Märchen, Sagen und Legenden im Mittelalter

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Viator

Well-known member
Registriert
07. Feb. 2008
Beiträge
922
Reaktionspunkte
0
Ort
x
Was verbindet ihr mit Sagen, Märchen und Legenden im Mittelalter? Welche Volksmärchen mögt ihr am Liebsten? Was ist für Euch an einem mittelalterlichen Märchen typisch? viele Grüsse, der Viator
 
Mein" All Time Favorite" ist nach wie vor die Nibelungen Sage, in schriftlicher Form oder auch als SW Stummfilm . Der Stoff hat sämtliche Merkmale einer klassischen Tragödie, alle Seiten des menschlichen Charakters werden aufgezeigt, historische Gestalten, Begebenheiten und Orte werden mit einem Schuss Mystik in einer fesselnden Geschichte vermengt . Die Roland Sage finde ich auch sehr ansprechend . Mit den beiden Sagen, bin ich mit ca. 7 oder 8 Jahren in Berührung gekommen, als ich " Der germanische Sagenborn ", ein Buch, dass mein Vater zur Erst- Kommunion geschenkt bekommen hat, in die Finger bekommen habe .
 
bei mir eigendlich auch die niebelungen saga . bin erst später damit in berühung bekommen. aber wurde vorgelesen :rolleyes: was die phantasie einwenig verbessert durch gute erzählung
 
Ich selber liebe die Märchen aus dem Orient. Daneben begeistern mich die europäischen Märchen mit ihrem ganz eigenen Charme.
 
Mir gefallen die Sagen um Dietrich von Bern und Wieland der Schmied ;) . Gruß
 
Ich bin durchaus ein Fan von klassischen Märchen und Sagen, mag aber auch Neuinterpretationen des Stoffs. "Hagen von Tronje" ist zum Beispiel das einzige Hohlbein-Buch, das mir wirklich gefällt. Aus iRland gibt es auch ein paar schöne Sagen, die Erzählungen um Cuchulainn zum Beispiel.
 
Märchen mochte ich eigentlich nie, schon nicht als Kind. Fabeln schon eher, so z.B. "Das hässliche Entlein" Hat mich immer so an mich selbst erinnert, nur dass ich kein Schwan geworden bin. Oder das Tannenbäumchen, dass immer so eitel war, dann zu Weihnachten geschlagen und dann auf dem Dachboden verrottet ist. Ich mochte schon immer mehr Legenden. Allen vorran naaatüüüürlich "Robin Hood" und "König Artus". Und auch mich begeistert das Nibelungen-Lied immer wieder aufs Neue.
 
Danke für Eure Meinungen. Was haltet Ihr eigentlich von erotischen (Volks)Märchen auf mittelalterlichen Märkten? Sind sie für Euch eine Bereicherung oder eine Unsitte, wenn die Kinder im Bett sind? Ich möchte mit diesen Fragen bitte keine pornographischen Diskussionen anzetteln. :) bis die Tage, der Viator
 
Was sind denn für Dich "erotische Märchen"? Geht im Grunde ja schon mit "Rapunzel" oder "Rotkäppchen" los... Oder sowas wie "Blaubart" oder "1001 Nacht"? Naja, wahrscheinlich meinst Du irgendwas "härteres"... 8)
 
Hi Leuts Meine Bekannte "Shanna Morran" betätigt sich auf MA- Märkten als Geschichten - Erzählerin und hat das Zelt regelmäßig mit Zuhörern voll . Sie erzählt das übliche Kinderprogramm, so wie auch " FSK 16 - Geschichten ". Mein Ding ist es nicht, aber die lauschende Erwachsenen - Schar, gibt Shanna ganz offensichtlich Recht .
 
Also, auf Schloss Ellwangen wurde ich von Lagerbesucher auch dazu überedet an einem erotischen Märchenabend teilzunehmen...War das eventuell Deine Bekannte Petrus?? Das Zelt war propent voll, die Geschichtenerzählerin super sympatisch und wirklich gut in ihrer Erzählweise. Die Stimme hat einen wirklich gefeselt. Mein Fazit für mich jedoch : ich ziehe einen ruhigen Abend mit Freunden unter unserem Baldachin mit guten Gesprächen einem schönen Glas Wein, dem Gruppenkuschel am Boden vor.
 
Ich finde es immer ganz schön mit einigen Leuten im Kreis auf Strohballen zu hocken und den Märchen für Erwachsene zu lauschen :)
 
Also, auf Schloss Ellwangen wurde ich von Lagerbesucher auch dazu überedet an einem erotischen Märchenabend teilzunehmen...War das eventuell Deine Bekannte Petrus?? Das Zelt war propent voll, die Geschichtenerzählerin super sympatisch und wirklich gut in ihrer Erzählweise. Die Stimme hat einen wirklich gefeselt. Mein Fazit für mich jedoch : ich ziehe einen ruhigen Abend mit Freunden unter unserem Baldachin mit guten Gesprächen einem schönen Glas Wein, dem Gruppenkuschel am Boden vor.
@Adela Genau diese Frau habe ich gemeint ! Dein Fazit liegt genau auf meiner Wellenlänge . :thumbsup:
 
Eigentlich ist diese Diskussion ein eigenes Thema wert. Deswegen fasse ich mich an dieser Stelle sehr kurz. Die Geschichte von Sheherazade, ihrer Schwester und dem Prinzen (1001 Nacht) ist eine sog. "Schachtelgeschichten"; sprich eine geschichte - > in einer Geschichte -> in einer Geschichte. Dies ist der Grund warum sie sich so schwer weitererzählen lässt (Vorrausgesetzt sie soll vollständig erzählt werden). Was verstehe ich unter erotischen Volksmärchen? Geschichten über die Liebe, die Lust und die Leidenschaft abseits der Pornographie. Das bedeutet für mich, daß in diesen Geschichten alles angedeutet werden darf, aber der Erzähler (schliesst die weibliche Form mit ein) nichts konkretes aussprechen muss. Was sich der Zuhörer (schliesst die weibliche Form mit ein) dabei denkt, ist ebenfalls seine Sache. :) Diese Geschichten können eine Art Initiation in eine neue Lebensphase beinhalten (sog. Initiationsmärchen), müsssen sie aber nicht. Wer ein konkretes Beispiel für ein Initiationsmärchen braucht, sollte bitte Dornröschen von den Geb. Grimm zu Rate ziehen. Tiefenpsychologisch gedeutet wird hier das Mädchen zur Frau, indem sie sich an Ihrer Spindel stach und blutete. Ich weise der Vollständigkeit darauf hin, daß die Fassung von Jacob Grimm nur indirekt bis gar nichts mit dem historischen Mittelalter zu tun hat, weil es sich um ein Volksmärchen handelt, daß 1810 nach der Erzählung von Marie Hassenpflug aufgezeichnet wurde Lagerleben vs. Märchen: Ich bin der Meinung, daß sowohl die guten Gespräche mit Freunden bei einem Glas Wein im Lager als auch die Geschichten einen Platz haben. Es kommt darauf an, aus welchem Kulturkreis diese Geschichten stammen. Nach den Aufzeichnungen von Kamphoever wurden Beispielsweise in Anatolien Geschichten in der Kerwansereien erzählt, damit die Wächter nachts nicht einschliefen. Viele Grüsse, der Viator
 
Diese Geschichten können eine Art Initiation in eine neue Lebensphase beinhalten (
Ja bitte, danke, gerne... nach 15 Jahren "Einbahn" mit plötzlicher Sackgasse ein sehr guter neuer "Roter Lebensfaden". Nur wo ist der Anfang... erotische Volksmärchen, wie Du sie benennst, hat es immer schon gegeben, offen ausgesprochen ging ja nicht. Und Märchen beinhalten auch so viel Psychologie. Für Kinder denkbar ungeeignet. Märchen von Indianern haben auch so viele Lebensweisheiten- die Natur spielt da eine große Rolle huch, was für ein Thema- das kann man schriftlich garnicht erfassen
 
Nur wo ist der Anfang... erotische Volksmärchen, wie Du sie benennst, hat es immer schon gegeben, offen ausgesprochen ging ja nicht. Und Märchen beinhalten auch so viel Psychologie.
Hallo Kundryn, Es kommt auf den ursprünglichen Kulturkreis der Märchen an. (Märchen leitet sich in diesem Kontext von althochdeutschen Wort Mâere = Geschichte ab.) Der Mensch im Mittelalter hatte mit Sicherheit einen etwas anderen Humor als Heute. Ich beginne der Reihe nach... Märchen und Psychologie: Die Arbeit mit Märchen ist in der Humanpsychologie (z.B. in der Gestaltpädagogik) ein fester Bestandteil. In der Tiefenpsychologie finden sich ebenfalls viele interessante Interpretationen von Märchen (z.B. aus der Sammlung von Jakob und Wilhelm Grimm), welche das Verständnis der Prinzipien erleichtern. Mir kommt noch in diesem Kontext die Arbeit von Milton Erikson als Begründer der Hypnotherapie in den Sinn. Hier werden auch Märchen für das "Kathathyme Bilderleben" (salopp formuliert: "Traumreisen") eingesetzt. Konkrete Geschichts- und Literaturhinweise gibt es auf Anfrage. :) Der Geschichtenerzähler im Mittelalter: Aus meiner persönlichen Sicht gehörte dieser Beruf in der Regel zu den Randgruppen des Mittelalters. Diese waren bekannter massen rot (mittelhochdeutsch für faul, arbeitsscheu, verdorben, unehrenhaft). Dieser Beruf hat sich oft mit dem des Spielmannes, Joculators (Jongleurs) oder des (Schalks)Narren verbunden. Der reisende Geschichtenerzähler dürfte in Europa oftmals außerhalb der Gesellschaft gestanden haben, weil er Dinge aussprach, die unbeliebt waren, die Oberigkeit nicht gerne hörte oder schlichtweg verboten waren. Manchmal geschah dies über Metaphern oder eindeutig zweideutige Formulierungen. Angelehnt an die Arbeiten von Salm und Bachfischer gibt es hier grosse regionale Unterschiede. (z.B. der Trouvere/ die Trouvera in Südfrankreich.) Seinen höfischen Pendant, dem Minnesänger, dem Troubadour und dem höfischen Narren selber (der Narr war in manchen Regionen ein Lehrberuf!) dürfte es hier etwas besser gegangen sein. Diese waren auf der anderen Seite auch auf die Gunst und das Wohlwollen Ihres Herren angewiesen; und es konnte sehr gefährlich sein diese Gunst über das Maß zu gebrauchen. --- Im arabischen und anatolischen Sprachraum ist der Geschichtenerzähler ein eigener Beruf, der in sog. Familien organisert sein kann. (vgl. von Kamphoever) Der Begriff "Familie" bezeichnet in diesem Fall keine genetische gemeinschaft, sondern eine geschlossene Interessensgemeinschaft. Es ist in diesen Kulturkreisen üblich daß die Familienmitglieder ein gewisses Kontingent an Märchen eiversüchtig hüten und bewahren. Wenn das Mitglied einer anderen Famile ein Märchen erzählt, daß dieser Familie nicht gehört, kann dies in Anatolien wie schwerer Diebstahl geahndet werden. (Ich habe mir sagen lassen, daß die Strafe für Diebstahl in diesen Ländern alles andere als gering ist.) Arabische Geschichtenerzähler (Türkisch: "Madah" bzw. "Meddah") waren die Stimme des Volkes und durften als einziger Personenkreis die Entschedungen der Oberschicht kritisieren. Sie taten das niemals direkt; aber in Ihren Märchen mit eindringlichen Worten und Formulierungen die jeder Zuhörer verstand. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kulturen sind beim genaueren recherchieren extrem. So legen die Perser (heute: Iran) einen sehr grossen Wert auf Ihre Schrift (dem sog. Parsi) und rühmen sich nach wie vor, daß sie DIE Kaligraphen des Orientes sind. Abgesehen davon soll nach dem was mir zu Ohren gekommen ist das Parsi (die persische Sprache) noch einmal ein linguistischer Fall für sich sein. In Ägypten finden sich zahlreiche Lügenmärchen, welche dem Zuhörer hin- und wieder die Haare zu Berge stehen lassen. Ich sollte der Vollständigkeit halber erwähnen, daß das Lügenmärchen eine eigenständige Kunstform in der arabischen Märchenkultur ist und nichts mit dem falschen Widergeben von Wahrheiten zu tun hat. :) Wer glaubt, daß es so etwas im deutchsprachigen Raum nicht gegeben hat, der sollte sich bitte einmal mit diesem Beispiel auseinander setzen:
(snip) Der Teufel hat das Himmelreich, gewunnen gar gewaltiggleich. wan das hinder das get seich seis das die jungen Kinder, die alten werden lehren gar, der Mann ist Weib, das Weib ist Mann. Das Hündlein pint den leben an. der Igel foht den Peren. Quelle: Michel Beheim * ca, 1416 gest. ca. 1474 , "ain exempel wie sich alle Ding in der Welt verkehren".
Ich notiere der Vollständigkeit halber, daß es sich hier um ein antikes Motiv handelt, daß im europäsichen Mittelalter gerne aufgegriffen wurde.Bei dem zitierten Text handelt es sich um Frühhochdeutsch. So kommt die ungewohnte Rechtschreibung zustande. :) Ähnlches sollte ich in der mediävistischen Kultur des Mittelalters öfters finden lassen. Als zweiten beleg nehme ich das Märchen vom Meisterdiebvon Wilhelm und Jakob Grimm. Diese Geschcihte findet sich in einer ähnlichen Variante im alten Ägypten und in Anatolien (der heutigen Türkei) wieder. Es wird vermutet, daß dieses Märchen auf eine Fabel aus der Antike zurück geht. bis die Tage, der "Ich brauche gerade eine kreative Schreibpause" Viator PS: Mittelochdeutche/ rotwelsche Ausdrücke sind in diesem Text farbig markiert und bitte nicht als gebrüllt zu verstehen. Danke. ^^
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
bis die Tage, der "Ich brauche gerade eine kreative Schreibpause" Viator
ja, das versteh ich: es sei Dir gegönnt!!! Und ich druck mir Deinen Beitrag aus, denn mit: so mal eben lesen- ist es nicht genug
 
Hier sind noch einmal die konkreten Quellenangaben auf die ich mich beziehe: - Die Buchhandlung meines Vertrauens (wird aus werbetechnischen Gründen verschwiegen :) ) - Elsa Sofia von Kamphoever: An den Nachtfeuern der Kerwanserail Band 1 - Vorwort - Magit Bachfischer: Spielleute Gaukler und Vaganten - Salm: soziologische Studien zu den Randgruppen des Mittelalters. eigene Erfahrungen von verschiedenen Lehrern und Wegbegleitern. :)
 

Neueste Beiträge

Oben