23.09., RTL II, Welt der Wunder

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@Ritter Kunz :kopfstreichel als Ostkind kannst Du die Maus auch gar nicht so gut kennen wie ich, schließlich kommen wir beide aus Köln. Die Maus und ich.
 
Tja, dann suchen wir doch mal das Gute daran: Das mit der Hexenverfolgung stimmte. Die setzte erst im Spätmittelalter ein und erreichte ihren Höhepunkt in der (frühen) Neuzeit. Der Name Malaria leitet sich tatsächlich von "schlechte Luft" ab. Man glaubte, Krankheiten entstünden aus einem Ungleichgewicht der körpereigenen Säfte. Diese wurden korrekt benannt. Aderlässe und Schröpfköpfe waren medizinisch anerkannte Therapieformen. So weit die guten Seiten. Jetzt das andere. Die Kostüme sind :schock1 Die Musik und die Instrumente dito. Aber darum geht es hier ja nicht, sondern um Medizin im Mittelalter. Betrachten wir also die medizinischen Aspekte: Ein junger Mann ist krank. Der herbeigerufene Arzt stellt, genauso wie nach ihm der Bader, die falsche Diagnose. Nun sind Fehldiagnosen sicher keine Errungenschaft der Neuzeit - aber wie wahrscheinlich ist dieses Szenario? Die Symptome von Antoniusfeuer, Malaria und E-Coli-Befall sind vollkommen verschieden. Antoniusfeuer geht nicht mit Fieber einher (sondern mit Gefäßverengungen, d.h. die Erkrankten fühlen sich kalt an!), Malaria zeichnet sich durch einen Wechsel zwischen Fieberschüben und scheinbarer Gesundheit aus (deswegen der Name Wechselfieber oder auch dreitägiges Fieber), E-Coli-Befall bewirkt in erster Linie heftigen Durchfall. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass man das verwechselt. Aber gut - Doktor und Bader waren ja auch Stümper. Aber wenn die Diagnose schon falsch war, haben sie wenigstens die richtigen Mittel eingesetzt (wenn auch gegen die falsche Krankheit)? Nichts da: Ein kurzer Blick in die causae et curae verrät, dass jede Menge Mittel gegen Fieber bekannt waren - aber Schröpfköpfe und Aderlass gehören nicht nicht dazu. (Ebenfalls nicht Mädesüß und Heidelbeeren, aber die hat die Hebamme ja auch gegen was ganz anderes eingesetzt. Wie schade also, dass dieses Heilwissen leider durch die Hexenverbrennung unwiderruflich verloren ging. Deshalb ist es auch schwer zu sagen, was diese ach so weisen Frauen denn nun tatsächlich verschrieben haben. Es könnten auch Molchaugen und Krötenschleim gewesen sein, aber es ist ja eh Fiktion und da macht das nichts. Der Zuschauer will das ja gar nicht so genau wissen, nicht wahr? :zunge). Wird dann wenigstens der Einsatz von Aderlässen und Schröpfköpfen richtig geschildert? Nein, auch das nicht. Die Behauptung, dass beim Aufsetzen von Schröpfköpfen immer erst die Haut geritzt wurde, ist genauso falsch wie die, dass sich Menschen suchtartig monatlich zur Ader ließen. Es gab recht genaus Anleitungen, wo wann wieviele Schröpfköpfe gesetzt werden sollen, wer wann zur Ader gelassen werden kann (und aus welcher wie viel Blut entnommen werden sollte). Es mag in Einzelfällen natürlich vorgekommen sein, dass sich Leute regelmäßig "ritzten". Aber wie heute auch würde es sich dabei um Anzeichen einer psychischen Störung handeln. Aber wenn die Mediziner und Bader solche Stümper waren, ist es auch kein Wunder, dass Menschen im Mittelalter meist nicht älter als 40 wurden - oder? Ähm, leider ist die Zahl auch falsch, bzw. eine Fehlinterpretation der Sterbestatistiken. Das Mittelalter zeichnete sich (wie auch die Zeiten davor und danach) durch eine extrem hohe Kindersterblichkeit aus. Hatte man aber die kritischen ersten Jahre überlebt, bestand eine gute Chance 60 und älter zu werden. Aber wie das, wenn die einzigen Mittel gegen Krankheiten Tees, Schröpfköpfe und Aderlässe waren (für den Einsatz von Blutegeln kenne ich nur die Behauptungen irgendwelcher Heilpraktiker, aber keinen tatsächlichen Beleg, z. B. ein Zitat oder ein Bild)? Tatsächlich kannte die mittelalterliche Medizin ein sehr viel vielfältigeres Spektrum an Therapieformen. Dazu gehörten u. a. Latwergen, Räucherungen, Einreibungen, Puder, Plätzchen, Dampf- und Schwitzbäder, aber auch Diäten. Insgesamt also eine schlecht recherchierte Darstellung verschiedener Quacksalber garniert mit viel Klischee.
 
@Ritter Kunz :kopfstreichel als Ostkind kannst Du die Maus auch gar nicht so gut kennen wie ich, schließlich kommen wir beide aus Köln. Die Maus und ich.
Silvia, wir haben auch Westfernsehen geguckt... (aber bitte nicht weitersagen) Ansonsten bleibe ich bei meiner Meinung, habe mich auch mit diesem Thema beschäftigt.
 
Aber man muss auch mal diese TV-Folge loben: Es wurde z. B. der Begriff "Schröpfen" oder "Leg' mal einen Zahn zu!" erklärt. Ich finde sowas hochinteressant! :thumbup:
 
Tut mir leid, aber solche "Erklärungen" finden sich in jeden Wortspielbuch. Das ist keine Kunst... Das wäre so, als ob man sie dafür loben wollen würde, dass sie es geschafft hätten Mittelalter richtig zu buchstabieren.
 
Soso, Colibakterien im Trinkwasser. Merken: Bier rettet Leben, das ist gekocht :trink02
Aber wenn die Mediziner und Bader solche Stümper waren, ist es auch kein Wunder, dass Menschen im Mittelalter meist nicht älter als 40 wurden - oder? Ähm, leider ist die Zahl auch falsch, bzw. eine Fehlinterpretation der Sterbestatistiken. Das Mittelalter zeichnete sich (wie auch die Zeiten davor und danach) durch eine extrem hohe Kindersterblichkeit aus. Hatte man aber die kritischen ersten Jahre überlebt, bestand eine gute Chance 60 und älter zu werden.
Da gibts natürlich noch mehr Fehlerquellen. Eine hab ich bei meinen Leuchtenbergern gehabt, meistens sind keinerlei Geburtsdaten überliefert. Diepold II, 1209-1259. Die sind früh gestorben, klingt ja 50 Jahre realistisch. Allerdings geht das um die Zeit in der sie regiert haben. Und da man einem Kind soweit ich weiß bei einem großen Erbe einen Vormund vorgesetzt hat, bis es alt genug war, ist der wohl eher 70 oder so geworden. Ein späterer müsste da dann sogar schon im Alter von 7 Jahren seinen Nachfolger im Arm gehabt haben dass das so funktioniert hätte. Andere Variante wäre ein anderer Kalender. Ich erinnere mich an einen, da hatte ein Jahr wohl etwa 730 Tage. Entsprechend wären alle Altersangaben dieses Volkes zu verdoppeln. Habe ich vor Jahren mal in einer Zeitschrift gelesen, ich kann wirklich nicht mehr genau sagen welches Volk das war. Ich dachte immer das war der altägyptische Kalender, aber grade beim Versuch das zu googeln konnte ich das absolut nicht bestätigen. Dritte Variante die mir einfällt wird heute noch gerne in manchen Ländern benutzt, da lässt man Kinder erst eintragen, wenn sie aus dem gröbsten raus sind und dann sind sie erstmal 0. Solchen bin ich öfters mal beim Judo in der Jugend begegnet. (Ähnlich aber andersrum in Japan, da wurden Kinder mit 1 geboren und älter wurde man da immer zum neuen Jahr. Da konnte dann ein Neugeborenes offiziell 2 Jahre alt sein.) Den Bericht fand ich deutlich besser als bei Galileo damals CSI Mittelalter und den Film für den sie damit Werbung gemacht haben. (Ein alter bettlägeriger Seemann mit Gichtfingern kann einen bestimmten Knoten nicht einhändig binden, also kann der energiegeladene, an sich kerngesunde Edelmann der vor Jahren den linken Arm verloren hat das auch nicht. Genau...) Ich wäre als Darsteller allerdings sicher sehr enttäuscht wenn die mich für so einen Bericht anhauen und dann nur kurz mein Zeug in die Kamera halten... Ich nehme mal an der Threadersteller war nicht der Medicus, aber eigentlich hätte ihm genau diese Rolle in dem Beitrag doch zugestanden. Nerviger als den Mangel an "A" finde ich bei solchen Sachen übrigens die Wertung. Ärzte sind schlecht, Kräuterfrauen sind gut. Hat für mich irgendwie was von "kauft mehr Schüssler-Salze!"...
 
@LotlBotl: Wenn ich der Medicus im Film gewesen wäre dann hätte der Beitrag eine "A"-Gewandung des "Medicus" gehabt und der Gehalt der Informationen wäre viel besser gewesen....auch in 13Minuten hätte ich dann einen ordentlichen Beitrag hinbekommen und gleichzeitig locker, flockig und unterhaltsam durch die Medizin geführt. :)
 
Nur ob denen "A" optisch gepasst hätte? Die ändern ja schnell mal was nach ihren Vorstellungen... Und dann hätten sie dir dann mindestens mal deine mittelhochdeutschen Hosen durch neuhochdeutsche ersetzt. Und dein Babyhäubchen durch ein Samtbarrett mit Feder. Und so weiter. Zumindest haben sie sich ja dazu herabgelassen, nach aktuellen Kenntnissen korrektes Operationsbesteck zu zeigen, wobei sie vermutlich auch das ausgetauscht hätten, wenns meinetwegen blank poliert gewesen wäre. So funktioniert Fernsehen leider, die Leute wollen was sehen was sie zwar an manchen Punkten überrascht, weil Wissenschaft ja klüger ist als sie, aber nicht zu sehr, dass es für sie noch real wirkt. Und real sind nunmal Filme. Und da hat Königreich der Himmel meiner Meinung nach schon ziemlich viel riskiert mit der Ausstattung. Ich erinner mich da an das Galileo Spezial "Ritter gegen Samurai" wo sie dann die Schärfe des Schwertes gemessen haben indem ihre zwei Vorführobjekte mit ihrem Schwert auf die bekannten Reismatten hauen durften. Nur war der Samurai ein Kerl der seit seiner Kindheit nichts anderes tut und sein Schwert ein hunderte Jahre altes, top gepflegtes und rasiermesserscharfe Familienerbstück, der Ritter war ein deutscher Schaukämpfer oder Freikämpfer und dessen Schwert hat nunmal eine 3mm Schlagkante. Und später im Fitnesstest hatten sie eben auch wieder ihren Samurai der seit er groß genug ist täglich in Rüstung hart trainiert, da können logischerweise nichtmal die Tschechen mithalten die jedes Sommerwochenende beruflich 10 Aufführungen machen. Die manipulieren halt gerne ihre Fakten, in der Folge dann besonders um das Ergebnis zu manipulieren. Bei Plattenrüstung passt die Optik und der Japaner hätte sicherlich nichts an seinem Outfit verändern lassen.
 
Jetzt möchte ich auch mal etwas dazu sagen ich hab mir den bericht auch angaschaut also alle drei berichte. - Rüstungen - Medizin - Essen Meiner Meinung sind in den Berichten sehr viele Halbwahrheiten leider verwurstet worden und mit ein paar mythen und legenden vermischt worden. Schade find ich es für den Feldscherer. Ich bin ganz ehrlich ich kenn mich nicht sehr gut mit der Medizin und den Essen im MA aus, aber zum Thema rüstungen weiß ich zum glück sehr viel. Zu diesem teil kann ich nur sagen totaler Bull.... Nichts gegen die Gruppe machen sicher tolle Stuntshows aber was der typ da z.b. über die Schwachstellen einer Rüstung erzählt hat naja. Aber ich denke wir sollten uns alle über eins klar sein es ist RTL2 und von dem sender und seinen Wissens Sendungen habe ich noch nie viel gehalten. Deshalb denke ich ist es auch unnötig sich weiter darüber zuunterhalten den es wird immer wieder solcher berichte geben und sie werden immer wieder etwas falsches beinhalten, weil es bei diesen Sendern nicht um Wissensvermittlung geht sondern nur um Einschaltquoten. P.s. Rechtschreibfehler sind ein Zeichen von Kreativität ;) und wer welche findet darf sie behalten :)
 
Ich habe (zufällig) ebenfalls gesehen, was die Herrschaften von WdW dort angestellt haben. Viel bleibt nichtmehr zu sagen. Ich kann mich da Amici, Eilika, Silvia usw. nur anschließen. An dieser Stelle auch von meiner Seite nocheinmal vielen Dank an unseren werten Feldscherer! Ich finde es gut, dass du -trotz allem- wenigstens versucht hast das Niveau dieser Sendung zu heben. Vielleicht sollte man den Autoren mal einen "netten" Brief schreiben (wer sich beteiligen möchte, kann das gerne hier oder per PM dazuäußern). Dass diese Formate nicht immer nur vollkommenen Unsinn produzieren müssen, hat mir damals der Beitrag mit Stefan Roth gezeigt. Natürlich noch verbesserungswürdig, aber m.E. überdurchschnittlich. Ich habe noch ein wenig Hoffnung.
P.s. Rechtschreibfehler sind ein Zeichen von Kreativität ;) und wer welche findet darf sie behalten :)
Ganz toller Spruch ...
 
Nur ob denen "A" optisch gepasst hätte? Die ändern ja schnell mal was nach ihren Vorstellungen...
und das ist genau der Punkt. Wenn sich etwas Wissensendung nennt, dann hat es Wissen zu vermitteln weil der Zuschauer auch Wissen vermittelt bekommen will. Da ist kein Platz für "Vorstellungen". Wer was anderes macht verar***t die Leute. Und deshalb ist hier meines Erachtens kein Platz für "Ach lass sie doch, der Zuschauer weiß das doch nicht besser." Eben! Er wird's aber auch nie besser wissen können solange diese so genannten Wissensendungen so einen schlechten Job hinlegen.
 
Naja, der Bericht über die Rüstungen hatte schon so seine Momente. Wie der Recke da querfeldein oder auf dem Fließband rennt war einfach zu köstlich! :thumbsup: http://www.rtl2.de/welt_der_wunder/video/2636-geschichte/16492-mittelalter-ritterruestung/ Gibt es eigentlich Tests, wie sich moderne Handfeuerwaffen mit deren verschiedenen Munitionen auf Rüstungen aller Art auswirken? Da wird wohl höchstens ein Hohlspitzgeschoss (die schwächste Munitionsgruppe, wenn ich es richtig weiß) irgendwo stecken bleiben, sofern der Ritter nicht nur Gambeson und Kettenhemd trägt. Oder was ist mit Vorderladerkugeln bzw. vielleicht noch halbwegs moderner Schrotmunition?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Auch wenn du das vielleicht nicht unbedingt hören wolltest: Ich sehe meist keinen so rechten Sinn da drin Wehrtechnik bzw. Rüstzeug mit Waffen zu vergleichen, die nicht zu ihnen passen (Verwendungszeit, Region, "Anwendungsgebiet" usw...). Du kannst im Prinzip jedes Rüstungsstück mit der richtigen Waffe (und ggf. Munition) mehr oder wenig stark penetrieren. Ich weiß, dass bestimmte populärwissenschaftliche Produktionen -gerade in Übersee- sowas schonmal machen (z.B. die Mythbusters, die ich aber aufgrund ihres Unterhaltungsfaktors trotzdem schätze und gerne sehe), aber es ist i.d.R. nicht mehr als "Show" und sagt -wenn überhaupt- nur ganz geringfügig etwas über die tatsächliche Güte und Effektivität der Rüstungsteile (oder ähnlicher) aus und noch weniger über die der historischen Vorlagen. Damit du mich nicht falsch verstehst: Solche Tests und Untersuchungen müssen auch nicht zwangsläufig mit Repliken ablaufen, deren messbaren Parameter alle 1 zu 1 den Vorlagen gleichen und so einige Dinge kann man inzwischen auch mittels spezieller Software simulieren, aber vieles was in besagten Sendungen gezeigt wird ist eher absurd. Interessanter finde ich persönlich (ballistische) Untersuchungen mit Kombinationen aus Waffen und Rüstung(en), die man so tatsächlich auf den Schlachtfeld hatte oder wahrscheinlich gehabt haben kann. Und auch dann stellt sich natürlich immernoch die Frage, wie repräsentativ die Ergebnisse sind. Hier mal ein Test, den ich ganz gut finde: http://www.brandenburg1260.de/armbrust.html Ein ganz netter Artikel zu diesem Thema im Larpwiki: http://www.larpwiki.de/Panzerbrechend Der Begriff "Vorderlader" ist nun auch unglaublich ungenau und umfasst viele verschiedene Epochen, Regionen und Konstruktionen. Wenn du genauer sagst was du ungefähr suchst, dann kann man dir vielleicht was empfehlen. Und was ist "halbwegsmoderne Schrottmunition"?! Flintenlaufgeschosse wie Brenneken?
 
Was, welches Ostkind kennt nach so vielen Jahren seit der Wende die Maus nicht? Nee, das gesagte im Video finde ich eigentlich gar nicht so arg schlimm- Es zeigt halt nur einen ganz knappen Abriss der Thematik - ist ja klar das man damit alles nur oberflächlich behandelt.
 
Von allen Verteidigern dieser Sendung: Wo seht ihr die positiven Seiten? Welche Fakten dieses Beitrags sind richtig recherchiert?
 
@Ras al Ghul: Ich denke ausser bei KK und Luftgewehr hast du schlechte Karten. Selbst Hohlspitz würde da durchflitzen. :back
 

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