Ailettes - unnötiger Zier oder notwendiger Schutz?

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Aelthred

Guest
Moin moin, nachdem ich bei der letzten Veranstaltung erneut einen Ritter getroffen habe, der auf die Schutzwirkung von Ailettes hinwies, würde ich gerne dieses Thema mal genauer in Angriff nehmen. Das was ich an Literatur hier habe, erwähnt manchmal die Schutzwirkung, manchmal aber eben auch nicht. Ich pers. bin eigentlich eher der Meinung, dass die Schutzwirkung gleich 0 ist, denn 1. schützt das Kettenhemd vor der Schnittwirkung des Schwerthiebs und 2. der Gambeson von der kinetischen Energie, oder täusche ich mich da etwa? Da Ailetts aus Holz, Leder und Leinen bestehen könnte man ihnen zwar eine gewisse schildähnliche Funktion zusprechen, aber irgendwie gibt es dafür eben doch auch den viel größeren Schild, oder nicht? (man hebt doch schon instinktiv den Schild wenn es etwas auf den Dötz gibt) Der eigentliche Verwendungszweck könnte doch wohl eher die Erkentniss sein wen ich da gerade vor mir habe...? :huh: Der eigentliche Kernpunkt meiner Frage, und Grund warum ich dies in dem Ordenbereich disskutieren möchte, ist aber, dass meiner bisherigen Meinung nach den Ordensrittern jeglicher Schmuck und Zier verboten war (eben dieser Ritter den ich am Anfang erwähnte stellte ein Ritter des DO da). Dazu zählen Autoren von Büchern zu diesem Thema z.B. Helmzier und CoKG... allerdings meist nur als Beispiele und nicht vollständig ausformuliert was jetzt alles genau. Eben weil Ailetts nie genannt werden und auch nur auf einer Abbildung (für einen Komtur des DO auf einer Grabplatte) verbürgt sind, würde mich da mal eure Ansicht und Wissen interessieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
über diese holzklappen hab ich gestern noch drüber geredet. bzw hab mir das mal angehört. also wenn das wirklich schulterplatten sind, die tatsächlich auf den schulten liegen, bzw seilich den arm/ die schulter bedecken, dann ist eine tatsächliche schutzwirkung gegeben. der gambeson nimmt natürlich die wucht auf, aber es kommt darauf an , wie die wucht verteil wird. mit der platte wird die wucht auf eine große fläche verteilt, und somit kommen punktuell gesehn weniger kräfte auf den gambi also ohne platten. also mein freund sagte mir, dass man die deswegen genommen hat, weil stahl a) zu der zeit teuer war, und man teilweise die rüstung nur zum "schön aussehn" getragen hat, und wenn gekämpft wurde bzw trainiert , wollte man sich die eisenschutern net versaun, also hatte man holzplatten genommen.. irgendwie sowas hat mein freund da erzählt.... aber mir auch relativ egal.... bin ja sowiesso frühmi :D
 
Evtl. waren die Ailetten ja auch eine Art Vorläufer der wesentlich späteren Epauletten, die in der Anfangszeit eine ähnliche Schutzwirkung haben sollten: die Wucht von Säbelhieben auf die Schultern abzufangen. Nach und nach wurden sie dann allerdings zu Rangabzeichen.
 
ich hab mich mit den ailetten schon früher mal auseinandergesetzt und noch einige abgespeicherte hinweise dazu gefunden.
Der eigentliche Kernpunkt meiner Frage, und Grund warum ich dies in dem Ordenbereich disskutieren möchte, ist aber, dass meiner bisherigen Meinung nach den Ordensrittern jeglicher Schmuck und Zier verboten war
wenn ich durch so ein paar teile auf den schultern besser zu erkennen bin und dadurch nicht von nem freund eine auf die blechmütze bekomme, dann fällt das doch nicht unter schmuck oder zier. fraglich wäre dann auch die helmdecke gewesen - eigentlich zum schutz vor der hitze im heiligen land über den helm gezogen könnte man die auch als zier ansehen. nach Lehnart ebd.; modifiziert durch den Katalog der Museumsausstellung Die Ritter von Andreas Schlunk & Robert Giersch - zur kompletten Kettenpanzerung treten zusätzliche Rüstteile (Plattenrock, Ailetten, Diechlinge mit Kniebuckel, Beinschienen, Metallscheiben am Ellenbogen); dies aber nicht überall und bei jedem Ritter Erklärung: Ailetten sind Holzplättchen, welche die Schultergelenke schützen Ihre hauptsächliche Verbreitung fanden sie vorwiegend in Westeuropa. Im deutschsprachigen Raum sind sie nur im Rheinland, und Hessen Westfalen anzutreffen - die einzige Ausnahme bildet das Siegel König Johann des Blinden von Böhmen (+1346) der allerdings ein mit dem frz. Königshaus verschwägerter Luxemburger war. Einzig die Ritterorden haben bereits im Hochmittelalter - beginnend im 12. Jh. mit der Gründung des Templerordens - eine durchgängige Uniformierung erreicht. Allerdings ist auch diese relativ, da es regional bedingte Abweichung bzgl. Stoffen, Schnittformen, Schwertgehängen, Kreuzformen etc. gab... mhm...also sind wir wieder mal bei einem "könnte"
 
Ihr meint die Achselschilder :) Ich habe gelesen das diese Schilder eher als Bannerzeichen benutzen wurde, damit man im Kampf sehen kann wer wo kämpft. :) Aus kämpferische Sicht würde ich auch sagen das sie eine kleine Schutzwirkung hatten, auch wenn sie vielleicht nur 1 direkten Schlag aushalten würden. Denke eher das man damit Schläge ablenken oder abgleiten lässt. Vielleicht helfen diese Schilder auch gut gegen stumpfe Hiebwaffen, damit waren doch die Behilfstruppen ausgerüstet.
 
Hm interessant... ich habe mich schon gefragt, wie man diese Dinger nennt. Weiß jemand, ab wann und wo (vermutlich also Frankreich, aber wo dort) die das erste Mal überliefert sind?
 
Hm interessant... ich habe mich schon gefragt, wie man diese Dinger nennt. Weiß jemand, ab wann und wo (vermutlich also Frankreich, aber wo dort) die das erste Mal überliefert sind?
im zweifel tante wiki :D - aber auch hier: mangels erhaltener originalstücke und ohne funde - wieder nur spekulationen :( http://de.wikipedia.org/wiki/Ailetten
 
Moin moin, @ simson: hm... ja das mit der Verteilung der Engergie macht Sinn. Allerdings frage ich mich dann, ob es der Ritter mit einem Hauschwert zu tun hat (Malchus/Falchion), denn die hochmittelalterliche Kampfweise war doch eher die eines ziehenden Hiebs (Schneidwirkung), statt der bei Wikis üblichen Hauschwerter... (hab ich jedenfalls so ich sag jetzt mal gelernt). Zum Schautragen der Rüstung sebst kann ich jetzt nicht direkt was sagen... mir ist eigentlich nur bekannt, dass die Herrn Ritter ihr Schwert meist dabei hatten (entweder an der Hüfte oder in des Knappen Hand). @ Ragnar: das könnte durchaus sein. Man müsste mal nachforschen, wie verbreitet dieses Ailetten zum Ende des Spätmittelalters waren und ob es vielleicht eine Überleitung in die darauffolgende Zeit gibt. Ich tippe irgendwie darauf, dass die Ailetten und Epauletten sich unabhängig voneinander entwickelt haben, da die militärische Kampfweise (Formation usw) ja auch eine vollkommen andere wurde. @ Phalen: Vielleicht sollten wir beide mal die Schutzwirkung in einem Feldversuch untersuchen :D @ hastefeuer: guter Link, danke sehr :) macht eigentlich auch am meisten Sinn; genau wie das was Johann von Heldungin geschrieben hat. Bloß was ist jetzt der Hauptverwendungszweck dieser Ailetten? Erkennungsdienstliche Zwecke oder doch die Schutzwirkung... das einzige, was man da genau sagen kann ist, dass man eigentlich nix weiß :cursing: Fassen wir daher nochmal zusammen: Ailetten kamen zum Ende des Hochmittelalters auf; vermutlich also gleichzeitig mit der Entwicklung des Topfhelms; und man fand bildliche Belege, dass sie in Frankreich und Deutschland verbreitet waren. Gesichert ist, dass Ailetten dafür da sind, dass man sein Gegenüber trotz Topfhelm erkennt Eine Schutzwirkung der Ailetten ist "möglich", aber sollte mal näher untersucht werden... (mit den verschiedensten Waffen) ich bin da immer noch etwas skeptisch ;) Es ist bisher noch nicht klar, ob die Ritter der geistlichen Orden Ailetten im Kampf trugen.
 
ich habe auch ein wenig gelesen, und erfahren daß die Ailettes (angeblich) ab Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts auftauchten. Ob das nun auch stimmt, weiß ich auch nicht...
 
Reine Spekulation: Ordensritter die nach ihren Statuten eine Uniform ähnliche Kleidung trugen mussten die Ailettes nicht unbedingt zur Erkennung tragen. Sie kämpften in Ihren "Farben" eh nur für eine Seite, Schwieriger hatten es da wohl die freien Ritter Ihr Gegenüber zu erkennen. Außerdem bin ich mir nicht ganz Sicher in wieweit unter Gefechtsbedingungen ein solch kleines Schild auf der Schulter tatsächlich zu erkennung beitrug. Ich ganz persönlich halte es für ein Erkennungszeichen außerhalb der Schlachtfelder, ein Ort mehr seine Farben, sein Wappen zu präsentieren um auch dem letzten unbedarften Zuschauer zu zeigen wer man ist. Vor allem dann sehr wirkungsvoll wenn man keinen Helm oder gar Schild trägt auf dem Wappensymbole zu sehen sind. Also zb. in Kirche oder bei einer Audienz wenn der Wappenrock verdeckt ist von Anderen Menschen. Zitat Wikipedia: "Die wenigen vollplastischen Darstellungen von Kriegern mit Achselschilden zeigen gelegentlich erhabene Wappendarstellungen. Möglicherweise wurden solche Reliefs mit Modeln auf die Schilde aufgebracht. Ein entsprechender Modelstein konnte 1926 bei den Ausgrabungen der Burg Montfort (Starkenberg) im heutigen Israel geborgen werden. Das Objekt zeigt zwei etwa 11 Zentimeter lange stilisierte Barben (Fische), die als das „redende Wappen“ der Grafen von Bar gedeutet werden." Diese Aufwändige Bearbeitung deutet für mich einen Eher dekorativen protzerischen Einsatz an. Nach meiner Theorie würde ich denken Ordensleute trugen Ailettes nur um sich Kleidungstechnisch nicht hinter den Freien Rittern verstecken zu müssen oder in Führungspositionen um am Hofe als eben diese erkannt zu werden. Die Schutzwirkung halte ich für minimal. Ich möchte sogar die Behauptung aufstellen das sie in bestimmten Situationen dem Träger gefährlich sein konnten.
 
@ simson: hm... ja das mit der Verteilung der Engergie macht Sinn. Allerdings frage ich mich dann, ob es der Ritter mit einem Hauschwert zu tun hat (Malchus/Falchion), denn die hochmittelalterliche Kampfweise war doch eher die eines ziehenden Hiebs (Schneidwirkung), statt der bei Wikis üblichen Hauschwerter... .
.......zur Homi Kampftechnik: Hiebe auf den Kopf und Schnitte zum Körper. Die Ailietten schützten, bei vom Helm abgleitenden Hieben, die Schlüsselbeine (meine Theorie). Grüsse Gullbrand z.W.
 
Nach meiner Theorie würde ich denken Ordensleute trugen Ailettes nur um sich Kleidungstechnisch nicht hinter den Freien Rittern verstecken zu müssen oder in Führungspositionen um am Hofe als eben diese erkannt zu werden.
Eben dahingehend würde ich es auch deuten... Hier auch nochmal meine einzige Quelle von einer Art Ailettes im Orden. Auf dem marburger Sakristeigitter ist eine ehemals bemalte Blechfigur des Komturs "Kuno von Dudeldorf". Dieser trägt eine Art Ailetten (keine rechteckige Form, sondern wie ein Reiterschild geformt). Das Abbild wird auf 1326 datiert. Die Ailetten waren vermutlich weiß und auf ihnen befand sich ein schwarzes Kreuz mit querverlaufenden Balken am Ende. Es wird angegeben, dass dieses Kreuz zeitweise das Erkennungszeichen dieses Komturs war. Auffällig ist, dass die Ailetten nicht wie bei den anderen Abbildungen zur Seite weisen und so vor Verletzungen der Schultern schützen, sondern direkt nach vorn gerichtet sind. Dies kann nun vielerlei bedeuten. Entweder wurde dem Betrachter so ermöglicht den Abgebildeten zu erkennen, oder es war ein künstlerische Freiheit den Komtur so abzubilden, damit man auch die Ailettes erkennt (wohlgemerkt: der Komtur ist auf dem Abbild mit Panzerhemd, Helm, Wappenrock und Speer gerüstet). Daher würde ich gerne deine Theorie, haste feuer, dahingehend erweitern, dass die höheren Befehlshaber des Ordens vielleicht im Gefecht Ailettes trugen um sich den anderen Kämpfern als Befehlshaber oder Lanzenführer zu erkennen geben zu können (was auch wieder Ragnars Theorie unterstützt, dass sich aus diesen "Rangabzeichen" die Epauletten der späteren Zeit entwickelt haben könnten)
 
Also es kann natürlich sein das man die Teilchen bunt bemalt hat um sich besser kenntlich zu machen aber ich gehe auch davon aus das sie bei abgleitenden Schlägen auch ein kleiner Schutz sein sollten. Es mag auch sein das sich daraus später die Epaullette entwickelt hat aber hier bleibt nur die Spekulation. Man kann sich zwar schwer vorstellen wie das ganze schützen sollte aber noch im 19. Jhr. findet man z.b. sogar noch Kettengeflecht auf den Schultern britischer Kavalleristen. Dort wurde dies eben eingesetzt um diese abgleitenden Schläge gegen Helm auch von den Schultern abgleiten zu lassen.
Irish-Lancers.jpg
 
Jooh, die Uniform ist vpm Irish Regiment of Lancers zur Zeit des Zulu Wars also so um 1879
 

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