Ich stimme Mara zu, auch wenn es kunsthistorisch gesehen kein Jugendstil, sondern Romantik ist. Das Ganze fußt schon auf historischen Vorlagen - Whaterhouse war einer der Präraffaeliten, die "nach der Natur malen" und zu den Ursprüngen der "unverfälschten" Kunst des Mittelalters vor Raphael zurückkehren wollten. Allerdings haben diese Maler nur wenig von dem betrieben, was wir als Quellenstudium bezeichnen, sondern mit Versatzstücken gearbeitet und das meiste ihrer Phantasie überlassen. Isoldes Kleid passt recht gut zum Bild der spanischen und südfranzösischen Mode des 13. Jahrhunderts - aber die andere Robe ist ein reines Phantasieprodukt. Die Ärmel sehen zwar auf den ersten Blick aus, als könnten sie aus dem 12. stammen. Aber dann müssten es über einem Unterkleid getragene weite Ärmel sein. Beim näheren Hinsehen erkennt man jedoch, dass die Ärmel auf dem Bild geschlossen sind, d. h. dass sie zwar eine enorme Ausbuchtung nach unten bilden, danach zu den Handgelenken hin aber ganz schmal werden. Wenn es Dir auf die Stickereien ankommt, würde ich mich an Deiner Stelle in der Frührenaissance umtun. Auf den Bildern von Holbein gibt es z. T. sehr schöne Beispiele, aber auch sowas, wie der Marienmantel des Meßornats des Ordens vom Goldenen Vlies (ein in der weltlichen Schatzkammer Wien ausgestelltes Pluviale) zeigt, was da an Mustern und Motiven möglich war.