De mortuis nil nisi bene. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man mochte den Scheidenden, dann kann man ihm ja noch ein freundliches Wort mit auf den Weg geben. Oder man mochte ihn nicht, dann kann man sich still freuen, dass er weg ist. Beidemale fällt es nicht schwer, sich entweder was Nettes oder aber gar nichts aus den Fingern zu saugen. Falls ein Abschiedsthread seinerseits ein G'schmäckle hat, dann kann man sich ja zumindest damit beruhigen, dass das nun wohl der letzte Post des Betreffenden war. Unter diesem Gesichtspunkt fällt es, glaub ich, auch in einem solchen Fall nicht schwer, an sich zu halten. Mit den Abschiedsthreads an sich habe ich also kein Problem. Außer vielleicht, dass sie ein weiterer Schritt zur Vermüllung des Forums sind, genau wie die Geburtstagsgrüße. An sich ja alles nett und irgendwie möchte ich es auch nicht wirklich missen, aber eines Tages findet man im Forum außer belanglosen Tingeltangelthreads und -beiträgen gar nichts mehr. Ich hab mitunter jetzt schon Schwierigkeiten, mich durch das Foum im allgemeinen und die Beiträge einzelner User im speziellen zu scrollen. Dass ich mit Suchfunktionen ja bekanntlich auf Kriegsfuß stehe (ich sage nur: "Krauss-Maffei"...) macht die Sache nicht besser. Man könnte den schon gebrachten Vorschlag aufgreifen und analog zur Rubrik "Vorstellungen" eine Rubrik "Abschiede" aufmachen, dann wäre wenigstens die Flut einzelner Threads wenn nicht eingedämmt, dann wenigstens kanalisiert. Das ist jetzt aber eine persönliche und für die Gesamtgemeinschaft weitgehend belanglose Meinung von mir. Ich kann auch mit dem bestehenden Zustand leben. Auch das Argument, wenn man sich schon höflich vorstelle, dann verabschiede man sich auch höflich, ist ja nun nicht von der Hand zu weisen. Wo die Leute recht haben, haben sie recht. Und sei es nur, dass die Hinterbliebenen sich nicht wundern ob der Funkstille. Was ich weitaus mehr irritiert, ist dieser Trend, überhaupt zu gehen. Ich meine, das ist ja keine Ehe hier, wo man sich scheiden lassen muss, wenn es nicht mehr so läuft im Bett. Wenn man sich hier gemobbt fühlt oder persönlich sauer ist, dann macht es Sinn, zu gehen, mit allem drum und dran, Accountlöschung inklusive. Wenn man mit dem Mittelalterhobby generell aufhört und nachvollziehbarerweise meint, deshalb hier nicht mehr her zu gehören, ebenfalls. Aber wenn man nur den Eindruck hat, hier fachlich nicht mehr ausgelastet zu sein, oder, böse ausgedrückt, das Forum für seine persönlichen Zwecke ausreichend ausgelutscht hat, wenn es jetzt unter der Würde des Betreffenden ist, wenn man nun irgendwie "ein anderes Hobby macht" oder was auch immer - das sind alles so Dinge, die ich hier und in anderen Foren immer wieder mal zwischen den Zeilen aus Abschiedsthreads herauszulesen vermeinte, ohne mich jetzt konkret auf die letzten vier oder fünf Fälle hier zu beziehen - na und? Wo ist das Problem? Ist das Ego so belastet, dass man gleich gehen muss? Mit Ankündigung? Tut es so weh, sich fachlich runterzubegeben? Es ist ja nicht so, dass das Forum jeden Tag aufpoppt und einen anspringt. Dann lasse ich es halt mal ruhen, schaue vielleicht einmal im Quartal rein. Oder gar nicht mehr, bis sich meine Stimmung vielleicht wieder geändert hat. Aber diese Ich-geh-dann-mal-Welle ist mir derzeit irgendwie zu groß, um sauber zu sein. Irgendwas stimmt da nicht. Ich kenne aus anderen Forenschicksalen (das Schicksal der Foren selbst, nicht mein Schicksal in diesen Foren) einen gewissen Menschenschlag, der sich darüber definiert, besser zu sein als andere. Denen eine gewisse Arroganz eigen ist, gepaart mit einem offenbar kränkelnden Egopflänzchen, das ständig gebauchpinselt werden will. Ohne ständige Huldigungen und Bewunderung wie toll sie seien, wie viel toller als man selbst, können diese Leute nicht leben. Zu diesen Persönlichkeiten passt ein öffentlicher Abgang aus "qualitativen" Gründen. Aber zu genau solchen Menschen zähle ich, bei allem beschränkten Urteilsvermögen aufgrund oberflächlicher Bekanntschaft, die in letzter Zeit Gegangenen ja weitestgehend nicht. Drum verunsichert mich das alles etwas.
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