Frage zu pflanzlichem Nahtmaterial

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Guten Morgen! Bei meiner Recherche ergibt sich eine weitere Frage, im Fundbericht zum Bocksten Fund ist angegeben, daß keinerlei Nahtmaterial gefunden worden ist. Die Schlußfolgerung ist, dass es sich bei den Garnen um pflanzliche Materialien gehandelt haben muß, die im sauren Moor über die Jahrhunderte vergangen sind. Da wir die Farbe der Kleider nicht genau kennen, das Moor hat den Stoff über Jahrhunderte eingefärbt, stellt sich die Frage für mich, ob die Nähte deutlich sichtbar gewesen sein müssen... Da sich Flachs/Leinen schwer oder damals kaum färben ließ, liegt das doch nahe, oder? Welche Vorteile bietet eine Flachs-/Leinen-Naht gegenüber einer Naht aus Wollgarn? Billiger? Leichter zu beschaffen? Stabiler? Leichter zu verarbeiten? Wäre toll, wenn Ihr da Infos für mich hättet. Gruß Christoph
 
Es ist möglich das es Leinenfaden war, da pflanzliche Fasern in der Säure vergehen und tierische Fasern sich besser erhalten. Wenn Nähfäden nicht ausdrücklich in Publikationen erwähnt werden, solltest Du Dich nie auf das sichtbare Nahtmaterial in Museen verlassen, denn oft werden Textilien restauratorisch aufgetrennt, dann gereinigt und später wieder mit geeigneten Garn zusammen gesetzt. Das muss nicht zwangsläufig dem Original Material entsprechen. ( laut der Textilrestauratorin im Schnütgen Museum Köln) Grundsätzlich ist es vom Pflegeaufwand praktisch wenn man Wolle mit Wolle näht und Leinen mit Leinen. Das Woll-Kleid der hl. Elisabeth ist mit Leinenfaden genäht. Diese Kleid hat recht schäbig aussehende aber gut gemachte Nähte. Da Elisabeth jedoch bewusst schlicht auftrat, wäre es möglich das diese Naht nicht die Norm sondern ein Stilmittel war. In Köln wird in einer Schriftquelle das kolsch Garn erwähnt, einen Leinenzwirn von ausserordentlich hoher Qualität und sehr farbecht mit Waid blau gefärbt. Es war in einem Buch über das Zunftwesen in Köln, Mist ich weiß nicht mehr welches. Darin war die Rede das die Frauen das Garn herstellten während die Männer das als fahrende Händler vertrieben. Sicherlich wird man diesen Faden gewachst haben, damit er reißfest ist. Ob man ihn jedoch schon als gewachste Portion gekauft hat oder immer nur das jeweilige Fadenstück beim verarbeiten ? Der Preis für Flachs hängt auch von der Region und Zeit ab. In Meeresnähe war Flachs schwer anzubauen, bei den Slawen des frühen Mittelalters war es wohl ein echtes Luxusgut. Es mag mit der Mode zusammen hängen, jede Zeit hat ihren hippen Sche... wenn wir über Kleidung reden, hat nicht immer als vernünftige Gründe. Wenn Du einen richtig schweren Wollstoff hast dicht gewebt oder gar gewalkt, dann ist es gut möglich das ein gewachster Leinenfaden einfach besser durch den Stoff geht weil er nicht so schnell verschleißt. Wichtig ist bei solchen Stoffen das man den Nähfaden nicht zu lang wählt weil er während des nähens verscheißt und die Naht weniger haltbar ist.
 
Danke! Dann werde ich mir mal anschauen, ob das was ausschaut mit Leinenfaden auf evtl dunkelrotem Wollstoff. Baue mir eh erstmal einen "Dummy" aus ähnlichem Material, um Maße und "Bauweise" zu testen. Dabei werden sicher auch die Farbkontraste eher zu sehen sein. Leinengarn ist ja nicht so teuer... Gruß Christoph
 
Naturfarbenes Leinengarn fällt - wenn es sauber und mit relativ kleinen Stichen genäht wird - ab kurzer Distanz bereits nicht mehr auf. Mach Dir also keine zu großen Gedanken wegen der Farbunterschiede ;-)
 
Aha?! Wusste ich nicht, bin echt kein Schneider :D
 

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