Ich stimme Heidensohn voll und ganz zu: Das weibliche Klosterleben war die
Klausur. Zwar hat es in der Frühzeit der Klostergründungen auch "missionierende " und damit herumwandernde Frauen gegeben, wie z.B. die Hl. Lioba, die aus England kommend, im Umkreis des Bonifatius einige Klöster gründete. Aber nach der Reform von Cluny (909/910) war mit diesem Vagantenleben definitiv Schluß und
eigene Frauenorden waren eigentlich überhaupt nicht von den Ordensgündern der "Alt-Orden" vorgesehen. Während in der Frühzeit die Frauenfrage in klösterlicher Gemeinschaf noch eher unbedeutend war, setze im 11. Jhd. eine Art "
Frauenbewegung" ein, in der gerade adelige Frauen in die Orden drängten.Gedeutet wurde das mit einem Streben nach einem einfachen christlichen Leben. Die wirklichen Gründe waren aber eher profaner Art:
- Ein Platz im Kloster war billiger als eine Mitgift
- Es herrschte ein Frauenüberschuß, und damit schlechte Heiratschancen
- Viele Frauen wollten einfach nicht verheiratet werden, da Gewalt in derr Ehe keine Seltenheit war
- Das Kloster war eine "legale" Scheidungsmöglichkeit
- Trennung oder Verlust von Ehepartnern
- Frauen durften keinen Beruf ergreifen, konnten aber im Orden eine gute Ausbildung genießen
- Das Klosterleben war gesellschaftlich hoch geachtet
Tatsache ist aber, das im MA immer mehr Frauen sich zu einem klösterlichen Leben entschlossen, und damit setzte Ende des 12. , Anfang des 13.Jhd. eine Bestrebung der "Alt-Orden" ein keine Frauen in klösterliche Gemeinschaften mehr aufzunehmen. War bisher ein paralleles und toleriertes Miteinander möglich, so versuchte z.B. auch der Cisterzienserorden im 13.Jhd. die Frauen mit folgenden Begründungen und Regelungen los zu werden:
- im Jahre 1212: die Klausur würde von den Frauen nicht richtig eingehalten
- im Jahre 1220: bestehende Frauenklöster sollen keine Frauen mehr aufnehmen
- im Jahre 1228 : es dürfen keine neuen Frauenklöster mehr gegründet werden
- im Jahre 1230: Schreiben der Cisterzienser an den Papst, er möge zukünftig keine Frauenklöster mehr zulassen, da dieser mit einer Erlaubnis solcher Klöster "gegen ihre erklärten Willen und Interessen " handele.
Aber genau das war von der römischen Kurie aus gängige Praxis, gegen entsprechendes "Entgegenkommen" auch weiterhin adeligen Frauen die Aufnahme in die Orden zu ermöglichen. Trotzdem wurde "offiziell" im Jahre 1215 in einem Lateran-Konzil verfügt, daß keine weiteren Orden gegründet werden dürften und die bestehenden sich weigern können Frauen auf zu nehmen. Also, wir sehen schon, das Thema der Frauenklöster ist sehr komplex. Und nach allem was ich so bisher gelesen habe dürfte eine Frau des 13.Jhd. weder ein sicheres Kloster verlassen haben ( geschweige denn sogar
gedurft haben), noch sich auf eine Pilgerreise von fast einem Jahr begeben haben. Nur der Orden gab der mittelalterlichen Frau einen gewissen Schutz und Sicherheit gegen das raue und brutale Leben ausserhalb der Klostermauern. Und nach dem was ich oben angeführt habe, hätten auch viele Frauen, selbst wenn sie das Kloster problemlos hätten verlassen können, dies niemals freiwillig getan (je nach Beweggrund ihres Klostereintritts). Der Richtigkeit halber muß man aber sagen, daß nur die
echte Ordensschwester auf Lebenszeit in Klausur leben mußte, während einige
adelige Stifterinnen, bis zum endgültigen Eintritt im höheren Lebensalter, zwar in klösterlicher Gemeinschaft lebten, aber weiterhin am politischen Geschehen ausserhalb teilnehmen konnten. Quellen: E.Schirmer: Mystik und Minne- Frauen im Mittelalter, Elefanten Press; W.Affeld: Frauen in Spätantike und Frühmittelalter,Thorbecke Verlag; O.Borst: Alltagsleben im Mittelater, Insel Verlag