Malen mit Farben des Hochmittelalters

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Sehr vernünftig. Liebe zum Detail sollte auch bei Historikern ec. Lebensgefahr ausschließen und ein Tod wegen Blei- oder Arsenvergiftung ist wirklich unschön. Leinöl in Farben ist zwar im Hochmittelalter nicht belegt, sondern erst ab dem Straßburger Manuskript, also so um 1430, macht aber vieles einfacher.
 
Das ist mir aber neu. Laut meinem Wissensstand ist Leinöl durchaus verwendet worden? Oder Eitempera? Was war es denn wenn nicht das? Sorry, ich falle hier gerade aus allen Wolken. Laut meinen Quellen kam das Malen mit Leinöl und Pigmenten im 12. Jh auf, es gibt sogar Fresken aus dem 8. Jh... Ich muss zugeben ich habe einfach verschiedene Bücher konsultiert und einiges an Internetrecherche betrieben um ziemlich sicher zu sein, ich wäre froh um eine kurze Klärung.
 
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Fresken sind aber doch nicht mit Leinöl gemalt oder? Ist so ziemlich die untauglichste lösung für frescomalerei. In diesem Fall bin ich da übrigens auch ein Gromi und würde argumentieren wollen, es ist zwar nicht belegt, aber eine der naheliegensten Techniken und wahrscheinlich schon weitaus länger bekannt als seit dem 15ten Jahrhundert.
 
Nun ich mach ja auch keine Fresken (ausser einer baut mir eine Kirche, dann würd ichs mir überlegen). Sondern male eher auf Holz oder Leinen. Warten wirs ab bis noch klarere Hinweise kommen. Für mich ist das im Moment mal genug belegt für meine Anwendungen, und ich habe mich hier uch einmal mit der IG Wolf abgeglichen welche in der selben Zeit wie wir unterwegs sind.
 
Fresken sind aber doch nicht mit Leinöl gemalt oder? Ist so ziemlich die untauglichste lösung für frescomalerei. ...
Ich habe mich leider etwas missverständlich ausgedrückt,denn ich bezog mich nicht auf die Freskenmalerei,da wäre Leinöl wirklich unpassend.
 
Scheinbar ist das hier ein großes Thema. (s. Diskussion unter Malfarben? :D ) Also, ich sag mal so: Es gibt kein einziges Manuskript oder Malerhandbuch, das vor dem Straßburger Manuskript (um 1430) Leinöl sicher als Bindemittel und nicht als Firniß erwähnt, auch kein antikes, und so weit ich aus meiner Berufserfahrung kenne auch kein einziges Belegstück. Ich habe in verschiedenen Museen schon bestimmt tausend mit Tempera gefaßte Stücke in der Hand gehabt, aber noch kein einziges mit Ölfarbe. Eitempera ist generell ohne Ölbeigabe, das gehört zu den alten Temperarezepten gar nicht dazu. Ich habe auch in der Berufspraxis noch nie eine Tempera mit Öl angerieben oder aufgrund des Befundes am Original anreiben müssen. Welche Quelle hast du denn für das 12. Jh? Ich kenne nur Veröffentlichungen, in denen quasi argumentiert wird, war doch alles da, also warum sollte das keiner gemacht haben. Ich gebe mal eine Gegenquelle an: „Die neu erfundenen Leinöl-Farben kann man überall anwenden, sie bestehen trotz aller Unbill von Luft und Himmel ewig.“ (Leon Battista Alberti: De re aedificatoria. Rom [1452], architekturtheoretischer Traktat, erste Veröffentlichung [1485]; deutsch: Zehn Bücher über die Baukunst. Wiss. Buchges., Darmstadt 1991, S. 324. (Unveränd. reprographischer Nachdr. der 1. Auflage. Heller, Wien/ Leipzig 1912)) 1452 wird die hier Ölfarbe als neu erfunden bezeichnet. (aus de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6lfarbe#Historische_Anwendung )
 
Also, ich meine ich hatte noch kein Original aus Früh- oder Hochmittelalter mit einer Ölfassung, weder auf Holz noch Metall noch Leinwand, in der Hand, aber natürlich solche aus dem Spätmittelalter, da fängts meiner bisherigen Kenntnis nach zaghaft an. So ab etwa 1400, würde ich mal sagen. Falls also mal jemand einen älteren belegten Fund in einem Museum oder in der belastbaren Literatur findet, bitte unbedingt hier mal kurz posten, ich wäre wirklich dankbar. Vor dieser Diskussion bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, das könnte es geben, aber vielleicht wird man auch einfach mit der Zeit betriebsblind.
 
Vielen Dank für diese erhellenden Fakten Schreiber! Das hilft mir sehr, sprich stellt mich vor Probleme ;-) Aber wie ich schon sagte habe ich mich noch nicht vertieft mit der Materie befasst. Mit welchem Bindemittel wurde denn üblicherweise gemalt? Nur mit Ei? Jetzt für meine Darstellungszeit im ausgehenden 12. Jh bezogen. Ich male momentan auf Holz (eine Kiste und ein Bett), und noch nicht auf Pergament, da schreibe ich gerade nur.
 
Ich sehe, ich habe mich da nach dem Teophilus gerichtet, das war die Quelle die ich mal fand. Aber ich habe mich in diesem Fall wohl von falsche Interpretationen der Autoren leiten lassen... Ich werde den anderen Thread auch noch durchlesen :) Danke!
 
Das Problem bei Ölfarben ist, daß die meisten Pigmente sich mit Ölen nicht netzen, also vom Bindemittel nicht angenommen werden sondern oben auf schwimmen. Dafür reibt man die Pigmente dann eben an, wenn man kein Netzmittel einbringen will, dessen chemische Reaktion über die Zeit immer schwer zu bestimmen ist, weshalb Restauratoren heute auch immer Ölfarben selbst herstellen (zmindest die meitens Restauratoren :whistling: ), da moderne Farben mit den alten Ölfarben richtig heftig chemisch reagieren können ;( . Wie gesagt, an den richtigen Netzmitteln und Sikkativen hat noch Leonardo da Vinci rumgebastelt. Aber hier im Forum (Jonst Malfarben?) tauchte die Idee auf, Kohle einfach einzusumpfen, und das funktioniert auch. So weit ich weiß, wird in Europa zum ersten Mal im Schwarzlot auf Glasfenstern mit Öl gearbeitet, also auch mit Kohle als Pigment. Ich glaube, ich muß im Sommer mal ein paar Kollegen besuchen und mir ein paar Stücke genauer ansehen, an denen mir bisher so im Gefühl etwas aufgefallen war, aber ich wußte nicht genau was. Es sind eindeutige Temperastücke mit merkwürdig anders gealterten schwarzen Linien. Vielleicht war schwarz die Farbe, die als erste auch mit oder unter Zuhilfenahme von Öl gebunden wurde, und das schon im 13. oder sogar im 12. Jh. Spannend, spannend. Normale Tempera ist nur Eigelb oder -weiß, je nach Pigment, mit z.B. Bier, Maulbeerbaumsaft oder Kwas als Verflüssigungsmittel. Trocknet innerhalb von 10 Minuten und ist deshalb ziemlich schwer zu verarbeiten, wenn man nicht nur reine Farben aufbringen will, bis hin zur Plav-Technik auf russischen Ikonen, an der man jahrelang übt. Farbnuancen müssen in Schichttechnik übereinander gelegt werden. Auf dem Malstück mischen wie bei Ölfarbe ist nur möglich, indem man die Farbschicht immer wieder neu stört, zB. durch drauf spucken :D . Hilft wirklich, gibt aber sichtbare Trocknungsränder.
 
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Beim überfliegen des Themas hab ich es nicht gesehn, deswegen noch der Buchtipp: Theophilus Presbyter: Schedula Diversarum Artium Buch I. Ein absolutes Muss, wenn das eine wissenschaftlich Arbeit werden soll. Er schreibt über Pigmentherstellung/Gewinnung, Malmittelherstellung und deren Verwendung für verschiedenste Zwecke und Mischanleitungen für Buchmalerei sind auch gleich drin
 
Am besten allerdings ein Buch mit dem lateinischen Text daneben, weil gerade ältere Übersetzungen davon ein bißchen stark interpretierend ausgefallen sind. Wer sich für Temperafarben interessiert, dem kann ich auch das Malerhandbuch vom Berg Athos empfehlen, da fehlen allerdings alle genauen Gewichtsangaben für die Rezepte.
 
Gibts denn auch einen Buchtipp zur Verfahrung/Aufbewahrung von Pigmenten zu Beginn des 13.Jahrhunderts... Wie lagere ich das korrekt ein bzw wurde das gemacht?
 
das is eine sehr gute frage eigentlich. sie müssen ja nur trocken lagern. dafür würden sich natürlich diverse holzdosen und spanschachteln anbieten. Aber auch durchaus größere Gefäße aus zB Keramik. Grad für zB Wandfarben werden doch größere Mengen benötigt. Leider hab ich dazu auch keinen wirklichen Nachweis
 
Also Verwahrung sollte das heißen :) Wäre ja schad drum wenn was über ist, das weg zu kippen. Von daher kam mir der Gedanke ala Tintenfasss.
 
Zur Aufbewahrung der Tinte verwendete man Tintenhörnchen ;-) Tintenfässer so sind mir nicht bekannt, ich denke die angesetzte Eisengallustinte wurde in Tontöpfen aufbewahrt... dasselbe gilt wohl auch für Pigmente. Alles andere sehe ich nicht als Sinnvoll. Das ist aber jetzt Spekulation, ich habe noch keine Belege. Werde mich aber mal schlau machen wie es mit der Tinte aussieht.
 
Pigmente könnten wie von Rotschopf erwähnt gelagert worden sein. Angemischte Farben sind jedoch oft nicht lagerfähig wie z.B. Tempera- oder Kaseinfarben.
 
Ja, natürlich. Angemischte Farbe wurde nicht aufgehoben. Sorry daran hatte ich nicht gedacht. Ich denke an Pigmente und dessen Aufbewahrung. Eisengallustinte hingegen wird flüssig aufbewahrt.
 

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