Diskussion über mittelalterliche Bogenformen/ Funde von Bögen und mögliche Rekonstruktionsversuche

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Danke Hergils. Der Ursprungsthread war in der Rubrik "Waffen" drin und wurde von der Moderation verschoben. *zuckt mit den Schultern. Wir waren bei den Haithabu - Bögen stehen geblieben. Wurden diese primär als Jagd- oder als Kriegsbögen eingesetzt? Bei der Bauweise tippe ich persönlich auf Jagdbögen, weil die Form einen nicht zu unterschätzenden Handschock besitzt. Abgesehen davon dürfte die Bruchgefahr nicht gerade klein gewesen sein. Der Norden ist kalt und Eibe ist - nach meinem bisherigen Wissen - ein Bogenholz, daß beim schiessen keine Minusgrade verträgt. viele Grüsse, der Viator
 
und wieder muss ich an das Klima erinnern ... außerdem werden Bögen in den Sagas als Kriegswaffen beschrieben ... die Knochen-Fundlage in Haithabu hat nur einen geringen Wildknochen-Anteil
 
Gut. Dann bleibt bei mir noch die Frage wegen dem Eibenholz und seiner Empfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen. Warum wurde dieses bei den Wikingern so gerne verarbeitet?
 
Weil es von den verfügbaren Hölzern das am besten geeignete war.. ;)
 
Eibe ist eben sehr zäh und langfasrig...leider wächst es sehr langsam. Aber aus einem Stück Eibe bekommt man eben mehr Power raus wie aus einem Stück Esche oder Hickory
 
Muss wohl so sein ... wenn ich olle Tante Wiki Glauben schenke, dann ging das richtig gut ab mit den Eiben : Eiben Zitat: Eibenholz galt im Mittelalter wegen seiner Härte und Elastizität als das beste Holz für Bögen und auch heute noch wird es teilweise dafür verwendet.
 
Ebenso wurden Eibenstämme als Handelsmaterial verwendet...die Bäume wurden rar so mussten beim handel im Hafen von England zu jeder Lieferung eine bestimmte Anzahl Eibenstämme mitgeliefert werden.
 
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Es ist aber auch bekannt, daß ich einen Eibenbogen nicht bei Minusgraden ziehen sollte, weil er bei kalter Umgebung schneller bricht...
 
Original von Viator Es ist aber auch bekannt, daß ich einen Eibenbogen nicht bei Minusgraden ziehen sollte, weil er bei kalter Umgebung schneller bricht...
Nenn mir ein Holz das bei Minus temperatur die gleiche Leistung bringt wie bei +25°C Letzten Dezember war ich auf dem Bogenparcour bei +4°C und mein Bogen hat gestacked wie noch was...wenns warm ist lässt er sich sehr weich ziehen und hat ne super Leistung..... Holz ist eben ein Naturprodukt und "schafft halt" bei verschiedenen Temperaturen. Mein Hickory Selfbow ist auch im Winter gerissen.
 
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Hallo Zusammen, auch ich war letztes Jahr am 26. Dez mit ein paar Bekannten auf dem Bogenparcours unterwegs (Paul, du erinnerst dich daran ;-) ) Und Paul war nicht der einzige mit Selvbow. Auch war noch einer Mit Eibenselvbow dabei, und der Bogen hat super geschossen. Sicherlich ist Holz ein Naturprodukt, aber mit der richtigen Handhabung übersteht auch ein Holzbogen den Gebrauch bei - 20C° ohne Probleme, nur muss man eben richtig vor gehen. Hickory und Osage sind keine heimischen Hölzer, sondern kommen aus dem Ammiland, und sind somit für dieses Theme eh Tabu, außer wir regen dann über Indianische Flachbogen etc. Zum Haitabu Bogen: Auf wieviel Pfund Zuggewicht werden die Fund denn geschätzt? Denn ich denke es hängt auch von der Zugstärke ab, für was diese eingesetzt werden können. Wenn sie aber vorzugsweise als Jagdbögen eingesetzt werden, bleibt für mich immernoch die Frage offen, warum die Tips so lange und in Zugrichtung gebogen sind? Eine vermutung die ja bekannt ist erklärt die Zurückgebogenen Enden ja so. Die Enden der Wikingerbögen seien desshalb zurück gebogen, dass man mit ihnen von Schiffen aus besser schießen könne, da die Gefahr des anschlagens der WA somit gemindert sei. Wobei ich mir aber denke, man könnte den Bogen auch einfach etwas schräger halten, oder kürzer machen und es wär des selbe Efekt erreicht. Auch die Länge von 191 cm läßt mich eher darauf schließen dass es sich um Kriegsbögen handelt. Ein Bogen mit 191 cm Länge durch den Wald zu tragen und aus dem Dickhicht heraus zu schießen, ohne dabei irgendwo hängen zu bleiben, oder geräusche zu verursachen stelle ich mir sehr schwer vor. Ich tendiere also eher dazu, zu behaupten dass es sich um Kriegsbögen handelt. LG Dani
 
Hallo Dani, bei Hickory muss ich Dir leider widersprechen. Hickory (amerikanische Walnuß) war in Europa ein heimischer Baum, der in unseren Breitengraden in der Vorzeit ausgestorben ist. In der Neuzeit wurde er durch die Menschen wieder angesiedelt. *** Zum Haithabu - Bogen: *Narrenmodus an* Wer arbietet schon gerne mit einem Bogen, der einen ordentlichen Handschock hat? *Narrenmodus aus* Viele Grüsse, der Viator
 
Mein Hickory Selfbow war auch aus einem hier gefällten Baum...aber nun habe ich nur noch Robinie am trocknen. So ich kann euch nicht sagen was zu Wiki, Homi oder sonst für eine Zelt welches Holz wo wuchs. Aber es ist auch heute noch im Bogenbau so das wenn man kein Carbon oder Glas nehmen möchte dann eben aus dem Eibe am meisten Bums rauskommt @Dani, japp wieder ein Jahr her .... sollte man mal wieder machen...der Eibenschütze war doch der Ulli aus NU ;-)
 
Jap, der Eibenschütze war der Locke :D Wie es mit Hickory heute ausschaut und damals ausgeschaut hat weiß ich nicht wirklich, ich weiß nur, dass es eigentlich heutzutage nicht als heimische Baumart gilt. @ Viator, weißt du eigendlich wovon du redest, wenn du das Wort HANDSCHOCK schreibst. Erläutere mir den Begriff von Handschock doch bitte mal. Und wie kann man Handschock denn vermeiden oder minnimieren??? LG Dani
 
Hallo Dani, Als Handschock bezeichnet man den Rückschlag des Bogens beim Abschuss des Pfeiles. Dieser kann durch die Form und die Machart des Bogens (Auswahl der Materialien, Bogenform und andere kleinere Kniffe) reduziert werden. Jeder Bogenbauer hat hier seine kleinen Geheimnisse die schlimmer als die Kronjuwelen im londoner Tower gehütet werden. (*Narrenmodus an* wir wollen schliesslich den historischen Bezug nicht vernachlässigen. ;) *Narrenmodus aus*) Falls ihr Lust habt, können wir zu dritt auf einem Parcours ein paar Pfeile fliegen lassen, wenn mein neuer Bogen fertig ist. @ Phelan: Eibe ist zweifelsfrei ein hervorragendes Bogenholz. Ausgehend von den Funden aus dem frühen Mittelalter sprechen wir ausschliesslich über Primitiv- und sog. Selfbows. Die ersten Laminierten Bögen kamen von den Reitervölkern (Awaren, Skythen, Madyaren etc.) aus Osteuropa und waren sog. Reflex- bzw. Doppelreflexbögen. Der erste Belegte Einsatz im deutsprachigen Raum für diese Bögen ist 955 bei der Schlacht auf dem Lechfeld. Stimmt es eigentlich, daß ich einen Eibenbogen doppelt einpacken sollte, damit er trotz guter Pflege keine Trockenrisse bekommt? viele Grüsse, der Viator
 
Original von Viator Falls ihr Lust habt, können wir zu dritt auf einem Parcours ein paar Pfeile fliegen lassen, wenn mein neuer Bogen fertig ist.
Donzdorf? :D ;)
 
So, neuer Thread, altes Spiel. Zuerst vielleicht zu Hickory, wie interessant ist die Vorzeit für's Mittelalter? Zum Haithabu-Bogen: Es gibt zwei komplett erhaltene Bögen dieses Typs, einen aus Haithabu selbst und einen aus Ballinderrry, Irland. Dies und die Tatsache, dass Bögen mit überstehenden nach hinten gebogenen Enden auf Abbildungen zu sehen sind, spricht dafür, dass Bögen dieses Typs eine gewisse Verbreitung hatten. Der Haithabufund besitzt eine Länge von 191 cm, eine effektive Länge von 178 cm und einen D-förmigen Querschnitt ohne besonders heraus gearbeitetes Griffstück. Somit beträgt wohl die Länge der überstehenden Enden jeweils 6,5 cm. Ein gewisser Herr Harm Paulsen (hatte ich bereits erwähnt) hat den Fund (und weitere Fragmente) untersucht, rekonstruiert und als Bericht 33 der Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu publiziert. Die drei Repliken, die von den Maßen her ziemlich dem Originalbogen entsprechen, hatten Zuggewichte von 84, 93 und 101 lbs, was auf die unterschiedliche Holzfestigkeit der Eibenstämmchen zurückzuführen ist. Sie hatten mit verschieden schweren Pfeilen Schussweiten zwischen 150 und 195 m. Schuusstests ergaben, dass alle drei Bögen mit entsprechend ausgewählten Pfeilen Ziele wie tote Tiere, Holzschilde und Kettenhemden problemlos durchdringen und nur an Schildbuckeln scheitern. Wie bereits festgestellt waren einseitige Sehnenkerben durchaus usus an mittelalterlichen Bögen. Zurückgebogene Bogenenden werden als typisches Erkennungsmerkmal für Wikingerbogen angesehen. Ein möglicher Grund für die Endenform könnte eine gewisse ethnische oder dekorative Symbolik sein. Eine weitere Theorie ist, dass die Enden des Bogens beim Spannen zur Hilfe genommen werden können. Diese Theorie beruht darauf, dass die Kerbe sehr flach war (anders als Viator meinte) und evtl. gar kein Sehnenöhrchen aufgenommen hat, sondern die Sehne gewickelt oder geknotet wurde und man den Bogen am Ende haltend vorgespannt hatte. Auf einer Abbildung des 11. Jh. kann man jedoch ein am oberen Ende dargestelltes Sehnenöhrchen erkennen, während die Sehne am unteren Ende gewickelt ist. Trinitatis, deine Theorie mit der Benutzung auf Schiffen kenne ich noch nicht, habe sie aber auch nicht ganz verstanden. Was ich hier schreibe, stammt aus dem Bogenbauer-Buch, welches ich bereits an anderer Stelle erwähne. Der Bericht im speziellen lautet "Die Bogen der Wikinger" von Jürgen Junkmanns, S. 125-132. Zum Thema Handschock schreibt Herr Junkmanns übrigens: "Da diese Langbögen keine verdickten Griffteile besitzen, biegen sie sich über die ganze Länge, also auch im Griffbereich. Dass dadurch Probleme beim Abschuss auftreten (Handschock o.ä.), wie es von manchen Autoren behauptet wird, kann nicht bestätigt werden. Bei hohen Zuggewichten kommt es naturbedingt zu einer Art "Rückschlag" durch die plötzliche Muskelentspannung beim Lösen des Pfeils; dies ist aber beit allen starken Bogen der Fall und lässt sich nicht abstellen." (S.130) So, wichtig: Hätten die überstehenden Bogenenden irgendeine größere Auswirkung auf einen möglichen Handschock, hätte es garantiert spätestens dort gestanden. Und, hätte dieser Bogentyp sich als nicht besonders schusstauglich herausgestellt, hätte er bestimmt nicht diese Verbreitung erfahren. Zwei Dinge noch. Zum einen habe ich im Gegensatz zu einem Teilnehmer (Theorie mit dem Spannen mithilfe der Enden) im free-archers-forum Jürgen Junkmanns als sehr kompetenten Bogenbauer und Archäologen kennengelernt und zum anderen würde ich gerne aufgrund von Fakten oder begründeten Thesen weiterdiskutieren und nicht aufgrund von Mutmaßungen. Gruß Ollie
 

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