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Astridur
Guest
Ihr Lieben ! Ich trau mich jetzt echt mal was hier im Forum. Ich hab einen Reisebericht geschrieben, angelehnt an meine Darstellung als Händlerin in der Birka - Zeit. Ich habe wirklich lange in Dissertationen, Uni - Berichten, im Google Earth und in verschiedenen Büchern recherchiert. Die Handlung ist zwar fiktiv --- geht ja nicht anders -- die Tatsachen nach Fundbelegen hab ich versucht, in die Geschichte einzubauen. Ich möchte das ganze später mal in die HP meiner Gruppe einstellen. Nun an Euch : ich bitte um Hinweise, bitte um Berichtigungen, bitte um Links, vor allem, was die Städte im Rusland angeht, bitte um ehrliche Meinungen. Alles läßt sich leicht umschreiben und je mehr Info ich hab, desto besser. Wie kann man sich z. B. die Städte Nowgorod und Kiew vor 1000 n. Chr. vorstellen ? Also : helft mir bitte !! Ich hab die Sprache etwas antik klingen lassen, aber auch da kann man sich noch Änderungen machen. PS : im Anhang werden ein paar, nicht so gängige Begriffe erläutert Wir brachen im sólmana r des Jahres 936, im Jahr des Todes von Bischof Unni, zu unserer nächsten Reise nach Känugard auf. Erst vor 2 Jahren war es mir, nach guten Geschäften, gelungen, ein 15 m langes Schiff in Besitz zu bringen, das genau nach meinen Vorstellungen gebaut worden war. Mit breitem Deck, etwas mehr Tiefgang als üblich und mittschiffs mit einem offenen Laderaum. Das Rahsegel konnte umgelegt werden und die Planken waren in flexibler Klinkerbauweise. Mit ihm sollte es meinen Gefährten und mir gelingen, unsere Reise tapfer zu bestehen. Ich hatte eine seetüchtige Mannschaft geheuert, alles freie Ruderer, erfahren und mit starken Armen. Die Aussicht auf ihren Gewinnanspruch ließ sie nicht lange zögern, mir zu folgen. Unsere Vorräte bestanden aus Stockfisch und riklingr, Pökelfleisch, getrockneten Beeren und Pilzen, Skyr, genug Mehl und Butter für jede Riemenschlinge, Honig, Met und und je 3 Fass Bier für je 2 Mann. Sollten uns die Vorräte auf der Reise ausgehen, würden wir uns am Land Ochsen schlachten lassen. Ausserdem hatten wir 230 Ellen Vadmel, Nadeln und Faden, Segelbänder und Nägel dabei. Auch der Amboss durfte nicht fehlen. Um meine Gastaufenthalte freundlich zu gestalten, hatte ich in Birka Walrosszähne, Honig, Zinn von den Scilly-Inseln, das ich vor einiger Zeit von einem friesischen Händler aus Dorestad erworben hatte, verschiedene Pelze und einige Specksteinkessel auf das Schiff laden lassen. Unsere Mannschaft bestand aus 23 Mann, den Schiffsführer und mich mit eingeschlossen. Manche hatten sich für die Fahrt neu Lederanzüge nähen lassen, die sie aber beim Rudern ausziehen mussten. Unser Schiffsführer, Dorbjörn, war ein sehr erfahrener Seemann, der gut mit der Wetterfahne, den Gestirnen und dem Winkel zum Seegang umzugehen wusste. Die Götter hatten uns an dem Tag unseres Auslaufens wohl bedacht. Die Sonne schien und ein guter Wind ging über Björkö und den Mälarensee. Mein Schiff lag in Salvisgroupen, denn meine letzte Ladung bestand aus Salz, das hier gelöscht worden war. Unsere Fahrt führte uns an der Küste Björkös entlang durch den Mälaren bis zum Ausgang der Bucht in die Ostsee. Wir durchquerten ohne Zwischenfälle den finnischen Meerbusen und fuhren schließlich auf der Newa in die Ladogasee. In Staraja Ladoga machten wir unseren ersten großen Halt. Die Männer hatten Landgang, mussten aber auch in diesen zwei Wochen Arbeiten an Segel und Planken verrichten. Ausserdem mussten wir Vorräte auf das Schiff holen. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, bei den dort ansässigen warägischen Händlern Bernstein und nochmals Pelze zu tauschen oder kaufen. Nach dieser Zeit der Ruhe, die auch meine Leute sehr genossen , ging es nun auf dem Wolchow in Richtung Nowgorod. Der Wettergott meinte es gut mit uns, nur an einigen Tagen brach der Himmel auf und wir mussten abends unseren Mast umlegen und mit dem Segel das Deck bezelten. Darunter, und in unserem Doppelschlafsack, den ich immer mit meinem Gefährten Aki teilte, ließ es sich angenehm ruhen, auch wenn es stürmte und regnete. Doch war die Fahrt überaus angenehm, die Menschen in den Dörfern am Flußufer durchwegs freundlich gesonnen, was nicht zuletzt die reiche Bezahlung ausmachte, wenn wir von ihnen Fleisch und andere Vorräte kauften. Nach etwa 200 km sahen wir vor uns die große Handelsstätte Nowgorod, die Stadt des Fürsten Ruruk. Heute aber herrscht sein Sohn, Igor I. über Nowgorod und das ganze Gebiet bis hinauf nach Känugard und noch weiter, ja fast bis Miklagard. Das Kiewer Reich blühte derzeit sichtlich auf, der letzte grosse Kampf war fast 16 Jahre vorbei und wir Händler konnten unbehindert die Region bereisen. Da stand nun Nowgorod mit seinen mehreren zehntausend Einwohnern. Meine Männer ruderten in den Hafen, von solcher Grösse sie noch nie einen gesehen hatten. Schon früher führten mich jedoch meine Handelswege in diese Stadt und auch hatte ich hier einige bedeutende Handelspartner unter den Warägern. Ich hoffte hier, meine ersten lohnenden Handelsgeschäfte mit den mir bekannten Händlern machen zu können. Zu ihnen gehörte Bodvar und Orlyg, zwei Brüder, die nahe dem Hafen ein Handelsdepot unterhielten. Oftmals hatten sie Waren aus dem Orient anzubieten, die sie von Händlern aus Miklagard gekauft hatten. Sie waren begeistert von unseren schönen Pelzen und den Walroßzähnen, die als Elfenbeinersatz dienten, konnten mir aber nur orientalische Silbermünzen anbieten, von denen ich bei einigen nur den Silbergehalt bestimmen konnte, jedoch nicht die Region. Ich war erfreut über das besonders gute Geschäft und da ich das Silber als Barren in die Heimat mitnehmen wollte, beschloss ich, es gleich in der Stadt einschmelzen zu lassen. Sigur, unser Kunstschmied in Birka, würde sich freuen, so feines und reines Silber bearbeiten zu können. Und mir würde es im Tausch jede Menge Bernstein bringen, dass ich bei einer meiner nächsten Reisen ins Karolingische Reich gut gebrauchen konnte. Als ich auf unser Schiff zurück kam, die Barren sorgsam in meinem Mantelsack versteckt, fand ich meine Gefährten fleißig bei der Arbeit. Ich setzte den Schiffsführer in Kenntnis und so bekam jeder meiner Kameraden einen großen Krug Bier von Bjarnur, dem Koch. Das freute sie von Herzen, noch mehr, als ich ihnen ihren Anteil am Gewinn meines Handels ausrechnen konnte. Sie würden, bei glücklichem Ausgang der Reise. als wohlhabende Leute dastehen. Noch einige Zeit blieben wir in Nowgorod, besorgten alles Notwendige aufs beste und setzten dann, sehr früh am Tage, das Segel, um die Reise nach Känugard fortzusetzen. Wir fuhren durch den Ilmensee in einen Fluß mit dem Namen Lowat. An seinen Ufern sah man kleine Ansiedlungen ohne Bedeutung. Die Landschaft gestaltete sich leicht hügelig und der Boden leuchtete stellenweise in purpurner Farbe. Die Fahrt gestaltete sich als angenehm und doch schärften meine Weggefährten schon ihre Äxte, denn wir wussten, durch meine früheren Reisen nach Miklagard, was kommen musste. Nach Tagen erreichten wir eine Landschaft, von der ich wußte, dass wir nun in ein kleines, unbenanntes Flüsschen abbiegen mussten. Das forderte ein hohes Geschick unseres Schiffsführers. Wir befanden uns aber schon im Flußgebiet des Dnjeprs und die Lowat hat hier ihr Quellgebiet. Auch wußte ich aus Erfahrung, daß wir nun ein Teil der Reise über Land führen mußten. Nun zählten die starken Arme unserer Männer. Bjarne, auch Svartur genannt, begab sich an Land, um geeignete Baumstämme für unser Vorhaben zu suchen. Nach kurzer Zeit kam er zurück und nahm die kräftigsten Männer mit wohlgeschliffenen Äxten mit. Die Zeit des Wartens nutzten wir anderen zum Jagen und Fischen und der Koch verrichtete wohlgefällig seine Arbeit. Bald schon erklang der Wald von den Schlägen der Gefährten. Nach Stunden erscholl ein Ruf und wir Zurückgebliebenen machten uns auf den Weg, mit Schiffsseilen beschultert, die geschlagenen Stämme der Mannen in unser Lager zu ziehen. Die Arbeit war bald getan, der Koch ebenso fertig geworden mit gebratenem Fleisch, Fisch und Brot und so erholten wir uns bei gutem Mahl, Met und Bier von getaner Arbeit. Am nächsten Tag machten wir uns ans Werk, das Schiff auf diesen Stämmen über Land in den Fluß Dnjepr zu ziehen. Meine Männer hängten sich in die Seile, während vier von ihnen den hinteren, leeren Stamm vor den Schiffsbug schaffte. Langsam ging diese Reise von sich. 4 Tage war zu tun, denn wir mußten teils kleine Sümpfe, teils Unbaren wie Erdrutsche oder andere Veränderungen der Landschaft, umgehen. Endlich kamen wir an den Fluß Dnjepr, der uns, zu unserer großen Freude, zu der fürstlichen Residenz der Rus, Känugard, führte. Auch diese Stadt hat mehrere zehntausend Einwohner und gehört zum Herrschaftsgebiet des Rusfürsten Igor I. Wir liefen in den Hafen ein und ankerten wohlbehalten unser Schiff. Unsere Reise hatte nun ihr Ziel erreicht. Wir hatten mehr als 1000 km zurückgelegt und waren fast 4 Monate unterwegs gewesen. Nun begann zu Hause schon górmána r, der Schlachtmonat, und eine Rückkehr in unsere Heimat mußten wir auf das Frühjahr verschieben. So beschlossen wir, im einmána r, wenn das Wetter es zuließ, unsere Rückreise anzutreten. Das bescherte mir gute Zeit, um mich meiner Handelsaktivität hinzugeben. Ich machte mich auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft für mich und meine Mannen. Schnell fand ich ein Haus. gut ausgestattet und groß genug, mit Schlafplätzen und einer Halle. So wurde ich allen gerecht. Im Hafen hatte ich schon entdeckt, daß genug Händler aus Miklagard und dem fernen Orient in der Stadt residierten. Auch boten Rushändler orientalische Waren im Übermaß feil. Ein Glücksfall für mich und auch meine Kameraden.