegt (nicht nur innen angenäht). Ich könnte mich in den Hintern beißen, dass ich mir nicht gemerkt habe, wo ich diese Version gefunden und gelesen hatte. War halt so beschrieben, dass bei dieser Technik das Gewand im Stehen und bei leichter Bewegung am Schlitz weitestgehend geschlossen ist und am Körper anliegt. Bei ausladenden Bewegungen öffnet sich der Schlitz und der Keil wird sichtbar. Klang plausibel, und ein Test ergab, dass das auch in der Praxis prima funktioniert.
 

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Die erhaltenen Fragmente früh- und hochmittelalterlicher Kleidung mit Nahtresten, die ich kenne, deuten an keiner Stelle auf eine solche Naht hin. Alles Weitere ist Spekulation. Wie leider so oft im Frühmittelalter. Die Frage ist immer wie rigoros man Okham's razor anwenden möchte. Ich persönlich halte eine solche Konstruktion für unnötig und unschön. Ich persönlich werde die Tage mal ausprobieren Geren an der Spitze gefaltet einzusetzen. Vorbild ist die Kragelund-Tunika. Das sollte schon für weniger Aufklaffen der Geren sorgen. Mit Kragelund ist das zwar erst für das 11. Jh. belegt - aber aus meiner Sicht immer noch besser als komplette Spekulation.
 
Im Kopf hab ich auch nur noch 'FrüMi' und 'Tunika'. Ob's schön ist, ist immer Geschmackssache, praktisch ist es auf seine Art schon, aber wie Du ganz richtig sagst - die echten Belege fehlen. Hab mir auch schon gedacht, wenn es normal und typisch gewesen wäre, hätte man zumindest in den aus den Funden abgeleiteten Anleitungen was dazu geschrieben. Deswegen bin ich da auch noch sehr skeptisch und wollte erst noch mal in die Runde fragen ;-) Ist ja im Grunde schon fast Bestätigung (dagegen) genug, dass diese Variante anscheinend niemand kennt.
 
Vorsicht: Anzahl, Art und Verteilung der Funde lassen keine echten Aussagen über "normal" und "typisch" zu. Nur über "belegt". Und die aus den Funden abgeleiteten Anleitungen sind je nach Art des Fundes manchmal auch sehr ... optimistisch. Ich würde z.B. die "trapezförmigen Tunika-Schöße", die aus einem Haithabu-Fragment abgeleitet werden ganz anders interpretieren. Nämlich als Teile gestückelter Seitengeren einer Frauen-Übertunika. Dann ergibt auch der Eingriff Sinn. Nicht als Tasche, sondern, um an den Gürtel der Haupt-Tunika zu kommen. Trapeze deshalb, weil die Spitzen (wie bei vielen anderen Funden) angestückelt waren. Voilá: Eine Erklärung für einen Fund auf den drölfzig von Hägg abgeschriebene Anleitungen nicht kamen.
 

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