Veraltete / Überholte Literatur

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Ketill

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Hallo zusammen, Nachdem in einigen Beiträgen darüber gestolpert bin, dass es wohl Bücher gibt, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen, würde ich einige alte Hasen bitten doch mal ein paar solcher Quellen zu benennen. Ursprünglich wollte ich den Post bei Literatur oder Anfänger reinsetzen, aber da selbst der Focus auf eine einzelne Volksgruppen schon fast zu groß wäre, habe ich mich für das Gebiet entschieden, dass mich am meisten interessiert. :D Ich sehe natürlich auch das Problem, dass in vielen Büchern nur einzelne Punkte oder Themen widerlegt wurden. Aber auch genau so Punkte würde ich gerne hier sehen. Bin mal gespannt was alles kommt. PS: Ich möchte nicht, dass hier die Thorshammer Diskussion neu belebt wird. Da ist mir zuviel persönliche Vorliebe drin...
 
Auf Anhieb fällt mir folgendes Buch ein: "Die Wikinger: Krieger, Seefahrer, Händler" von Carl Schulze, Britta Nurmann und Torsten Verhülsdonk erschienen bei VS Books Inhalt: Bildband zum Leben der Wikinger im Frühmittelalter vom 9.-11. Jahrhundert. Entgegen der Vorstellung, daß die Wikinger die Weltmeere nur als plündernde und Brandschatzende Piraten befuhren, soll hier neben dem kriegerischen Aspekt auch das tägliche Leben der Seefahrer, Händler und Handwerker dargestellt werden. Anders als nur durch archäologische Funde erwacht hier die Vergangenheit wieder zum Leben. ... und gerade die Bilder in diesem Buch zeigen viele "Fehler"... Mit Spannung erwarten einige seit 2011 das neue Buch von Fr. I. Hägg "Textil und Tracht in Haithabu" - vielleicht werden dort neue Erkenntnisse geliefert.
 
Hab da auch noch ein Buch das inzwischen Aufgrund der Urheberschaft teilweise Fragwürdig ist. Dabei handelt es sich um die Publikation "Die Ausgrabungen von Haithabu" von 1937-1939 von Jahnkuhn. Bei dem habe ich mich allerdings auch nur um die Skizzen der Holzfunde sowie den Beschreibungen konzentriert die in Ordnung zu seien scheinen.
 
... um die Ausführungen von Nemi zu verdeutlichen : Herbert Jankuhn , Jahrgang 1905, war eine ziemlich " große Nummer " in der Zeit bis 1945 ( näheres siehe unter Wikipedia ). Bereits 1949 erhielt er wieder einen neuen Forschungsauftrag und war schnell wieder vorne mit dabei. Wiki schreibt : Jankuhn gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Prähistoriker Deutschlands in der Nachkriegszeit. Durch seine politische Vergangenheit und den " damaligen Zeitgeist schuldend " sind seine Werke ab 1934 und später mit Bedacht und Vorsicht zu lesen. Politik und Forschung verträgt sich nicht immer. Dennoch hat Jahkuhn sicherlich hohe Fachexpertise in den Bereichen Wikinger und Haithabu.
 
@Swanhild: Das Buch habe ich auch. Schade, das es so fehlerhaft ist. Aber nachdem ich deinen Hinweis gelesen habe, habe ich mir die Quellen mal,angesehen. Das Buch bezieht sich zum Grossteil auf die Osprey-Bücher, weniger auf direkte Fundberichte. Ich glaube ich hatte es mir damals extra wegen der vielen Bilder gekauft. Gib mir doch bitte mal ein Beispiel, bei welchen Bildern die gravierendsten Fehler auftreten.
 
@ Ketill: z.B. sind im Buch Bilder von Frauen, die keine Trägerröcke tragen, sondern diese "Schürzen" a la Lappen vorne und Lappen hinten - aus Haithabu wissen wir ja wie ein Trägerrock dort auszusehen hat. Für Birka bieten die Fachbücher zumindest Beschreibungen der Bekleidung, wie das gefälltelte Unterkleid der JBS für Frauen.
 
@Swanhild: Kannst Du vielleicht genauer sagen, was "Lappen vorne und hinten" heißt und für welche Region diese Abbildung stehen soll? Ich kenne das Buch leider nicht und weiß nicht genau, was ich mir darunter vorstellen muss. Auf den Schultern und an den Hüften mit Nadeln/Fibeln zusammengehaltene, einzelne Stoffbahnen? Wenn ja, dann ist es - bei entsprechender Region - nämlich nicht notwendig Quatsch für eine Frauentracht. Aber vielleicht ist das Buch ja allgemein nicht so dolle. Ich kenne es wie gesagt nicht.
 
Lappen vorne/hinten Meinte das man vorne ein rechteckiges Stück Stoff hat und auf der Rückseite ein ebenso großes. Beide Stücke werden über zwei Träger mit einander verbunden. Diese Variation die unpraktisch ist und mit bisherigem Stand der Forschung zu dem Thema nicht in Einklang zu bringen ist, sieht man oft auf 0815 Märkten da dieses Model extrem einfach zu nöhen ist, auch wenn es unpraktisch in der Anwendung ist.
 
Alles klar. Ich hab an was anderes gedacht. Aber wenn so, wie von dir beschrieben, gilt mein potentieller Einwand natürlich auch nicht. :wiki1
 
Man muß das alles relativ sehen: auch ein "veraltetes" oder sogar sehr altes Buch kann wichtige und gute Informationen enthalten. Gerade wenn z.B.Objekte beschrieben werden, welche im Rahmen des WWII verloren gegangen sind. Der erfahrene Kenner der Materie ist aber problemlos in der Lage die "Spreu vom Weizen" zu unterscheiden.... :whistling:
 
In Inga Häggs "Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haithabu" wird ein Fund angesprochen (S.55 ff), den sie als Gugel deutet. Hier scheiden sich jedoch die Geister. Manche sagen, das könnte stimmen, andere sind der Meinung, dass es ein Teil einer Hose war.
 
Grins, bei der Gugel muß ich immer an die alte Ausstellung in Haithabu denken wo das Fragment auch ausgestellt war. Hab mich damals schon gefragt wie die aus dem fetzten von vielleicht 15x15 cm ne Gugel gemacht haben. Was die Sachen mit den wiederlegten Themen Publikationen angeht, ist sowas auch immer der aktuellen Deutungsmode in der Archäologie unterworfen. In einer Ausgabe von AiD (Achäologie in Deutschland) wurde das an einigen Funden von "Stäben" aus den Gräbern von Birka dargestellt. Je nach dem was gerade hipp ist wurden diese mal als Zeigestab, Völvenstab, Zauberstab, Längenmaß, Teil einer Laufgewichtswaage usw. gedeutet. Von daher ist das immer ein schwammiges Thema. Bin der Meinung das man viele Sachen nicht 100% wiederlegen kann, man kann sie aber durch Vergleiche mit anderen Funden oder aber auch mit Dingen ähnlicher Form aus der frühen Neuzeit plausibler machen.
 
Vergleiche mit anderen Funden
Genau das ist nämlich das Problem. Man kann erst mit Gewissheit Fundstücke deuten, wenn man Vergleichsfunde hat. Dann kann man anhand der Struktur des Stoffes, dem Zuschnitt, den Nähten, etc. Vergleiche anstellen und sagen, was dieses Stück Stoff sein könnte. Das ist dann natürlich bei Funden, die einzigartig sind, ein bisschen schwierig und lässt also für uns Interpretationsspielraum. (wie z.B. ob das nun ein Stück einer Gugel oder doch einer Hose ist)
 
Vielleicht noch einmal generell etwas zur Literatur: Viele Werke , welche hier im Forum genannt werden, sind durchaus als Fachliteratur :!: zu verstehen und weniger Belletristik aus der Bahnhofsbuchhandlung. :whistling: Man darf also getrost vorausetzen, daß derjenige, welcher ein derart spezielles Buch kauft, auch in der Lage ist, mögliche Fehler, bzw. durch aktuellen Kenntnisstand eine möglicherweise veraltete Ansicht, zu erkennen ! 8)
 
Genau darauf hab ich ja auch abgezielt und nach veralteten Quellen gefragt. Ich habe damit die Autoren in keinster Weise diffamieren oder ihnen unterstellen wollen, dass sie Fehler veröffentlichen. Deswegen ging meine Frage ja auch an die 'alten Hasen' hier im Forum. Ihr kennt bestimmt zu vielen Bereichen den aktuellen Stand der Forschung. Meine Quellen, Links, Kopien und Literatur habe ich knapp 6-8 Jahre im Schrank gelassen. Und durch Swanhilds Hilfe konnte ich zum Beispiel eines meiner Bücher direkt außer der ersten Linie in die zweite oder dritte Reihe schieben... Zumindest was die Bilder zur Frauentracht in Haithabu angeht.
 
In Inga Häggs "Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haithabu" wird ein Fund angesprochen (S.55 ff), den sie als Gugel deutet. Hier scheiden sich jedoch die Geister. Manche sagen, das könnte stimmen, andere sind der Meinung, dass es ein Teil einer Hose war.
Die Aussagen zu wikingerzeitlichen Gugeln sind nicht "veraltet", sondern umstritten,... die wikingerzeitliche Gugel wird nicht "nur" aus der von dir zitierten Publikation "abgeleitet" sondern m. W. n. aus Zeichnungen und Ableitungen der fränkischen Mode. Veraltet wäre das Buch von Inga Häggs, wenn es durch neueste Forschungsergebnisse widerlegte Aussagen beinhaltet. Umstrittene Aussage findet man in fast jedem Buch zum Thema ...
 

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