Blühender Lorbeer und Geschichte

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Ritter Kunz

Guest
Erstmalig blüht derzeit bei mir ein Lorbeerbäumchen, welches im Keller überwintert und sehnsüchtig ins Freie möchte. So an die fünfzehn Jahre alt wird es inzwischen wohl sein. Ein jährlicher Rückschnitt hindert das Bäumchen daran, seine Größe von zehn Metern zu erreichen, da mein Keller nicht mal zwei Meter misst. Die abgeschnittenen Zweige werden an einem schattigen Platz für einige Wochen zum Trocknen aufgehängt, die Blätter anschließend in Schraubgläsern aufbewahrt. Auf die Anwendung als Gewürz brauche ich sicher nicht einzugehen. Doch dass Lorbeer sehr geschichtsträchtig ist, weiß vielleicht nicht jeder (und ich wusste es bisher auch nicht).
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Antike: Einst verehrte der ruhmreiche Gott Apollon die Nymphe Daphne. Doch blieb sein Werben ohne Erfolg, da Daphne sich ihm entzog und sich von ihrer Mutter Gaia in einen Lorbeerbaum verwandeln ließ. "Weil es mir verwehrt ist, dass du Gattin mir werdest, sollst du doch sicher, ich will es, als Baum mir gehören: für immer wirst du, oh Lorbeer, das Haar, die Leier, den Köcher mir schmücken ..." klagte Apollon. Die ihm geweihte Orakelstätte von Delphi war sicher ein Lorbeerhain und die Seherin Pythia nutzte die berauschende Wirkung des Lorbeers, um sich in Trance zu versetzen. Apollon reinigte sich nach dem Kampf mit dem Pythondrachen von dessen Blute mittels Lorbeerblätter. Dadurch entwickelte sich der Lorbeerkranz als Zeichen des Sieges. Die Römer übernahmen die Tradition des Lorbeerkranzes und ihre Feldherren wurden nach siegreichen Schlachten mit solch einem geschmückt. Nach inoffiziellen Berichten ging jedoch der Verbrauch an Lorbeer für diese Zwecke mit dem Jahre 9 drastisch zurück. Neben medizinischen Anwendungen nutzte man Lorbeerblätter als eine Art Backpapier, auf dem Boden einer Kuchenform ausgelegt, um das Anbacken zu verhindern. Mittelalter: Karl der Große empfahl den Anbau von Lorbeer in Deutschland. (die Frosthärte von nur minus fünf Grad steht dazu aber im Widerspruch oder man hatte es früher deutlich wärmer?) Lorbeer galt als magen- und nierenstärkend, nicht nur bei Hildegard von Bingen. Einreiben mit Lorbeeröl linderte Prellungen und Stauchungen. Auch galt er als Mittel gegen die Pest. Des Weiteren sind noch mehr Anwendungsgebiete bekannt. Im Christentum wurde die Sage des Apollon und der Daphne aufgegriffen und im Lorbeer die Keuschheit versinnbildlicht, Maria als „Himmlischer Lorbeer“ gepriesen.
 
Hallo, zur Frosthärte - ob die Menschen damals evtl die exotischen Pflanzen gegen Frost geschützt haben ? Mit Stroh oder Tannenreisig ? Zumal ich mir vorstellen könnte,das es geschützte Stellen innhalb der Klostermauern im Kräutergarten gegeben hat. Rosmarin ist ja auch nur bedingt winterhart. Spannende Frage ! (und hey - 15 Jahre alt ist bei mir noch keine Pflanze geworden,Glückwunsch) Und mal ganz OT - hast Du schon mal frische Lorbeerblätter zum grillen verwendet ? So zwichen Spißchen gespickt ? Das duftet himmlich und schmeckt. Gut das die Gartensaison wieder losgeht und der Kräutergarten wach wird ! Grüne Grüße Silvia
 
Hallo Silvia! Das Karl der Große den Anbau von Lorbeer im großen Stile wollte, fand ich auf mehreren Seiten. ( Politiker haben manchmal realitätsferne Einfälle :D ) Die mittelalterliche Warmzeit war ja erst nach der Epoche von jenem Karl. Vielleicht gibt es bei uns Gegenden, welche lorbeertauglich sind? Wie du sagtest, geschütze Klostergärten etc. Ich hatte vor einigen Jahren Feigen vors Haus gepflanzt. Diese überstanden die ersten Winter gut und erreichten eine Höhe von zwei Metern. Da kam der vorletzte Winter und oberirdisch war alles fort. Von Unten trieben sie wieder aus. Nun bin ich gespannt, wie sie diesen Winter überstanden haben. 15 Jahre ist bei meinen Pflanzen eigentlich kein Alter. Die meisten Kakteen haben z.T. mehr als das doppelte auf dem Buckel, auch eine Dattelpalme. Zu Olive und Zitrusgewächse bin ich aber erst nach der Wende gekommen. Es ist aber auch so einiges eingegangen ... Rosmarien hatte es im unbeheizten Gewächshaus nicht mal überlebt. Danke für den Tipp mit den Grillspießen, werd ich beim nächsten Ma(h)l ausprobieren. Die Erfahrung anderer mit der Frosthärte von mediterranen Gewächsen wäre mal interessant.
 
An den Sorten wird ja ständig rumgezüchtet. Die Urrosmarinsorte wird frosthärter sein als das, was man nun als Töpfchen im Supermarkt oder Gartencenter bekommt.Mein Rosmarin aus der Kräutergärtnerei soll sehr winterhart sein und steht nun schon fest in den Boden gepflanzt,seit 3 Jahren im Garten.Allerdings ist mein Gartern relativ geschützt,und die Pflanze steht nah am Haus.Das ist auch so einen Schutzmaßname,exotische Pflanzen nah an Hausmauern (Stein) zu pflanzen,wohlmöglich dort wo ganzjährig ein Feuer auf der anderen Seite der Mauer brennt. Je mehr Holz die Pflanze hat,um so härter soll sie sein. Im Gewächshaus dürfte es für den Rosmarin zu warm gewesen sein,der mag schon ne kühle/kalte Winterpause,und blüht nicht selten zusmmen mit den Frühjahrsblühern.(hast Du in Deinem, im Winter auch so Hammertemperaturunterschiede wie ich, in meinem Minihäuschen?) Ich vermute diese Unterschiede gibt es auch beim Lorbeer ,da hatte ich mal einen, der viele Jahre überlebt hat und das draußen,aber irgendwie ist der plötzlich kaputt gegangen.Alles was ich danach gekauft hab,lebte nicht lange.Evtl ist es ja auch hier einfacher,je älter die Pflanze ist,und auch je größer der Ballen im Topf ist,schon allein wegen des Austrocknen. (da muß ich mal für mich selbst drüber nachdenken,evt. wird mein Rosmarin ja auch mal wieder alt,und ich hätte mal wieder was zum ernten!Wo ich doch so viel Lorbeer verbrauche) Irgendwie bin ich noch nicht dazu gekommen,mich mit Karl dem Großen zu befassen,obwohl spannend wär das schon. Wie ist das mit Thymian ?Der ist doch auch relativ winterhart,zumindest die popligen Sorten,wobei ich da wieder bei den Überzüchtungen bin.Thymian wächst bei mir als Beeteinfassung,ab und an geht mal eine Pflanze im Winter ein,dafür sammel ich dann wie Unkraut neue Pflänzchen die sich ständig selbst aussäen ein. Irgendwie ist das auch ein spannendes Thema,wann welche Pflanze hier bei uns heimisch wurde,siehe Kartoffel,die ja irgendwie aus unserem Speiseplan nicht wegzudenken ist,und doch gar nicht hier hin gehört.Wie so vieles andere auch. Im vorletzten Winter,ist mir auch viel erfroren draußen,selbst der stinkende Nießwurz war kaputt,obwohl der ja nicht exotisch ist.
 
Ach ja - der Lorbeer ist auch prima,gegen Blähungen.Kommt bei mir in die meisten Eintöpfe,vor allen wenn Bohnen mit drin sind.Aber auch in Kohlgerichte. Thymian hilft dem Magen Fett zu verdauen.In größeren Mengen,zB Tee wirkt er abführend. Lorbeer ist Hauptbestandteil in der Windsalbe die man Babys auf den Bauch reiben kann,wenn sie unter Blähungen leiden. (tolles Thema,andererseits - es haben ist noch weniger toll) Aber eigendlich liebe ich den Duft des Lorbeers,bei Thymian ist es die erdige Note die schätze. Und wo ich gerade beim Duft bin: Bohnenkraut galt in der Antike als Aphrodisiakum.
 
Zum Lorbeer könnte man noch viel mehr schreiben, war je selbst erstaunt, wie bedeutungsvoll er ist. Bei uns kennt man ihn meist nur als Blätter im Küchenschrank, dabei kamen auch die Beeren, Rinde und Wurzeln zum Einsatz. Ja und in allerlei Medizin ist er, ohne dass man es direkt weiß. Bei der Anwendung in der Küche sollte man beachten, die Blätter erst 10min vor Ende des Kochvorganges zuzufügen, da die Aromastoffe sich schnell verflüchtigt haben. Bei Knoblauch ist es ja ähnlich, lässt man ihn ewig mitkochen, ist fast alles verduftet, die ganze Wohnung riecht nach Knoblauch, nur im Essen ist nichts mehr. Minigewächshäuser sind gefährlich, wenn man sie nicht unter Kontrolle hat. Zu schnell kann da die Temperatur Werte erreichen, welche die Pflanzen nicht mehr verkraften. Mit Gardinen bei den Kakteen (passt bestens zusammen) kann ich grad so im Sommer mehr als 40Grad verhindern, trotz Lüftungsschlitze und anderen Öffnungen. Wenn im unbeheizten Gewächshaus Blätter die Scheiben erreichen, verbrennen sie gnadenlos. Man kann davon ausgehen, dass pro m² bei voller Sonne ca. ein kW an Strahlung einfällt. Da kommen dann insgesammt einige kW zusammen, die da heizen! Dieser Winter hat selbst die Erika vorm Haus eingehen lassen, ebenso den Thymian und sicher noch anderes, was wir erst später bemerken werden. Das mit den exot. Pflanzen kann viele Jahre gut gehen. Und dann kommt irgendwann ein Winter wie der letzte... Aber die Gartenmärkte wollen ja auch von was leben.
 

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