Scherbe einarbeiten?

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Liederbolt

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Eine etwas kuriose Erwägung: Habe von einem Hobbyarchäologen, der mit Genehmigung Ausgrabungen in einer alten Siedlung bei Stadt Oldendorf durchführt, eine Tonscherbe einer Tasse aus dem 12. Jhd. geschenkt bekommen. Es ist noch ein intakter Henkel daran, und ein Fingerabdruck des Herstellers ist zu erkennen. Meine (abstruse?) Idee: Ein Gefäß in gleichem Ausmaß töpfern zu lassen, und dann ein Loch im Ausmaß der Scherbe reinzusägen/feilen, und die Scherbe dort einzufügen. Dies würde ich mit Hilfe meiner Ex-Freundin, die jetzt meine Zahnärztin ist, mit Hilfe von Zahnzement versuchen. Die kann auf nen 100stel mm genau arbeiten. Es wäre einfach zu schön, sagen zu können: "Ey, mein Tassenhenkel is Original, he he". Meint ihr, das wäre möglich? Wer könnte mir das Gute Stück, dann henkellos, herstellen? Würde das Original einschicken. Oder sonst jemand ne Idee dazu? - Glaube fast, das geht nicht. Jedoch meine Mentalität: Geht nicht, Gibt's nicht! Was meint Ihr :?:
 
Hab selber noch ne Idee bekommen: Jemand fertigt die Tasse im möglichst gleichen Ausmaß (Hier muß es nicht ganz genau sein), nur mit doppelt dicken Wänden. Dannwird die Scherbe "aufgestempelt", so daß sie sich später gut einfügt. Nach dem Brennen, kann man evtl. manuell etwas abtragen, bzw. nach dem Einfügen, mit keramikkleber (kein Kontakt zum Tasseninhalt), die evtl. Fugen mit Zahnzement ausfüllen. Wer traut sich mir das zu Töpfern? Bitte melden - man würde sich schon einig. Als Heavy Metal Fan, kann ich auch aus ner Heavy-Tasse trinken... Kann natürlich nicht verlöangen, daß es klappt, aber Versuch macht Klug...
 
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....Habe von einem Hobbyarchäologen, der mit Genehmigung Ausgrabungen in einer alten Siedlung bei Stadt-Oldendorf durchführt, eine Keramikscherbe einer Tasse aus dem 12. Jhd. geschenkt bekommen. Es ist noch ein intakter Henkel daran, und ein Fingerabdruck des Herstellers ist zu erkennen. Meine (abstruse?) Idee: Ein Gefäß in gleichem Ausmaß töpfern zu lassen, und dann ein Loch im Ausmaß der Scherbe reinzusägen/feilen, und die Scherbe dort einzufügen.....
Natürlich geht das, das machen Archäologen nicht selten, um Scherben zu einem Gefäß zu kombinieren und ausstellen zu können. Folgende technischen Hürden gibt es dabei: Ton, der zu einem Keramikgefäß verarbeit wird, 'schwindet' im Brand, d.h. je nach Tonmasse verliert er an Volumen. Diese Schwindung genannte Eigenschaft kann (auch von der Brenntemperatur abhängig) zwischen 6 und 25% des Ausgangsvolumens betragen. Der Töpfer muss also seine Tonmassen sehr gut kennen, um solche Aufgaben umsetzen zu können. Die fertig gebrannte neue Tasse passgenau auszuschneiden, sollte mit Diamantwerkzeugen einer 'Fachfrau', z.B. Deiner Zahnärztin, möglich sein, ebenso das Einkitten des alten Bruchstücks mit dem Henkel. Allerdings glaube ich nicht, dass dann eine Benutzung der Tasse sinnvoll wäre. Der Kitt (oder Kleber) ist dabei wohl weniger das Problem als vielmehr die Reinigung nach einer Benutzung, also die Hygiene. Aber es wäre, wenn die Form der Tasse korrekt rekonstruiert würde, sicher ein schönes Archäologie-Objekt für die Vitrine! Freundliche Grüße Jean
 
Hab selber noch ne Idee bekommen: Jemand fertigt die Tasse im möglichst gleichen Maß (hier muss es nicht ganz genau sein), nur mit doppelt dicken Wänden. Dann wird die Scherbe "aufgestempelt", so dass sie sich später gut einfügt. Nach dem Brennen kann man evtl. manuell etwas abtragen bzw. nach dem Einfügen mit Keramikkleber (kein Kontakt zum Tasseninhalt), die evtl. Fugen mit Zahnzement ausfüllen. Wer traut sich, mir das zu töpfern? .....
Wie bereits im vorherigen Beitrag angemerkt, funktioniert das wegen der Schwindung nicht. Gruß Jean
 
Bliebe also nur der Weg, die Tasse von jemandem machen zu lassen, der den "Brandschwund" extrem gut einschätzen kann. Na, bin auch happy, wenn ich die Scherbe so betrachte, und mich frage, was sie wohl alles " erlebt" und "gesehen" haben mag. Sollte sich trotzdem jemand berufen fühlen es zu versuchen... gerne. Danke für die Antwort Collin.
 
Hallo Nairolf, ist deine Anfrage noch aktuell? Ich habe einige überlegungen, zu diesem Thema. 1. Es gibt Tonmasse, welche für Ofenkacheln verwendet wird. Hier ist die Schwindung minimal. könnte mich über Verarbeitung und Farbmöglichkeiten informieren. 2. Ich würde das Gefäß komplett aufbauen(drehen) und das ganze etwas dickwandiger als den Scherben machen (eventuell auch nur punktuell, so dass das Gefäß innen eine gleichmäßige Fläche hat. (doppelwandig wäre zu klobig). 3. Eventuell kann ich über einen Bekannten an ein wenig Kleber kommen, welcher von Archäologen für Restaurirungen entwickelt wurde. (Kann aber nichts versprechen). 4. Da du ja bestimmt Zeit bis zum nächsten Sommer für die Tasse hättest, könnte ich vor dem Brand der Tasse einen Testbrand zur Feststellung der Schwindung durchführen. 5. um farbunterschiede zu kaschieren könnte ich mich schlau machen ob an der Keramik-Kunstschule ein reduzierender Brand gemacht werden kann (Keramik + Scherben würden geschwärzt werden). Diesen könnte ich nicht in meinem Ofen durchführen da dafür mAterial verbrannt werden muss. In die Grubenbrand würde ich deinen Scherben ungern legen wollen, weil dieser Vorgang zu unkontrolliert ist. Würde mich an der KEramik-kunstschule informieren ob bedenken bei dem Brand von uralten Scherben bestehen. Gruß Glymur
 
Klar, und eilig wär's ganz und gar nicht. Wichtig wäre mir nur: - Stabilität wenn fertig - lebensmittelechtes Material Auch wenn mir von einem Gebrauch abgeraten wird, hätte die Aktion für mich kaum den selben Reiz, wenn ich die Tasse nur anschauen könnte - da kann ich auch die Scherbe betrachten, und mir den Rest vorstellen. Leichte Farbunterschiede wären auch kein Problem. Als "Kleber", könnte ich nach wie vor auch den Zahnzement noch klarmachen. Ich kann sie Dir ja mal unverbindlich zur Ansicht schicken, wenn Du mir deine Adresse mitteilst - dann könntest Du mir ja mal eine Einschätzung geben, wenn Du Dich schlau gemacht hast. Kommst Du zum "De Fuga Saeculi"? Wär ja cool, sie da entgegennehmen zu können, falls es klappt. Würde notfalls auch das Risiko des Grubenbrandes eingehen - is halt "nur" ne Scherbe - eine von Millionen, und reichlich zu finden, wenn man an den richtigen Orten buddelt. Der sie mir gegeben hat, hat nen ganzen Wagon voll. Der Wert ist eher ideell. Kann aber auch verstehen, wenn Du Dich dazu nicht überwinden magst. Gruß Nairolf
 
1. Es gibt Tonmasse, welche für Ofenkacheln verwendet wird. Hier ist die Schwindung minimal. Könnte mich über Verarbeitung und Farbmöglichkeiten informieren. 2. Ich würde das Gefäß komplett aufbauen (drehen) und das Ganze etwas dickwandiger als den Scherben machen (eventuell auch nur punktuell, so dass das Gefäß innen eine gleichmäßige Fläche hat. (doppelwandig wäre zu klobig). ...... könnte ich vor dem Brand der Tasse einen Testbrand zur Feststellung der Schwindung durchführen. 5. um Farbunterschiede zu kaschieren, könnte ich mich schlau machen, ob an der Keramik-Kunstschule ein reduzierender Brand gemacht werden kann (Keramik + Scherben würden geschwärzt werden). Diesen könnte ich nicht in meinem Ofen durchführen, da dafür Material verbrannt werden muss. In den Grubenbrand würde ich deinen Scherben ungern legen wollen, weil dieser Vorgang zu unkontrolliert ist. Würde mich an der Keramik-Kunstschule informieren, ob Bedenken bei dem Brand von uralten Scherben bestehen.
Die geringe Schwindung der Kachelmassen liegt hauptsächlich an etwa 40 - 50% Schamotte, die manchmal auch noch grob ist. Das dreht sich nicht wirklich gut..... Beim Drehen eines Gefäßes wird es schwierig, die Wand punktuell zu verstärken. Von 'doppelwandig' war übrigens nicht die Rede, sondern von doppelt dicken Wänden! Der Testbrand wäre sicher hilfreich; dennoch wird man die Scherbe später mit dem entsprechenden Zahnarztwerkzeug präzise einpassen müssen. Bei einem reduzierenden Brand kommt nicht automatisch ein geschwärzter Scherben dabei heraus. Viele Tonmassen werden einfach grau, Glasurfarben verändern sich völlig (z.B. eisenrot > seladongrün). Wenn Du RAKU meinst: eine Schwärzung gibt es auch nur, wenn Du in Sägemehl nachreduzierst. Beim Grubenbrand unterscheidet man Keramik mit eingelagertem Glanzruß und Rußauflagerung durch geringe Sauerstoff-/Luftzufuhr. Du hast völlig Recht mit Deinen Bedenken, das alte Teil mit in einen Brand zu tun. Das Risiko ist groß, dass es kaputt geht; verbinden wird es sich ohnehin nicht! Freundliche Grüße Jean
 
Zitat von Collin Die geringe Schwindung der Kachelmassen liegt hauptsächlich an etwa 40 - 50% Schamotte, die manchmal auch noch grob ist. Das dreht sich nicht wirklich gut..... Beim Drehen eines Gefäßes wird es schwierig, die Wand punktuell zu verstärken. Von 'doppelwandig' war übrigens nicht die Rede, sondern von doppelt dicken Wänden! Der Testbrand wäre sicher hilfreich; dennoch wird man die Scherbe später mit dem entsprechenden Zahnarztwerkzeug präzise einpassen müssen. Bei einem reduzierenden Brand kommt nicht automatisch ein geschwärzter Scherben dabei heraus. Viele Tonmassen werden einfach grau, Glasurfarben verändern sich völlig (z.B. eisenrot > seladongrün). Wenn Du RAKU meinst: eine Schwärzung gibt es auch nur, wenn Du in Sägemehl nachreduzierst. Beim Grubenbrand unterscheidet man Keramik mit eingelagertem Glanzruß und Rußauflagerung durch geringe Sauerstoff-/Luftzufuhr.
Die Tonmasse für Ofenkacheln, welche ich gerade herausgesucht habe ist grobgemagert 30%. Mit dem drehen hast du grundsätzlich recht. Ich höre immer wieder das man groben Ton nur zum Aufbauen verwenden kann. Ich dreh den Ton aber trotzdem 8) . Allerdings kann ich nie wirklich lange drehen, weil die Hände sonst stark angegriffen werden Collin du hast recht, das die punktuelle Verstärkung durch drehen nicht möglich ist. Habe eventuell vor diese Ausbesserung von Hand zu machen. Eine Ausgebesserte Stelle ist meiner Meinung nach bestimmt schöner als ein zu klobiger Becher. Ich meinte mit Grubenbrand auch einen reduzierenden Brand. Glasuren habe ich noch nie reduzierend gebrannt klingt interessant. Danke für deine hilfreichen Tipps und anregenden Anmerkungen Glymur
 
Wird ja interessant hier. Was ich mich frage, bzw. nicht verstanden habe Glymur: Angenommen die Scherbe kommt mit in den Brand, wäre es so gedacht, dass: - quasi eine Art Lücke in der zu brennenden Tasse entsteht, in welche die Scherbe dann nach weiterer Bearbeitung angepasst wird? - oder basiert der Antiqitätenrestaurationskleber auf einem Vorgang wie verbindendem "Aufbrennen"? Hab ja selber null Ahnung von der Materie. Über Glasur hab ich noch gar nicht nachgedacht. Ist sie überhaupt glasiert? Die Bruchstelle fühlt sich rauh an, die Scherbe selbst glatt. Farbe ist gleich, dunkelbraun. Wie auch immer, ich schick sie Dir wie in meiner PN geschrieben erstmal unverbindlich zu - dann kannst Du ja mal was ausbaldowern. Gruß Nairolf
 
Es würde gemeinsam gebrannt und dann eingesetzt und geklebt werden. Der scherben würde an seinem bestimmungsort liegend (ohne ein verbindung eingehend) gebrannt werden, da beim reduzierenden Brand örlich unterschiedliche Farbschatierungen entstehen können.
 

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