Liebe Forengemeinde, Die neue Version der Anfängeranleitung für das historische Mittelalter ist online. Zum Download als PDF - Datei Viele Grüsse, der Viator
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@ Andrej: Welche Anmerkungen zur Quellenkritik hast Du? Was kann Deiner Meinung nach besser gestaltet werden, ohne daß ein Anfänger mit Fachbegriffen erschlagen wird? Möchtest Du den oben zitierten Absatz korrigieren? (Stichwort Fleisch- und Narbenseite bei der Wendenähtechnik.) Ich pflege den neuen Absatz gerne in die Version 2.8 mit ein. sachliche aber sehr herzliche Grüsse, der ViatorSchuhe: Die heißgeliebten Bundschuhe und Schnabelschuhe welche auf dem Markt angeboten werden sind nur für eine gewisse Zeit des Mittelalters belegt. Mittelalterliche Schuhe wurden grundsätzlich auf der rauen Seite (die sog. Narbenseite) zusammen genäht und danach umgedreht. Dieses Verfahren bezeichnet man als Wendenähtechnik. Damit sich die Sohlen nicht so schnell durch liefen, wurden oftmals Unterschuhe aus Holz, sog. Trippen“ getragen. Wer sich weiterführende Informationen sucht, findet in der deutschsprachigen Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Schuh#Historisches einen ersten Anhaltspunkt.
Als Korrekturleserin habe ich noch dieses: "Tip" wird mit Doppel-P geschrieben ("Tipp") *Schlaumeiermodus off* (ich hoffe, ich habe nichts übersehen *g*).Unser Tip: Viele Universitätsbibliotheken bieten die Möglichkeit, sich einen kostenlosen Leseausweis zu beschaffen und sich die benötigten Bücher via Fernleihe zu bestellen. Dies ist ofmals deutlich günstiger als der eigentliche Kauf von Fachliteratur.
Das ist wie mit dem Lernen für Klassenarbeiten in der Schule. Es gibt Leute, die sind so kopfchaotisch, dass sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen (und die können nicht mal was dafür). Da ist eine To-Do-Liste gar nicht verkehrt (bin zwar auch so ein Kandidat, habs aber bisher immer gut auf den Schirm bekommen *gg*).Also ich find den Recherche-Absatz gut. Schön sachlich und gut formuliert. Auch wenn ichs als ehemalige Studentin nicht nachvollziehen kann, wie jemand da überhaupt Hilfe zu brauchen sollteAber man weiß es ja nicht.
Einfach mal Butter bei die Fische!Wie lässt sich dieser Absatz einfacher und genauer formulieren? Ich brauche bitte konkrete Beispiele.
"Teil 4. 3. - die Recherchearbeit„Bücher beissen nicht – sie geben Dir Information an die Hand, mit denen Du arbeiten kannst.“ (Freies Zitat nach einem Beitrag von Pascal aus www.mittelalterforum.com)Wer sich ernsthaft für eine fundierte Darstellung entschieden hat, kommt um Recherche nicht herum. Recherche kommt vom französischen Wort für suchen, und genau das bedeutet es auch: nach Fakten suchen. Und manchmal gleicht diese Suche der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Zwei Dinge braucht man, um Fakten zu finden: konkrete Fragen und Quellen. Man muss wissen, was man sucht (konkrete Fragestellung) und wo man suchen muss (Quellen). 1. konkrete Fragestellung: Das mag jetzt ein wenig banal klingen, ist aber ganz wesentlich. Ich komme schneller ans Ziel, wenn ich das Ziel kenne. Wenn ich mir die Frage stelle, wie denn die Menschen im Mittelalter gelebt haben, werde ich sehr, sehr lange suchen. Denn ich weiß gar nicht, nach was ich suche, geschweige denn, wo ich suchen soll. Ich kann mich aber fragen: „Wer lebte im 12. Jahrhundert üblicherweise in einem mitteleuropäischen Haushalt?“ oder „Aßen die Leute im 8. Jahrhundert im heutigen Deutschland mit den Fingern?“. Diese genauen Fragestellungen bilden quasi meinen Rechercheplan. Um bei den Beispielen zu bleiben: Ich muss erst mal herausfinden, welche Völker in Mitteleuropa im heutigen Deutschland im 12. bzw. 8. Jahrhundert vorherrschten (oder z. B. in meiner Region), dann kann ich den Schritt weiter gehen und mich mit dem Thema Haus oder Essen auseinandersetzen. Meistens tauchen dabei noch weitere Fragen auf, z. B. „Wie sah denn ein Heim zu der Zeit in der Region aus? War es ein Haus im heutigen Sinne? Wie viele Räume hatte es? Gab es dabei Unterschiede zwischen den sozialen Schichten/Ständen?“ etc. 2. Quellen Durch die eindeutige Fragestellung komme ich auch am besten drauf, welche Quellen ich nutzen kann. Wer jetzt die Ärmel hochkrempeln und lossuchen möchte, den muss ich aber enttäuschen. Denn erst mal muss ich recherchieren, welche Quellen es überhaupt für die Zeit und Region gibt. Erst mal eine kurze sachliche Unterscheidung: Wir sprechen im Bereich Geschichte von Primärquellen, wenn es sich um „Zeitzeugen“ handelt, also Dokumente, Bücher, Bilder, Funde aus der Zeit, für die wir uns interessieren. Alles andere – also Forschungsberichte, Geschichts- oder ähnliche Bücher und ähnliche Informationsquellen, die später entstanden (und sei es nur ein Jahr danach!), sind Sekundärquellen, also so was wie „Hörensagen“. Deshalb schreibt man in Forschungsarbeiten auch immer die Quellenangabe dazu – damit kann der Leser die Quellen selbst nachprüfen oder dort noch weiter forschen. Sekundärquellen sind toll, um sich einen Überblick zu verschaffen und um eine Theorie aufzustellen. Sie sind einfach zugänglich, z. B. über die Bücherei oder auch über das Internet. Das Internet vereinfacht uns die Recherche schon sehr, aber es birgt auch die Gefahr, unseriösen oder gar falschen Sekundärquellen aufzusitzen. Besser wäre es freilich, in Originalquellen zu suchen – nur leider kommt man an diese meist nur ungleich schwerer heran. Man müsste zum Beispiel in die Unibibliothek der nächstgelegenen Geschichtsfakultät, um dort Abschriften einzusehen, in die Bibliothek der Stadt oder des Landes oder sogar in eine ganz bestimmte Nationalbibliothek, vielleicht auch in ein Museum oder eine bestimmte Burg. Die gute Nachricht: Die meisten Uni-Bibs und viele andere Bibliotheken bieten entweder Fernleihe oder den Versand von Kopien (beides gegen geringe Gebühr). Ein Blick auf die Homepage hilft hier weiter. Über den Bestand kann man sich im sog. Katalog informieren. Dort sind alle verfügbaren Bücher und sonstigen Medien aufgelistet. Die meisten Büchereien haben diesen Katalog heute auch bereits online stehen. Und es wird noch besser: Viele Originalquellen sind bereits oder werden gerade digitalisiert und teilweise auch ins Internet gestellt. Googeln hilft hier in den meisten Fällen weiter. Nur um Enttäuschungen vorzubeugen: Mittelalterliche Handschriften sind schwer zu entziffern! Die Schrift hat sich ebenso wie die Sprache über die Jahrhunderte hinweg einige Male verändert. Interessant sind diese Handschriften trotzdem, denn sie sind meist reich bebildert. Hier im Forum werden immer wieder Links geteilt, die gute Quellen bieten. Am besten also einfach mal die Suchfunktion hier im Forum benutzen und nachschauen, ob es zu dem Thema bereits Quellenangaben gibt. Sehr häufig findet man darunter einige der berühmtesten Handschriften:
- die sog. Kreuzfahrerbibel (auch Kfb abgekürzt, Maciejowski-Bibel, Buch der Könige oder Morgan-Bibel genannt), Frankreich um 1245/1250
- die Heidelberger Liederhandschrift (auch Codex Manesse oder Pariser Handschrift genannt), Zürich 1300 - 1340
- das Stuttgarter Psalter (auch karolingische Bilderhandschrift genannt), nahe Paris 820 - 830
Nähere Infos findet man auch oft in Wikipedia – auch wenn die Artikel dort nicht immer 100-prozentig richtig sind, liefern sie meist die Quellenangabe sowie im besten Fall auch Links dazu. Das Portal Historicum bietet ebenfalls eine kompakte Auswahl von Recherchequellen, die dem Suchenden die Arbeit erleichtern können. Kleiner Tipp zum Sichern der Rechercheergebnisse: Als erste „Skizze“ für einen Bericht eignet sich ein Mind-Map hervorragend. Darauf kann man schon während der Suche Notizen machen und seine Gedanken sortieren.
- der Sachsenspiegel (erstes in deutscher Sprache geschriebenes Rechtsbuch), Deutschland 1220 – 1235