Wachstafel, Codex

[Meister Reinmar]

Schon öfter habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir für Notizen mal einen Codex zu basteln, also eine Wachstafel (wie etwa hier bei den Spießbürgern). Jetzt hat mir ein Mitglied unserer Gruppe spontan mal einen Stilus gebastelt (frisch in der Schmied-Lehre), sodass ich nun wirklich eine solche Tafel bräuchte. Eine grobe Vorstellung habe ich zwar, die Form ist ja auch nicht sonderlich komplex, aber ich weiß nicht wirklich, was für ein Wachs ich dafür brauche und wie ich es dunkel färbe. Generell wären natürlich Bauanleitungen oder sonstige Hilfestellungen sehr willkommen

 

[Ormenwolf]

Dafür nimmst Du: - Bienenwachs - Fichtenharz - ein wenig Ruß Die Mischung wird heiß gemacht und in die vorbereitete Holzvertiefung gegossen. Mit Dem Mischungsverhältnis musst Du ein wenig herumprobieren... Funktioniert aber sehr gut!

 

[Timm]

Noch besser klappt es, wenn du mit 2 Schichten arbeitest. Unten die gefärbte Schicht, darauf dann eine dünne aus ungefärbtem Wachs. Damit kommt die Schrift dann deutlicher heraus. Kanns leider nicht aus der Hüfte heraus belegen, meine aber es so mal gelesen zu haben. Gruß, Timm

 

[Ulf]

Ein Wiki meint: http://de.wikipedia.org/wiki/Wachstafel#Wachsmischung_und_Wachsauftrag

 

[3224]

Die Frage nach der Wachs-Mischung scheint ja geklärt. Doch ich wüsste gern, bis wann die Wachstafeln zum Geschäftsalltag im Handel oder Handwerk gehörten!? Wiki´s Auskunft fällt da etwas dünn aus. Übrigens benutzt der dort abgebildete alte Grieche eindeutig Laptop oder Nintendo! Gryphan

 

[Meister Reinmar]

Das klingt doch alle schon mal sehr hilfreich, dankeschön ^^ Aber wie schaut es denn mit der Vertiefung aus? Aus einem etwas dickeren Brett herausschälen (also die Ränder stehen lassen), oder aber ein dünneres Brettchen nehmen und einen erhöhten Rand aufsetzen?

 

[3224]

Leider habe ich die Wachstafeln nicht im Original gesehen. Bei den Abbildungen, die die Faserrichtung des Holzes erkennen lassen, gehe ich von ausgestemmten Vertiefungen aus. Gryphan

 

[Ormenwolf]

Ein dickes Brett nehmen und die Vertiefung herausstemmen.

 

[Ormenwolf]

Sieht dann ungefähr so aus:

Man beachte die eingeschnittenen Linien die dazu dienen das Wachs mit dem Holz zu verbinden

 

[Georg]

Jetzt habe ich die Seiten wiedergefunden: Diese Seite gibt verschiedene Quellen und Bilder für Wachs Schreibtafeln von den Römern bis ins 16Jhdt. Hier findet man eine ausführliche Anleitung (in Englisch) Making Authentic Waxed Tablets Tja, und jetzt sehe ich, dass die beiden eben genannten Links auch auf dieser Seite zu finden sind. Und wenn alle Stricke reißen, dann gibt es hier ein Bastelset für eine römische Schreibtafel

 

[Ormenwolf]

Schau mal hier:

Das ist ein original, wie es in Nowgorod gefunden wurde. Aus der zeit zwischen dem 11.-13. Jahrhundert

 

[3224]

Gibt es davon auch die Abmessungen? Gryphan

 

[Meister Reinmar]

Supi supi, vielen lieben Dank euch allen. Ausstemmen also, das scheint mir bei der letzten Photographie hier auch mehr als offensichtlich, und die rautenförmigen Rillen, über die ich mir Gedanken gemacht habe sind hier auch sehr deutlich als reichlich grobe Kratzer zu erkennen. Und besonders auch der zweite Link scheint mir sehr hilfreich. Sobald ich ein Ergebnis vorzuweisen habe melde ich mich wieder

 

[Ormenwolf]

Im Buch "Großmächtiges Nowgorod" ist auch noch eine Abbildung eines Originales. Mitsamt dazugehörigen Maßangaben und Bildern von den Sticheln... Ich such´s mal raus. BTW: während die Täfelchen im alten Europa anscheinend sehr populär waren, verwendete man in Nowgorod zum Schreiben Birkenrindenstücke. Geschrieben wurde mit einem ähnlichen Stichel wie bei den Täfelchen. Wenn´s jemanden interessiert, schreibe ich gerne mal einen Beitrag dazu. Wenn nicht, mach ich´s vieleicht auch.