Grüne Glasur?!

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Caranfen

Guest
Ich habe ein wenig Geschirr geschenkt bekommen. Allesamt innen grünglasiert. jetzt bin ich mir nicht ganz sicher ob diese Art von Glasur auch schon für das späte 14. Jahrhundert passt. Mir sind da Belege für den Pariser Raum im Hinterkopf präsent. Leider nur das ich sie weiss, aber nicht wo ich die finde, da sinnvoller Weise meine Festplatte abgeraucht ist*G* Über einen Literaturhinweis wäre ich dankbar und das besser nachweisen zu können.
 
Original von Caranfen Ich habe ein wenig Geschirr geschenkt bekommen. Alles innen grün glasiert. Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, ob diese Art von Glasur auch schon für das späte 14. Jahrhundert passt. Mir sind da Belege für den Pariser Raum im Hinterkopf präsent. Leider nur, dass ich sie weiß, aber nicht, wo ich die finde.....
Grüne Glasuren gehören zu den ersten Farbglasuren, die der Mensch gemacht hat. Man kann aber telefondiagnostisch nicht sagen, ob Du eine reduzierend gebrannte Seladon-Steinzeug-Glasur aus Ostasien (13. Jahrhundert), eine smaragdgrüne MA-Bleiglasur oder eine blaugrüne Alkali-Kupfer-Glasur auf Irdenware aus dem alten Ägypten hast (2000 v.Chr.). Auch bei uns in Europa gab es grüne Glasuren, aber die kamen erst spät auf. Die frühesten waren die oben erwähnten Bleiglasuren mit Kupferfärbung, und mir ist erinnerlich, dass diese auf spätmittelalterlicher Irdenware auftauchten. Sie wurden fast unverändert bis ins 20. Jahrhundert in Südeuropa verwendet (Spanien). Fachleute für historische Keramik wissen da sicher mehr. Notfalls im Keramik-Museum in Höhr-Grenzhausen fragen. Freundliche Grüße Jean Collin
 
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da fällt mir ein, dass mir Torben letztes Wochenende seine 2 neuen Gotlandbecher gezeigt haben, welche auch im orginal eine grüne Glasur haben. er wusste aber auch nicht aus was diese Glasur denn jetzt besteht...
 
Original von Erinmund......da fällt mir ein, dass mir Torben letztes Wochenende seine 2 neuen Gotlandbecher gezeigt hat, welche auch im Original eine grüne Glasur haben. Er wusste aber auch nicht, woraus diese Glasur denn jetzt besteht...
Meine Informationen besagen, dass es zur Zeit der Wikinger in Europa noch KEINE Glasuren gab, von Importen aus dem Orient einmal abgesehen. Freundliche Grüße Jean
 
Da Torben ja sehr gewissenhaft Gotland macht, vermute ich jetzt einfach mal, dass es dann auch Import aus dem Orient war... Den ich war auch sofort hellhörig geworden, er kannte leider nur nicht die Details zu dem Fund, aus was diese Glasur den nun genau besteht. Ich glaube wenn festgestellt würde, dass die Wikinger Glasuren hatten, die aus welchem Grund auch immer.... noch nicht entdeckt worden sind, dann wäre das schon eine kleine Sensation. Wenn wir jetzt schon mal dabei sind, aus was ist denn dann die Orientglasur? Bleihaltig?
 
Original von Erinmund Da Torben ja sehr gewissenhaft Gotland macht, vermute ich jetzt einfach mal, dass es dann auch Import aus dem Orient war... Den(n) ich war auch sofort hellhörig geworden, er kannte leider nur nicht die Details zu dem Fund, aus was diese Glasur den(n) nun genau besteht. Ich glaube, wenn festgestellt würde, dass die Wikinger Glasuren hatten, die aus welchem Grund auch immer.... noch nicht entdeckt worden sind, dann wäre das schon eine kleine Sensation. Wenn wir jetzt schon mal dabei sind, aus was ist denn dann die Orientglasur? Bleihaltig?
Glasuren bei den Wikingern? Das wäre sicher nicht nur eine kleine Sensation! Die Araber hatten früher Glasuren als die Europäer, was nicht verwundert, da sie ja das Erbe der Pharaonen antraten, die bereits vor Tausenden von Jahren Glasfluss, Emaille und einfache Glasuren hatten. Die sog. ägyptisch-blaue Alkali-Kupferglasur war bereits im "Alten Reich" bekannt und war bleifrei, schmolz jedoch bereits bei ca. 900°C. Freundliche Grüße Jean
 
Original von Collin Fehler/Doppel
Ich habe doch bereits gesagt, dass es dann vermutlich wirklich ein Import ist. Und das mit der Sensation, war auch etwas ironisch gemeint, da es ja praktisch unmöglich ist, dass so etwas nachträglich noch entdeckt worden ist. Meine eigentliche Frage war jetzt nur noch, aus was eine Glasur, welche über den Orient nach Gotland kam, besthen konnte. ?( Kann ich dem entnehmen, dass da Glas im Spiel war?
 
Original von Erinmund
.....Ich habe doch bereits gesagt, dass es dann vermutlich wirklich ein Import ist......Meine eigentliche Frage war jetzt nur noch, woraus eine Glasur, welche über den Orient nach Gotland kam, bestehen konnte? Kann ich dem entnehmen, dass da Glas im Spiel war?[/quote] Der Begriff "Glasur" enthält ja das Wort "Glas", und wie Glas besteht auch eine Glasur aus vergleichbaren Bestandteilen, also in diesem Fall wie beschrieben aus (Erd-)Alkalien (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium), Kaolin, Feldspat und Silikat, also Sand. Der "Trick ist, ein Eutektikum zu findeen, also ein Mischung mit dem niedrigst möglichen Schmelzpunkt. Und Becher in wikingischer Form mit (transparent-)grünen Glasuren sind dann sicher keine Importe gewesen. Gruß Collin
 
Ok. Vielen Dank. Ich wusste halt auch nicht, dass es "so früh", auch wenn es sie vorher schon mal gab(?), schon Glasuren ohne Bleizugabe gab. Wobei mich der letzte Satz doch wieder etws verwirrt... Gruß
 
Original von Erinmund.....Wobei mich der letzte Satz doch wieder etwas verwirrt...
Nun, das ist einfach erklärt: Wenn Du aus fremden Landen importierst, erhältst Du das dort übliche Material in der dort üblichen Ausgestaltung. Hätten Wikingers also z.B. im Orient Becher bestellt, dann wären das halt arabische Tässchen gewesen und nicht etwa ordentliche Metbecher. Das ist aber schließlich doch alles etwas akademisch, denn ich bin ja keineswegs informiert, um welche grünen Glasuren es sich handelt. Es gibt opake und transparente sowie alle Zwischenstufen davon, und der Grünton kann ja von zartem Flaschengrün (übrigens eine Kupferfarbe!) über türkis bis zum Ägytischblau gehen, das nur noch einen Hauch von Grün zeigt. Auch die Höhe der Brenntemperaturen ist von Bedeutung; schließlich entscheiden sie über die Haltbarkeit der Glasur. Eine niedrig gebrannte Alkaliglasur wird z.B. von Orangensaft spürbar und sichtbar angegriffen!! Freundliche Grüße Jean
 
das waren schon eher so kleine täschen mit hänkel dran. und am henkel selbst ist noch eine art kleiner griff dran gewesen.... :whistling:
 
Original von Erinmund Das waren schon eher so kleine Tässchen mit Henkeln dran, und am Henkel selbst ist noch eine Art kleiner Griff dran gewesen.....
Ohne die Teile gesehen zu haben: das sind dann, wie Du selbst schreibst, vermutlich eher kleine Tassen im Stil des 19. Jahrhunderts. Becher, wie sie über viele Jahrhunderte üblich waren, haben niemals Henkel. Aber wir sollten eigentlich mal Fotos sehen, damit wir nicht soviel spekulieren müssen. Freundliche Grüße Jean
 
So, nun habe ich dankenswerterweise von Beate Links zu aufschlussreichen Abbildungen erhalten. Demnach sind das wahrhaftig hübsche kleine Henkeltassen aus dem Orient, zur Wikingerzeit dort hergestellt und tatsächlich nach dem langen Weg im Norden angekommen. Bei der Glasur scheint es sich um eine Transparentglasur zu handeln, die an einigen Stellen einen grünlichen Farbton angenommen hat. Es ist jedoch keine Farbglasur, die durch gezielten Zusatz von z.B. Kupfer grün gefärbt wurde. Vielmehr ist anzunehmen, dass im Ofen umherfliegende Asche, die ja die Mineralstoffe der verbrannten Pflanzen enthält, diese Färbung verursachte. Vermuten kann man hier einen Eisengehalt der Asche (z.B. bei Eiche nicht ungewöhnlich, hier bis über 1% Fe), der bei reduzierendem Brand ein dezentes Seladon-Grün bewirkt. Im Orient hat man aber wegen der verbreiteten Vegetationsarmut oft auch ungewöhnliche Brennstoffe verwendet, z.B. Olivenkerne, die als Abfall bei der Ölherstellung anfielen. Sie haben einen hohen Heizwert. Aber da wissen die archäologischen Fachleute sicher mehr darüber. Freundliche Grüße Jean
 
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