Lehmesse

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Theodricus

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Hallo, Meine Suche im Forum nach Beiträgen zum Thema Lehmesse haben keine Treffer ergeben, desshalb hab ich mal nen neues Thema aufgemacht... Ich baue mir gerade eine Lehmesse, wobei ich leider einige Probleme habe... Ich weiß dass der Lehm nicht in mehreren Schichten aufgetragen werden darf, und dass eine Wandstärke von ca. 5 cm optimal für eine gleichmäßige Trocknung sein soll. Im großen und ganzen soll es später so aussehen: http://survival-mediawiki.de/dewiki/index.php/Bild:Holzkistenesse003.JPG Ich werde allerdings eine Luftzufuhr von unten verwenden. Und natürlich einen Blasebalg... Hat jemand Erfahrung mit dem Mischungsverhältniss von Lehm/Stroh und evtl. Pferdemist und die Trocknung der ganzen Geschichte? Ich freue mich schon auf einige nette tipps :thumbsup:
 
Zum ersten sollte mal darauf hingewiesen werden das das ganze so nicht historisch korrekt ist ! Für das Mischungsverhältnis . Probieren geht über studieren. Mit Pferdemist und Lehm hat sich bei mir so ungefähr 1:1 bewährt. Aber nicht als Esse sondern als Lehmpackungen zum aufkohlen.
 
Sofern du mit Holzkohle arbeiten willst, solltest du besser doch eine Seitenwindesse bauen. Für eine Luftzufuhr von unten ist Holzkohle schlicht zu leicht. Wenn du etwas mehr Druck auf den Balg gibst hast du schnell einen kleinen Vulkan. Von der Schlackeproblematik mal ganz abgesehen. Da haben sich unsere Altvorderen halt schon was bei gedacht. Desweiteren schließe ich mich Skelmir in beiden Punkten an. Gruß, Timm
 
Ich dachte immer, dass diese Art der Esse einigermaßen historisch korrekt ist... Also mit Holzkohle wollte ich eigendlich nicht arbeiten... Ich dachte eher an Steinkohle. Ist 1. Günstiger und 2. Liebe ich den Geruch des freiwerdenden Schwefels :thumbsup: Dann kommt in die Esse ne Vertifung, wo sich die Schlacke sammelt. Mir geht es in erster linie um die Trocknung und das Mischungsverhältniss...
 
Rofl Historisch korrekt ist diese Art Esse wohl erst, seit es die MA-Szene gibt. @ Timm: Holzkohle funzt auch in einer modernen Esse hervorragend, ausgegaste Schmiedekohle ist auch sehr leicht. Ansonsten schließe ich mich meinen Vorredner an und setze noch was drauf. Warum erfindet eigentlich in der Szene jeder die Esse neu? Da kann man eigentlich nur verschlimmbessern, denn Mulde mit Mundstein gibt´s nun mal seit der Bronzezeit und Steinhaufen mit zu Wind dürfte auch nicht viel jünger sein. Und nur wegen der Bequemlichkeit, im Stehen arbeiten zu können, sich neue Konstruktionen ausdenken zu wollen und die dann als Mittelalterlich verkaufen zu wollen ist doch Mumpitz. Ich weiß, sitzende Arbeitszeit wird nicht bezahlt. Aber da man ja selbstständig ist, sollte einen das nicht stören. Und bei richtiger Anordnung der Ambosse muß man seinen Arsch (sry) kaum bewegen. Lehm wird nicht fester/feuerfester, wenn da Stroh/Heu/ Pferdemist drin ist, der reißt trotzdem. Was Du da reinmischen musst, ist Sand. Und da kommt´s auf das Mischungsverhältnis im Lehm an. Denn Ton+ Sand ist Lehm. Wo hast Du eigentlich her, das man den Lehm nicht in mehreren Schichten auftragen darf? Damit das Zeug bei Erwärmung nicht reißt , mußt Du sogar mehrere Schichten auftragen, und zwar von mager(viel Sand) nach fett (reiner Ton/ Schamottmehl) Ich kann Dir aus Erfahrung sagen, der Lehm der Feuermulde bei Wind von unten läuft Dir als Schlacke ins Windloch, es sei denn , Du krist eine Windführung über den Verschlußstein genau so hin, wie in einer modernen Esse. Und das geht mit Blasebälgen nicht, da der Windstrom immer wieder abreißt und so die Kohle und die warmen Gase immer wieder Kontakt mit der Ausmauerung bekommen. Dein Lehm wird spätestens bei 1200° flüssig, die Gase liegen bei 1700° , wenn Du ordentlich Wind machst. Und Steinkohle wegen des Schwefelgeruchs, ich meine, Schwefel ist ein Stahlschädling, macht rotbrüchig usw, und hat beim Schmieden also nix zu suchen. Ich kenne da Leute, die nehmen extra schwefelarme Holzkohle (deutsche Buchenholzkohle) , um sich die Arbeit an der (modernen) Esse zu erleichtern ! Tausende von Schmieden weltweit arbeiten heute noch in Entwicklungsländern ohne Strom an/auf der Erde, mit Holzkohle, Mulde mit Seitenwind oder Steinhaufen mit Zusatzwind von unten, nur der Wiki/sonstwas Darsteller der MA-Szene in Deutschland ist sich dazu irgendwie zu fein. Da muß es ein/Zwei Doppelkammerblasebälge sein, die mit abenteuerlichen Konstruktionen 1 meter in die Luft gehängt werden, mit Galgen und Gewicht, Hauptsache, es sieht abenteuerlich, kompliziert und unpraktisch aus, die waren früher nicht so schlau wie wir ! Stimmt allerdings, die waren schlauer !!! Und günstiger ist Steinkohle auch nicht so viel, mein Kohlenhändler will 12 € für 25 kg Steinkohle, Anthrazit, nuß 3 oder 18 E für gute Holzkohle, Gastronomiequalität!
 
Holzkohle funzt auch in einer modernen Esse hervorragend, ausgegaste Schmiedekohle ist auch sehr leicht.
Moin Wilfried, klar kann man Holzkohle auch in modernen Essen verwenden, bei empfindlichen Stählen tue ich das regelmäßig. In einer Lehmesse mit Unterwind aber ohne Schlackefaust oder Diffusor und ohne separate Luftregulierung durch Schieber o.ä. jedoch, wird es spätestens beim Schweißen vermutlich ein nettes Feuerwerk. Aber wie bereits mehrfach erwähnt, wäre das Loch eh zügig dicht... ;) Also: Lehmesse --> Seitenwind Der Pferdemist bewirkt durchaus eine verbesserte Rissbeständigkeit, da durch die Pflanzenfasern, die beim Brennen verbrennen, das Trocknen und Ausgasen verbessert wird. Schmiedekohle als Brennmaterial in der Darstellung ist meines Erachtens nach völlig ungeeignet, da schlicht nicht belegt. Holzkohle hingegen schon. Gruß, Timm
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja da gebe ich Timm recht. Alles andere als Holzkohle ist Murks in der historischen Darstellung! Aber wenn man es schon vermurkst, dann bitte richtig! :D ;) Stroh, Pferdemist oder auch Pferdehaar hat sehr wohl einen Einfluss auf die Rissbildung. Im richtigen Verhältnis gemsicht kannst du den erdfeuchten Lehm ohne trocknen direkt ins Schmiedefeuer legen. Probier es mal aus...wirst begeistert sein. Tja...und wieso sämtliche Schmiededarsteller sich so eigenartige Gebilde bauen ist mir auch schleierhaft. Aus Unwissenheit würde ich entschuldigen, sofern man sich bessert...aber Faulheit....nee... das geht gar nicht. 8) Das schlimmste ist an der Sache das sich sogar Archäologen die eine Schmiededarstellung machen irgendwas utopisches zusammen bauen. Hab das schon öfter gesehen..(und geknippst :whistling: )... sogar bei Museumsveranstaltungen....ok aber das ist jetzt :eek:ff1 .Sorry :whistling:
 
Ich bin auch eher der Verfechter erdnaher Essen. Also kleine Grube ausheben, Essestein rein, Ränder mit Lehm-Mistgemisch und evtl. mit Steinen auskleiden und dann den Balg dran... @Skelmir: Deine Bälge saugen also die Luft auch vorn wieder ein, oder? Warum ist dann auf dem Felsenbild Södermansland (Sigurd-Szene) zwei Blasebälge mit Löchern oben abgebildet? Gab es späteisenzeitliche Blasebälge mit "Einlassventil"?
 
@ Skelmir habe ich schon :)), klappt klasse, aber nicht bei der Ausmauerung, warm , kalt, warm kalt Risse. Von mager nach Fett aufgebaut mit Sand dazu hält besser als Ausmauerung, nicht als Packung. bei der Ausmauerung die letzte Schicht reine Lehmschlemme und dünne Schichten. N paar lehmausgemauerte Essen habe ich schon gebaut, mit Staubsaugermotor, Vorwerk kobold. Deswegen ja, Loch in Erde, Kohle rin, Esse fertig, kling, kling, kling :)
 
nu,jung, denn pass ma op, wenn het denne en Renaissance- Balig sin schall: Vorne en Stück Latte,4 auf 6, so 200-300 lang, da kümmt inne hoge Site n Lock so 40 for de Pipe rin. Datt Dingen nailste op n Brette, vorne 200 hinne 400, 600 lang. Denne brukste noch n Brette, 50 körter vorne as dat unne, da makste n Lock rin, so 60, da nailste n dicket Stück Ledder rechteckig, so 80x100 unne vor, baben op de lange Site. Denne nailste op de Latte un ditt Brett en Ledderstreifen, dat dat Brett an de Latte sick bewegen kann, makst Weichet Ledder um beide Bretter, dat din Ding op un tau geiht, in dat Lock vorn kummt ne Pipe utt Kopper, de eine Site 40 de anner Site 20 un nu kannste Wind maken. Vielleicht glaubt mir ja mal einer, das es ganz einfach ist, wenn er´s in einer mittelalterlichen Sprache liest. Die Übersetzung liefere ich gern nach
 
Vielleicht glaubt mir ja mal einer, das es ganz einfach ist, wenn er´s in einer mittelalterlichen Sprache liest. Die Übersetzung liefere ich gern nach
Oh ja... Ich hätte aber auch auf die Scharniere verzichtet und das Ventil würd ich auch einfacher basteln...
 
so, Übersetzung (frei) Man nehme eine Dachlatte 4/6, 200mm lang, bohre in die Mitte der hohen Seite ein Loch von 40 mm, nagele diese auf ein Brett, vorn 200mm hinten 400 mm,600mm lang, Ecken großzügig gerundet. Dann schneide man von einem gleichen Brett vorn 50 mm ab und bohre in dieses Brett ein 60mm Loch, nehme ein relativ festes Stück Leder von 100 x 80 x3 und ngele dieses 10 mm zur breiten Seite versetzt an einer der 100er Seiten fest. Dreht man dieses Brett um, hängt das Leder vorn so 2-5mm runter. nun verbinde man dieses Brett mit hilfe eines Lederstreifens mit der Oberseite der Latte so, das es sich wie mit einem Scharnier bewegt. In das Loch der Latte schiebe man ein konisches Rohr von ca 600 mm Länge, großer Durchmesser 40-42, kleiner Durchmesser ~20 durch die Latte so, das es RICHTIG fest sitzt, Um die Langen Bretter Lege man WEICHES Leder so, das das Obere Brett zum Unteren einen Winkel von ca 30° bildet und befestige es mit vielem kleinen Nägeln. Das überstehende Leder schneide ab. Nun kann man noch n Griff auf das Obere Brett nageln und das Untere mit einer "Fußplatte" versehen, muß aber nicht. Fertig ist der Blasebalg. Ein Auslassventil ist nicht nötig, da der Balg die wenige Nebenluft von vorn ja auch ins Feuer bläst und den Winddruck des 2. dabei nicht mindert. Die Originalbretter dürften Fichte/Kiefer für Wiki und Buche/Esche/Linde für Mitteleuropa gewesen sein. So besser?
 
@ Ingvar: Ich glaube ich kann dir grad nicht ganz folgen. Meine Bälge habe ich nach den Ritzungen in den Runenbildsteinen gefertigt. Jeder Balg hat ein Einlass-Ventil auf dem oberen Brett. guckst du hier:
 
Danke Wilfried!!! :allah So mach ichs. Vielleicht variiere ich ein wenig mit dem Rohr (stattdessen Lederschlauch), aber man wird sehen...
 
@ Skelmir: ist doch klar, die Bälge von Ingvar sind römisch, die waren hochtechnisiert, die Römer, deshalb hatten die auch ein kompliziertes Innenleben ;-).
 
Ich wollte nur mal eben bekanntgeben, dass die Esse jetzt fertig ist. Innerhalb der nächsten Tage werden hier Bilder folgen... ;) Danke für die vielen Tipps !! Bei google findet man zwar was zum Thema, aber es ist sehr schön, dass hier im Forum immer verschiedende Meinungen und Methoden zusammenkommen und dann meistens auch durch eine Diskussion zu einer super Idee mit super Resultaten wird :thumbsup:
 

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