Eisenqualität in der Wikingerzeit

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hrafn

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Welche Qualität hatte in der Wikingerzeit Eisen für Messer, Pfeilspitzen und Äxte im Normalfall?
 
Hallo Hrafn, was meinst du mit im Normalfall. Die Qualität dürfte sehr unterschiedlich ausgefallen sein. Die Frage kann dir vermutlich am besten ein Metallurge beantworten. Oder wenn du danach, nicht in Englisch oder einer Skandinavischen Sprache z.B. in Oslo, Kopenhagen oder Stockholm anfragen willst, wird dir ggf. auch jemand in Haithabu oder im Klingenmuseum Solingen dazu eine Infomative und wissenschaftlich fundierte Antwort geben. Diese Antwort kannst du dann ja hier mitteilen. Jedenfalls liegen in allen diesen Museen Originale der Wikingerzeit Schwerter, Äxte und weitere Stücke aus dem Frühen Mittelalter. Die wurden ggf. auch nach der zu heute vergleichbaren Materialgüte bewertet. Messer, Äxte und andere Eisenprodukte waren entsprechend gut oder auch weniger je nachdem wer sie fertigte. Das ist mutmaßlich auch damals nicht anders als Heute gewesen, doch heutzutage kann von zuvor Industriell vorgefertigten Stahlprodukten heraus gearbeitet werden. Ob diese alten Klingen aus derm 8-10 Jh lediglich mit der heutigen ST 37 Güte für einfachen Baustahl entsprechen oder wie auch aufgrund von bekannten hochwertigen Damastklingen jener Zeit anzunehmen ist, weit höherwertig einzuordnen sind vermag ich dir nicht zu sagen. Aber die damaligen Damastklingen dürften ähnlich hochwertig wie heutige gewesen sein. Allein beim anschauen der mir zur Verfügung stehenden Realfunde in Privatbesitz, ist dies natürich auch nicht zu erkennen. Bei einem Experiment in Ribe, vor etwa 18 Jahren haben wir, mit 3 Personen, einen für das FMA typischen Rennofen gebaut und nach dem trocknen für ca 24 Stunden im 2 Personen Schichtsytem betrieben. Das Ergebniss von ca. 15 kg Raseneisenerz das vom Archäologiestudenten und Leiter unseres 3 Personenteam zuvor in Dänemark auf den Feldern gesammelt wurde war anschließend ca 1,5 kg Eisen erzielt worden. Leider floss beim zwichenzeilichen Düsenwechsel der gesintert verbrannt und geplatzen Tondüsen die für den Blasebalgzugang benötigt wurden zuvor schon Luppe ab. Sonst wäre auch mehr Eisen gewonnen worden. Um daraus etwas brauchbares herstellen zu können musste zuvor die dabei gewonnene Roheisenluppe noch weiter ausgeschmiedet werden. Diese Luppe hatte ggf. nach Abzug der Verunreinigungen noch 92% Eisengehalt. Doch das ist nur ein angenommener Wert der ggf. auch geringer gewesen sein kann und damit nicht dem Ergebniss einer bei Direktverhüttung heutig gewonnenen Luppe mit 92- 95 % Eisenanteil entspricht. Für ein Messer hat es jedenfalls genügt. Und dann viel für mich ein Ring mit 3 Thorhämmer ab, so wie diese sofern sie aus Eisen waren, seinerzeit als Handelsware transportiert wurden. Aber es gibt sicher noch einge andere hier im Forum mit erfahrungn der Eisengewinnung mittels eines Rennofens. Weiterhin viel Erfolg bei der Recherche. Grüße sendet Olegsson :wiki4
 
Moin Metallurgische Untersuchungen über die Qualität des verwendetet Eisen sind mir aus folgenden Quellen bekannt: BIRKAII:3 Systematische Analysen der Gräberfunde von Greta Arwidsson Kapitel 15. Arbeitsmesser aus den Gräbern von Birka von Birgit Arrhenius mit einem Appendix Ab Seite 79 Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, Bericht 5, Untersuchungen zur Technologie des Eisens Ralswiek auf Rügen, Die slawisch – wikingischen Siedlungen und ihr Hinterland Teil IV, Der Silberschatz von 850, Naturwissenschaftliche Untersuchungen,Versuch einer Bilanz, von Joachim Herrmann Ab Seite 103, Die Eisentechnologie im frühmittelalterlichen Ralswiek – Metallkundliche Analysen, von Jerzy Piaskowski
 
Schau Dir die Dissertationen bzw. Abhandlungen von Mäder. Stefan - Stähle, Stein und Schlangen, Zur Kultur- und Technikgeschichte von Schwertklingen des frühen Mittelalters Weinzierl, Anna Sophie - Untersuchung acht merwingerzeitlicher Spathae aus Kinding Steuer, Heiko - Zur Bewaffnung und Sozialstruktur der Merowingerzeit Steuer, Heiko - Historische Phasen der Bewaffnung nach Aussagen der archäologischen Quellen Mittel- und Nordeuropas im ersten Jahrtausend n. Chr. an. Dort wirst du sicher fündig. von Heiko Steuer gibt es noch eine metallurgische Untersuchung; zu dieser fällt mir gerade der Titel nicht ein. Ach ja: hier ist es Usus, im Vorstellungsbereich kurz oder lang, je nach Vorlieben, etwas über sich zu erzählen. Willkommen im Forum.
 
Vielen Dank. Ihr habt mir viele brauchbare Ansätze gegeben. Ich werde sie auszuwerten versuchen und mich dann wieder melden.
 

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