Die Laute im Mittelalter

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Liederbolt

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So, um mal einen Anfang zu finden, beginne ich mit einem kleinen Intro: Quinte estampie royal/Chramer gip die varve mir. (Habe den Chramer gerade erst angefangen und muß manchmal Text spicken - werde es evtl. demnächst in der Editierung durch eine ausgereiftere Version ersetzen) Edit: ...und werde vor allem nicht mehr singen: "lat mich eu gefallääääään" :D (gar nicht verkehrt sich mal aufzunehmen) http://www.youtube.com/watch?v=QYbU_kWWkbg Habe hier nur 4 Saitenpaare in einer Quint-Quart-Stimmung und nur bis zum 7. Bund benutzt. (im Hochmittelalter hatte die Laute nur 4 Chöre/Saitenpaare. Der 5. Chor kam dann im 15. Jhd.) Es wäre also auf einer Mittelalterlautenrekonstruktion realisierbar. Die Begleitung von "Chramer..." folgt sehr einfachen, elementaren Gesetzen: Die Melodie wird von der Laute mitgespielt, hier und da variiert/ausgeziert, und der Grundton sowie seine Quinte werden als Bordun immer wieder angeschlagen. Eine einfache wie grundlegende Methode, ein mittelalterliches Lied zu begleiten. http://www.wendelio.de/Mittelalterlaute/frontansicht.jpg Quelle: http://www.wendelio.de Hier eine fünfchörige. Mit freundlicher Genehmigung von Markus Wesche, Bremen www.wendelio.de In Punkto "A", erhebe ich aber keine Ansprüche, bzw. strebe ich keine akademisch/historisch korrekte Spielweise an. Fehlendes Wissen und Können, versuche ich durch Intuition zu ersetzen - bis zum eventuellen Wiederruf - eine für mich spannende, andauernde Reise. Mein Spiel ist natürlich die Summe meiner "musikalischen Sozialisation". Die Metal-Stromgitarre steckt ebenso mit drin, wie der Gitarrenlautenspielmann - das kann und will ich gar nicht verbergen. Wie schon mal kurz im Faden "Was hört ihr gerade" beschrieben, ist das von mir benutzte Instrument völlig un"A". Es handelt sich um eine Renaissancelaute nach typischer DDR-Bauweise. Die ursprüngliche Decke war aus 3mm SPERRHOLZ! (Die Instrumentenmacher wurden angehalten in günstiger Massenproduktion zu fertigen). Es kam natürlich kaum Sound heraus. Ich tauschte sie gegen eine 2,5 mm Fichtendecke aus, welche mir ein Bremer-Gitarrenbauer als Rohling vorfertigte. Bei echten Renaissancelauten ist die Decke jedoch sehr dünn - meist unter 2mm. Dadurch ist der Klang wesentlich filigraner, was für meinen Gebrauch ein Problem mit sich bringt: Ein solches Instrument wäre kaum auf dem Mittelaltermarkt einzusetzen. Es wäre viel zu empfindlich für's Lagerleben, und meine hier angewendete (etwas rohe) Spielweise würde es gnadenlos überreizen. Über mittelalterliche Bauweisen ist wenig überliefert - dazu dann später ausführlich. In diesem Faden soll es in erster Linie um eine Frage gehen, die mich seit meiner Infektion mit dem Mittelaltervirus beschäftigt: Wie kann ich mich als Laie einer mehr (oder weniger?) mittelalterlichen Spielweise annähern, die sich auf Erkenntnisse der historisch orientierten Musikwissenschaft bezieht? - Es ist für die meisten nahezu unmöglich einen kompetenten Lehrer in der Nähe des Wohnortes zu finden. Ganz im Gegensatz zu dem gegenwärtig sehr populären Ansatz, der in den Notenbüchern von z.B. dem wehrten Marcus van Langen, aus dem Verlag der Spielleute verfolgt wird. Hier werden moderne Akkordsymbole zur Begleitung vorgeschlagen. Ein auch sehr lohnenswerter Ansatz, wie ich finde, denn so erhält sehr altes Liedgut, wider des Vergessens, Eingang in das praktische Musizieren - und wird damit zu echter "Volksmusik". Ein wertvoller Beitrag und Gegenpol zu dem landläufigen Schrott, den die uns im Fernsehen als solche verkaufen wollen. Neben der Kernfrage zur Praktischen Umsetzung, stelle ich mir Exkursionen vor, z.B. über Lauteninstrumente anderer Kulturen, geschichtliche Entwicklung, Literatur... also für alles offen. Jeder ist zum Mitgestalten, Fragen, Diskutieren eingeladen - und auch zum Ausprobieren! Man kann durchaus auf einer Gittarre/Gitarrenlaute oder anderen Bundinstrumenten beginnen. (oder es mal bundlos auf der Oud probieren) Bis bald :p
 
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Hey Narolf Ein schönes Teil und ganz offensichtlich hat Du das gute Stück spieltechnisch recht gut Griff . Ich habe zwei 4 chörige Cistern - sprich eine Irish Bouzouki und eine Geyerleier mit Stahlsaiten . Die Bouzouki ist ist neutral offen, mit einem Doppel - Bordunton getuned. Die Leier ist wie die Gitarre, auf den vier hohen Saiten gestimmt, nur dass ich bei dem E - Paar die dünnere, umwundene Saite aus dem E - Satz eines 12 Saitigen Sets genommen habe . Dadurch hat die Geyerleier beim Akkordspiel etwas mehr fülle. Dadurch, dass ich ein reiner " Powerchord - Schrammler " bin, ist das genau das Richtige für mich . Ganz klar, die beiden Cistern sind nicht wirklich authentisch mittelalterlich, stammen aber von der Ur - Cister, der Oud ab, klingen aber nach heutigem Verständniss mittelalterlich und ich habe meinen Spass dran. Kurz gesagt - für meine Zwecke, sind sie vollkommen ausreichend . :D
 
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ich liebe Laute (aber auch leise 8o ) nein, ich habe mal ganz viel John Dowland mit einem Lautenspieler zusammen gemacht- tolle Musik
 
Petrus, die Geierleier ist ne feine Sache. Hab noch nie eine in der Hand gehalten, kenne aber den Sound - natürlich auch von Subway to Sally. Hab auch eine Bouzuoki, aber ne griechische. Nehme sie auch zur Hand, wenn ich schrammeln mag. Ob der Klang im "echten" Mittelalter so un-A war, bin ich mir gar nicht so ganz sicher. Langhalslauten - Bouzoukis gehören im weiteren Sinne dazu - gab es schon bei den Ägyptern. Metallsaiten sind seit dem Mittelalter überliefert. Wann genau weiß ich aber nicht - das wär hier nochmal in einem Saitenspecial zu klären. Sie waren jedoch wohl nicht mit unseren rostfreien modernen Stahlaiten gleichzusetzen. Die frühen "Drahtzieher" hatten wohl noch ganz andere Legierungen. Auch Messingsaiten weiß ich, gab es zumindest schon auf einigen italienischen Renaissanceinstrumenten. Ich schätze mal, dass die frühen Metallaiten nicht den gleichen Zug ausgehalten haben, wie die heutigen. Daher war die Spannung wohl schlaffer, und auch die Instrumente waren wohl nicht so robust - die Lauten jedenfalls nicht. Der Klang war dann wohl dumpfer und leiser, was aber durch die Schwingungseigenschaften bei sehr leichtgebauten Instrumenten wieder ausgeglichen würde. Vielleicht hat man einfach nicht so dolle dreingeschlagen...? Auf jeden Fall bietet es sich einfach an, auf drei oder vier Saitenpaaren in einer offenen Stimmung einen Bordun zu "schrumpen" - heute, wie wohl auch damals. Kundryn, Deine Begeisterung zu Master Dowland kann ich voll und ganz teilen. Gibt es da mal was von Dir zu hören? Möchte mal, um zur mittelalterlichen Lautentechnik zu kommen, anhand von Beispielen die Entwicklung der Spieltechnik chronologisch rückwärts aufzeigen. Im wesentlichen, geht es dabei um den Gebrauch der (bei Rechtshändern) rechten Hand. Bei der modernen (klassischen) Gitarrentechnik, liegt der rechte Unterarm auf der Zarge der Gitarre. Die Hand schwebt frei über den Saiten. Dies ist erst seit Francesco Tarrega (1852-1909) so, und ermöglichte ein sehr schnelles appregieren (Akkorde in rasch folgende Einzeltöne zerlegen). Mit dieser Technik lässt sich aber auch prima alte Musik spielen. Als die Laute und ihre Musik nach einem über 100 Jahre alten "Dornröschenschlaf" wiederentdeckt wurde, spielten die bekanntesten Pioniere mit dieser Gitarrentechnik. Von Peter Harlan, Hans Dagobert Bruger über Walter Gerwig bis Julien Bream und Konrad Ragossnig (nur einige). Auch auf den Gitarrenlauten bei den Wandervögeln und heute auf dem Mittelaltermarkt, wird meist so gespielt. Melodien auf den oberen Saiten, werden im Wechselschlag von Mittel- und Zeigefinger gezupft, manchmal wird auch der Ringfinger integriert, Basstöne im allgemeinen mit dem Daumen. Auf der Gitarre spielt man heute allgemein mit Fingernägeln - auf der Laute hat man früher mit Fingerkuppen gespielt (es gab und gibt Ausnahmen davon). Für mehr Informationen über die hier eingebetteten Künstler und Musikstücke, schaue man die Movies mal direkt bei You Tube - einfach auf das laufende Video klicken. http://www.youtube.com/watch?v=NzNsZY-I6gk Vor Tarrega, hat man bei der Gitarre wie bei der Laute den kleinen Finger auf die Decke gestützt. Dies gab mehr Stabilität und ist ein Relikt aus früheren Zeiten - warum sehen wir noch. Der Daumen bewegte sich meist vor dem Zeigefinger, die Finger verhielten sich eher horizontal zu den Saiten. Diese Technik entwickelte sich Ende des 16. Jhd., weil die Laute mehr Baßsaiten bekam und die Bassführung differenzierter wurde. Die hauptsächliche Spieltechnik für die Barocklaute. http://www.youtube.com/watch?v=HCCu1n3rBW8 Zuvor, in der Renaissance, hatte sich gerade das polyphone Spiel entwickelt (mehrere Melodien/Stimmen wurden gleichzeitig auf einem Instrument gespielt). Die Hand wurde eher parallel zu den Saiten gehalten, das Instrument i.d.R. mehr parallel zum Boden. Der Daumen bewegte sich hinter dem Zeigefinger. Melodien wurden im Wechselschlag von Daumen und Zeigefinger gespielt. Wenn der Daumen im Baß zu tun hatte, übernahmen der Mittel-/Ringfinger. Diese Technik entwickelte sich Ende des 15. Jhd, direkt aus dem mittelalterlichen Spiel mit dem Plektrum/der Feder. Das Plektrum wurde weggelassen, somit waren Daumen und Zeiger frei, und konnten gleichzeitig unabhängig voneinander agieren. Im Melodiespiel, erkennt man noch die Antriebsbewegung aus dem Unterarm, welche aus der Benutzung des Plektrums herrührt. Der Anschlag war auch noch mehr "schlagen" als "zupfen". Daher der Name "Lautenschläger". Dies führte im 16. Jhd. zu einer Blüte des Lautenspieles in Europa. http://www.youtube.com/watch?v=SZ3KPvdVVJk So, nächstesmal wird's dann mittelalterlich. :rolleyes:
 
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sehr fein.... toll gespielt... :thumbsup: ich bin ja schon froh. dass ich mit meinen Stummelfingerchen mittlerweile nen Barré hinbekomme 8o
 
gulfaxi: weiß zwar nicht, ob Du meine Wenigkeit meinst, oder die hier eingebetteten Künstler. Ich sag einfach mal DANKE! (ja, Barré kann einen Anfangs verzweifeln lassen) Kommen wir nun von der Renaissancelaute ins Spätmittelalter und damit zu einer Spieltechnik, welche als rein hypothetisch angesehen werden kann: Als 1507 mit Intabolatura de lauto libro primo und libro secondo, die ersten Bücher mit gedruckter Lautenmusik des Francesco Spinacino herausgegeben wurden, war diese Musik zwar für diese Zeit sehr experimentell, spieltechnische Möglichkeiten erkundend, aber auch schon in der Spieltechnik sehr fortgeschritten. Daher kann man annehmen, dass die Loslösung von der Plektrumtechnik schon seit einiger Zeit praktiziert wurde. Vielleicht so seit der Mitte des 15. Jhd. Der Nürnberger Lautenist und Autor der Lautenschule Ain schone kunstliche underweisung auff der Lautten und Geygen 1523, Hans Judenkünig, schreibt, dass die alté mit der federn dürchaus geschlagen haben/das nit also khustlich ist (die alten Lautenspieler haben mit der Feder angeschlagen, was nicht sonderlich künstlerisch ist - also im Vergleich zum Fingerkuppenspiel) Nun stellt sich die Frage, ob man das Plektrum/die Feder einfach gegen die Fingerspielweise eintauschte, oder ob es eine Zwischenphase gab? In der modernen Akustikgitarrenszene, gibt es eine Spieltechnik, die oft im Folk und Country gespielt wird: das Hybrid-Picking. Hier wird mit einem Plektron gespielt, jedoch werden die oberen Saiten auch mit dem Mittel-/und Ringfinger angeschlagen. Gab es eine Parallele bei dem Übergang von dem Plektrum- zum Fingerspiel auf der Laute? Es ist nicht weit hergeholt, wenn man mit dem Plektrum spielt, mal hier und da beim Spielen einer Baßsaite mit dem Plec, eine höhere Saite gleichzeitig mit einem freien Finger zu bedienen. Übt man dieses, so fühlt es sich nach einiger Zeit recht "organisch" an. Die geläufige Gebrauchsmusik war ja auf jeden Fall schon mehrstimmig. Wurde diese Art zu spielen kultiviert? Eine sichere Antwort gibt es bisher nicht, da es keine genauen Aufzeichnungen aus dem Übergang vom Plektrum- zum Fingerspiel gibt. Prof. Crawford Young, von der Schola Cantorum Baseliensis in Basel, gilt als anerkannter Rekonstrukteur von mittelalterlicher Spieltechnik. Nach seiner Ansicht ist der Gebrauch einer spätmittelalterlichen "Hybridtechnik" sehr wahrscheinlich und wird von ihm im Studium unterrichtet. Sie bietet sich vor allem für die Vortragsart zwo zwicken, eyn singen an, welche noch in der Renaissance bei vielen Stücken Verwendung findet. Aus dem Lochamer Liederbuch Möcht ich dein begeren (ca.1452). Ich spiele den Bass und den Diskant (hohe Stimme) auf der Laute und singe den in der Mitte liegenden Tenor. Ein frühes Beispiel für ein "typisch deutsches" Tenorlied. Das Nachspiel besteht aus den beiden Außenstimmen einer Parallelüberlieferung für Orgel, aus dem Buxheimer Orgelbuch von Conrad Paumann (ca.1460). Alle Stimmen entnahm ich der von Marc Lewon (ein Schüler von Crawford Young) herausgegebenen Edition "Das Lochamer Liederbuch, Teil1", aus dem Verlag der Spielleute, und bastelte mir den Lautensatz daraus zusammen. Benutzte eine Krähenfeder und den Mittel-/Ringfinger. Werde später noch genauer auf Federn und Plektren eingehen. Der Abschlag mit der Feder (Schlag nach unten) ersetzt den Daumen, der Aufschlag (nach oben) den Zeigefingerschlag im Vergleich zur Renaissancefingertechnik. Auch hier bin ich bestrebt, später in der Editierung eine ausgereiftere Version anzubieten. (finde den Gesang ja noch nicht so erbaulich... ...da geht noch was... (vor allem in der Silbenverteilung) ^^ :bye01 http://www.youtube.com/watch?v=lZnqAavECfo
 
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Für die Zeit vor 1450, wird die Quellenlage dünner, die Interpretationsspielräume größer. Mehrstimmigkeit war eher für die Vokalmusik gedacht, wurde aber sicher auch auf mehreren Instrumenten gespielt, die je eine Stimme übernahmen. Mehrstimmigkeit auf einem Instrument blieb wohl der Orgel vorbehalten (?). Eine Anordnung in Partiturform (alle Stimmen eines Stückes sind auf einem Blatt, dem zeitlichen Ablauf entsprechend, übereinander ersichtlich, eine Voraussetzung für mehrstimmiges Spielen einer Komposition auf dem Instrument) war selten. Auf der Laute wurde sicher nur einstimmig gespielt (abgesehen von Bordun- und Fülltönen), bzw. die Stimmen auf mehrere Instrumente verteilt. Beliebt war das Lautenduo Tenorista, Melodista. Über eine langsam fortschreitende tiefe Stimme eines Lautenspielers, spielte ein Anderer verzierte Melodien, welche teils oder ganz improvisiert wurden - dabei konnten sie sich sicher abwechseln und wetteifern. Aus europäischen, Ikonographischen Quellen (Bildern, Skulpturen der Zeit), kann man oft erkennen, dass die Lauten 4-chörig waren. Beim Spiel wurde der kleine, und manchmal auch der Ringfinger auf die Decke aufgesetzt. Der/die aufgesetzte/n Finger, wurde/n wohl wie eine Art Scharnier benutzt, die Anschlagsbewegung hatte ihren Impuls wohl aus dem Unterarm. Dies war somit der direkte Vorläufer der in Lautenschulen der Renaissance überlieferten Spieltechnik. Die Haltung des Instrumentes war oft relativ parallel zum Boden, jedoch in einigen Fällen auch schon mit dem Kopf (wo die Saiten im Wirbelkasten sind) mehr oder weniger leicht nach oben geneigt - aber auch oft mehr nach unten. Sowieso gilt nirgends: "Es gibt jetzt nur diese eine Spieltechnik". Individuelle Vorlieben hat es sicher immer gegeben. Auf Bildern wird ein meist längliches Plektrum gehalten. Als Material dafür kommen alle Dinge in Frage, die es eben damals gegeben hat: Horn/Geweih/Huf, Leder, Holz, getrocknete Haut, Knochen, ... und eben Federn - alles in verschiedenen Stärken und Biegsamkeiten, wobei es sicher nicht immer Federn waren - da sprechen die Bilder dagegen. Sicher überliefert ist da nichts. Bei der Estampie meines Intros, benutze ich ein Gitarrenplektrum aus Horn. Man kann auf jeden Fall auch mit einem harten/steifen Plektrum sehr locker und flexibel spielen - die Lockerheit kommt aus der Schlaghand. Bei der orientalischen Laute, der Oud oder Al Ud (das Holz), ist die 5. Saite schon seit dem 9. Jhd. überliefert. Aus Al Ud wurde in Spanien Alaude/Laud, in Italien Liuto, in Deutschland Laute. Das orientalische Instrument hatte in der Regel keine Bünde, so konnte man Microtöne, die nicht in der europäischen Musiktheorie vorkommen und stufenlose Glissandi (Gleiten von einem Ton zum Anderen, ohne abzusetzen) erzeugen. Die zuvor 4 Saiten wurden den Temperamenten und ihren Säften zugeordnet: Sanguisch - Blut Phlegmatisch- Schleim Melancholisch - schwarze Galle Cholerisch - gelbe Galle Es wurde durch den Musikgelehrten Ziryab (Abul Hasan Ali ibn Nafi) eine 5. Saite eingeführt - die Seele. Ziryab eröffnete eine Musikschule in Cordoba. Ob und ab wann die Saiten doppelchörig (2 Saiten ergeben einen Chor - sie werden gleichzeitig angeschlagen und im Gleichklang >unisono< oder in der Oktave gestimmt) aufgezogen wurden, ist mir nicht bekannt. Eine Abbildung einer wohl 5-chörigen orientalischen Laute im europäischen Raum, befindet sich in der Pilgerliedersammlung: Cantigas de Santa Maria (aus der Regierunszeit Alfons des Weisen 1252-1284) Ob die unterschiedlichen Strukturen auf dem Griffbrett Bünde, Abgrenzungen oder nur Zier darstellen sollen, kann man nur spekulieren. Mir sieht es eher nach Verzierungen aus. Bei den orientalischen Lauten sind heute meist die Baßsaite einzeln und die übrigen doppelchörig - bei den Renaissancelauten steht die hohe "Spielsaite" (Chanterelle) einzeln. Cantiga-LauteWikipedia/gemeinfrei Habe schon alte orientalische Darstellungen gesehen, in denen die Spieler den kleinen Finger aufsetzen. In anderen sah es nicht danach aus, bzw. konnte man es nicht erkennen. In der heutigen Oud-Praxis, wird die Hand meist analog zur Gitarrentechnik freischwebend gehalten. Mit der Risha (übers. Feder), welche heute meist aus Plastik, manchmal aus dünnem Horn hergestellt ist, spielt man Auf- und Abschläge. Früher wurde wohl meist eine Adlerfeder benutzt, die man am Kiel einschnitt, nach aussen stülpte und dann oben festband, so dass eine Art "Flansch" entsteht. Sehr gut kann man einen Frdash, eine Art Tremolo durch schnelles hin- und herbewegungen ausführen - fast wie ein "Zittern". Auch damit kann man sehr gut alte Tänze auf einer Mittelalterlautenrekonstruktion spielen: http://www.youtube.com/watch?v=9coRzBzn4Sw Mit dem gleichen Stück meines Eingangsposts, der Quinte Estampie real/royal, diesmal auf einer modernen Oud gespielt, möchte ich den Ausflug in die Spieltechniken und ihre Entstehung nun schliessen, um mich dann bald der Grundfrage des Fadens, der praktischen Umsetzung zu widmen. http://www.youtube.com/watch?v=s95OX4tZlq8 Weitere Informationen zur Laute und ihrer Entwicklung bis zur Neuzeit in: "Die Laute in Europa" von Andreas Schlegel, ISBN 978-3-9523232-0-5 Ein sehr informatives Buch, zweisprachig in Deutsch/Englisch
 
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So, bin voll im Umzugsstress. Da bleibt die Laute mal'n paar Wochen leise. Bis bald. :bye01
 
So, angekommen. Dann kann es hier auch bald weitergehen. Vorweg ein Bild einer wunderschönen Rekonstruktion nach einer Wandmalerei des 15. Jhd., im "Palazzo di Schiffanoia"
2mrvlpmyislh.jpg
Mit frdl. Genehmigung von Wolfgang Emmerich für mehr Infos: www.zupfinstrumente-emmerich.de :bye01
 
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Mittelalter-Laute lernen Ganz im Gegensatz zur Renaissance-, Barock-, und Gitarrenlaute, gibt es m.W. keine erhältlichen Unterrichtswerke für Mittelalterlaute. Um sich der Zielsetzung zu nähern, muss man erstmal überlegen: - welche Spieltechnik möchte ich spielen (Plec, Hybrid, Orient(Ud)...)? - was für ein Instrument benutze ich (4, 5, 6 -chörige Mittelalter/Renaissancelaute, Gitarre(nlaute)? (wäre zum beginnen möglich) - welche Stimmung? - kann ich schon, z.B. Gitarre spielen, Noten...? Daher sei vorweg erklärt, daß alles was ich hier vorschlage nur eine unverbindliche Auslotung vieler Möglichkeiten darstellt, und nicht den geringsten Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Gehen wir mal davon aus, Du hast überhaupt noch keine Spielerfahrung. Oft wird z.B., wenn man E-Gitarre lernen möchte empfohlen, erstmal Unterricht in klassischer Gitarre zu nehmen. Das schafft eine gute Grundlage, ist aber nicht notwendig, und mancher Metal-Head hat da einfach keine Lust drauf - sehe ich hier genauso. Um also etwas direkter zu beginnen, könnte man sich ersteinmal eine Schule für Renaissancelaute zulegen, z.B. "Neue Schule für Renaissancelaute" von Stefan Lundgren (zweisprachig deutsch/englisch) , oder "Method for Renaissancelute" von Andrea Damiani (in englisch und italienisch erhältlich) - Bezugsquellen einfach ergoogeln. In beiden Schulen wird nach französischer und italienischer Tabulatur, in Renaissancestimmung gespielt. Französische Tabulatur: Auf 6 Linien, welche die Saiten (Chöre) darstellen, sind in Takten angeordnete Buchstaben gesetzt, welche die Bünde der Laute anzeigen. Z.B. ein a auf der obersten Linie = höchste Saite wird leer gespielt. Ein c auf der dritten Linie (von oben) = 3. Saite (Chor) wird im 3. Bund gegriffen. Über den Buchstaben stehen Rhythmuszeichen, welche die Tondauer angeben. Italienische Tabulatur: Gleiches Prinzip, nur werden Zahlen verwendet. 0 = leere Saite, 4 = 4. Bund. Hier ist die höchste Saite jedoch auf die unterste Linie gesetzt - also spiegelbildlich zur französischen. Es gibt noch die Tabulatur des spanischen Vihuelisten Don Luis Milan: Analog zur italienischen mit Zahlen, jedoch ist die oberste Saite wie bei der französischen oben gezogen - also im Prinzip wie die moderne Gitarrentabulatur mit Rhythmuszeichen. Die deutsche (ältestüberlieferte) Tabulatur ist die komplizierteste und heute kaum in Gebrauch. Sie wird von einigen Autoren dem blinden Nürnberger Organisten Conrad Paumann (1409/10/15 - 1473) zugeschrieben und ist mit der Orgeltabulatur verwandt. Hier hat jeder Bund auf jeder Saite ein eigenes Zeichen. Es werden keine Saiten auf dem Notenblatt symbolisiert. Interessant ist die Verwendung von Klein-, und Großbuchstaben im Rahmen ihrer Entstehung: Vom ersten (höchsten) bis zum 5. Chor verwendet sie für die Leersaiten Zahlen, und für gegriffene Bünde Kleinbuchstaben (sowie die Extrazeichen "et" und "con"). Als dann gegen Ende des 15. Jhd. der 6. Lautenchor (der "große Prummer") beigefügt wurde, wurden Großbuchstaben für ihn gesetzt. Also eine Ergänzung eines schon im Spätmittelalter entstandenen Systems. Wer sie dennoch lernen möchte, dem empfehle ich "Hans Judenkünig Ain schone und kunstliche vnderweisung auff der Lautten vnd Geygen 1523". Es gibt eine Ausgabe mit faksimiliertem Originaltext, deutscher Tabulatur, Gitarren-, und Klaviernotation von Helmut Mönkemeier bei Friedrich Hofmeister (Verlag) - viel Spaß :D Der Vorteil der Tabulatur ist, dass man gleich sieht wo die Finger hin müssen. Bei der Klangnotierung (Noten) kann man hingegen den Verlauf der Melodie besser erkennen. Die Stimmungen der erwähnten Schulen, sind entweder G,c,f,a,d',g' oder A,d,g,h,e',a'. Diese sind beide relativ gleich gestimmt: Eine zwischen den mittleren Chören stehende Terz, wird von zwei Quarten umgeben. Wie im Guidonischen Hexachord (siehe Faden mittelalterliche Musiktheorie) finden wir wieder eine Symmetrie vor. Architektonische Symmetrien hatten einen Bezug zur angestrebten Perfektion. Dabei war aber keine absolute Tonhöhe gemeint. In der Praxis wurde die höchste (Darm)saite gezogen "als sies lyden mag" - also ca. einen Halb-, oder Ganzton unter die Zerreissgrenze. Der so entstandene Ton wurde in Deutschland a, und in Italien, Frankreich, England... g genannt. Um diese relative Stimmung auf der Gitarre zu erreichen, zieht man einfach die g-Saite auf fis ab, und erhält so E,A,d,fis,h,e' - damit sind die Renaissancetabulaturen auf der Gitarre spielbar. Wenn man nun einen Kapodaster auf den 2.,3.,4., oder 5. Bund klemmt, kommt man dem Klang der Renaissancelaute näher - es gab aber auch früher schon Lauten mit großer Mensur (schwingende Saitenlänge). Nun wollen wir ja mittelalterlich, und nicht renaissancig spielen. Trotzdem leistet ein Arbeiten mit der Renaissanceschule (in Ermangelung einer mittelalterlichen) gute Dienste: - die verwendete Musik ist zeitlich näher dran, als z.B. klassische Gitarrenmusik - die ersten Kapitel beschäftigen sich ausschließlich mit dem Melodiespiel unter Verwendung der Renaissancetechnik, welche ja durch den Daumen/Zeiger - Wechselschlag noch mit dem mittelalterlichen Plektrumspiel verwandt ist. Methodisch gehen wir vor, wie in den Schulen beschrieben und legen den kleinen Finger auf die Lautendecke auf, nur daß wir ein Plektrum/eine Feder zwischen Daumen und Zeiger nehmen. Bei einem Daumenschlag (keine Kennzeichnung) schlagen wir mit dem Plectrum nach unten (Abschlag), bei einem Zeigefingerschlag (ein Punkt über/unter dem Tabulaturzeichen) nach oben (Aufschlag). Damit können wir die ersten Kapitel gut durcharbeiten. Der Abschlag sollte unter Ausnutzung der Schwerkraft etwas stärker erfolgen, so dass ein Anschlagsmuster von schwer/leicht beim Wechselschlag entsteht. Die Übungen auf leeren und gegriffenen Saiten sehr gut durcharbeiten, stets wiederholen und auch mit geschlossenen Augen üben. Wenn es dann mehrstimmig wird, bieten sich zwei Möglichkeiten an: - beide Stimmen nur einzeln spielen (oder im Duett zu zweit musizieren, oder eine spielen und die andere singen/summen). Man kann sie in der Tabulatur durch farbige Hervorhebung differenzieren. - die oben beschriebene Hybridtechnik anwenden und die Oberstimme mit dem Mittel-/Ringfinger ausführen (wer auch spätmittelalterlich spielen will) Im drei-, (einiges geht da auch noch mit Hybrid), spätestens im vierstimmigen Bereich, wird man damit aber an seine Grenzen geführt, was dann auch im historischen Kontext so gesehen werden sollte, dass man dies wohl mit der Hybridtechnik nicht kultiviert hat. Wer schon Gitarre spielt, der kann mal folgende Ausgabe probieren: "Flatpicking Medieval Music for Guitar" von Allan Alexander. www.guitarandlute.com Eine Ausgabe für den "Flatpicker" (Stahlsaitengitarre wird mit Plectrum gespielt). Hier werden mittelalterliche Tänze und Melodien meist mit einem Bordun unterlegt. Die Notierung ist in Gittarennoten und moderner Tabulatur - diese hat gelegentlich ein paar Druckfehlerchen, denen man aber rasch auf die Spur kommt. Auf einer beigefügten CD kann man alles auf einer Stahlsaitengitarre gespielt anhören. Es wurde also gar nicht versucht "A" zu sein, jedoch ist diese Spielweise grundsätzlich schon gar nicht so weit davon entfernt - würde ich sagen - obwohl in Gitarrenstimmung. Oft wird das tiefe E nach D runtergestimmt, was einen schönen fetten Bordun ergibt. Ich empfehle hier, den Bordun nur anfangs wie notiert zu schlagen, und sich dann allmählich etwas mehr improvisatorische Freiheit zu geben. Unter dem Link gibt's Hörproben. Alles relativ leicht zu spielen. Mit etwas Recherche, findet man im net und in Bibliotheken etc. viele Texte zu den Stücken, und kann sie dann gleich mitsingen. Zur Angleichung der Stimmlage evtl. einen Kapodaster benutzen. Wer sich die Stücke so zu eigen machen möchte, dass sie auf einer 4-, oder 5-chörigen Mittelalterlaute umsetzbar wären, muss in höhere Lage ausweichen, und eben nur 4 oder 5 Saiten/Chöre benutzen. Für die Stimmung der 4/5-chörigen Laute, gibt es keine festgeschriebene Überlieferung. Es kommen in Betracht: - Renaissancestimmung, nur ohne den tiefsten (6.)Chor - alles nur in Quarten - alles in Quinten - Quinten und Quarten - Renaissancestimmung mit Abzug (der tiefste Chor wird auf den Bordun, der zweittiefste auf seine Quinte gestimmt) - eigene dem zu spielenden Stück entgegenkommende Stimmungen (im Orient sind auch Sekundschritte überliefert) - jedoch keine auf harmonischen Akkorden basierenden Stimmungen wie z.B. die der Barocklaute Frohes Schaffen :) :bye01
 
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Es begab sich anno domini 1990. Im Rahmen meines Zivildienstes fuhr ich zum ersten mal im Leben in den Osten unseres Landes - genauer, nach Eisenach. Dort erblickte ich, im Museum der Wartburg, eine Schönheit, welche mich bis heute nicht mehr losgelassen hat:
800px-Wartburg-Laute.JPG
Vielen Dank für die Auffindung des gemeinfreien Fotos durch unser Forenmitglied "Johann von Heldungin" :) Die "Quinterne" des Hans Oth/Ott, erbaut ca. 1450 in Nürnberg. Eine Quinterne ist eine i.d.R. 5-chörige Diskantlaute (Diskant meint eine hohe Stimmlage). Viel wird über dieses Instrument nicht berichtet. Ich vermute, dass sie in ihrer Zeit wahrscheinlich mit Plektrum/Feder gespielt wurde. Ich wüsste keine ältere Laute, welche erhalten geblieben wäre (habe aber mal etwas von einer Mittelalterlaute in einem Londoner Museum gelesen - werde ich nochmal herausfinden). Und in was für einem Zustand!!! Sie wurde 1981 durch den Instrumentenbauer Wolfgang Wenke restauriert. Laut Wikipedia nennt man einen Spieler "Quinterner". Tja, das wär's für mich, sie als Replik des Originales nachbauen zu lassen. Recht einfach gehaltene Nachbauten hab ich schon auf Bildern gesehen - und mal wieder bei YouTube: Auf die, besonders für die Zeit, extrem aufwendig gestaltete, wunderschöne Rosette, welche hinter dem Schalloch angebracht ist (bei Renaissancelauten wurde sie direkt in die Decke geschnitzt), wurde bei diesem Instrument verzichtet. Weiterhin ist der Steg (wo am Korpus die Saiten rüberlaufen, bzw. befestigt sind) wie in der bekannten Lautenbaueise konstruiert. Beim Original verlaufen sie über den Steg hinweg, und sind am Korpus befestigt, ähnlich wie bei z.B. einer Cister, oder Mandoline. Dies dürfte Auswirkungen auf Klang und Zugverhältnisse haben. Bei der folgenden, schönen Aufnahme, spielt der Künstler mit elektronischer Tonverstärkung und benützt eine eher gitarristische Spieltechnik. Durch videotechnische Änderung spielt er in der Normalposition - in Wirklichkeit ist er Linkshänder, wie er in einem anderen Video bekundet. http://www.youtube.com/watch?v=vrih-EN-OLU
 
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Hi Nairolf Hast Du zufällig irgendwelche Adressen von Holzkünstlern, die Holzrosetten herstellen, die man nachträglich an Cistern / Lauten anbringen kann ? Vielen Dank schon mal .
Hi Petrus, die Rosette meiner hier gespielten Laute, Die Göttin Fortuna vom Deckblatt der Carmina Burana, fertigte mir ein Holzschnitzer aus Bremen an, den ich auf einem Markt kennenlernte. Die Adresse weiss ich grad nicht mehr, und kann mich auch nur an seinen Vornamen erinnern. Er schnitzte sie mir aus Linde, konnte sie aber nicht so dünn schnitzen, wie ich sie brauchte, weil's dann evtl. gebrochen wäre. So schliff ein Hamburger Gitarrenbauer sie mir rückseitig nochmal ab, und erfand eine Möglichkeit, sie in die von mir aufgeleimte Decke so einzubauen, dass ich sie wieder abnehmen kann, da ich gelegentlich die Batterie der integrierten aktiven Pick-up's austauschen muss. Ob er traditionelle Ornamente schnitzen kann, weiss ich nicht, kann aber wenn Du willst, sicher die Adresse auftreiben. Traditionell werden die Rosetten ja direkt in die Decke geschnitzt/gesägt, worauf sich schon in der Renaissance ein eigener Spezialistenkreis von Rosettenschnitzern bildete - ganz im Gegensatz zu der im zwei Beiträge weiter oben beschriebenen Aussage vom "Lautenmacher", der im Gegensatz zum "Lautenbauer" alles selber macht. Na, hat bestimmt schon relativ früh beides gegeben. Eine Einzelanfertigung von einem heutigen Lautenmacher, würde wohl den finanziellen Rahmen sprengen. Hatte mal eine fabrikatös hergestellte Einzelrosette von einem Zupfinstrumentenmachermeister, dem (Zusammen)bauer meiner Laute, aus alten DDR-Massenbeständen bekommen. Das ist über 10 Jahre her, und er war damals schon steinalt. Weiss nicht, ob er noch unter uns weilt. Da müsste man mal Instrumentenmacher aus Markneukirchen ergoogeln und fragen. Als einzigen direkten Tipp zum Erwerb, kann ich nur auf global.ebay.com verweisen. Solltest Du dort bestellen wollen, könnten wir uns evtl. die shipping-Kosten teilen, da ich dann gern eines der Holzplektren mit Schnitzereieinlage hätte, so es der gleiche Anbieter ist. Wenn Du was individuelles haben möchtest, oder bestimmte Maße brauchst, frag nochmal nach. Dann krieg ich mal die Adresse raus. Uff - aber wenn's um Lauten geht, ist von mir wohl keine kurze Antwort zu erwarten. ^^
 
HI Nairolf Vielen Dank für den Tip :thumbup: Nachdem ich die Geyerleier in Ebay reingestellt habe, habe ich mir zwei neue Cistern der absolut gleichen Bauart gekauft . Nun hätte ich gerne, dass die auf Grund der Besaitung lauter ausfallende Cister, sich auch optisch von der anderen etwas unterscheidet, daher die Idee mit der externen Rosette . Falls ich in Amiland bestellen sollte, lasse ich es Dich natürlich wissen .
 
Wie weiter oben beschrieben, datieren die ersten gedruckten Lautentabulaturen auf 1507. Frühere Überlieferungen sind selten und beschränken sich auf wenige erhaltene Handschriften. Die älteste mir bekannte Überlieferung von spezifischer Lautenmusik, stammt aus dem Königsteiner Liederbuch. Diese Handschrift, deren Entstehungszeit um das Jahr 1471 angenommen wird, enthält laut Wikipedia überwiegend Texte aus dem Minnesang - meist ohne Melodien. Es sind aber vier Stücke in deutscher Lautentabulatur für 5-chörige Laute darin überliefert. Eine veröffentlichte Übertragung in moderne Notation oder die heute gebräuchlichere französische Tabulatur, existiert m.W. nicht. Jedoch erschien eine Sammlung von gedruckten Fotokopien von Originalen unter dem Titel "Frühe Lautentabulaturen im Faksimile", welche von Crawford Young und Martin Kirnbauer bei "Amadeus" herausgegeben wurde. Dieses Werk enthält die wohl frühesten überlieferten Lautenstücke in deutscher und italienischer Tabulatur. Um die vier Stücke spielen zu können, muss man der deutschen Tabulatur mächtig sein, oder sich mit Hilfe einer Tabulaturtabelle eine eigene Übertragung anfertigen. Weiterhin enthält das Buch den "Kasseler Lautenkragen":
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Mit freundlicher Genehmigung von www.amadeusmusic.ch. Hier wird wohl eine Tabulatur in Bezug auf das Griffbrett der 5-chörigen Laute dargestellt. Beim näheren Betrachten, differenziert sie aber an vielen Stellen von der Beschreibung der deutschen Tabulatur, welche mir von Hans Judenkünig von 1523 bekannt ist. Ob die Königsteiner Stücke in dieser, oder der mir geläufigen Tab. dargestellt sind, ist mir nicht bekannt. Werde das Buch wohl nach Wheinachten erwerben können, und hoffe dann Aufschluss darüber zu finden. Habe mal bei einem gegenwärtigen Verleger von Lautentabulaturen angefragt, warum die ältesten Überlieferungen von Lautenmusik nicht in Übertragung erhältlich sind. Die meisten beliebten deutschen Stücke, z.B. von Judenkünig, Neusiedler, Gerle..., kann man ja in heute gängiger französischer Tabulatur bekommen. Laut seiner Erfahrung, besteht eine ausreichende Nachfrage, die eine solche Publikation vom finanziellen Aspekt her lohnen würde immer dann, wenn ein in der Szene bekannter Lautenist eine Einspielung dieser Stücke auf CD herausgegeben hat. Andere, unbekanntere Tabulaturen sind oft regelrechte Ladenhüter. Auf die kürzlich Eingespielten entsteht dann ein kurzer "run", der dann bald wieder abebbt - witzigerweise eine Parallele alter Lautenmusik zu den aktuellen Pop-Charts. Ich schätze, dass die betreffenden Stücke wahrscheinlich einfacher Natur und wenig spektakulär sind. Daher ist eine CD-Produktion eher nicht kommerziell lohnend. Auch eine neuveröffentlichte Übertragung, ist wohl eher für die wenigeren musikwissenschaftlich Interessierten von Bedeutung. Nun bin ich aber gespannt drauf... ...werde mal irgendwann nach Wheinachten das Thema wieder aufgreifen.
 
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Menschen, die mit Lauten umgehen können *_* Ich bin gerettet. Ich habe vor einem Jahr von meiner Frau Mutter einfach so eine Laute geschenkt bekommen. Ich spiele seit langer Zeit Gitarre, stelle aber fest, dass ich mit der Laute echt Probleme hab. Anfangen tut das schon beim Seitewechseln. Mir ist nämlich eine gerissen und irgendwie bin ich ziemlich ratlos. :bahnhof (bei einer Gitarre ist das irgendwie einfacher :huh: ) auch habe ich leider keinerlei Beschreibung erhalten, was es denn für ein Exemplar ist und irgendwie ist sie entweder sehr verstimmt oder anders gestimmt als die normale Gitarre, jedenfalls fürchte ich hab ich mich auch da etwas verrannt. Ich werde demnächst mal versuchen ein Bild davon zu machen vielleicht kann ja einer enträtseln, was es mit dem guten Stück auf sich hat. Ich würde sie nämlich wirklich gerne spielen können. =)
 
Hallo Toki und willkommen hier. Wie viele Saiten hat denn Dein Instrument? Stehen sie einzeln, oder doppelchörig (paarweise)? Ich schätze mal, dass es eine Gitarrenlaute ist (?) - ist es halt meistens, wenn man einfach so eine geschenkt bekommt. Habe selber gerade eine restauriert, die in den 1920ern gebaut wurde. Stell gerne mal ein paar Bilder rein - dann wissen wir mehr.
 

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