Speerschaft imprägnieren

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Marserherz

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Hallo liebe Gemeinde, ich frage mich gerade, wie ein Germane wohl seine Holzutensilien (Speerschaft, Messer- und Schwertgriffe, Holzscheiden etc.) gegen Feuchtigkeit geschützt hat. Spontan fällt mir da eigentlich nur das Einölen und trocknen lassen ein... Würde dazu heute Leinöl verwenden. Einreiben mit einer Speckschwarte ziehe ich weniger in Betracht. Gruß Frank
 
Leinöl wäre eine sehr gute Wahl, es härtet nach einigen Tagen aus und schützt das Holz gut.
 
Einen Speerschaft würde ich nicht imprägnieren - da Holz nicht so leicht morsch wird, wenn es nicht dauerhaft nass ist. Ich würde als Referenz mal alte Gerätestiele für Gartenwerkzeug einwerfen, aus der Zeit, als der Kram noch nicht standardmäßig mit Klarlack überzogen war. Es sollte ausreichen, das Holz regelmäßig Gelegenheit zum trocknen zu geben. Ebenso Messergriffe - bei Regenwetter werden die zudem noch von evtl getragener Überkleidung geschützt. Schwertscheiden sind konstruktionsbedingt schon geschützt - aufgeleimte Leinenschicht (außer bei warmen Tropenregen schützt) und aufgenähtes Leder, welches gewachst werden kann. Zudem dürften Speerschäfte sehr leicht zu tauschen gewesen sein, wenn man sich aus dem Wald ein relativ gerades Stück Holz in passender Länge gesucht hat. Wären Holzteile aufwendig konserviert worden, wäre heute die Fundlage auch höher. Vielleicht haben wir heute einfach andere Ansprüche an teure Hobbyutensilien als die Menschen damals an Alltagsgegenstände?
 
Wikipedia spricht davon, dass Leinöl zur Konservierung von Waffen und Ausrüstung schon seit Jahrhunderten verwendet wird. Gut nun ist das keine wirkliche Quelle aber an anderer Stelle (ich kann mich nicht genau erinnern wo) habe ich gelesen, dass Leinöl auch schon lange zur Holzkonservierung (z.B. im Hausbau) verwendet wird. Nemi Norison spricht im Faden Holzbehandlung (Quelle dieses Forum) davon, dass er Hinweise auf die Verwendung von Leinöl (dort im Zusammenhang mit Nadelbindenadeln ich glaube er bezieht sich auch auf Löffel) hat. Warum also sollte dann nicht auch ein Speerschaft derartig geschützt werden. Auch wenn es sich bei einem solchen eher um ein Verbrauchsstück gehandelt haben mag, so denke ich doch, dass pfleglich damit umgegangen sein wird. Es dauert schließlich seine Zeit einen Ersatz zu beschaffen. Und ökonimisch haben unsere Vorfahren mit Sicherheit gedacht. Ich weiß, dass hier wieder das Spannungsfeld zwischen belegbar und logisch herleitbar aufgemacht wird. Und zu der Fundlage mag ich nur einwerfen, dass bei mir auch schon der eine oder andere Werkzeugstiel (ich habe keine Klarlacküberzogenen) in eine Feuerschale oder den Kamin gewandert ist. Sorry aber das spekulieren kann ich einfach nicht lassen.
 
Bei Bindenden macht die Reibungsminderung zum Wollgarn Sinn, wenn man Holz behandelt. Bei Löffeln und Holzgefäßen ist es nützlich, wenn keine Nahrungsbestandteile eindringen können, die Schimmelpilzen Nährboden bieten. Und wenn man ökonomisch denkt, wird man Speiseöl auch eher zum Verzehr gebraucht haben. Auch Spekulation aber meine Erfahrung mit Gerätestielen und Holzwerkzeugen aus der Generation meiner Urgroßeltern, die ich auch noch lange genutzt habe, die in unserer Scheune gelagert waren. Spaten und Holzrechen zum Beispiel wurden nach Gebrauch auch einfach mal zum Reinigen in die Regentonne gestellt, damit das Holz Feuchtigkeit aufnimmt und der Geräteteil fester hält. Und ich bin mir fast sicher, dass dies Verfahren auch mit zur langen Haltbarkeit beigetragen hat... :eek:ff2 Speere sind ja auch Wegwerfartikel... :kopfhau
 
Fraglich ist doch, war es denn notwendig am Schaft eine Oberflächenbehandlung durchzuführen. Wozu wurde meist ein Speer verwendet, wie oft und wie lange. Bin da voll der Meinung von Dunio Kopfkino: Schlachtenaufstellung alle werfen die Speere bis auf einen Krieger Häuptling zum Krieger "Du solltest jetzt schon deinen Speer werfen." "Ach, ne sonst habe ich wieder Kratzer im Lack" :D
 
Mir stellt sich halt die Frage, ob Speere immer nur zum Werfen verwendet wurden oder ob sie nicht auch als Stichwaffen berwendet wurden. Aber das ist wahrscheinlich eine ganz naive Frage.
 
Zum einen muss man sagen, dass es ja eigentlich keinen "Universal-Speer"gibt. Bei langen schweren Spitzen kann davon ausgegangen werden, dass sie eher nicht zum Werfen geeignet sind. :D Beim Wurfspeer mit einer "billigen" weichen Spitze würde ich am Schaft gar nix machen. Anders bei der Stoßlanze - Leinöl ist eine super Lösung. Allerdings würde ich das Leinöl heiß machen und mindestens 4-5 Mal nach dem jeweiligen Trocknen auftragen. Das härtet auch das Holz schön durch und bleibt trotzdem flexibel. Im spätantiken Rom soll es auch bemalte Speerschäfte gegeben haben. Leider gibt es keine Primärquellen dazu, sondern nur das, was noch auf Fresken oder Mosaiken zu sehen ist. Das war mein Senf dazu. :D
 
Hallo zusammen, ich bin jetzt mal vom normalen Speer des einfachen germanischen Gefolgsmannes zu Zeiten der Varusschlacht und der Germanicus-Feldzüge ausgegangen, der nicht im Besitz eines Hiebschwertes geschweigedem eines germanischen Spatha war. Also nahkampftauglich als Hieb- und Stichwaffe eingesetzt wurde. Das Werfen des Speers erscheint mir im eigenen Interesse des Kriegers also eher keine Priorität zu haben. In irgendeinem Schlachtbericht der nächsten Jahrhunderte habe ich einmal gelesen, dass ein Heerführer seine Krieger vor Beginn der Schlacht darauf hingewiesen hat, den Speer möglichst nicht zu werfen, da ein Speer im Kampf zwei Schwerter ersetzt. Bei einem einfachen Wurfspeer erscheint mir das Einölen auch nicht sinnvoll, bei einem überwiegend im Nahkampf eingesetzten Speer, den man üblicherweise auch in Friedenszeiten schon mal mit sich trug, kann es sicherlich nicht kontraproduktiv gewesen sein. Und mal auf die Schnelle ist ein 1,80 Meter langer möglichst gerader Stiel ja auch nicht geschnitzt... Heutzutage imprägnieren ja auch manche Leute ihre Schuhe, andere wieder nicht, da es ja für ein paar Euronen (nein, kein germanischer Volksstamm) neue um die Ecke gibt... Gruß Frank
 
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