Mittelhochdeutsch übersetzen

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Ich hätte da einen Text, den ich mir unakademisch -weil zu ungebildet- teilweise schon übersetzt habe. Ich würde also von den Könnern hier nur partizipieren und wenig sinnvolles beitragen können. Würdet Ihr Euch dennoch darüber hermachen? Weil das Programm nur 10.000 Zeichen zulässt, werden es wahrscheinlich mehrere Posts werden. Muss auch gleich zugeben, dass dieser Text das Gerüst für ein neues Buchprojekt ist, das mir im Kopf herumspukt. (Tja, das eine noch nicht eingebunden, und das andere schon in der Planung...) Es ist das "Jüngste Gericht" von Frau Ava (ca. 1060 - 1127 in Melk) der ersten bekannten Dichterin in deutscher Sprache. Nu sol ich rede rechen vil vorhtlîchen von dem jungisten tage, alse ich vernomen habe, 5 unde von der êwigen corone, die got gibet ze lône swelhe wole gestrîten an dem jungisten zîte. Finfzehen zeichen gescehent, sô die wîsten jehent. wir nevernâmen nie niht mêre von sô bitterme sêre. sô bibenet allez daz der ist, sô nâhet uns der heilige Crist 15 An dem êrsten tage sô hebet sich diu chlage, sô wirt daz zeichen dâ ze stunt, diu wazer smiegent sich an den grunt vierzech clafter iz în gêt, einen tach iz alsô gestêt. An dem anderen tage, daz sule wir iu sagen, sô gêt iz aver wider ûz, vil hôhe leinet iz sich wider ûf. 25 sô biginnet iz bellen mit michelen wellen, daz iz alle die hôrent, die den sin dare chêrent. uber elliu diu rîche, sô stêt iz vorhtlîchen. An dem driten tage, alse ich vernomen habe, sô wider fliuzet ob der erde daz wazer al ze berge. 35 wider gêt im der strâm, daz sihet wîp unde man. sô trûret allez daz der ist, wande daz urteile nâhen ist. An dem vierden tage sô hevet sich diu chlage, sô hevet sich von grunde viske unde allez merwunder. ob dem mere si vehtent, vil lûte si brahtent. 45 sô wirt des luzel rât swaz flozen unde grât hât. An dem vinften tage sô wirt ein mêre chlage. sô hevet sich daz gevugele, daz ê flouch under himele ûfen daz gevilde, iz sî zam oder wilde. si wuofent unde weinent mit michelem gescreie. 55 si bîzzent unde chrouwent, ein ander si houwent. des tages harte zergât, swaz vettech unde chlâ hât. Sô chumet vil rehte mit sêre tach der sehste. der himel sich verwandelôt, er wirt tunchel unde rôt. an dem mânen unde an dem sunnen siht man michel wunder.
 
... 65 der tach wirt alse vorhtlich, in die erde bergent si sich. An dem sibenten tage sô wirt der luft al enwage. sô vihtet an daz trum, die winde an daz firmamentum, diu wazer dar widere diezent under dem himele. [an dem mânen unde an dem sunnen sihet man michel wunder.] 75 sô hôret man dicke doner unde blicke. sô chrimmet sich ze wâre der arme suntâre, deme sîn gewizzede daz saget, daz er gotes hulde niene habet. An dem ahtoden tage sô wirt diu erde elliu enwage. an der stunde si erweget sich von grunde. 85 sô nemach niwiht des gestan, des ûf der erde sol gân. sô trûret wîp unde man, si nemach getrôsten nieman. An dem niunten tage, alse ieh vernomen habe, brestent die steine, daz gescihet vor dem urteile. si chlibent sich envieren, sô zergêt iz allez sciere, 95 daz vurhtet wîp unde man unde swer sich iht verstên chan. An dem zehenten tage, vil luzel sul wir daz chlagen, sô zevallent die burge, die durch ruom geworht wurden. berge unde veste, daz muoz allez zebresten. sô ist got ze wâre ein rehter ebenâre. 105 An dem einleften tage, des sul wir unsich wol gehaben, sô zergêt vil sciere, da diu werlt mit ist gezieret: golt unde silber unde ander manech wunder, nusken unde bouge, daz gesmîde der frouwen, goltvaz unde silbervaz, chelche unde chirchscaz. 115 sô muoz daz allez zergân, daz von listen ist getân. nu wizet, daz iz wâr ist, iz zergêt unde wirt ein valewisk. An dem zwelften tage, sô hilfet uns daz vihe chlagen. sô diu tier gênt ûz dem walde wider daz vihe ûf dem velde, vil lûte si rêrent, sô si zesamene chêrent 125 mit lûteme gescreie ingegen dem urteile. An dem drîzehenten tage sô nemach sich niemen wol gehaben. sô tuont sich diu greber ûf, diu gebaine machent sich dâr ûz alle gemeine ingegen dem urteile. iz ist allen den forhtlîch, die gewizzen sint der sunden ane sich. 135 An dem vierzehenten tage sô wirt diu biterste chlage. sô gênt diu liute alle ûz, ir nebestêt neheinez in deme hûs. si wuofent unde weinent mit lûteme gescreie. in dem selben dinge sô zergênt in die sinne. sô nemach nieman gesagen dienôt, diu ist in den tagen, 145 uber swen got des verhenget, daz sich sîn leben dar gelenget. Sô chumet der vinfzehente tach, sô nâhet uns der gotes slach. sô sculn alle die ersterben, die der ie geborn wurden, alle gemeine vor dem urteile. sô hevent sich vier winde in allen den enden. 155 ein fiur sich enbrennet, daz dise werlt verendet. daz liuteret iz allez. sô brinnet stein unde holze, wazzer unde buhele, die der sint under dem himele. sô chumt der jungiste tach alsô sciere sô ein brâslach. Sô choment von Christe die vier êvangeliste. 165 daz gebeine si chukent, die tôten si wekent. sô samenent sich mit êren lîp unde sêle. daz ist vil wunnechlîch, die guoten sint dem sunnen gelîch. die engel vuorent scône daz criuce unde die corône vor Christe an daz tagedinch, daz werdent sorchlîchiu dinch.
 
.... 175 Sô chumet Christ der rîche vil gewaltichlîchen, der ê tougen in die werlt quam: dâ sihet in wîp unde man. im ist sîn scare vil breit, wâ er die versmâcheit leit von sînen vîanden, dâ wil er iz anden. Sô chumet got in den luften in sîner magencrefte. 185 sô rihtet er rehte dem hêrren unde dem chnehte, der frouwen unde der diuwe; sô ist ze spâte diu riuwe, die wir haben solden, ob wir genesen wolden. sô werdent die vil harte gêret, die hie von der werlt chêrent. die sizent dâ ineben gote in der scare der zwelfpoten. 195 wande si durch gotes minne verchurn werltlîche wunne. die sint alle geheiligôt, die wirseren sint erteilôt. Sô wirdet der vil guot rât, die die werlt gezogenlîchen hânt, die gotes nie vergâzen, dô si ze wirtscefte sâzen. doch wil ich iu sagen da bî, wie der leben sol getân sîn. 205 Si sulen got minnen von allen ir sinnen, von allem ir herzen, in allen ir werchen. si sulen wârheit phlegen, ir almuosen wol geben, mit mâzen ir gewant tragen, mit chûske ir ê haben, bescirmen die weisen, die gevangen lôsen. 215 si sulen den vîanden vergeben, gerihtes âne miete phlegen, den armen tuon gnâde, die ellenden vâhen. si sulen ze chirchen gerne gên. bîhte unde buoze bestên. Swer niht vasten nemege, der sol sîn almuosen geben. nemege er des niht gewinnen, sînen besemen sol er bringen, 225 dâ mite er sich reine, der ist aller sâligiste, der sîne sunde weinet. Swer daz mit triwen begât, des wirt dâ vil guot rât. ze dem sprichet der gotesun: «var ze miner zeswen! venite benedicti! mines vater rîche ist iu gerihtet.» Daz gescihet an dem jungisten zorne da sceidet sich diu helewe von dem chorne, 235 diu guoten ze der zesewen, daz sint die genesenen, di ubelen ze der winstern, si werdent al gewindet an dem vrône tenne, dar denche, swer sô welle! Sô sprichet got mit grimme ze sînen widerwinnen. er zeiget in sîne wunden an den vuozen unde an den henden. 245 vil harte si bluotent, si nemegen dâ niht widere gebieten. von sîneme rehte sprichet er in zuo: «mînes willen newolt ir niht tuon. ir hêtet mîn vergezzen, ir negâbet mir trinchen noch ezzen, selede noch gewâte, ubel waren iuwere getâte. dem tievele dienotet ir mit flîze, mit im habet diu êwigen wîze.» 255 Dâ ist der tievel von helle mit manegeme sînem gesellen, sô vâhet er die armen, vil luzel si im erbarment. mit chetenen unde mit seilen, er bintet si algemeine. er fuoret si mit grimme zuo anderen sînen gesinden in den êwigen tôt, âne twâle lîdent si iemer nôt. 265 mit peche unde mit swebele dâ dwinget si furder des tieveles ubele. Dâ nehilfet golt noch scaz. ê bedahten wir iz baz! dâ ist viur unde swebel. wir sturben gerne unde muozen leben. durst unde hunger, aller slahte wunder, frost unde siechtuom gêt uns alle tage zuo. 275 fiurîn gebende dwinget uns die hende, machet uns die vuoze harte unsuoze. mit viurvarwen seilen bindet man si beide. man scenchet uns den wîn, des wir gerne ubere mohten sîn, ezzich unde gallen sam si viures wallen. 285 ezzen haizen si uns gebent, daz ist pech unde swebel. vil grôz wirt unser smerze, die wurme ezzent uns daz herze. daz ist uns gewizzenheit, diu tuot uns alsô michel leit. [Si stechent uns zedem nabele. mit eisnînen gabelen. ir angesiht tuot uns vil wê guot wær uns mohte wir zergên. 295 durch smæh geluste stechent sí uns an di bruste. eínen worm haizzet aspis, des sult ir sin vil gewis. der ander basiliscus, der gilt unrehtez huos. diu wír ofte taten, do wir sín stat heten. aítter daz grune, des git er uns genuge. 305 er spiet ez índen munt. er tuot uns alt sunde chunt. die wir níht chlagten den bîhtern di wir haten. daz gesun der ubeln geiste daz ist witze aller meist. vil michel weínen mít allen nôten ettwene sehent si di toten. in abrahames parme daz habent si ze harme.] 315 Sô der tievel danne gevert, vile wol unser dinch vert. sô scînet uns scône diu edele persône. sich zaiget got mit minnen allen sînen chinden. sô sint die arbeite fure, sô singe wir zwire alleluja, daz frôsanch, wir sagen got gnâde unde danch, 325 wir loben gotes êre mit lîbe unde mit sêle. Sô vâhet ane, daz ist wâr, Jubileus, daz guote wunnejar. sô beginne wir minnen di inren sinne, vernunst unde ratio, diu edele meditatio. dâ mit erchenne wir Crist, daz er iz allez ist. 335 sô habe wir vil michel wunne, sô sî wir siben stunde scôner denne der sunne. zuo der selben scône sô gibet uns got ze lône eine vil stâtige jugent unde manige hêrlîche tugent. wir suln starche werden. wolten wir di berge zebrechen alse daz glas, ze wâre sag ich iu daz, 345 die craft habent dâ diu gotes chint, die hie mit flîzeo guot sint. Dâ habe wir daz êwige lieht, neheines siechtuomes nieht. dâ ist diu veste winescaft, diu milteste trûtscaft, diu chunechlîche êre, die haben wir iemer mêre. daz unsagelîche lôn in dem himeliscen trôn 355 habent die gotes erben, die dâ nâch wolten werven. enphliehe wir hie die sunde, wir sîn dâ sneller denne die winde. Nu vernemet alle dâ bî: dâ sît ir edele ulule frî, dâ nedwinget iuch sunde noch leit, dâ ist diu ganze frîheit. dâ ergezet uns got sciere aller der sêre, 365 die wir manege stunde liten in ellende. Dâ ist daz êwige leben, daz ist uns alzoges gegeben, Crist, unser hêrtuom, unser vernunst unde unser wîstuom. der ist gechêret an in, vil edele ist unser sin. unser herze unde unseriu ougen sehent die gotes tougen. 375 vil zierlîch wirt daz selbe lieht, iz newirt zerganclîch nieht. Daz habent allez diu gotes chint, diu hie diemuote sint, diu ir scephâre lobent unde hie ir vîanden vergebent. diu versmâhent hie nidene, swie sô sî dâ ze himele mit gote geren ze habene, dâ ist vil guot ze lebene. 385 dâ wirt ir geloube ain wârheit, ir gedinge mit habenne ein sicherheit, ir minne vil innechlîche, si sint den engeln gelîche. daz habent si âne ende. nu weset vil wol gesunde in der selben râwe, dar muozet ir chomen. Amen. Dizze buoch dihtôte zweier chinde muoter. 395 diu sageten ir disen sin. michel mandunge was under in. der muoter wâren diu chint liep, der eine von der werlt sciet. nu bitte ich iuch gemeine, michel unde chleine, swer dize buoch lese, daz er sîner sêle gnâden wunskende wese. unde dem einen, der noch lebet unde der in den arbeiten strebet, 405 dem wunsket gnâden und der muoter, daz ist AVA.
 
ich versuche mich mal kläglich am Anfang^^ Nu sol ich rede rechen vil vorhtlîchen von dem jungisten tage, alse ich vernomen habe, 5 unde von der êwigen corone, die got gibet ze lône swelhe wole gestrîten an dem jungisten zîte. Finfzehen zeichen gescehent, sô die wîsten jehent. wir nevernâmen nie niht mêre von sô bitterme sêre. sô bibenet allez daz der ist, sô nâhet uns der heilige Crist 15 An dem êrsten tage sô hebet sich diu chlage, sô wirt daz zeichen dâ ze stunt, diu wazer smiegent sich an den grunt vierzech clafter iz în gêt, einen tach iz alsô gestêt. Jetzt soll ich furchtsam Rechenschaft ablegen vom jüngsten Tag, wie ich es vernommen habe und vor der ewigen Krone, die Gott dem zum Lohn gibt, der in der letzten (jüngsten) Zeit gut gekämpft hat/sich bemüht hat. Fünfzehn Zeichen geschehen, so sagen es die Weisesten. Wir vernahmen nie Kunde von so bitterem Schmerz/Leid. Dann bebt alles, was da ist, dann naht uns der heilige Christ. Am ersten Tag erhebt sich die Klage, so entsteht das Zeichen dort zu dieser Zeit, das Wasser drückt sich in den Grund(ev. versickert im Grund?) Vierzehn Klafter (außgestrecktes Armmaß) fließt (geht) es hinein, einen Tag bleibt es so stehen.
 
Liebe Mittelalterfreunde, ich bin sehr froh dieses Forum gefunden zu haben!! Ich muss einen Brief von Oswald von Wolkenstein übersetzen. Leider kann ich das nicht und würde euch bitten euer Glück zu probieren :)
[font='Arial, sans-serif']Mein frewntlichen dínst wizz vor Lieber Jórig Ich laz dich wissen das d(er) prechtel von Kaldes Meine(m) zinnsma(n) Awein dem Clainner auf gehalt(e)n hat ettweuil gúts das Im mit anderr Chaufléut gút von Venedij gangen ist / daru(m)b ich Im aber vormaln v(er)schrib(e)n han / darauf was sein Antwurt wenn er meins herre(n) von Osterreich brief daru(m)b sech So wolt er Ims gern volgen lassen / Nu hat das d(er) benant Clainn(er) an mein he(r)ren gearbait / der schaft ernstleich(e)n mit seine(m) brief das er Im das volgen las vn(d) anu(er)czieh(e)n antwurt / derselb brief den benant(e)n mein zinnsman nicht gen dem préchtlein furtragen chan / Bitt ich dich Lieb(er) Jórig das du das an herren petern bringest von Spawer vn(d) das es In darczú weyse t das er Im das gút sein ist / Wann Im auch daru(m)b d(er) hauptma(n) vn(d) Ich vn(d) die Stat ze Brichsen v(er)schribe(n) hab(e)n das wil ich sunderleich gern vmb dich un(d) hern pet(er)n v(er)dienen(n) Geb(e)n ze Brichsen and(er) v(er)porgen vnser fraw(e)n tag Anno etc. Qu(adringentesi)mo Octauo †††[/font]
[font='Arial, sans-serif']Oswald von [/font]​
[font='Arial, sans-serif']Wolkenstein [/font]​
[font='Arial, sans-serif']Es wäre mir eine sehr große Hilfe!!Vielen Dank [/font]​
 
leider hatte ich in meinem bisherigen germanistik studium nur ein halbes mittelhochdeutsch seminar... halb deshalb, weil wir nur liebeslyrik verglichen haben... schade eigentlich , der thread gefällt mir sehr gut. man muss dazu auch sagen, dass es ab diesem semester kein mittelhochdeutsch seminar mehr an meiner uni geben wird... ich frage mich warum... :pöh
 
Hallo Phelan, das ist ja gerade mein Problem.Es geht um Briefe von ihm und nicht um Lieder :wiki1 ( von denen es genug Übersetzungen und Literatur gibt...) Meine Aufgabenstellung lautet die Textsorte Brief an den Lebenserzeugnissen von Oswald von Wolkenstein zu analysieren. Dies ist ein prototypischer Brief an dem ich die Analyse vornehmen will und ihn deshalb verstehen muss :) Aber trotzdem danke :)
 
Okay, sorry dann hab ich nicht aufgepasst, Du hast ja oben geschrieben das es ein Brief ist.....und ich dacht schon das man sich schwer tut was vom lieben Jörg zu singen ^^
 
Hui, ein Brief ist natürlich noch mal eine besonders Herausforderung. Hier kann man ja kaum von irgendwelchen literarischen Normen und Bildsprache ausgehen und auch sprachlich werden sicherlich keine größeren Normierungen stattgefunden haben, wie man sie bei einem Buchschreiber etwa sicherlich erwarten kann. Widerum erschwerend ist die Tatsache, dass Oswald natürlich mitnichten Mittelhochdeutsch geschrieben hat, sondern frühes Neuhochdeutsch, was teils noch größere Vielfalt kennt. Ich werde mich aber dennoch gerne daran versuchen, habe aber schon beim ersten Drüberschauen schon einige Fragezeichen, was z.B. "Prechtel" angeht, oder die grammatische Struktur (Akkusatik vs. Dativ).
 

Neueste Beiträge

Oben