A
Aelthred
Guest
Hallo zusammen Ein Thema welches mir schon länger unter den Fingernägel brennt ist folgendes: Die Motivation der damaligen Bevölkerung vor einem Heereszug. War es das Gold, die Ehre oder religiöser Fanatismus (wie im Fall der Kreuzzüge)? Eine Mischung aus allem? Spätestens zu Beginn des Feldzugs mussten die Krieger motiviert werden - durch die Herabsetzung des Gegners, Idealisierung der eigenen Sache, die Bekundung ehrlicher Friedensbereitschaft sowie der Gewißheit, dass die himmlischen Mächte als Verbündete die Truppen zum Sieg führen werden. So zum Beispiel als die Franken dem Baiernherzog Tassilo die Kriegsschuld aufgebürdet haben und die Avaren als Feind eines jeden Christen dargestellt wurden, oder die Ungarn, welche in grauer Vorzeit das heilige römische Reich deutscher Nation regelmäßig mit Beutzügen verzerrten und dann endlich (durch ein gut motiviertes Heer) gestoppt wurden (man ließ damals niemanden der Ungarn am Leben) Seit der Antike gehörte die Dämonisierung des Gegerns zur Kriegsführung dazu. Um eine bessere Wirkung zu erzielen griff man auf Bekannte Ereignisse und Schubladendenken, welches sich zur Genüge in religiösen und auch historischen Schriften fand, zurück. Ungarn, Sarazenen, Avaren, Türken, Hunnen, Normannen und Mongolen wurden dahingestellt als kollektiver Feind des Christentums. Und war der "Feind" ersteinmal vorgeführt so konnte man ihm Rechte und Zugeständnise absprechen. Ja man sah sich teilweise sogar dazuveranlasst sich nicht nur gegen diese Menschen zu verteidigen sondern sie wie eine Seuche von der Erde zu fegen. An "Entmenschlichungen" beteiligten sich nicht nur irgendwelche Bauern, Soldaten oder einfache Priester, nein es waren auch Hochgebildete wie Kaiser Friedrich II. und Papst Pius II. welche den Hass absichtlich und zweckdienlich schürten und dann auch lenkten. Während des Investiturstreits sah sich so mancher König plötzlich als Antichrist dahingestellt. So z.B. Papst Gregor IX. über den "Feind" Zitat: "Es steigt aus dem Meer die Bestie voller Namen der Lästerung, die nicht aufhört, auf Gottes Zelt und die Heiligen , die in dem Himmel wohnen, die gleichen Speere zu schleudern. Mit eisernen Klauen und Zähnen begehrt sie alles zu zermalmen und mit ihren Füßen die Wel zu zertrampeln und, um die Mauer des katholischen Glaubens einzureßen, hat sie längst sämtliche Sturmböcke gerüstet." Aber manchmal reichte auch nur einfacher Spott. Je nach Bedarf machte man sich lustig über Sprache, Gewohnheiten, Kleidung und Nahrung des Gegners. Bischof Liudprand von Cremona wollte sich für Demütigungen rächen, die er meinte als Gesandert Kaiser Ottos in Byzanz erlitten zu haben.Vieles was er verkündete zeigte, dass er sich und seine Rolle gnadenlos überschätzte und nicht bereit war andere Fakten gelten zu lassen. Aber auch die idealisierung und stillisierung der eigenen Leute gehörte zu der Herrschaftspropaganda. Das Rolandslied zum Beispiel preist "la doulce France", das liebliche Franzien. In vielen Auseianndersetzungen zeigt sich, wie austauschbar Argumente sind. Unter anderem begründet sich der Name von Deutschland aus einem verächtlichen Spott der Italiener. "Teutonen" wurden hier "Toitsche" und das Land "Tütschland" genannt. inspiriert und zusammengefasst durch/aus dem Buch "Krieg und Frieden im Mittelalter" von Norbert Ohler