P wie praktisch

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Das mit der Beleglage ist aber auch so eine Sache. Je nach Epoche ist vieles von dem alltäglichen, banalen Zeug ja nicht wirklich erhalten bzw überliefert. Wie zum Beispiel hat denn jetzt konkret der gesittete Karolinger im Winter genächtigt, wenn er, wovon ich ausgehe, keinen Bock hatte zu frieren? Sich einen Woll-Fellschlafsack oder etwas vergleichbares zu nähen, ist ja offenbar raus.
[...] Und der wichtigste Grund... Weil der Mist gekauft wird.
Genau. Und damit sind wir sozusagen auch vollkommen authentisch. Durch alle Jahrhunderte. :D Dieses jemand-bringt-eine-unsinnige-Mode-auf-und-alle-kaufen-es ist vollkommen normal. Was sind denn etwa Tulpenstiefel? Praktisch? Nie und nimmer. Oder die Geschichte mit den kurzen Galliermäntelchen und Karls Höchstpreisverordnung. Als die Mode der kurzen Mäntel aus Gallien ins Frankenreich schwappte um dort die dicken, schweren, doppelt gelegten Wollmäntel abzulösen (die unter anderem dem gesitteten Karolinger wohl auch zum Nächtigen dienten wenn unterwegs...) konstatierte Karl der Überlieferung nach seine Abneigung gegenüber diesem Modeschnickschnack einmal mit den, frei zitierten, Worten, damit könne er sich weder zudecken, noch ordentlich reinkuscheln und wenn er im Winter seine Notdurft verrichte, frören ihm die Eier ab. Oder die Glöckchenmode zu burgundischer Zeit? Ja, Glöckchen an der Kleidung gab es wirklich einmal. War der volle Renner in Burgund. Eine kurze Zeit. Oder die überlangen Schuhspitzen, die man sich in den Gürtel stecken musste, um sich beim Laufen nicht den Hals zu brechen. Mist, der gekauft wurde, weil man es einfach haben will, gab es schon immer. Und weit weniger praktisch als Fellschlafsäcke, nebenbei bemerkt. Der Wesenszug an sich ist also vollkommen historisch korrekt. "Ich stelle einen Menschen dar, der Zeug kauft, weil er es einfach haben will." Coole Sache, das. Weitaus näher am Original als schottische Prinzessinen, die von Wikingern geraubt und in Norwegen zur Schildmaid ausgebildet wurden... Und die ersten Mittelaltermärkte hierzulande? Gab es unter Wilhelm II schon Ende des 19. Jahrhunderts. Mit wagneriesken Kostümen und "restaurierten" Burgen. Wäre also durchaus eine Lösung, nicht Mittelalter zu machen, sondern wilhelminisches Mittelalterreenactmentreenactment. Da ist man voll authentisch mit all dem ganzen historisierenden Zeug. Ich beginne, mein Hobby in ganz neuem Licht zu sehen 8o
 
Die fehlende Beleglage macht es leider gerade einfacher historisierenden Krampf abzusetzen. Da kann man nur interpretieren, gerade wenns um Alltagskram, der nicht überliefert ist, geht. Ich für meinen Teil kann nur für eine bzw meine angestrebte Darstellung sprechen und da gehe ich davon aus, das ein einfacher Fischer genug anderes zu tun hat, als sich einen Schlafsack zu nähen, wenn eine Wolldecke denselben Zweck erfüllt.
 
Jetzt muss ich doch nochmal nachfragen: Gehts hier nicht mehr um Larp und Fantasy? Marled
 
Ich habe den Thread als Grundsatzdiskussion für alle Spielarten unseres Hobbies aufgefasst, im LARP Bereich beherbergt, da er für LH zu allumfassende ist.
 
Ach so, dann geht es, deinen Worten nach zu urteilen, also doch hauptsächlich/auch um Reenactment, Geschichtsdarstellung etc. Finde ich unglücklich gewählt, weil das zwei Paar Schuh sind! Ich kenne etliche Leute die Larp bzw Fantasy machen, und sehr fantasievoll mit Material umgehen und Alltagsgegenstände neu denken. Denen macht es Spaß für ihre Darstellung Neues zu erfinden, herzustellen oder Gekauftes fantasievoll einzubinden. Da spielt die Belegbarkeit überhaupt keine Rolle, sondern die Kreativität ist gefragt. Ich habe sehr gestaunt, was möglich ist, als ich zum ersten Mal auf der Fark damit in Berührung kam. Es waren, wie ich schon weiter vorne geschrieben hatte einige dabei, die aus der Geschichtsdarstellung kamen und ganz bewusst in diesen Bereich gewechselt sind, weil sie halt gerne kreativ sind ohne sich an vorgegebenes Material, Verwendungszweck, soziale Eingebundenheit, etc halten oder ein bestimmtes Bild repräsentieren zu müssen. Unter diesem Aspekt der Fantasy fand ich die Diskussion hier schon etwas unverständlich. Marled
 
danke Marled, das wir jetzt ewig um das wie diskutieren um das als um den Inhalt :pinch: ;( :thumbdown: nur damit Du es so oder so blöd findest.
OT: einige tun hier als ob ich eine heilige Kuh schlachte und neue Regeln erfinden will. Will ich nicht, ich möchte nur verstehen warum man Dinge erfindet statt zu schauen was es gab. Eigentlich würde ich gerne die Kluft abbauen statt aufbauen. Und ich finde es respektlos Dinge vorzuschlagen die sagen "guck mal hier für euch Gromis reicht das" eben weil die Palette von_bis geht und man nicht pauschal sagen kann das ist Klamauk und alles ist erlaubt. Und nachdem dann das geklärt ist und der Schlafsack im Detail bitte im Schlafsacktread weiter diskutiert wird, könnten wir beim Thema bleiben ? Wer das blöd findet kann ja weiter blättern.
Es geht mir ums den Mittelaltermarkt aber auch Larp
 
Leute, es geht nicht um entweder oder, es geht um beides. Mich interessiert durchaus, wie das im LARP gesehen wird - wobei es da ja, das darf man nicht vergessen, auch verschiedene Spielarten gibt. Und mich interessiert genauso, ohne Standesdünkel, wie das in der LH gesehen wird. Und dass es einen Bereich gibt, wo sich beide überschneiden, ist auch klar.
 
Aber wenn ich ne Elfe darstellen will, dann kann ich mir doch einen Schlafsack nähen, der aus Wolle, Fell oder meinetwegen auch Fleece besteht! Dafür ist es doch Fantasy!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@marled Nein, es geht mir, wie bereits um sämtliche Facetten des vereinfacht genannten MA-Hobbies. Ich kann nur meine Erfahrungen einfließen lassen, und auch im LARP gibt es ,genauso wie im LH gewisse Richtlinien, da es ja keine Funde geben kann. Ich spreche nur vom Fantasy-Setting,da Steampunk, Endzeit, Vampire LARP ganz andere Paar Stiefel sind. Wenn du z.b. ein LARP mit DSA Plot besuchst, hast Du für die dementsprechenden Charakterklassen durchaus Regeln, die es zu befolgen gilt, um innerhalb des Regelwerks glaubwürdig, deinen Charakter darzustellen bzw zu spielen. Und da schließt sich dann auch der Kreis zum LH weil man bei beiden Hobby-Abzweigungen manche Dinge halt nicht mit "is halt so" abtun kann. Sonst wirst du im LH ,mit der um Panzer abgeändert zu zitieren , geraubten SchottenPrinzessinWikiXena genauso glaubwürdig wie ein 1,45 m großer,adipöser Waldelfe. Wenn man seine Art des Hobbies ernsthaft betreibt, immer vorausgesetzt. Und sich im Klaren ist, was man leisten kann bzw ins Hobby einzubringen bereit ist.
 
@Lisabeth - Aber bitte nur, wenn die Elfe selbst nach Fundlage dargestellt wird... Ohne Beleg - keine Elfe im Schlafrock, äh... -sack ^^
 
Hobby halt... sollte Spaß machen. Alles andere wäre doof.
Warum ist das doof ?
Na ja, du solltest dieses hier so als reine krude Äußerung, vom eigentlichen Thema völlig losgelöst, betrachten. Man könnte auch sage, ein Hobby, also auch dieses jenes, soll doch Spaß und Freude bereiten. Ein schöner Zeitvertreib halt. Und ich finde, das wenn "dieses Hobby/irgendwas" kein Spaß bereitet, das es, nun wieder total vereinfacht ausgedrückt, halt "doof" ist. Mehr nicht, aber auch nicht weniger ;)
 

Neueste Beiträge

Oben