Leder mit Indigo färben?

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Hendrik1975

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Blöde Frage - Wie färbt man Leder mit Indigo blau? Beim Stoff hatte ich die Variante mit Entfärber plus Indigopulver. Hat super geklappt. Und bei Leder?
 
Leder kann man mit pflanzlichen Mitteln (meines Wissens nach) nicht blau durchfärben. Nur eine Oberflächliche anhaftung ist möglich. Zum Durchfärben von Leder muss man entweder bei der Gerbung bestimmte Substanzen (Eisenspäne, unterschiedliche Anteile Eiche und Kiefer, etc.) hinzugeben, oder man kann auch weißgegerbtes Leder (mit Aluminiumsalzen wie Alaun) nachher wie jeden anderen Stoff färben (für Rot und Grün bspw.). Blau hingegen geht nicht, da diese Farbstoffe nicht mit der Beize reagiren um in das Leder einzudringen.
 
Die Oberfläche reicht mir schon - soll ein Gürtel draus werden, da ist komplett durchgefärbtes Leder nicht notwendig. Meine ersten Versuche habe ich jetzt mit der 'Giftbrühe' durchgeführt, die ich von den ersten Stofffärbungen noch rum stehen hatte. Da hatte ich auf 10 Liter Wasser 50g Indigopulver und zwei Packungen Entfärber. Völlig falsch, weiß ich mittlerweile ;-) Ich wollte nur das gute Indigo nicht direkt ins Klo kippen, deswegen steht die hier noch. Greift das Leder allerdings ganz extrem an. Hab heute einen kleinen Streifen gerade mal für fünf Minuten da rein gelegt, und das Leder hat da schon stark gelitten. Dafür ist es in den fünf Minuten schon sehr blau geworden. Allerdings leider mit einem grünlich-gräulichen Stich. Vielleicht wegen dem Übermaß an Chemie ;-) Also - grundsätzlich geht's, beim nächsten Versuch dann mit der richtigen Mischung :)
 

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Mittlerweile habe ich das Ganze noch einmal unter etwas kontrollierteren Bedingungen ablaufen lassen. Als Küpe habe ich 1 Liter Wasser genommen, 1/3 Teelöffel Indigopulver vorsichtig untergerührt, und dann 1 gestrichenen Teelöffel Entfärber dazu. Als Leder habe ich mir vegetabil hell gegerbtes Rindsleder besorgt, und kleine Stücke davon unterschiedlich lange in die Mischung gelegt. Ergebnis von links nach rechts: 1) 5 Minuten drin gelassen, gespült, trocknen lassen 2) 10 Minuten drin, spülen, trocknen 3) 15 Minuten, spülen, trocknen 4) viermal nacheinander für je 1 1/2 - 2 Minuten drin, trocknen, spülen 5) Gleiche Behandlung wie unter 4), danach gefettet Mit mehrmals kurz einwirken lassen kam das in meinen Augen beste Ergebnis bei raus. Ist ein sehr sattes Nachtblau geworden. Ja, das Leder wird etwas steifer, finde ich bei einem Gürtel (worauf das Ganze hinaus laufen soll) aber nicht dramatisch. Zwischen den einzelnen Färbungen sollte man sich nur einiges an Zeit nehmen. Das Indigo dunkelt noch eine ganze Weile nach. Auf's Fetten werde ich verzichten. Wird dann zwar wieder schön geschmeidig, aber schnell zu dunkel.
 

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Toll, dass Du das so schön dokumentiert hast! Ist beim Färben nicht auch die Menge des Färbeguts entscheidend? Oder gilt das nur für Stoffe? Sonst wäre es interessant, wie viel Leder auf wie viel Färberflüssigkeit das war, wenn Du danach einen Gürtel gemacht hast. Nur, falls ich sowas irgendwann mal probieren will...
 
Doch klar, auch beim Leder brauchst Du abhängig von der Menge des Materials entsprechend viel Farbstoff. Allerdings vermute ich, dass die Menge für Leder deutlich geringer sein dürfte als für Stoff. Leder hat eine relativ glatte Oberfläche (und damit wenig Fläche), Stoff hingegen durch die Menge an Fasern eine viel größere Oberfläche. Da Indigo bei beidem eh nur eine Oberflächenfärbung macht, braucht man vermutlich auch weniger Indigopulver. Wenn ich den Gürtel gefärbt habe, kann ich Dir hinterher gerne die Mengen nennen :)
 
Mich würde interessieren, ob das Leder als Gürtel auf die darunter liegenden Textilien abfärbt, wenn der Mesch schwitzt. Textilien werden nach einer Indigofärbung meiner Erfahrung nach im Laufe der Zeit heller. Wie ist das bei Leder?
 
Mein Stückchen Testleder ist gerade mal einen Tag alt ;-) Langzeiterfahrung somit noch nicht vorhanden. Abfärben wird es sicherlich ein wenig, ist ja bei neuen Jeans auch so. Nur wäscht man eine Jeans vermutlich öfter als einen Gürtel :D Wäre jetzt für meine Darstellung aber erst mal unkritisch, da der Kaftan auch blau werden soll. Bin auch mal gespannt, wie abriebfest Indigo auf Leder sein wird...
 
Das ist doch der nächste Test oder? :D Probestücke jehweils: 1 Stunde auf: -Wolle, -Leinen, -Seide, -Bauwolle -Leder a. trocken, b. mit Wasser b1.-feucht, b2. -naß mit 50g-2000g Belastung (die Abstufung überlasse ich dir) ;) reiben und das ganz dann noch einmal mit Salzwasser als Schweißersatz :thumbsup: Sonderprüfung: nur mit Wasser und dann mit Salzwasser näßen und auflegen 8o
 
So, Färben von Leder mit Indigo erfolgreich geschafft :) Für die 'Nachmacher' eine kurze Zusammenfassung: Man nehme vegetabil gegerbtes Leder in Naturfarbe. In meinem Fall 220 cm lang, 2 cm breit. Als Küpe habe ich 5 Liter Wasser genommen, und darin 1 TL Indigopulver sowie 1 EL Entfärberpulver aufgelöst/vermischt. Keine Ahnung, ob das nun die ideale Mischung ist, hat aber auf jeden Fall hervorragend geklappt. In die Küpe habe ich das Leder ca. 15 Mal eingelegt, jeweils für 3-4 Minuten. Nach jedem Tauchgang abgespült, vorsichtig abgetrocknet, und für ca. 20 Minuten zum Trocknen aufgehängt. Durch das schrittweise Färben wird die Färbung schön gleichmäßig und gibt keine Flecken. Das Ergebnis seht Ihr im Bild (ist im Original etwas dunkler und intensiver, die Kamera fängt es leider nicht so gut ein). Ich muß sagen - war gar nicht schwer, man braucht nur etwas Geduld. Viel Spaß beim selbst ausprobieren :)
 

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Die Lichtechtheit & der Farbabrieb würde mich auch sehr interessieren. Vielleicht wäre das mal was für ein paar Schuhe für den Adel... ;)
 
@Gerard - Schuhe farblich passend zum restlichen Outfit - warum eigentlich nicht? ;-) Kann mir gut vorstellen, dass das durchaus so praktiziert wurde. Und der Adel kann mit verblassenden Farben und/oder Abrieb vermutlich auch gut leben - da werden die Schuhe einfach gegen neue getauscht. Aber apropos Schuhe... Die Oberfläche vom Leder ist nach dem Färben extrem empfindlich. Man sieht sofort kleine Kratzer, und bei schwitzigen Händen auch direkt Fingerabdrücke. Also habe ich einen Teil des Leders vorsichtig gefettet. Dadurch dunkelt die Farbe deutlich nach. Für meinen Geschmack wird es fast schon zu dunkel, und bekommt einen leicht gräulich-grünlichen Stich. Also habe ich es auch noch mit farbloser Schuhcreme mit Bienenwachsanteil versucht (die bekannten Blechdosen mit dem Frosch ;-) ) Sieht deutlich besser aus, dunkelt auch nach, aber dezenter. Im Bild von oben nach unten unbehandelt -> Schuhcreme -> Lederfett. Beim nächsten Mal würde ich direkt den letzten Färbegang weg lassen. Dann ist der Farbton zwar etwas weniger intensiv, bleibt aber heller und strahlender.
 

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