Was wird auf einem Mittelaltermarkt allgemein erwartet?

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Ulf

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Hallo Forenmitglieder und Forenmitgliederinnen. Oder wie es Petrus von Oeffingen so nett bemerkt: Hallo schöne Menschen, zu dem ich noch hinzusetzen möchte „und solche die es noch werden wollen. :D Nach dem hier ein Thema ( Jonny Robels: Hiller ) mal wieder ziemlich OT wurde, aber das abgeschweifte sehr interessant ist, sollte es hier weitergehen. Thema "Was wird auf einem Mittelaltermarkt allgemein erwartet? Nun hier soll (sachlich, vernüftig, humorvoll und vor allem ohne Streit) über Märkte allgemein geschrieben werden. Was wird von einem Markt erwartet? Was gehört auf keinen Markt? Wie seht ihr die Zukunft von Märkten? Uvm. Hier sollten sich alle beteiligen und die Sichtweise vertreten, ob ihr als Besucher, Lager, Touri, Gromi, A-ler auf einem Markt seit. Ich weis das Jeder andere Ansprüche hat. Einer mehr der andere weniger, aber dies ist ja das Interessante, nämlich die verschiedenen Sichtweisen. Achtung: Dies ist kein Thema um spezielle Märkte schlecht zu machen oder welche hervorzuheben. Oder Forenmitglieder oder Forenmitgliederinnen wegen ihrer Ansicht zu beleidigen. Bleibt sachlich und rücksichtsvoll. Denkt daran die Mods haben ein Auge darauf. Auf eine friedvolle vernünftige humorvolle Diskussion. Ulf
 
Hallo Ulf Möchtest du die Sichtweise eines Besuchers oder Darstellers ? Jerome :)
 
@ Jerome, da passt beides hin. Für mich ist ein Markt in erster Linie Freizeit, abschalten, ein Stück Urlaub. Was mich nicht davon abhält auf Märkten zu färben, zu spinnen, nadel zu binden und interessierten Besuchern Rede und Antwort zu stehen. Oft werden Besucher bei uns an die Tafel gebeten, auf ein Wasser eingeladen. Vom Markt selbst wünsche ich mir Einkaufsmöglichkeiten die allen Seiten gerecht werden, dem Gromi und dem, der mehr nach Authentizität strebt. Made in China und Leuchtschwerter finde ich da fehl am Platze, ebenso wie Zuckerwattestände. Was ich gar nicht mag sind diese eingezäunten Lager. Rundherum abgezäunt und das Lager so aufgebaut, daß sich Besucher als Störenfried fühlen. Haben wir erst einmal gemacht, daß die Hinterseite mit Seil abgesperrt war und da nur auf ausdrücklichen Wunsch des Veranstalters, der Angst hatte, es kommen Besucher ohne Eintritt zu zahlen aufs Gelände. Ansonsten bauen wir so auf, daß eine Absperrung nicht notwendig ist und ganz dreiste Besucher trotzdem nicht in die Zelte wandern können. Die Zukunft von Märkten? Das haben die Lagernden zum Großteil selbst in der Hand. Märkte mit freundlichen offenen Lagern werden immer ihre Besucherzahlen haben, ebenso wie Händler mit der richtigen Mischung ihren Umsatz haben werden und sich durchsetzen. Das jeder Ort nun meint auf diesen Zug Mittelalter aufspringen zu müssen wird sich mit der Zeit selbst lösen. Ein Markt, der nicht läuft, wird ein zweites Mal nicht stattfinden. Muß nun leider zum Dienst, heute Mittag kommen evtl. noch ein paar Gedanken dazu.
 
Als Lagernde finden wir für Märkte wichtig daß eine Holzofenbäckerei (Brot) und villeicht ein Gemüsestand da ist. Schön sind auch Käse und Wurstverkäufer. Wenn wir im Mittelalter sind, oft mehrere Tage möchten wir ungern in den ansässigen Supermarkt fahren müssen. Und auch die Besucher nehmen gern Holzofenbrot mit nach Hause. Toll finde ich es auch wenn es Barden/Musiker gibt, so als Walking-Act. Nicht nur als Programm auf der "großen Bühne" . Besucher vermissen oft ausreichend ambientige Sitzgelegenheiten.
 
So, dann mal aus Lagersicht die Zweite. Für mich hat ein Wochenende Lager etwas sehr entspannendes, auch wenn es mit enorm viel Arbeit verbunden ist. Dennoch strahlt es in vielen Hinsichten sehr viel Ruhe aus. Ich denke was die Diskussion angeht, die ja hier fortgesetzt wird, was man von einem Markt erwarten darf, muss man immer die persönlichen Ansprüche berücksichtigen. Es gibt sicherlich Veranstaltungen in allen Größen und Qualitätsbereichen und es sollten sowohl für Aktive wie auch für Besucher die jeweiligen Alternativen zur Verfügung stehen. Selbst wenn ich es aus zeitlichen und familiären Gründen oft nur schaffe zwei, vielleicht drei Märkte im Jahr zu fahren, so freue ich mich zum einen immer darauf an den Terminen die Leute zu sehen und zu treffen, die man das ganze Jahr über nicht gesehen hat. Was die eigentliche Qualität der Märkte angeht, so hängt dass meiner Ansicht nach nahezu ausschließlich vom Veranstalter ab. Ist der Veranstalter ein Museum o.ä. wird ein Schwerpunkt darauf gelegt, dass die Lager auch freundlich Erklären was sie machen, auch wenn mir sowieso die Lippen nach einem Wochenende in Fransen hängen. :D Aber schließlich ist das doch einer der Punkte, weswegen wir das Hobby betrieben, Kostümsaufen kann ich auch Karneval :whistling: . Ich freue mich immer wieder, gerade über glänzende Kinderaugen, wenn ich denen etwas erklären kann, auch wenn ich mir immer vornehme, zumindest für die Pfeilspitzen Schilchen zu basteln, die erklären um was für Spitzen es sich handelt. Ähnlich ist es bei Veranstaltungen auf denen kein Eintritt verlangt wird, dort kommt oftmals auch eher interessiertes Publikum hin, schlicht nach dem Motto, was nix kost, is auch nix. Bei den klassischen Bezahlmärkten, hab ich inzwischen meine Bedenken. Man gewinnt doch leider immer häufiger den Eindruck, dass es ausschließlich um Geld geht. Wenn hierdurch ggfls. noch sinnvoll eine Burg oder ein Schloss saniert werden kann, geht das ja noch aber der Eventbereich füllt sich doch inzwischen mehr und mehr seine eigenen Taschen und der Rest ist egal. Andererseits soll es genug Menschen geben, die gerade diese Events mit Bands etc. soooooo toll finden. Bitte, jedem dass seine. Ich für meinen Teil bevorzuge da eher die kleinen Veranstaltungen und eintrittfreien Veranstaltungen. Da findet man dann vielleicht auch mal Händler, die gesteigerten Ansprüchen standhalten. :zunge
 
Für mich persönlich sind die Marktstände recht wichtig, ich freue mich immer wenn es mehrere Schmiede gibt, zum gucken und ausprobieren. Fürs leibliche Wohl sollte auch gesorgt sein, auch wenn ich nicht alle 5 Meter einen Metstand brauche. Was mich persönlich stört sind Gewandete, die absolut nicht in die Zeit passen, ich war am Wochenende auf einem Markt, da liefen unter anderem die Leute vom PYrmonter Fürstentreff (17/18 Jahrhundert) und ein Leierkastenmann aus der wilhelminischen Zeit rum. Auch Jack Sparrow Piraten sieht man immer öfter. Viele unterschiedliche Lager sind mir auch wichtig, und am besten ist es wenn die Lagernden ein bisschen was für die Besucher machen, zB konnten an einem Lager Kinder ein Kettenhemd usw anprobieren. Amüsante/ skurrile Typen find ich auch gut, die mit den Besuchern interagieren. (ohne Marktsprech) Tupper Ritter die sich mit ihren Latexwaffen kloppen seh ich nicht so gern. :)
 
ich sags gleich, 80% der Märkte hinterlassen bei mir inzw. eher desinteressierte bis langweilige Eindrücke... aber es gibt doch immer wieder tolle Feste, wo man wirklich noch als jemand der eine hohe Latte hat, Spaß hat. Also was wünsch ich mir? Von Veranstaltern: Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Materie Mittelalter und eine kritische Betrachtung der einzelnen Gruppen was die Auswahl betrifft, sowohl in Darstellung (Stichwort Gromi & Gewandungssäufer), als auch im regionalen Bereich. Es ist immer schade wenn ein Markt stattfindet, der zig tolle heimische Gruppen & Händler hätte, aber dann tw. nur ausländische Gruppen & Händler weil angebl. billiger, "Importiert" werden, wo man als jemand der Fragen hat sich eh schon schwer tut, weil der Gegenüber kaum der Sprache des Landes, in dem der Markt stattfindet, mächtig ist... Die Auseinandersetzung der Veranstalter sollte auch im Bereich Kostümkunde sein - dass diese auch Fantasy von guter Darstellung und Recherche-Hintergrund auseinanderhalten können, sprich den Leuten für die tw. hohen Eintrittsgelder auch wirkliche Qualität bis ins letzte Detail bieten können, was die Schaulager betrifft und sich auch sicher sein können, dass da nicht nur Schmarrn erzählt wird. Zudem: Ausgleich finanziell als auch Respektmäßig zwischen Schaukampf und reinen Handwerkslager - oftmals leisten Handwerkslager ebensoviel wie Schaukampflager, auch wenn sie vielleicht nicht jedes Publikum ansprechen; Schaukämpfer sind natürlich was für Kinder und junge Leute, grad die ältere Generation sind dann jedoch die neugierigsten beim Handwerk. Zudem auch oft die Ansicht, dass wir offensichtlich beim Aufbau des Lagers weniger Arbeit hätten als Schaukampfgruppen, und daher ja nur nen Bruchteil der Gage benötigen würden... Was die Auswahl von Gruppen überhaupt betrifft: Ein Zeitabschnitt vs. Vielseitigkeit - das bleibt dem Thema des Fests überlassen, ob das ganze MA oder nur ein Zeitabschnitt. Aber zum. mich stößt ein Fest, wo ausnahmslos Piratenhemdträger ums Feuer sitzen und Bier saufen echt ab, und ich komm da selten wieder. Auswahl der Händler: Vielseitigkeit, nicht nur die Standardwaren, sowohl "kitsch" als auch Handwerkserzeugnisse, Replika für Darsteller mit viel Backgroundwissen! Pro Typus nur 1-max. 2 Stände - wir brauchen keine 10 stände mit Ketterl und Kleidung von der Stange! Mehr auf Stoffhändler, Färbeprodukte etc. setzen, also "kurioses" für den Touristen. Und wie schon oben erwähnt: Händler, die auch Lebensmittel verkaufen die über Süßigkeiten und Met hinausgehen ^^ Ich hätte auch nix gegen eine Art "Leitfaden" für jedes Fest, was an Ausrüstung pro Lager fix da sein muss bzw. verboten ist - also was das optische Bild betrifft, wo einfach die Qualität fürs Fest gesichert wird. Von Händlern: Fachwissen! Ich finds erschreckend wenn jemand Keramik verkauft, aber mir dann nur sagt: "das material gabs damals eh nicht..." - Gut, was MACHST DU DANN HIER, werter Händler!? Leider gibts das viel zu oft, dass die Händler so null Ahnung haben was sie da eigentlich verkaufen, aber jaaaa "authentisch" ist es sicherlich ^^ Und mir ist klar dass nicht jeder alle Bodenfunde seines Sortiments im Kopf hat, aber es ist nicht schwer sich für sich bzw. Vertretungen eine Liste zu machen einmal, welche Ware in welcher Zeit & Region vielleicht anhand von Funden zuordenbar wäre (Vehi Mercatus hat das z.B. mit Liste der Zeitdatierung bei den Beschlägen etc.) Von Darstellern: Mehr Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte und Darstellungsbereich in jedem Aspekt, was über WasWieWo?-Bücher hinausgeht sowie, gaaaanz wichtig, Kostümkunde. Abkommen vom Erwerb des ganzen Materials von Touristen-Standerln bzw. Mittelaltershops. Es gibt genügend Leute die Handwerklich geschickt sind - das Prinzip "Eine Hand wäscht die andere" lässt sich immer irgendwie anwenden! Das darauf hingewiesen wird, wenn der Besucher fragt, was authentisch ist, wie belegbar etwas ist, bzw. was Eigeninterpretation ist - oder einfach "Ich weiß es nicht" sagen ehe eine abstruse Fantasy-Geschichte aus den Fingern gesaugt wird. Wie ich mir die Zukunft vorstelle? Momentan leider einfach unmöglich, zumindest was das Deuten der Zukunft betrifft... da es einfach zuviele Leute mit Darsteller-Interesse gibt, die wenigsten davon aber einen hohen Anspruch haben oder die Zeit investieren wollen, sich intensiv mit der Thematik über Jahrzehnte hinweg auseinander zu setzen! Also entweder werden die guten Darsteller bald nur noch Burgbelebungen machen (ein Thema wo ich hoffe, dass auch die Ö-Burgen bald nachziehen werden), bzw. museale Arbeiten; und die Gromis machen die Markt-Veranstaltungen... und entsprechend werden die Feste noch kommerzieller werden. oder, was unser Trupp zum. bei Einzelnen versucht zu erreichen, dass die Leute durch freundliche Gespräche auf Fehler hingewiesen werden, Hilfe bei der Recherche bekommen, sprich hoffentlich ein Umdenken stattfinden wird, so dass die Aktiven auf Märkten von sich aus zur Einsicht kommen dass Qualität wichtig ist, und die anderen Gruppen dadurch auch quasi gezwungen werden, das Niveau an die anderen anzupassen um noch Engagments zu bekommen.
 
@ Firiel Mit den Händlern muß ich Dir absolut recht geben, da rotten sich mittlerweile viel zu viele Fern Ost Import Fuzzies auf den Märkten die nur den schnellen Mammon suchen...dies sind leider vielfach auch die mit den Plastikzelten :( ... Gottlob gibt es auch Veranstalter die das sehen und ausschließlich von denen Standgebühren verlangen. Das find ich toll und richtig, schließlich tun die nicht wirklich was um die Sachen selber her zu stellen!
 
Ich sehe es als Besucher, welcher mal für ein paar Stunden ins Mittelalter abtauchen möchte. Grundvorrausetzung ist ein passendes Umfeld, Burg, mittelalterliche Innenstadt…., kein mit Sichtschutz eingezäuntes Stück Wiese, wie ich es auch schon erlebt habe. Weiterhin sollten die verschiedensten Händler und Handwerker zugegen sein, die dann auch was mit MA zu tun haben; wie bereits gesagt wurde, kein Kitsch und sonstiger Ramsch. Gaukler sollten natürlich auch nicht fehlen, ebenso Musikgruppen und Schaukämpfer. Und an dieser Stelle muss ich etwas anmosern, dass es da in unserer Gegend an Abwechslungsreichtum mangelt, meist Jahr für Jahr die gleichen Darsteller, ob Schaukampf, Musik etc. Wichtig sind dann die Lager, was bei uns auch etwas zu kurz kommt. Oft sind es nur die Schaukämpfer, welche ihr Lager aufgeschlagen haben und vertraglich gebunden sind. Ich vermisse die Gruppen, die einfach so als Lagernde dabei sind und den alten Handwerken nachgehen, den Besuchern dies und jenes erklären können. Eintrittspreis und Leistung sollten natürlich auch stimmen, was meist gegeben ist. Jedoch finde ich die Preise bei den Fressbuden überzogen. Die Teuerung, welche dort zu erleben ist, hat nichts mehr mit der normalen Teuerungsrate zu tun. Meiner Meinung nach ist es Abzocke und man will ausloten, wie weit man es treiben kann.
 
Dann werde ich wohl auch die leidige Pflicht auf mich nehmen müssen, die Sache aus Sicht eines zahlenden Besuchers oder "Touri vulgaris" zu schildern. Wahrscheinlich klinge ich viel bitterer und harscher, als ich es eigentlich empfinde. Aber ich habe die Märkte im Moment tatsächlich ziemlich über und nehme die Gelegenheit wahr, hier den Advocatus Diaboli zu spielen. :wiki1 *Mal kurz die Finger entkrampfen* Vorab: ich weiß dank eifrigen Mitlesens hier natürlich sehr viel mehr als der normale Marktbesucher. Ich weiß, daß die Lagernden keine arbeitsvertraglich Angestellten des Veranstalters sind, die für ihre Arbeit bezahlt werden, sondern daß sie im Lager ihre sauer verdiente Freizeit verbringen. Ich weiß, daß Zelte, Waffen und sonstige ausgestellte Gegenstände Privateigentum der Lagergruppen sind, und ich weiß, daß der übliche Anspruch des Veranstalters (jedenfalls bei den Märkten, die ich bisher gesehen habe) an die Darsteller sich darauf beschränkt, daß die Gruppen in ihren mehr oder minder historischen Outfits das Wochenende über anwesend sind und eine ambientige Hintergrundkulisse bilden. Der normale Marktbesucher weiß das nicht. Für mich als zahlender Gast und Kunde gestaltet sich die Sache sehr einfach: Ich habe Geld für den Eintritt ausgegeben und erwarte dafür eine Gegenleistung in Form von Unterhaltung. Auf welchem Niveau diese Unterhaltung stattfindet (wie "A", z.B.), ist dabei zunächst mal völlig zweitrangig. In erster Linie will ich mich einfach nicht langweilen müssen. Dabei ist mir - Pardon - sch...egal, welche alten Kumpel irgendjemand von den Darstellern wieder trifft oder ob es für die Lagernden Möglichkeiten zum Einkaufen gibt, oder ganz grundsätzlich, ob sich die Darsteller gut amüsieren oder nicht. Ich will mich amüsieren. Aus Sicht des Kunden habe ich, sobald ich Geld hingelegt habe, einen glasklaren Anspruch an den Veranstalter - in dessen Auftrag die Lagergruppen agieren; insofern habe ich natürlich auch einen Anspruch an die Lagergruppen. Was, denke ich, auch schon erklärt, weshalb anscheinend so oft Besucher ohne Unrechtsbewußtsein in die Zelte laufen. Und wenn ich nun doch kurz auf die beiden Märkte eingehen darf, die ich heuer besucht habe, nämlich München und Erding: In beiden Fällen waren die Lager als Attraktion des Marktes eigentlich ein Totalausfall, mal ganz krass gesagt. Abgezäunt, weit weg von den Besuchern, und soweit sich auf die Entfernung erkennen ließ, Zelte und Einrichtung gleichermaßen eintönig... Mittelalter von der Stange. Da war also schon mal nichts, was man einfach nur - ohne Erklärung - wegen besonderer Schönheit oder Ungewöhnlichkeit hätte bewundern können. Es gab aber auch kaum Interaktion mit den Gästen, weder direkt durch Vorführungen, Gespräche oder Mitmach-Aktionen, noch indirekt durch z.B. Schautafeln oder Infoblätter. Viele Gruppen haben ein irrsinniges Hintergrundwissen, ihren Homepages nach zu schließen, und in ihrem Spezialgebiet durchaus sorgfältig recherchiert. Was spricht denn dagegen, eine kleine Broschüre zu verfassen (von mir aus handschriftlich mit Eisengallustinte auf Pergament, wenn's unbedingt ins Ambiente passen soll), und die eigene Gruppe darin vorzustellen, damit der Besucher auch weiß, was er da eigentlich gerade sieht und inwiefern sich die seltsam gekleideten Menschen in der einen Zeltgruppe von den seltsam gekleideten Menschen in der benachbarten Zeltgruppe unterscheiden? Die angeheuerten (und im Gegensatz zu den Lagergruppen wohl üblicherweise auch entlohnten) Musiker und Unterhaltungskünstler sind ein anderer Punkt. Hier ist einfach die Bandbreite ziemlich groß zwischen ganz gut und grottenschlecht. Viele sind einfach Amateure, und man merkt es ihnen an. Ich denke, daß das Niveau auf wirklichen Konzert- oder Kleinkunstfestivals doch um einiges höher ist - und mit denen müssen sich die Mittelaltermärkte wohl oder übel vergleichen lassen, wenn sie in deren Revier wildern. Was die Marktstände angeht, weiß ich nicht, wie man an dem üblichen Touri-Klimbim vorbeikommen soll. Handgeschnitzte Holzlöffel kann ich nun einmal für nichts gebrauchen, egal, wie schön sie sind. Auf der anderen Seite ist das ganze Kitsch- und Esoterik-Zeugs ja sonst auch an jeder Ecke zu kaufen und trägt zu einem besonderen "Mittelalter"-Ambiente nun wirklich überhaupt nichts bei. Also wird es letztlich immer darauf raus laufen, daß die einzigen Stände, die wirklich gut verdienen, die Imbißbuden und Bierzelte sind. Was mich von Veranstalterseite besonders stört: der Markt wirkt häufig lieblos organisiert. Es gibt außerhalb des "Sauf- und Freßbereichs" normalerweise kaum Sitzgelegenheiten. Auch für Sonnen- und Regenschutz wird meist nicht gesorgt, und Dekoration ist ebenfalls Mangelware; da verläßt man sich offenbar voll auf die Lager. Und ja, ich weiß, daß Biertischgarnituren sicher billig und in großer Zahl zu haben sind. Aber "ambientig" sind sie ebensowenig wie Sonnenschirme mit Werbeaufdruck der örtlichen Großbrauerei *hüstel*. In Summe: Ich bin ja nicht ganz sicher, wofür genau ich am Eingang die fünf Euro Eintritt zu entrichten habe, nur um aufs Gelände zu kommen. Aber wenn es dafür ist, daß ich dort etwas zu Schauen kriege, dann sollte auch dafür gesorgt sein, daß es etwas zu Schauen gibt, und daß ich mich in Ruhe hinsetzen und die Sache genießen kann. Meine zwei Cents. Petra (die sich, wenn sie ehrlich ist, aber trotzdem auch auf Märkten amüsieren kann)
 
@ Perchta Naja, einerseits verständlich Deine Sicht der Dinge... Ob man von gagelosen Gruppen oder Lagern etwas verlangen kann als nur schön sein ,sei nun mal dahin gestellt, ich finde das sollte jede Gruppe für sich selber wissen. Ich kann nur sagen das ,wenn wir auf Lager sind ,unseres meist recht voll ist. Wir stellen etwas Handwerk dar (Holzarbeiten, Handarbeiten ect.) und haben unser Lager idR. nicht umzäunt. Dafür bekommen wir keine Gage sondern machen dies freiwillig... Es liegt am Angagement eines jeden einzelnen ob's schön oder langweilig ist
 
Es gab aber auch kaum Interaktion mit den Gästen, weder direkt durch Vorführungen, Gespräche oder Mitmach-Aktionen, noch indirekt durch z.B. Schautafeln oder Infoblätter. Viele Gruppen haben ein irrsinniges Hintergrundwissen, ihren Homepages nach zu schließen, und in ihrem Spezialgebiet durchaus sorgfältig recherchiert. Was spricht denn dagegen, eine kleine Broschüre zu verfassen (von mir aus handschriftlich mit Eisengallustinte auf Pergament, wenn's unbedingt ins Ambiente passen soll), und die eigene Gruppe darin vorzustellen, damit der Besucher auch weiß, was er da eigentlich gerade sieht und inwiefern sich die seltsam gekleideten Menschen in der einen Zeltgruppe von den seltsam gekleideten Menschen in der benachbarten Zeltgruppe unterscheiden?
geb ich dir ganz Recht - Hirsch & Eule vielen hier z.b. in Pöchlarn bei allen Mitlagernden und Besuchern sehr positiv auf, weil sie neben dem Handwerk und ständigen Infos bei Nachfrage auch auf wenigen Seiten in Form einer Infomappe auf einem Mappenständer direkt vorm Zelt die Bajuwaren kurz in jedem Lebensbereich zusammengeschrieben haben. Denke, das sollte sich jede Gruppe (wir sind selbst grad am zamschreiben der Wiener Eigenheiten im Spätmittelalter hierfür) als Vorbild nehmen, und ihre Infos zusammentragen - Vorteil: man muss nicht alles erklären bzw. der Tourist kann sich vorab ein Bild machen zur Darstellung vor sich und bei weitergehenden Fragen ist dann sicher weniger Scheu vorhanden als beim typ. Lager "Wir sind hier im Zoo. Füttern verboten" ^^ Und grad wenn es um regionale Darstellungen geht ist es einfach enorm spannendst wenn dann z.b. auch Laien in der Stadtgeschichte bekannter Städte Kuriositäten oder genauerer Einblick in Verordnungen etc. gegeben wird (z.b. wusste ich auch nicht bis gestern abend trotz zig Bücher zu dem Thema, dass in Wien die Prostituierten Sonntags und in der Fastenzeit aus der Stadt mussten, oder ihnen wurde die Nase abgeschnitten!) oder auf Unterschiede zu anderen Städten eingegangen wird - gerade das macht Stadtgeschichte unterhaltsam, spannend und auch für den Besucher nachvollziehbar. Wichtig ist halt die ausgewogene Mischung zwischen Angebot für Aktive & Lagernde, ebenso wie für normale Besucher ohne MA-Bezug!
 
Dafür bekommen wir keine Gage sondern machen dies freiwillig... Es liegt am Angagement eines jeden einzelnen ob's schön oder langweilig ist
Danke, dass ist eine der Aussage, die ich unterstreichen muss. Selbstverständlich kann ich Perchta Sicht der Dinge sehr gut nachvollziehen. Und auch wenn es im Regelfall so ist, dass bei uns im Lager immer was los. Manchmal ist es aber auch so, dass einem Veranstalter so blöd kommen, mit "Ihr müsst da und da mitmachen" oder was auch immer, dass ich, bzw. wir auch einfach die Fragen stellen, was das soll - insbesondere vor dem Hintergrund, dass man das ganze freiwillig und für lau macht. Gelegentlich bekommt man den Eindruck, dass manche Veranstalter Gruppen als kostenlose Sklaven betrachten und auch genauso damit umgehen. Solle Events meide ich inzwischen.
 
Perchta, kann ich gut verstehen. Ich bin nicht häufig als Besucher auf Märkten, aber ich habe dann häufiger schon das Gefühl, dass ein genervtes "Sprich mich nicht an" auf die Stirn vieler Lagernder tätowiert ist... Eigentlich ist man eben nicht zu Hause auf seiner privaten Wiese sondern für die Besucher vor Ort und dann sollte man nicht mit dem Rücken zum Publikum biersaufend vorm Zelt hocken. Klar, das ist schon alles ziemlich anstrengend, aber ich sehe immer zu, die meiste Zeit zu Weben oder irgendwas zu machen und vor allem Rede und Antwort zu stehen - auch mit einer Erklärung zu gab es, gab es so nicht! Allerdings finde ich es schlimm, dass die Leute oft nicht fragen, wenn sie was wissen wollen. Ich habe nämlich auch keine Lust, nur weil jemand vor mir stehen bleibt, jedesmal einen Monolog zu halten. Ein "Treten Sie näher und fragen sie ruhig" kommt mir nach zwei Tagen auch nicht mehr so leicht von den Lippen. Noch schlimmer finde ich Diskussionen über das, was ich da gerade tue mit dem Nebenmann als wäre ich gar nicht da oder der deutschen Sprache nicht mächtig so a la "Was das wohl sein mag, das hab ich schon mal gesehen". Vielleicht wäre ein Schildchen mit Erklärung nett, aber dann komme ich mir noch mehr vor wie im Zoo... Das Lager sperren wir schon seit Jahren nicht mehr ab, das klappt ganz gut, Hund vorm Zelt schadet aber auch nicht. Wenn wir ein Zelt offen haben, können die Besucher da auch gerne reinschauen. Zu uns setzten ist ein Problem, jeder von uns hat seine Sitzgelegenheit und wenn diese von Besuchern belagert wird ist das nicht so schön, meistens verweilen nur Bekannte bei uns. Von den Veranstaltern (oder von vielen) würde ich mir ein bißchen mehr Fürsorge wünschen - wenn ich schon Leute in ihrer Freizeit verpflichte, für meine Veranstaltung die Deko zu machen, damit ich die Eintrittsgelder kassieren kann, dann wäre es nett zumindest richtiges (und trockenes) Brennholz zu haben und eine saubere Toilette mit Waschgelegenheit. Wir fahren nur wenige Märkte und haben die mit versifften Dixies und Sperrmüll als Brennholz schon aussortiert. Das es auch anders geht, haben wir auch schon erlebt, da wurde Brennholz sogar mit einem Rindergespann rumgebracht, der Müll abgeholt und es konnten Brötchen vorbestellt werden - echter Luxus :D .
 
Zum Sklaven lass ich mich auch nicht machen..aber Mitarbeit bei so Sachen wie Wache stellen..(wobei ich nicht zwischen Schauwache und wirklicher unterscheide...beide sind wichtig), kleine Vorführungen(so was wie zwangswaschung, Gerichtsverhandlung..usw) dienen der Unterhaltung der besucher und davon "leben "wir ja. Und was ich dafür verlange: einen vernünftigen lagerplatz, Brennholz und Wasser..dafür bekommt der veranstalter dann das ganze paket...
 

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