Hochmittelalter: Kleidung des niederen Adels im Wandel der Jahreszeiten

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Hallo zusammen. Ich versuche, für die Darstellung meine Charakters (ich bin eigentlich LARPer, allerdings mit einem Faible für historische Darstellung bzw. Anlehnung) eine adäquate Garderobe zusammenzustellen, welche für alle Jahreszeiten geeignet ist. Leider stehe ich damit noch am Anfang und meiner derzeitige "Sammlung" umfasst folgende Stücke: Eine Bruche aus Leinen Beinlinge aus Wolle eine Cotte aus Leinen einen wollenen, pelzverbrämten und brokatgebordeten Surcot eine Bundhaube aus Leinen einen Chaperon aus Wolle, gefüttert mit Leinen Nun ist mein Problem dabei, dass diese Kombination in sehr warmen Sommermonaten mir schon relativ starke Kreislaufprobleme beschert, während ich mir für die Wintermonate denke, dass ich wohl frieren werde. Damit dies nicht passiert, kommt zum Ensemble eine Garnache hinzu. Soweit, so gut. Meine Frage ist jetzt, welche Kleidung kann ich im (Hoch-)Sommer tragen? Sie sollte die standesgemäß für niederen Adel sein, dabei aber luftig genug, damit mein Kreislauf nicht in die Knie geht. Dabei geht es mir hauptsächlich um das Überkleid, sowie die Kopfbedeckung. Aus einem Larp-Forum habe ich bei Letzterem den Tipp erhalten, einen Strohhut zu verwenden -allerdings bezweifele ich stark, dass sich eine Kopfbedeckung aus diesen eher bäuerlichen Materialien für den Adel ziemten. Ich habe bereits einen Blick in den Codex Manesse geworfen, aber der bring mich auch nicht wirklich weiter; also Hoffe ich auf das Wissen und die Erfahrung der anwesenden Experten. Besten Dank schon jetzt für die Aufmerksamkeit und gleichsam im Voraus für eure Ideen und Vorschläge
 
Eine Bruche aus Leinen, ein Leibhemd aus dünnerem Leinen, eine Kotte aus dünnerer Wolle und Beinlinge aus Wolle ... Das müsste doch gehen. Den Surcot kannst du im Hochsommer ja weglassen.
 
Genau so klappt das ganz gut, ab 30°C und je nach Kreislauf, kannst Du die Beinlinge nach unten rollen ;) lg
 
Wunderbar. Danke an euch, @Lisabeth: und @Alexius: Natürlich sind mir Alternativen lieb, je mehr, desto besser. Ich lege eben auch wert darauf, dass man mir den Stand auch bei sommerlicher Kleidung ansieht. Hat jemand Informationen zur Kopfbedeckung bzw. kann bestätigen (oder auch widerlegen), das Strohhüte als Sonnenschutz nicht standesgemäß waren?
 
Der Stand zeigt sich nicht allein durch die Menge der Kleidungsstücke sondern auch vor allem durch die Wahl der Stoffe und der Farben. Mit feinen, glatten und leichten Wollstoffen, in kräftigen Farben - oder eben mit Seidenstoffen, kann man auch den Stand sehr gut darstellen. Strohhüte kenne ich jetzt auch nur aus dem bäuerlichen Umfeld.
 
Naja...der Strohhut ist zwar sicherlich keine repräsentative Kopfbedeckung, aber es gibt ihn sogar als Helmzier: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0351?sid=9c22fc606ce4d5d2abb63ef4782d470b (Quelle: digitalisierter Codex Manesse, Uni-Bibliothek Heidelberg) Und der "niedere Adel" ist im Grunde nichts anderes als ein besserer Großbauer, der nicht durchgägngig mit repräsentieren beschäftigt ist sondern durchaus auch Alltagskleidung besitzt - und dafür ist ein Strohhut durchaus angebracht, finde ich. Und für eine leichte Sommercotte würde ich Wollkammgarn empfehlen, bei Naturtuche.de gibt es da ein paar sehr schöne Stöffchen (sowas steht bei mir auch noch auf der Winterliste.... :rolleyes: )
 
Da du offensichtlich im Gegensatz zu mir Wolle verträgst, gibt es preislich noch eine Stufe zwischen normalem Wollstoff und Seide. Frag im Stoffladen einfach mal nach Anzugsstoffen aus reiner Schurwolle, die sind optisch und haptisch kaum von Leinen zu unterscheiden, teilweise verdammt dünn, und auch in historisch korrekten Webarten. Die Farbauswahl ist eventuell etwas beschränkt, aber da es das Zeug auch in weiß gibt, kann man das ja selber nachfärben. Nutzt mir selbst leider nicht viel, ich muss gleich auf Seide gehen, also ist meine Zwischenlösung Leinen. Aber eigentlich schade, man benutzt ja nicht umsonst Wolle für feine Anzüge. Und auch in meinem Plastikanzug gehts mir im Sommer noch ziemlich gut...
 
Und der "niedere Adel" ist im Grunde nichts anderes als ein besserer Großbauer, der nicht durchgägngig mit repräsentieren beschäftigt ist sondern durchaus auch Alltagskleidung besitzt - und dafür ist ein Strohhut durchaus angebracht, finde ich.
Ein "Großbauer", welcher dann aber eine Burg zur Verwaltung hat, im Stadtrat sitzt oder andere administrative Aufgaben für seinen Herren übernimmt ... Nein ich würde von Großbauer abrücken. Den "Niederen Adel" gibt es de facto noch nicht im Hochmittelalter. Der hat sich aus dem Stand der Ministerialität erst im 14. Jh. herausgebildet. Interessantes Thema, die Ministerialität übrigens. ländliche Ministeriale, bürgerliche Ministeriale, höfische Ministeriale ... Aber gut, Kleidung. Wie schon von meinen Vorrednern besprochen, es kommt auf die Standesgemäße Kleidung an nicht auf die Menge. Das "Mengending" war eher früher. Dein Ding wäre eher - je mehr Geren im Gewand, je teurer die Färbung, je teurer der Stoff desto besser. dAs ganze dann mit Teuren Fibeln abgerundet und so weiter ...
 
Danke für eure Antworten bislang. Ich war wohl etwas zu voreilig/zu nachlässig in meiner Beschreibung und habe dabei vergessen zu erwähnen, dass es sich um sehr farbige Kleidungsstücken handelt. Surcot im kräftigen Rot, Cotte im satten Gelb, der Chaperon im gleichen Rot (aussen) und gelb (Futter). Die kommende Garnache wird in blau und grün gehalten sein. Da ich mich erst seit Kurzem wirklich sehr intensiv mit dem Hochmittelalter beschäftige, habe ich noch einiges an Wissen aufzuholen -besonders, was die Adelsformen angeht. Niederer Adel stimmt in sofern eigentlich nicht, auch wenn eine Reichsritterschaft vorliegt. Vielmehr kristallisiert sich derweil heraus, dass von Drakenberc durch seine Herrschaft über ein Lehen (eine dem Festland vorgelagerte Insel, vom Großkönig vergeben) wohl eher dem Grafenstand zugehörig ist. Wie gesagt, ich bitte meine Unbedarftheit zu entschuldigen: ich lerne noch :) Fürspan, Ringe und Adelkette, all dies steht momentan auf meiner Beschaffungsliste.
 
Wir reden hier , glaube ich, über eine fiktive Zeit in einem Rollenspiel, und nicht über das echte Hochmittelalter unserer Welt in Mitteleuropa. Denn da gabs meines Wissens weder Großkönige noch als Lehen vergebene Inseln. Und auch keine Grafen, die über solche Inseln herrschten. Die den Niederlanden und Deutschland vorgelagerten Iseln waren fest in friesischer und sächsischer Hand, die dänischen Inseln der Nordsee waren bessere Sanddünen und die anderen Inseln der Ostsee sind nicht vorgelagert oder gehörten zu einer Grafschaft auf dem Festland. Im HoMi wurden Grafschaften auch nicht verliehen, als Lehen vergeben, sondern höchstens Grafen für eine Grafschaft ernannt, die ihren Lebensunterhalt entweder aus ihrem Eigengut oder aus den zusätzlich verliehenen Lehen bestritten. Das ganze war dann aber wesentlich kleiner als die Grafschaft und deutlich größer als eine Insel. Rügen war damals ja noch nicht im Gespräch. Ich denke, hier ist beim Threadersteller erstmal selber Recherche zumindest in den Wikipedia-Artikeln über Hochmittelalter, fränkische Grafschaftsverfassung, die nordischen Jarle und englischen Grafschaften nötig. Die letzten beiden entstanden ja in dieser Zeit erst. Das hier auszuführen, würde denn doch zu weit führen. Für irgendeine Darstellung ist denn doch mehr nötig, als Begriffe aus der langen Zeit des Mittelalters und die Kenntnis des Namens eines Zeitabschnitts. (Und der Besitz von mit Szenenamen belegten Kleidungsstücken) Entschuldigt die harten Worte
 
@Wilfried: Harte Worte sind genau das, wonach ich suche. Wie sonst soll ich lernen? Mit Weichspülerei komme ich demnach nicht weiter. Ich wühle mich momentan durch diverse Bücher und durch Artikel im Internet, Wikipedia ist da auch meine Quelle, wenngleich ich mich nicht rein auf die Informationen dort verlasse. Ja, der Charakter ist fiktiv, der Hintergrund ist es auch, allerdings will ich die Kleidung und auch den Auftritt an tatsächliche Gepflogenheiten im Hochmittelalter anlehnen. Wer meine Vorstellung nicht gelesen hat, kann dies natürlich nicht wissen, da kommt von meiner Seite her aber auch kein Vorwurf. Ich habe mich hier angemeldet mit der Hoffnung, als jemand aus der Fantasy-Sparte mein Wissen um fundierte Informationen und vor allem Hilfestellung etwas aufwerten zu können und das klappt sehr gut. Ich bin dankbar dafür, dass dieses Unterfangen nicht belächelt wird. @Amici: Da hab ich wohl die falsche Begrifflichkeit gewählt. Ich kenne es primär als Adelskette, aber ich glaube, der bessere (richtige) Begriff wäre "Prunkkette".
 
@Wilfried,eins mal vorneweg, ich glaube das Du ein Mensch mit großer Allgemeinbildung bist. ABER ich würde mir doch wünschen,das Du Dich bei Kleidung einfach zurückhälst. Es ist nicht Dein Steckepferd,das hast Du selber öfters erwähnt,warum mußt Du dann immer bei Neulingen mitmischen, die das noch nicht wissen ? Aber zu Deinen harten Worten: Der Fragesteller ist zwar Larper scheint aber ganz gut in der Materie eingearbeitet zu sein, da darf man dann auch schon mal ans Eingemachte gehen. Ausserdem hat er ausdrücklich nach solchen Infos gefragt. So und zum Thema hab ich nix zu sagen, weils nicht meine Baustelle ist. Wie immer wenn ich nix weiß,hätte ich auch hier einfach die Klappe gehalten,wenn ...
 
Was meinst du mit "Prunkkette" ? So was ist mir zumindest aus dem Hochmittellater nicht bekannt ...
 
Hallo, auch das Hochmittelalter waren ca. 200 Jahre. Sage uns bitte welche Zeit ungefähr, denn da gibt es auch Unterschiede.
 
@Lisabeth: Es scheint, als komme hier wieder meine Bildungslücke bei den Begrifflichkeiten zum tragen. Nach etwas längeren Nachforschungen bin ich auf den Begriff Collane gestoßen und gleichzeitig darauf, dass so etwas definitiv noch nicht ins Hochmittelalter fällt. @Matthias: Ich wollte mich auf den Zeitraum zwischen 1230 und 1300 beziehen.
 
Also, wenn ich das mal so richtig deute, Dein Charakter ist ein , naja, nicht ganz unabhängiger, aber wohlhabender "Verwaltungsbeamter/Vertreter der Zentralmacht" an einer Küste. Ungefähre Struktur diese Reiches wie in Deutschland? ? des ausgehenden HoMis/beginnenden Spämis Da wären :(vielleicht ist da etwas an Bildern zu finden): http://de.wikipedia.org/wiki/Wizlaw_III._(Rügen) Dann die Grafen vonSchwerin: http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Schwerin dann ~ den Codex Manesse http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848 dann könnte auch hier noch was interessantes zu finden sein: http://de.wikipedia.org/wiki/Lübecker_Bürgermeister#12._und_13._Jahrhundert. Das wäre das wo ich erstmal mit der Suche anfangen würde. Die Fantasy-Elemente wie Amtskette, Insignien usw kommen da dann eventuell von allein. Also : erstmal Zeitrahmen (1230-1300) dann Region (Küste) dann Stand ( abhängiger Verwaltungsvorstand einer großen Region= Graf/Fürst) dann Bilder dazu und Biografien wegen der Lebensumstände Dann Klima an dem gewählten Ort und Wirtschaftsdaten/Stellung im Reich/Einkommen archäologische Funde/ Museumsstücke (Gibts irgendwelche Dinge, die die Person getragen hat? im Museum) Zur Verfügung stehende Stoffe , hier Wolle , Leinen, Pelze und ihre Eigenschaften/was kann ich mir selbst leisten? regionale Vorlieben Ich hoffe, Dir ein paar Ansatzpunkte genannt zu haben, die Du noch nicht hattest
 
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@Wilfried: ja, das deutest du soweit ganz richtig. Deine Denkanstöße gefallen mir sehr gut, ich werde ihnen mal nachkommen. Ich werde mich jetzt erste einmal weiter durch Quellen wühlen und meinen Wissensstand aktualisieren, bevor ich weitere Wünsche äußere. Die mir hier entgegengebrachte Hilfe weiß ich sehr zu schätzen und auch die Geduld, mit der ihr mir als Neuling gegenübertretet. Ich hätte nicht gedacht, dass das Thema Kleidung doch so tiefreichend ist und war eigentlich der Überzeugung, dass ich mit meiner Vorstellung von Gewandung relativ gut fahren würde. man lernt halt nie aus.=)
 

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