Edda, Havamal

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Kadlin

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Nachdem an anderer Stelle die Frage nach dem Geistesleben der "Wikinger" afukam, habe ich mir mal den Spaß gemacht und ein paar besonders "sinnige" Sprüche aus dem Havamal hierher kopiert. Selig ist, der sich erwirbt Lob und guten Leumund. Unser Eigentum ist doch ungewiß In des andern Brust. Lange zum Becher nur, doch leer ihn mit Maß, Sprich gut oder schweig. Niemand wird es ein Laster nennen, Wenn du früh zur Ruhe fährst. Der Armselige, Übelgesinnte Hohnlacht über alles Und weiß doch selbst nicht was er wissen sollte, Daß er nicht fehlerfrei ist. Ein unkluger Mann, der zu andern kommt, Schweigt am besten still. Niemand bemerkt, daß er nichts versteht, So lang er zu sprechen scheut. Nur freilich weiß wer wenig weiß Auch das nicht, wann er schweigen soll. Ein Umweg ist's zum untreuen Freunde, Wohnt er gleich am Wege; Zum trauten Freunde führt ein Richtsteig Wie weit der Weg sich wende. Weißt du den Mann, dem du wenig vertraust Und erhoffst doch Holdes von ihm, Sei fromm in Worten und falsch im Denken Und zahle Losheit mit Lüge. Die Gabe muß nicht immer groß sein: Oft erwirbt man mit wenigem Lob. Ein halbes Brot, eine Neig im Becher Gewann mir wohl den Gesellen. Der Mann muß mäßig weise sein, Doch nicht allzuweise. Des Weisen Herz erheitert sich selten Wenn er zu weise wird. Zu sagen und zu fragen verstehe jeder, Der nicht dumm will dünken. Nur einem vertrau er, nicht auch dem andern, Wissens dreie, so weiß es die Welt. Der Hinkende reite, der Handlose hüte, Der Taube taugt noch zur Tapferkeit. Blind sein ist besser als verbrannt werden: Der Tote nützt zu nichts mehr. Ein Sohn ist besser, ob spät geboren Nach des Vaters Hinfahrt. Gedenksteine stehn am Wege selten, Wenn sie der Freund dem Freund nicht setzt. Den Tag lob abends, die Frau im Tode, Das Schwert, wenn's versucht ist, Die Braut nach der Hochzeit, eh es bricht, das Eis, Das Ael, wenn's getrunken ist. Offen bekenn ich, der beide wohl kenne, Der Mann ist dem Weibe wandelbar; Wir reden am schönsten, wenn wir am schlechtesten denken So wird die Klügste geködert. Die Quelle ist übrigens hier; http://www.runenkunde.de/gotwelt/edda/havamal.htm dort gibt es noch unzählige weitere Ferse, die (für mich) eine sehr ausgeprägte Weisheit in sich tragen. Wohl ist sie erst im 13 Jhdt. (?!?) aufgeschrieben worden, aber ihre Quellen gehen wohl wesentlich weiter zurück in die Vergangenheit. Kadlin
 
Original von Kadlin Der Hinkende reite, der Handlose hüte, Der Taube taugt noch zur Tapferkeit. Blind sein ist besser als verbrannt werden: Der Tote nützt zu nichts mehr.
Diesen Text verwende ich in den meisten Foren als Signatur. ;) Mein Lieblingstext aus der Edda: Gauti, ein sagenhafter König, verirrt sich im Walde zu einer geizigen Bauernfamilie. Am Morgen, beim Abschied, bittet er Bauer Borkennager um neue Schuhe. Der Bauer gibt sie unter Schmerzen her-aber wenigstens die Riemen will er behalten. Da spricht der König: Aus beiden Schuhn, die Borkennager gab, riß er die Riemen los: von geizigem Mann wird eine Gabe man nie empfangen ohne Fehl. Bauer Borkennager findet seine Habe durch des Königs Besuch arg angegriffen; er teilt das Erbe unter seine drei Söhne und Töchter und stürzt sich mit Weib und Knecht von dem Sippenstein, wie dies schon seine Vorfahren taten, wenn Mangel oder Mißgeschick sie bedrängte. Die drei Brüder und Schwestern wollen um jeden Preis Familienzuwachs verhüten und stecken sich nachts Wollenzeug um. Aber Klüglein, die vom König Gauti in Hoffnung ist, deckt ihre Wange bloß, und ihr Bruder Gilling kommt mit der Hand daran. Als nun der Knabe Gautrek ans Licht kommt, spricht Gilling: Greulich dumm, daß ich da griff mit der Hand, kam an der Wange dem Weib! Ein Brösamlein braucht's für solchen Buben nur: so bekam Klüglein das Kind. Der zweite Bruder, Greinmöve, geht immer mit seinem Erbe, den Goldbarren herum; einmal aber, wie er vom Schlaf erwacht, sieht er schwarze Schnecken auf dem Gold kriechen. Da spricht er: Breite Schnecken fraßen die Barren mir; übel uns alles will. Hungrig muß ich schnappen, weil die Schnecken mir ganz zergruben mein Gold. Und dann stürzt er sich mit seiner Schwester Hoppsliese vom Sippenstein. Der dritte Bruder, Staubigel, hatte den Acker geerbt, und nun sieht er eines Tages, wie ein Spatz aus einer Ähre ein Korn davonträgt. Da spricht er: Das ist stark, daß auf Staubigels Feld hier speiste ein Spatz! Zerstört ist die Ähre, gestohlen das Korn; drum trauert stets mein Stamm. Und dann stürzt er sich mit seiner Schwester Faseltrine vom Sippenstein. Als Klein-Gautrek sieben Jahre alt ist, sticht er mit einem Speer den schönen Stier, das Erbe Gillings, zu Tode. Da spricht Gilling: Der junge Bursch mir den Bullen erschoß; das ist todbringende Tat: nie gewinn ich wieder, werd ich auch alt, ein so köstliches Kleinod. Dann stürzt er sich vom Sippenstein. Klüglein aber bringt ihren Sohn zu seinem Vater, König Gauti. :D :D :D
 
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Ich finde, in solchen Texten steckt eine ganze Masse Weisheit. Und er erzählt (erkenne ich da Parallelen zur Bibel ?!? 8o) Geschichten in Bildern. Schööönnn ! Kadlin
 

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