SCA - oder die Frage nach dem Begriff Reenactor...

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Finlir

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Guten Abend! Ich habe mal die letzten beiden Posts zu diesem Thema aus dem Thread im Anfänger-Bereich herauskopiert. Das ist nicht elegant, aber ich weiß nicht, wie das sonst geht. Und ich hoffe, dass Amici diese "Umsetzung" seines Posts auch befürwortet? Wenn nicht, bitte melden oder ggf. vom Mod ändern... Heute, 16:45 von Amici: Zitat von »Friethjoph« Ehm, Jein Amici. Ich verstehe, dass die SCA nciht zu den beliebtesten Gruppierungen gehört, weil sie in ner Menge dinge Sachen nicht korrekt darstellt, aber Oma Wiki sagt: "Das Erleben, zumindest des höfischen Teils, des mittelalterlichen Lebens (sog. Reenactment) steht im Mittelpunkt." Das gar nicht mit beliegt oder unbeliebt zu tun. Um ein Reenactment zu betreiben reicht es nicht gute recherchierte Sachen zu haben oder nicht zu haben. Ich kann in der best recherchiertesten Ausrüstung in ganz Deutschland da stehen, aber wenn ich nicht auf Veranstaltungen gehe welche eine historische Gegebenheit nachstellt IST es kein Reenactment. Da ist es egal was Wikipedia sagt, die Definition ist falsch.Punkt um. Und das hat nix mit unbeliebt zu tun. Ich sehe hier das Problem des inflationären Gebrauchts des Wortes. Jeder nennt sich Reenactor, keienr weiß was es bedeutet. Wenn ich Bürgerkriegsdarstellung in den USA betreibe mit Schlachtennachstellung - dann bin ich Reeanctor Wenn ich Hastings 1066 nachstelle - dann bin ich Reenactor Wenn ich den Marsch in Frankreich bis Angencourt nachstelle - dann bin ich Reenactor ja sogar wenn ich Das Hoftfest in Amberg um 1374 vor der alten Veste nachstelle bin ich Reenactor. Wenn ich aber alle Jahrhunderte durcheinander in einer imaginären Zeitlinie nachstelle, dann betreibe ich zwar ein sehr interessantes Hobbie, ich kann auch Ahnung haben von der Zeit die ich darstelle, aber eines bin ich nunmal nicht. Reenactor. So long Alex Normannenhelm: 142,60 € Tasselmantel aus Wolle: 200 € spätgotische Plattenhandschuhe: 80 € Merken, dass 500 Jahre Entwicklung nicht in eine stimmige Darstellung passen: UNBEZAHLBAR! www.amici-morum.de Ich bin nicht eingebildet! Mich gibt es wirklich!!!! Heute, 21:03 von Finlir: OT: Zum SCA-Thema. Ich habe gerade zum ersten Mal eine Dame des SCA kennengelernt und fühle mich deshalb auch bemüßigt dazu ein Wort zu verlieren. Ok, wir können über den richtigen Gebrauch des Wortes Reenactment diskutieren, da es im engen Wortsinne ja wirklich um das "Nachspielen" historischer Ereignisse geht - dann macht aber niemand der eine vorgeschichtliche Darstellung macht Reenactment (weil Vorgeschichte keine Schriftquellen ergo keine historische Begebenheit, die man "nachspielen" kann). Also wie sollen sich "archäologisch korrekt belegte Darsteller einer vorgeschichtlichen Zeitstellung" denn dann nennen? Aber soweit ich das nun verstehe mischen aber auch nicht alle SCA-Angehörige mehrere Jahrhunderte in ihrer Darstellung oder hast Du Dich da auf die "Lager" des SCA bezogen und nicht auf die einzelnen Darsteller?
 
Nun ja, wie wer´s mit Darsteller ?? Denn ein "Pannesamt -Ritter" bei der Darstellung des Einzugs des Königs xy in irgendeiner Stadt zur 1000 Jahrfeier ist definitionsgemäß ein Reenactor, ein Darsteller auf einer musealen Veranstaltung, der zeigt, wie ein Late des 8 Jhdts sich, den seinen und den Nachbarn Schuhe anfertigt, ist nun mal ein "Darsteller eines Laten aus Engern, 8. Jhdt" . Der eine betreibt Reenactment, der andere "historisches Rollenspiel". Denn Ritter im Zug dieses Königs hats gegeben, die sind teilweise namentlich bekannt, und was sie gemacht haben ist auch bekannt, also spielt der ein echtes Ereignis nach, bei dem anderen wird´s komplizierter. Laten gabs in der Grafschaft Engern, wahrscheinlich auch den einen oder anderen , der Schuhe machen konnte in Hausarbeit und auch gemacht hat, -bewiesen ist das nicht-, und wahrscheinlich, wenn er gut war, hat der dann auch für nen Nachbarn welche gemacht. Aber alles nur mutmaßlich. Die Schuhe hat man gefunden, das Grab eines Laten mit Schuhmacherwerkzeug ???? in der Grafschaft Engern?????, DAS wäre Zufall.
 
Darsteller ist eben nicht griffig. Das kann alles mögliche bedeuten. Bei Reenactor - auch wenn der Begriff falsch verwendet wird - wissen aber irgendwie doch die meisten was gemeint ist. Es wäre also toll, wenn es da noch einen weiteren Begriff gäbe der nicht das "Nacherleben einer historisch belegter Begebenheit" meint...
 
Ich bezeiche das, was ich betreibe als "Living History Darstellung". Auch dieser Begriff ist nicht unumstritten und umfasst ein großes Gebiet, aber ich finde ihn treffend, viele andere Darsteller -offensichtlich auch-. Wir haben hier zu dem Begriffstreit auch zich Threads und wenn ich mich nicht irre, gibt es sogar schon wissenschaftliche Arbeiten zu dieser Begriffsproblematik - da müsste ich nocheinmal nachschauen. Reenactment bezieht sich -wie Alex schon sagte- auf das historisch-korrekte Nachstellen ganz bestimmter Ereignisse in der Geschichte. Etwas problematisch ist die Begriffsverwendung m.E. bei "Belebungen" oder wenn jemand eine bestimmte, historische Person darstellt. Für mich bleibt das Unterscheidungsmerkmal aber sozusagen die starke Beschränkung auf ein bestimmtes Ereignis oder Folge von Ereignissen gegenüber der generellen, historischen-korrekten Darstellung von "lebendiger Geschichte", weshalb ich besagte "Sonderfälle" auch eher ins LH einordnen würde. Richtig ist aber: Häufig werden "Reenactment" und "Living History" jedoch -insbesondere von Neulingen- synonym verwendet. Ich halte die Unterscheidung jedoch für sinnvoll. zum anderen Themenkomplex: Viele SCAler behaupten zwar Living History oder Reenactment zu betreiben, aber arbeiten dann doch nicht konsequent genug mit den vielen Quellen und Erkenntnissen, die uns die Geschichte, Wissenschaft und auch erfahrene Hobbyisten bieten. Sie landen dann- eher auf dem Niveau von besseren GrobMis/Fantasydarstellen oder guten, geschichtsinteressierten Larpern (Reenlarpment - auch wenn der Begriff eigentlich wieder eher unvorteilhaft ist). Letzten Endes ist die SCA jedoch auch nur ein Sammelbecken für viele verschiedene, in welcher Form auch immer geschichteressierte Menschen und nicht wirklich homogen. Wie gesagt gefallen mir viele Konzepte innerhalb der SCA (etwa hinsichtlich der Köngireiche, Stände und Ränge, sowie die fast ausschließliche Beschränkung auf den Adel, die Form der Kampfdarstellungen und häufig sehr einseitige Betrachtungen "des Mittelalters" bis hin zu starken Idealisierungen) nicht. Vorteile, die ich in dieser Gruppierung sehe sind z.B. dass man -international verteilt- viele Personen in einem gut organisierten System hat, besonders Anfänger gut im Hobby begleitet uns an die einzelnen Thematiken herrangeführt werden und dabei das durchschnittliche Darstellungsniveau wirklich anständig ist. Ich bevorzuge dann aber lieber etwas unabhängigere Gruppierungen, Eigeninitiative und "eigenes Networking". Die Größe dieser Vereinigung, ihre Regeln und Gewohnheiten sind halt nicht nur positiv zu sehen, sondern schränken den Einzelnen auch z.T. stark ein. Ich persönlich halte das in diesem Forum angestoßene Konzept der Darstellerplattform für sinnvoller hinsichtlich der Wissensvermittlung und der Qualitätsicherung. Natürlich geht es aber auch immer darum, was man sucht. Und zugegeben: Ich bin absolut kein Experte für die Living History-Szene in Übersee. Fazit: Die SCA ist nichts für mich, wer Spaß daran hat solls gerne machen. Nur den "A-Etikettenschwindel" sollte es nicht geben.
 
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Also ich sag zwar meist in Gesprächen "Reenactor" und meine damit alle halbwegs in Richtung A arbeitenden Darsteller, einfach weil Reenactor viel einfacher ist als "Living History Darsteller" oder "Darsteller im Bereich der lebendigen Geschichte", aber korrekterweise sollte man zweiteres verwenden. Was die SCA angeht, so sind alle SCAler, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, tolle Handwerker und stellen wirklich aufwändige Ausstattung her. Allerdings ist halt dann die 200 Stunden Arbeitszeit-benötigende Stickerei mit modern gefärbtem Baumwollgarn ausgeführt, die Spätmittelalterliche Wulsthaube wird zum frühmittelalterlichen Ottonenkleid getragen und der Schaukampf nach Dürervorbildern wird in Piratenhemd und Lederhose ausgeführt. Sie sind einfach inkonsistent. Und das finde ich schade, denn wenn ich schon so viel Arbeit in etwas stecke, warum mach ich es dann nicht richtig? Was am Ende rauskommt ist auch nicht historisch korrekter oder näher ander Realität als das, was jeder Markt-GroMi macht. Aber gut, die Bezeichnung "Creative Anachronism" bereitet einen ja schon auf dieses Ergebnis vor. Sie wissen offensichtlich selbst, dass sie weder Living History noch Reenactment betreiben, sondern von der "Gaudipartie" sind.
 
Denn ein "Pannesamt -Ritter" bei der Darstellung des Einzugs des Königs xy in irgendeiner Stadt zur 1000 Jahrfeier ist definitionsgemäß ein Reenactor, ein Darsteller auf einer musealen Veranstaltung, der zeigt, wie ein Late des 8 Jhdts sich, den seinen und den Nachbarn Schuhe anfertigt, ist nun mal ein "Darsteller eines Laten aus Engern, 8. Jhdt" . Der eine betreibt Reenactment, der andere "historisches Rollenspiel".
Das ist nicht korrekt. Zwar stellt man hier eine Gegebenheit dar, allerdings ist in der Definition des Reenactments der Zsuatz möglichst authentisch enthalten. Damit fällt der Panesamt-Ritter - und wenn ein solcher auf der Veranstaltung zugelassen ist, die Veranstaltung an sich - ebenfalls raus. Des weiteren betreibt der Late-Darsteller kein Rollenspiel, er betreibt Living History. Vor allem in einer musealen Veranstaltung. Man erklärt den Besuchern ja schließlich was. Bei einem Rollenspiel würde der zuschauer ignoriert werden weil er Neuzeitlich ist, nicht in die Zeit passt und daher für den Rollenspieler nicht existiert. Daraus folgt. Ein LARPer betreibt LARP, kann aber immernoch als zweites Hobby Living History betreiben. Innerhalb dieses Hobbys kann er auf Reenactments fahren und daran teilnehmen und damit Reenactor sein. Das kann er aber nicht mit seinem LARP-Charakter und SCA ist - wenn man mal die Fakten besieht - eigentlich genau das. Ein LARP, angelehnt an das europäische Mittelalter mit Player vs. Player-Spiel innerhalb einer internationalen Kampagne. Werte ich die SCA dadurch ab? Nein. Es ist aber nunmal schlicht weg was anderes als Reenactment. Das ganze schließt allerdings nciht aus, dass ein SCA'ler sich besonders viel Mühe bei seiner Normannengewandung gibt, die Zulassungskriterien erfüllt und ich ihm auf Hastings über den Weg laufe. Nur betreibt er da garantiert nicht sein SCA. Und warum mach ich hier den feinen Unterschied? Das Problem ist, dass diese "wortklauberei" - als welche sie leider oftmals verstanden wird notwendig ist. Die Begriffe werden inflationär gebraucht und verbraucht und dadurch bis zur Unkenntlichkeit verwaschen. Oftmals darf man sich anhören, dass es intollerant ist einem - bleiben wir beim Beispiel - Panesamt-Ritter nicht zuzugestehen, dass er sich Reenactor nennen darf. Ich hingegen behaupte es ist ignorant gegenüber denen, die Tatsächlich Reenactment betreiben. Der Panesamt-Ritter kann nach wie vor handwerklich voll was drauf haben. Die Lederrüstung welche er sich angeschafft hat kann makelos schön sein. Aber es ist nunmal kein Reenactment. Oder einfach erklärt, wenn mir ein Schüler einen Aufsatz über seine Schullektüre hinlegt und behauptet, dass sei seine Mathehausaufgabe kann der Aufsatz noch so toll sein. Aber es ist nunmal nicht seine Mathehausaufgabe. Punkt um.
 
dem würd ich so durchaus zustimmen, aber mit einem kleinen zusatz. ich denke (!) das bei einem "Reenactment" abstriche im A-faktor eher hingenommen werden können als beispielsweise bei einer musealen darstellung. das soll nicht heisen das ein reenactor nicht nach perfektion der darstellung streben muss, sondern das beim reenactment das ganze ereignis im vordergrund steht, nicht der einzelne. d.h. eine reenactede schlacht von hastings mit 5 perfekten normannen ist ziemlich lächerlich und weit entfernt von gut, d.h. damit das gesamtbild passt kann man da auch mal einen gromi-normannen oder eine rus hinstellen. im gewusel fällt eh nicht auf dass das kettenhemd nicht vernietet ist, der helm vielleicht ein spangenhelm ist, die schuhe eine gummisohle haben oder was auch immer. hauptsache es stehen VIELE kämpfer in der schlachtreihe die gut ins bild passen. bei einer living history veranstaltung dagegen brauch ich nicht unbedingt viele darsteller, da brauch ich wirklich gute darsteller. ohne gummisohle, mit klamotten aus dem richtigen stoff, korrekten schnittmustern etc, denn hier schaut man sich den einzelnen genau an.
 
Dann schau dir mal a) die Kriterien an um bei Hastings mit machen zu dürfen und b) die Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren die, die Tausend überschreiten dürften... ;) Nein wikrlich, ich weiß was du meisnt, aber ich halte dagegen: ES GEHT AUCH A! :wiki1
 
so was ich gesehen hab ist da z.b. baumwolle und ein wolle/viskose gemisch erlaubt beispielsweise, für "richtig" und nahe dran, anfassen etc wär das nix. aber fürs rumrennen auf 20-100m entfernung passt das ja bei weitem. aber ich denke wir stimmen da schon recht überein. je näher am optimum, desto besser, aber im einen bereich sind abstriche verkraftbarer als im anderen :) EDIT: achja, und man sollte dinge schon bei ihrem richtigen namen nennen wenn möglich.
 
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Das der Begriff "Reenactor" in Deutschland fälschlicherweise auf alle Geschichtsdarsteller angewendet wird, haben wir vor einiger Zeit in diesem Thread schon mal ausdiskutiert: Was bist du ?? (Quelle: Mittelalterforum.com) Aber der Begriff SCA ist mir jetzt nicht geläufig. Habe ich was überlesen?
 
Die SCA (Society for Creative Anachronism) würde ich tatsächlich eher unter eine der Spielarten des LARP fallen lassen. Das was dort gespielt wird, ist "Mittelalter wie es gewesen sein sollte", auch wenn die SCA selbst den Ausdruck bevorzugt "that we selectively recreate the culture, choosing elements of the culture that interest and attract us." (Auszug aus der Selbstdarstellung, diese kann unter http://www.sca.org/officers/chatelain/sca-intro.html auf den Seiten der SCA, Inc. nachgelesen werden). Mit Reenactment hat das genauso wenig zu tun, wie mit Living-History.
 
Jup, kann da "Eilika" nur bestätigen. Ich war rund 10 Jahre selbst in der SCA (1991 - 2001) - glücklicherweise noch in der stark amerikanisch geprägten Zeit. Vom Selbsverständnis würde kein SCAdian sich als Reenactor bezeichnen, wobei es natürlich hier auch eine Menge Schnittmengen gibt. Larp ist es in dem Sinne auch nicht, da es zwar ein Rollenverständnis aber keine Plots o.ä. gibt. Es geht hier mehr um das idealisierte Mittelalter, wie es im höfischen Roman oder Hollywood dargestellt wird (Gründungsmitglieder waren z.B. Marion Zimmer Bradley und Diane Paxton ;)). Das Besondere dabei ist, dass bewußt viele Werte wie Höflichkeit, Hilfsbereitschaft etc. hochgehalten werden - und das im großen Rahmen (meine letzte Zahl waren 32.000 Mitglieder und erfahrungsgemäß etwa genauso viele Mitspieler weltweit). Ziel ist insgesamt eher die Schaffung einer "Parallelwelt" mit eigenen Regeln und weniger reine historische Darstellung. Gerade in Skandinavien oder in den USA bot und bietet sie einen Pool für Reenactor, die sonst keine Spielwiese hätten und auch hier gibt´s so den einen oder anderen anspruchsvollen Darsteller, der aus ihr kam oder noch in ihr ist. Ich selber würde auch noch Mitglied sein, doch zum Schluß hat mich eigentlich nur noch das Kämpfen (meiner Meinung nach ein hervorragendes VK-System) interessiert und das musste ich aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ansonsten hatte ich einfach keine Zeit mehr (deshalb seitdem auch kein Larp mehr :p). Ein paar zusammengefasste Grundinfos findet man auf dieser SCA-Demo-Site . Bis denn Thorsten (damals Eckhardt zu Westerfilde ;)) P.S.: Habe da noch ein altes Heft (wohl um 95) von mir online gefunden, dass ein wenig die Grundlagen der SCA erklärt.
 
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