Pflanzenfärben für Anfänger

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Viator

Well-known member
Registriert
07. Feb. 2008
Beiträge
922
Reaktionspunkte
0
Ort
x
Hallo, Ich überlege, ob ich meine Gewandung vor dem Nähen mit Pflanzenmaterial selber färbe. Was muss ich dabei beachten (Geruchsbelästigung, Zeitlicher Aufwand, Materialkosten, etc.) Liebe Grüsse, der neugierige Viator
 
Du brauchst Platz (zumindest wenn du größere Stoffbahnen färben willst), viel Wasser (!), viel Zeit und ja, solltest keine Scheu vor "lauten" Gerüchen haben. Die Materialkosten schwanken, je nachdem was du wie färben willst. Wenn du bis Juni wartest, kannst du bei deinen Nachbarn viele Pluspunkte sammeln, indem du dich freiwillig zum Brennesseljäten meldest, und anschließend mit Brennesselblättern kostenlos färben ;). Ansonsten kosten z.B. 500 g Birkenblätter oder Walnußschalen bei Traub-Wolle um die 4 Euro. Wieviel Färbematerial du brauchst, hängt natürlich davon ab, wieviel Stoff du färben willst. Am besten wäre, möglichst kalkfreies Wasser zu verwenden (Regenwasser). War mir leider nicht möglich. Unser Leitungswasser hier ist allerdings schwer kalkhaltig, und man sieht's dem Färbeergebnis an: die Farben leuchten nicht, und alles wirkt etwas graustichig. Zeit brauchst du auf alle Fälle sehr viel. Als erstes solltest du das Färbegut (den Stoff) sehr gut waschen, um alles raus zu kriegen, womit der Stoff evtl. behandelt worden sein könnte. Dann sollte der Stoff mit Alaun (gibt's in der Apotheke) vorgebeizt werden. Das kann man aber gut auch ein paar Tage vorher machen. Das Färbematerial (also die Blätter) muß man üblicherweise erst mal mindestens für 24 Stunden in Wasser einweichen lassen. Anschließend wird es ausgekocht, um die Farbstoffe aus dem Zellmaterial zu lösen. Und ja, da kann es dann schon mal zu... gewöhnungsbedürftigen Gerüchen kommen. :D (Heiße Walnußbrühe stinkt sowas von widerlich... da kann man sich zwar die Alaun-Beize sparen, aber trotzdem...) Nach dem Auskochen die Pflanzenteile durch ein Tuch abgießen (alte Nylonstrümpfe sind vielleicht nicht "A", funktionieren dafür aber sehr gut...) und zu einem "Färbebeutel" zusammenbinden, der beim Färben später nochmal mit in die Brühe kommt. Die Brühe selbst sollte jetzt schon eine ziemlich intensive Färbung haben. Und da kommt jetzt der gebeizte Stoff rein, und dann wird wieder erhitzt. Das eigentliche Färben dauert dann nochmal ziemlich lange, weil Wollstoff temperaturempfindlich ist - man sollte ihn nach jedem Färbevorgang ganz langsam in der Brühe abkühlen lassen. Üblicherweise wird ca. eine Stunde erhitzt. Und meistens sind ja mehrere Färbegänge notwendig, weil man die Farbe intensivieren oder verändern will, z.B. durch Zugabe von Eisenvitriol von Gelb zu (Moos-/Braun-)Grün. Eisenvitriol kriegt man auch in der Apotheke, man kann's aber auch recht einfach durch Eisenwasser ersetzen. Dazu über ein paar Wochen immer wieder Eisennägel mit Essig und Wasser in ein verschlossenes Glas, warten, bis das Wasser rosthaltig (=braun) genug ist, in eine Flasche abgießen und das Sppielchen mit denselben Nägeln wiederholen. Nach dem eigentlichen Färben muß der Stoff gewaschen werden, und zwar mehrmals, bis das Wasser klar ist. Die einzelnen Wollstränge, die ich mal gefärbt habe, habe ich noch per Hand gewaschen, aber beim Stoff für mein Kleid habe ich diesen Schritt recht unzeremoniell überspringen und das Ganze komplett un-"A" in die Waschmaschine geschmissen. Wollprogramm und Perwoll, und der Stoff hat's auch überlebt ;). Ja, und das wär's dann eigentlich. Ich hab zwei kleinere Bücher zum Färben, von D.Fischer "Naturfarben auf Wolle und Seide" und von D.Berger "Färben mit Pflanzen". Beide enthalten viele Färberezepte mit genauer Beschreibung, sowohl "A" als auch nicht-"A". Wo du vielleicht auch mal reinschauen könntest: in den Thread "Projekt Klappenrock" von Brokkr. Da gehtÄs auch viel um Färben, wenn ich mich recht erinnere. Summa summarum: Auch wenn's eine nervige Angelegenheit ist, vor allem mit drei-Meter-Stoffbahnen in einer Ein-Zimmer-Wohnung :rolleyes:: Mir hat das Färben großen Spaß gemacht. Liebe Grüße Petra
 
hehe das buch von dorit berger "färben mit pflanzen" hab ich zu weihnachten bekommen kanns kaum noch erwarten das es endlich frühjahr wird und ich mit dem sammeln anfangen kann :D sehr gute anleitungen gerade für anfänger (denke ich) lg Eufemia
 
Hallo Viator, willkommen im Club der Färber. ;) Es macht Spaß! Als Anfänger würde ich mit getrockneten grünen Walnußschalen anfangen. Einfach weil die Beize entfällt. Wichtig ist halt das große Gefäß, damit das Färbegut schwimmen kann. Vorsichtiges Rühren und wenden während der gesamten Färbedauer um tiefgefärbte Falten zu vermeiden. Ich färbe mein Zeug im Einweckautomat, da muß ich nicht auf Temperatur und Zeit achten, weil vorher entsprechend eingestellt. Beim Sammeln der Pflanzen mußt du drauf achten, daß du ungleich mehr Pflanzen brauchst, wenn die frisch sind und nicht getrocknet. Und auch getrocknet wirst du vom Volumen oftmals überrascht: Birkenblätter getrocknet 1kg... Ich hatte hier zwei Einweckautomaten und eine Waschbütte gefüllt, nur um das Zeug einzuweichen... Wenn du mit Färbebeutel färbst (mach ich erst ab zweitem Zug, bei manchen Pflanzen erst ab drittem) achte darauf, daß dein Färbegut nicht mit dem Beutel in Berührung kommt oder gar draufliegt. Das gibt ebenfalls tiefgefärbte Stellen im Stoff... LG Fylgja, den Geruch nur bei Indigo arg findet, den Rest kann man überleben... :whistling:
 
Das will ich nun auch mal testen, sozusagen den Beruf zum Hobby machen. Während meiner Ausbildung zum Textilfärber und in den langen Jahren danach in dieser Branche wurde das alles nur mit Chemie gemacht und gelehrt.
 
...Chemie...ach darum :groehl ;)
 
Original von Tom ...Chemie...ach darum :groehl ;)
:cursing: Leute da war Zeugs dabei. Bei Polyesterfärbungen wurden oft sogenannte "Carrier" eingesetzt damit das Polyester die Farbe auch annimmt wenn die Temperatur im Färbebad auch unter 100°C war. Alleine das ständige Einatmen des Zeugs kann impotent machen :help oder hochgiftiges Pulver wurde abgewogen, wovon 1/2 Gramm wenn es irgendwie eingenommen wurde zum sofortigen Tod führt. :schock1 Oder bei den Küppenfarbstoffen das bekömmliche Hydrosulfit verursacht Atemnot oder man kann sogar ersticken wenn man das einatmet. Wenn es leicht feucht wird fängts an zu brennen und wenn es nicht in einer alkalischen Lösung ist stinkt es extrem nach verfaulten Eiern. Da hat man auch sehr viel mit hochkonzentrierten Säuren, Laugen usw zu tun. Und wenn du damit nen Unfall hast bist du lebenslang entstellt. Ich habe selbst mal gesehen wie jemand eine Schwefelsäuredusche nahm. Aber der hatte Glück und starb daran. In Deutschland und dem restlichen Europa gab es nun aus Umweltschutzgründen immer härtere Auflagen an die Farbstoffe und Zusätze und somit wurden die Preise dafür so teuer, daß die meisten Firmen ins Ausland abwanderten. Diese Tatsache und die moderne Computertechnologie sorgten nun dafür das es diesen Beruf fast nicht mehr hier gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Umglaublich. Und dann wundert man sich, wenn immer mehr Leute Allergien kriegen - kein Wunder, wenn man sich jeden Tag in Giftstoffe einwickelt...
 
Mal ne andere doofe Frage eines "Nicht- Färbers"... mit welchem Teil der Walnuß wird genau gefärbt ? Die grüne "Hülle" oder tatsächlich die braune Schale die die Nuß direkt umgibt ? (Meine Eltern haben nämlich nen Walnußbaum im Garten :D)
 
ach ja übrigens kann man auch mit den blättern und der rinde des nußbaums färben :)
 
ich hab auch noch eine Buchempfehlung: Renate Jörke Färben mit Pflanzen Verlag Freies Geistesleben Stuttgart Arbeitsmaterial aus den Waldorfkindergärten Heft 3
 
Hallo Kundryn, das Büchlein habe ich mir im Dezember auch zugelegt. Es ist sehr gut, gerade für Anfänger. Kadlin
 
Auch sehr gut und sehr ausführlich: Handbuch der Naturfarbstoffe von H. Schweppe.
 
Den Schweppe empfehle ich auch immer. Und zu den Giftstoffen: In der Pflanzenfärberei läßt sich damit auch jede Menge Sa*erei veranstalten. Man bedenke nur die Weiterentwicklungen mancher Farben mit Cadmium und Quecksilber... Oder das Färben mit Giftpflanzen an sich, Maiglöckchen. Ich will nicht unbedingt wissen welch gesundheitliche Probleme auftreten können, wenn du die Dämpfe einatmest beim Rühren des Färbegutes. Auch könnte ich mir vorstellen, daß die Prozesse die beim Einweichen über mehrere Tage in Gang kommen nicht gerade gesundheitsfördernd sind. LG Fylgja
 
Huhu zusammen! ja ich weiss der thread is schon ein bisschen älter.. ich hab vor mich auch mal bald im färben zu versuchen und hab mich nach dem durchlesen gefragt, ob jemand schon mal versucht hat mit destilliertem wasser zu färben? gut, wenn man nicht gerade einen trocker hat, der massig davon produziert kann das n bisschen teuer werden, aber die frage is ja ob das überhaupt funktioniert (wenn das ergebnis mit kalkarmen wasser "glänzender" werden soll, sollte es ja mit destilliertem brilliant werden!) so, das war jetzt etwas verwirrt geschrieben, aber ich hoffe, dass jemand damit was anfangen kann ^^ lg Lethen
 
Hallo Lethen, mit destilliertem Wasser pflanzlich gefärbt habe ich noch nicht, deshalb kann ich Dir auch keinen direkten Vergleich der entstehenden Farben liefern. Grundsätzlich ist es aber so, dass mit härterem Wasser die Farben nicht so schön leuchten. Die Wasserhärte wird durch Kalzium- und Magnesiumsalze gebildet. Da in Deiner Gegend viel Muschelkalkablagerungen im Boden sind, ist die Wasserhärte mit 21-23°dH relativ hoch. Es gibt eine temporäre und eine permanente Härte. Durch Kochen des Wassers kann man die Ionen der temporären Härte entfernen. Das ist das, was man im Kochtopf als Kalkablagerung sieht. Ich würde Dir empfehlen, wenn Du nicht direkt mit dem Leitungswasser färben möchtest, das Wasser vorher abzukochen und die Kalkablagerungen im Gefäß zu entfernen, so hast Du schon mal einen Teil der Wasserhärte entfernt. Nur mit destilliertem Wasser zu färben kann auf Dauer schon ins Geld gehen. Soweit ich weiß kommt die geringere Leuchtkraft durch die feinen Ablagerungen in die Wolle, deshalb würde ich beim letzten Waschen der gefärbten Wolle diese mit Essigwasser ausspülen. Ich hoffe ich habe Dich nicht verwirrt und konnte Dir weiter helfen. Grüße Aennlin
 
... wobei Essigspülung, je nach Pflanze die Farbe - unerwünscht - verändern kann. LG Fylgja
 
Hallo Lethen, mit destilliertem Wasser pflanzlich gefärbt habe ich noch nicht, deshalb kann ich Dir auch keinen direkten Vergleich der entstehenden Farben liefern. Grundsätzlich ist es aber so, dass mit härterem Wasser die Farben nicht so schön leuchten. Die Wasserhärte wird durch Kalzium- und Magnesiumsalze gebildet. Da in Deiner Gegend viel Muschelkalkablagerungen im Boden sind, ist die Wasserhärte mit 21-23°dH relativ hoch. Es gibt eine temporäre und eine permanente Härte. Durch Kochen des Wassers kann man die Ionen der temporären Härte entfernen. Das ist das, was man im Kochtopf als Kalkablagerung sieht. Ich würde Dir empfehlen, wenn Du nicht direkt mit dem Leitungswasser färben möchtest, das Wasser vorher abzukochen und die Kalkablagerungen im Gefäß zu entfernen, so hast Du schon mal einen Teil der Wasserhärte entfernt. Nur mit destilliertem Wasser zu färben kann auf Dauer schon ins Geld gehen. Soweit ich weiß kommt die geringere Leuchtkraft durch die feinen Ablagerungen in die Wolle, deshalb würde ich beim letzten Waschen der gefärbten Wolle diese mit Essigwasser ausspülen. Ich hoffe ich habe Dich nicht verwirrt und konnte Dir weiter helfen. Grüße Aennlin
ja hast du! danke dafür, und du hast auch gleich noch erkannt, wieso ich gefragt hab... tee trinken kann bei uns zur qual werden :S @fylgja: ich möchte mich mal an schilfblüte versuchen (muss aber noch bis zum sommer warten, dann hab ich nen super lieferanten =) )
 

Neueste Beiträge

Oben