Freizeit im Mittelalter - gab es das?

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@Lena:Sogar heute noch wird Schafkopf auf der Wache gespielt. :D Zu dem Thema Wieviel Vieh für wieviel Personen, was Wilfried angesprochen hat, ich Les grad ein Buch über Selbstversorgung, worin beschrieben wird, wieviel man von was braucht um autark zu leben, sehr interessant. Dort reicht für eine fünfköpfige Familie zwei Kühe, mehrere Ziegen, etc,..kann morgen mal die Zahlen hier posten. Man braucht nicht viel Vieh, aber ohne geht's gar nicht. Ich muss mich da genauer einlesen, weils auch um Wolle Spinnen und weben usw,..geht. Zurück zum Thema, um dieses Projekt am Leben zu halten wurden 10 Std Arbeit pro Tag veranschlagt,...das geht, find ich. Inklusive waschen, kochen, Reperationen,usw,... Und nun,.. :Tro N paar Skandinavier hatten ja auch Zeit und Muse n paar echt geile Schiffe zu bauen, sich gut zu bewaffnen und mal übers Meer zu fahren und n bißchen Gold zu rauben. Natürlich gabs Gewinnaussichten, aber das musste auch erst mal gebaut werden, und sie hatten anscheinend die Zeit. Da wird's auch Zeit zum Freizeitspaß gegeben haben.
 
als funde fallen mir da ein. Diverse spielsteine, würfel, spielbretter, Schachspiele. Im bereits erwähnten schachbuch werden spiele auch zu pferd beschrieben. Bogenschießen, ja selbst das schleudern von steinen steinen. Es gab hurenhäuser, kneipen, märkte. Und bilder wie man schlittschuh fährt, schneebälle wirft, sich rauft. Jagen wird vom adel als eine art sport betrieben. Das alles geht nur mit ei er gewissen freizeit.
 
Ich denke das, was wir unter Freizeit verstehen, nichts mit dem zu tun hat, wie es die Leute damals gesehen haben. Diese Art Freizeit ist wohl erst mit der Indutrialisierung aufgekommen und meinte eher die Zeit in der nicht in der Fabrik gearbeitet wurde und man eben fabrikfreie Zeit hatte. Zeit zum Spielen wird man sich durchaus genommen haben, schliesslich sind selbst Sklaven in Rom zu den Wagenrennen gegangen. Und es gibt berichte aus dem FrühMi in denen die Priester auf dem Land angeklagt waren, zu viel Zeit mit ihren Mätressen und im Wirtshaus zu verbringen. Und wenn es schon damals so etwas wie ein Wirtshaus gab, muss es auch Menschen gegeben haben die dort hingegangen sind. Ich such auch schon eine Weile ein Buch zu Hause welches für das Thema nicht schlecht wäre: Die Geschichte des Privaten Lebens. Das ist jetzt zwar schon ein paar Jahre alt und nur eines von 5 Bänden deckt das Mittelalter ab, aber dort sollte noch etwas über "Freizeitgestaltung" drin stehen. Sollte es noch auftauchen schau ich mal nach.
 
Eine Quelle zur Thematik ist auch das Buch: Spiele und Unterhaltung im alten Europa" von Walter Endrei. Und einen schönen Einblick in das (spät-)mittelalterliche Leben bekommt man im Kalendarium der "Très Riches Heures" des Jean Duc de Berry.
 
Die englischen Pubs bestehen angeblich schon seit der römischen Besatzung, das "Ye Olde Trip to Jerusalem Inn" in Nottingham behauptet seit mindestens 1189 zu bestehen. Ich denk mal sich abends auf ein Bier zu treffen gibt es schon seit ewigen Zeiten. Der Mensch ist ja im Normalfall auch ein Herdentier und gern unter seinesgleichen. :) Soweit ich weiss gab es ja an einigen Orten auch bereits Messen/ Jahrmärkte die schon Volksfestcharakter hatten
 
Und es gibt berichte aus dem FrühMi in denen die Priester auf dem Land angeklagt waren, zu viel Zeit mit ihren Mätressen und im Wirtshaus zu verbringen. Und wenn es schon damals so etwas wie ein Wirtshaus gab, muss es auch Menschen gegeben haben die dort hingegangen sind.
Reine Wirtshäuser im FrüMi üblich? Wäre ich sehr überrascht... hatte mal ein Buch in der Hand (ISBN habe ich nicht aufgeschrieben), um mich auf eine Weinabend-Moderation vorzubereiten und dort folgendes herausgeschrieben: Historische Berufsbilder „Der Wirt“ - altes Griechenland 6. und 5. Jhdt v.Chr./ kapeleion= Kramladen mit Sofortausschank, unter Verdacht der Weinpanscherei... die Bezeichnung für Wirt (Kapelos) meint also zwanghaft den Panscher - in den Komödien des Aristophanes 400 v.u.Z. war in Wirten stets als Bösewichten zu hören/ obere Stände gingen nicht ins Wirtshaus und Staatsbeamte verloren ihren Posten Platon schlug vor ein Jahr Gefängnis, wenn ein Athener Vollbürger ins Wirtshaus ginge - Gleicher Ruf bei dem Römern/ verfälschter Wein war mit zuviel oder falschtemperierten Wasser gemischt.... Wein mit Wasser war normal und eben beides hatte gleichtemperiert zu sein Reine Weine konnten gar nicht getrunken werden, es war nicht Sitte und manche schweren Weine aus Griechenland waren nicht genießbar - Konzil zu Frankfurt 763 = Priester, Diakone, Mönche dürfen nicht ins Wirtshaus... selbst als Klöster begannen „ums Geld“ Ausschank zu betrieben, durften Kleriker nicht hinein 10. Jhdt. außer zur Notdurft - selbst als im 11./12. die Klosterschenken verboten wurden, wurden welche weiterbetrieben - im 14.Jhdt überall in Europa Klosterschenken, im 15.Jhdt. kein Kloster ohne bekannt, wahrscheinlich weil sie es nicht mehr finanzieren konnten, jeden im Kloster zu beherbergen und beköstigen - Taverne als Ursprung des Gasthauses, im 13. jhdt. zunehmend in Städten zu finden, Schankwirt und Krämer (v.a.) Tabernarius ... Taberna - in erster Hälfte des 14. Jhdt begannen die süddeutsche Städte spezielle Häuser (Kaufhäuser) zu bauen und zu betrieben und verboten jeglichen anderen Handel in den Schenken - Tabernarius auch Gerichtsvollzieher der niederen Gerichtsbarkeit, Zöllner, Steuereinnehmer - Erbgericht... oder Gerichtstaverne (Kretscham), da die Schenke meist der erste befestigte Platz am Ort - „Gastwirt“ erst seit 17.Jhdt, üblich früher: Gastgeb, Weinschenk, Gasthalter, Zapfwirt, Gassenwirt, Herrenwirt („Wirt“ meint üblich nur den „Hausherrn“) - Verkauf über die Straße war gegen Entgelt für jeden Städter erlaubt - Winkelwirte betrieben illegale Tabernas - Schildwirte waren Herrenwirte, bei ihnen kehrten die Ritter auf den Königs- und Kriegszügen ein, sie hängten als Zeichen ein verkleinertes Schild auf, das sie in großen Mengen mitführten und die dort blieben - Stuhl vor die Tür setzen = Zeichen für Gast, dass er hereinkommen darf/kann - Wirt hatte die Pflicht, ein Zeichen zu hängen (signieren)... Holzring vom Fass, Kranz, Zweig - Gäste abweisen war verboten, hatten sie kein Geld, konnten sie Pfand hinterlegen (Mantel bis Pferd) - wer trotzdem abgewiesen wurde, durfte sich sogar selbst in Küche und Keller bedienen und Geld oder Pfand auf Theke legen, Verstöße Entzug Lizenz - Gäste vor der Stadt abzufangen oder aus anderen schenken abzuwerben war verboten, nur in der Tür stehen war erlaubt und freundlich hereinbitten - Abweisung nur bei unehrlichen Leuten oder Krankheiten - schon im 14.jhdt. aus Österreich: die taberner sollen auch all Rumorer und Häderer anzeigen, wenn sie mit ihnen nicht selbst fertigwerden - Fluchen, streiten und Messerstechen verboten - Polizeistunde: nach reichsweiter „Ordnung guter Polizey“ aus 16.Jhdt.... aber schon im 14.Jhdt läutete die Bierglocke =, sofort Ausschank beenden Vielleicht ein wenig offTopic... aber vielleicht interessant. Ich deutete das für mich so: Wirtshäuser im heutigen Sinn eher eine "Einrichtung" ab 1200
 
:rolleyes: Nomen est omen. Aber die Abhandlung zeigt das es "Orte zum geselligen Beisammensein, in Verbindung mit Genuss von Getränken und evtl. Speisen" durchaus gab. Natürlich besass nicht jede kleine Ansammlung von Hufen einen solchen Ort. Aber all diese Verordnungen, Hinweise und Verbote zeigen das es eben Solcherlei gab.
 
nun, Freizeit und "arbeitsfreie Tage"= "Feiertage" sind, sagte ich oben schon 2 verschiedene Dinge. Im Eingangspost gehts darum, das die Leute des Mittelalters eben annähernd so viele "arbeitsfreie Tage" hatten wie heute. Und eigentlich, sieht man sich die einzelnen Berufe an, stimmt das sogar. Einige stehen sich sogar deutlich schlechter als früher. Denn wir haben ja auch während des Urlaubs eine Menge Arbeiten zu erledigen, die nicht dem Broterwerb dienen.
 
Auf jeden Fall muss heute alles immer schneller fertig werden, was dazu führt dass viele auch in ihrer Freizeit mit ihrer Arbeit beschäftigt sind
 
Heutzutage wird vieles nicht als Arbeit gewertet, was eigentlich Arbeit ist. Die Erziehung der Kinder oder der Haushalt zum Beispiel. Wenn es nicht bezahlt wird, ist es keine Arbeit. Ich glaube, das war früher anders. Eine Magd hatte ihren Anspruch auf Kost und Logis eben WEIL sie bestimmte unbeliebte Arbeiten tätigte wie einkaufen, kochen, waschen und saubermachen. Heute muss die "Herrin des Hauses" das selber machen, bekommt dafür kein Geld und oft genug auch keine Anerkennung. Dies begann wohl mit der Industrialisierung, als alle Welt zum Lohnarbeiter wurde, die Kinder sich selbst überlassen waren und die Familien anfingen, im großen Stil zu verelenden, obwohl jedes arbeitsfähige Familienmitglied Arbeit hatte.
 
Handarbeiten galten damals allerdings auch nicht unbedingt als Arbeit. Bei uns in Bayern waren bis vor einigen Jahrzehnten noch üblich, sich am Samstag oder Sonntag Abend oder Vormittag zum so genannten Hoagarten zu treffen. Die Frauen haben gesponnen, genäht, gestrickt etc., die Männer geschnitzt o. ä. und Musikanten haben dazu gespielt. Das war Freizeit.
 
selbiges war im erzgebirge ganz genauso. Und mancherorts findet man das heute auch noch. Und bedenkt man was man so für andere macht, nadeln schleudern oder was auch immer. Auweia
 
Erwähnungen von "Freizeit" oder ähnlicher Begriffe in mittelalterlichen Schriftquellenwollen mir auch nach einigem Überlegen nicht in den Sinn kommen. Ich halte die Trennung von Arbeit und Urlaub in klar abgegrenzte Sphären für das Mittelalter für ebenso schwach ausgeprägt, wie die zwischen "privat" und "öffentlich". Wenn man "Freizeit" als die Zeit, die frei von einer bezahlten Tätigkeit ist, sieht, dann ist beispielweise jeder Vergleich zum Scheitern verurteilt, weil sicher niemand nach Stunden bezahlt wurde. Fakt auf Basis der Quellen scheint zu sein: Die Menschen des Mittelalters haben gerne gespielt und Zeit für vielfältige Arten der Unterhaltung gehabt - oder geschaffen. Reicht das nicht?
 
Da geb ich dir vollkommen recht, aber dennoch ist die Forensprache Deutsch, das gilt auch für zitierte Texte. ;)
Also stellen wir statt einer guten Originalquelle in Englisch einen vollkommen schwachsinnig übersetzten Text in Deutsch ein - hauptsache die Regeln werden beachtet! Deutschland deine Erbsenzähler!
 
Da geb ich dir vollkommen recht, aber dennoch ist die Forensprache Deutsch, das gilt auch für zitierte Texte. ;)
Also stellen wir statt einer guten Originalquelle in Englisch einen vollkommen schwachsinnig übersetzten Text in Deutsch ein - hauptsache die Regeln werden beachtet! Deutschland deine Erbsenzähler!
Vielleicht können nicht alle ausreichend Englisch? Und was würde gegen eine Veröffentlichung in BEIDEN Sprachen sprechen? :kopfwand Wenn Dich das so arg stört, verweise ich Dich gerne hierher: Bob's Kummerkasten oder: Kummerkastentante Bob :D, damit hier weiter über die wesentlichen Dinge diskutiert werden kann.
 
@Jorunn Hast du den Deutschen Text überhaupt mal gelesen???? Achja, dann sind wir also wieder bei Mund verbieten statt diskutieren. Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, was ich wo zu schreiben habe! Und MIR sind gute Quellen AUCH AUF ENGLISCH und IN DIESEM ZUSAMMENHANG WICHTIG!
 
Ich finde Joruns Einwand durchaus berechtigt und überhaupt keinen Grund, derart ausfallend zu werden.
 

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