Ergebenen Gruß! Da das Punzieren zu meinem Handwerk gehört, kann ich etwas dazu sagen. Zuvörderst möchte ich mich aber als neues Mitglied vorstellen. Ich bin Messer- und Werkzeugschmied, und natürlich mache ich meine Punziereisen selbst - eine Frage der Ehre! Dazu nimmt man einen härtbaren Stahl und schmiedet sich ein Rohwerkzeug, das etwa Bleistiftform haben kann. Die eine Seite wird sorgfältig plan gefeilt und sodann mit feinen Schlüsselfeilen in geeigneter Weise dekoriert. Wer kann, härtet den Stempel dann noch - er hält dann viele Jahre! Wenn man diese Seite, die ich Bildseite nennen möchte, dann poliert (Filzscheibe mit Polierpaste und Bohrmaschine genügen), bekommt man auf feuchtem Leder sehr schöne Abdrücke. Poliert man die Bildseite besonders lange, dann kann sich das Dekor verrunden; man bekommt also keinen scharfkantigen Stempel, der dann auch die Lederoberfläche nicht beschädigt. Sehr kleine Punzen, die mit unangemessener Wucht eingeschlagen werden, verletzen das Leder; es könnte dann an dieser Stelle später brechen. Als Schlagwerkzeug nimmt man einen kleinen Kunststoffhammer oder - stilgerecht - einen solchen mit einem Kopf aus Kupfer. Damit ist sichergestellt, dass auch Punzen aus weichem Eisen (z.B. Nägel) nicht durch häufigen Gebrauch beschädigt werden. Wasser schadet den meisten dickeren Lederarten nicht, wenn sie nicht öfter durchnässt werden. Zum Punzieren genügt es, wenn das Leder kurz in lauwarmes Wasser eingelegt wird. Man nimmt es wieder heraus, wenn es durch Wasseraufnahme dunkel geworden ist. Mit dem Punzieren fängt man an, wenn kein Wasser mehr auf der Oberfläche steht. Hat man große und langwierige Arbeiten vor, dann kann man jederzeit wieder mit Wasser nachfeuchten. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, lässt man das Leder gut durchtrocknen (dauert u.U. mehrere Tage!) und fettet es dann sorgsam ein. Dafür gibt es nichts Besseres als Lebertran. Wer den aber lieber trinkt, kann mit "Nilfett" von COLLONIL ähnlich gute Ergebnisse erzielen, ohne dass ihm alle Huskies nachlaufen.... Es gibt in den USA übrigens etliche gute Fachbücher zum Thema (Autor: Alfred Stohlman). Einen angenehmen Abend wünscht J. Collin