Wikinger um 950 in Haithabu

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Soo, meine Untertunika ist so gut wie fertig, sie hat lediglich noch keine Ärmel, die aber auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Hier mal ein Zwischenstand:
 
Sieht gut aus soweit ich das Beurteilen kann :) Leider fehlt mir die Zeit dazu die Sachen selber zu Schneidern.
 
Glückwunsch erstmal zum schnellen Fortschritt! :thumbsup: Auf dem Bild sieht mir die Saumweite relativ knapp aus für die Länge. Die Trapeze, aus denen der Schoß ist, geben - zumindest, wie ich es auf dem Bild erkennen kann - hier scheinbar gar nicht so viel zusätzliche Weite. Reicht die gut aus und hast Du genug Luft/Beinfreiheit? Warum hast Du überhaupt den Schoß komplett angesetzt und nicht mit Keilen gearbeitet? Wenn Du einfach deinen Obertunikaschnitt hier schon anwendest, würde ich für die dann auf jedenfall die Saumseite der Schoßtrapeze ein wenig breiter gestalten. Viel Spaß noch beim Ärmelendspurt! :wiki1
 
Also die Trapeze vom Rockteil geben auf jeden Fall genug Beinfreiheit. Ich kann mich richtig gut bewegen. Das sieht evtl nur auf dem Bild etwas knapp aus. Die Archäologen von Haithabu haben ein "Hemd" einer Tunika ausgegraben, welches unten rundum Nähte aufwies. Außerdem fanden sie auch diese Trapeze, die wiederrum unten versäumt waren und oben eine Naht aufwiesen. Daher zogen sie den Schluss, dass die Tunika so ausgesehen haben könnte, also zweiteilig - Hemd und Rockschoß aus Keilen.
Das eine (Fragment 18) stellt den Abschnitt von der Taille bis zur Schulter eines sehr eng geschnittenen Gewandes dar, ein anderes (Fragment 55A) stammt vom Unterteil eines gleichfalls sehr eng geschnittenen Kleidungsstücks. Die Musterteile bestehen hier aus bandartigen Streifen, die seitlich miteinander vernäht sind. Außerdem haben die beiden Fragmente noch gemeinsam, dass sie an der Taille angeschnitten sind. Dieses Hemd war also zweiteilig, wobei einem Oberteil ein unterer Schurzteil angenäht war.
Quelle: "Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu", Inga Hägg, Karl Wachholtz Verlag Neumünster, S.50
 
Ah, cool. Hab gerade auch noch mal reingeschmökert. Da ist auch die Rede von einem Schlitz an der Seite - entweder Taschenöffnung oder zur Erweiterung. Hast Du dich für eine dieser beiden Sachen entschieden oder komplett zugenäht?
 
Ich habe erstmal komplett zugenäht. Die Idee mit ner Tasche finde ich zwar richtig gut, aber ich weiß nicht genau wie ich die umsetzen kann... Außerdem habe ich auch mal irgenwo gelesen, dass es vllt nur ein Schlitz war, mit dem man an eine z.B. darunterliegende Gürteltasche kommt. Ich weiß aber nicht mehr, wo das stand :pinch: Muss ich nochmal genau recherchieren
 
Oh, mit Taschenöffnung meinte ich auch bloß Schlitz. Zumindest habe ich bisher nichts von möglichen Taschenbeuteln gelesen. Aber selbst wenn: die wären genauso einfach gemacht wie das Befestigen von Ärmeln am Torso - also es gäbe vom Nähen keinen Unterschied. Die Taschenbeutel wären halt lediglich an einem Ende geschlossene Röhren und keine an beiden Seiten offenen Röhren wie Ärmel. Aber ich denke, auf Taschenbeutel sollte man trotzdem verzichten. Bei dem Hemd, über das wir reden, ist an der Stelle ja weder Textilstück noch Nahtstelle, die eine Verbindungsnaht anzeigen würde. (Auf Abb 28.3 ist bei Hägg lediglich einfaches Versäubern mit Überwendlichstich angezeigt) Einfache Schlitze hingegen sind simpel: an der Stelle, an der sie sitzen sollen, einfach eine Strecke lang die Verbindungsnaht aussetzen lassen und lediglich Versäubern. Die Versäuberung dieser Stelle ist wie gesagt auf Abb 28.3 als einfacher Überwendlichstich dargestellt. Ansonsten denke ich, dass man, wenn man echt einen Eingriff in die Untertunika machen wollte, auch einen an der Obertunika machen müsste. Sonst wäre es irgendwie sinnfrei.
 
Und trug man Beinlinge unter, oder über der Hose?
Du trägst sie weder unter noch über irgendwelchen Hosen. Die Beinlinge SIND die "Hosen"! :D Wie Sven in seinem Blog schreibt: "Es gibt sie also - die authentische Hosenlösung für Männer!" Mit einer ordentlichen Tunika darüber (und etwas Bruchen-ähnliches darunter) sind die Beinlinge durchaus ein guter Ersatz. :thumbup: Es ist schade, dass man diese Beinlingsversion so selten sieht.
 
Achso ok. Aber ich werde mir trotzdem die Thorsberghose nähen. Hier ist nun die fertige Untertunika: Arché, kannst du mir einen kleinen Gefallen tun? Ich bin gerade im Urlaub und habe meine schlauen Bücher nicht dabei. Kannst du mal nachschauen, ob was drinsteht, wie sie damals den Saum genäht haben? Also unten am Rand und an Hals und Ärmeln. Das wäre super.
 
He Sartir: Joa kein Problem. Hab mal eben durch den Hafen geblättert: Zu Deinem Hemd gibt es keine Saumkanten mehr, wie ich das sehe - außer halt den erwähnten Seiten/Taschenschlitz, der überwendlich eingeschlagen (ob ein- oder zweimal steht nicht da) und zugleich versäubert wurde und nichts sonst. Ansonsten hab ich als Saumkanten beim Überfliegen beim Klappenrock (Abb. 50) gesehen, dass der gesamte untere Saum ebenso einfach umgeschlagen und zugleich mit Überwendlichstich versäubert wurde. Die Oberkante vom Trägerrock ist bekanntlich mit dem Hexenstich versäubert, dabei einmal eingeschlagen bei erhaltener Webkante. (Abb. 23) Ansonsten gibt es eben noch die Gamaschen, die an der Oberkannte einfache Überwendlichstiche aufweisen. Allerdings ists oben so zerfleddert, dass ich nicht sagen kann, ob und wie da eingeschlagen wurde. (Abb. 7) Einschlag liegt jedoch nahe. Ansonsten gibt es noch eine untere Saumkante eines "Lodenwamses" (Abb 42.), die zwei mal eingeschlagen und überwendlich fixiert wurde. Hosenoberkante auch eingeschlagen und Überwendlich fixiert/versäuebrt. K.A. ob ein- oder zweimal eingeschlagen. (Abb. 13) Die Ärmelreste, die es gibt, weisen keine Saumkanten mehr auf. Kragen/Oberteile hab ich auch keine mit erhaltenen Saumkanten gesehen auf die Schnelle. Als Fazit würde ich sagen: belass es beim einfachen Überwendlichstich und lass alles weitere weg. Dann machst Du nichts falsch. Tendenziell lieber ein- statt zweimal einschlagen, wenn es der Stoff zulässt. Da Du Leinen hast, wäre zweimal einschlagen hier wohl aber angebracht. Joa, soweit erstmal. Bin mir übrigens nicht sicher, ob ich Deine Ärmel zu weit finde. Insbesondere, wenn Du die Länge so lassen und schoppen willst, würde ich sie etwas enger machen. Oder andererseits kürzen.
 
Hej Vielen dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Dann versäume ich die einfach mit dem Überwendlichstich. Die Ärmel sind noch recht lang, das stimmt, aber die kommen noch kürzer. Die Weite finde ich eigtl ok so. Ist halt nicht der normale Röhrenärmel, sondern der zweiteilige aus Haithabu.
 
Kein Problem :wiki1 Leider sind die Fotos so klein, dass man Details kaum erkennt - wenn man nicht mal sieht, dass der Ärmel mehrteilig ist ^^ Aber Schulternaht und/oder Ärmelkugel hats nicht!? Der Hafenärmel hat ja vermutlich eine leichte Kugel. Wie gesagt, man sieht nicht arg viel.
 
Meinst du mit der Kugel diesen leichten Knick am Regenbogen? Den hat meiner auch. Ich kann ja morgen nochmal ne Detailaufnahme vom Ärmel machen
 
:groehl Ja klar xD. Bin ja gerade im Urlaub und habe nur mein Handy hier. Blödes Autokorrekt xD. Ellenbogen sollte es heißen ;)
 
^^ Ok, bin gespannt auf die Detailfotos. Ärmelkugel meint aber den Schulterteil des Ärmels, wenn er geschwungen und nicht gerade konstruiert wird.
 
Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich vermutlich missverständlich ausgedrückt bzw. unklar beschrieben habe. Bei den von mir beschriebenen Saumkanten aus dem Hafen meinte ich durchgehend die Variante, die hier unter Fig. 30 bzw. Fig. 31 bezeichnet ist: http://www.heatherrosejones.com/ Ich weiß zwar, das an verschiedenen Stellen oft auch eine Variante angegeben wird, die im Grunde das, was du gemacht hast ZUSAMMEN MIT Fig. 30 + 31 zeigt und wo auf Haithabu verwiesen wird. Allerdings weiß ich ehrlich gesagt nicht, auf welche Fundstücke sich damit bezogen werden soll. Möglicherweise gibt es sowas ja auch in den Siedlungs-/Gräberfunden. Ich hatte ja nur den Hafen im Kopf bzw. oben beschrieben.
 
Brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Ob man den Stich jetzt oben oder unten durchsticht ist glaube ich egal. Wird schon passen. Letztendlich ist bei sowas auch immer etwas Kreativität gefragt, es ist schlieslich nur eine Rekonstruktion wie es ausgesehen haben könnte. Da viele Nähte ja auch nicht mehr erhalten sind ist dies eben meine Interpretation
 

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