Nähen .... Fachleute oder Laien

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mondspeer

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Hallo miteinander, ich habe mal versucht, meine neue Jagdmütze / Jagdhut mit normalen Überwendstich zu versäumen. (Bilder kommen später.) Jetzt mein Problem. Da die Naht in Kontrastfarben ausgeführt ist, sieht man und Frau noch mehr wie stümperhaft die Naht ausgeführt ist. Die Stiche sind doch ziemlich ungleichmäßig. Jetzt meine Frage: Wer hat im Hochmittelalter (heutiges Hessen, ~1250) genäht? Fachleute mit sauberer Naht, oder Laien? Gruß, Gerald
 
Naja - was den Jagdhut angeht, so ist der ja eher eine Freizeitkopfbedeckung der hohen (Jagd)Herren, also würde ich da schon auf Fertigung durch einen Fachmann mit entsprechend sauberen Nähten tippen - allerdings sind alle mir bekannten Exemplare dieser Kopfbedeckung (ich hab da jetzt das allseits mit Robin Hood assoziierte, vorn spitze Hütchen mit der Krempe vor dem inneren Auge) aus einem Stück gefilzt und haben überhaupt gar keine Nähte....? ?( Ich mein jetzt so ein Teil: http://www.diebehueterin.de/bilder/fmittelalter/images/Manesse-Jagdhut3.jpg (Quelle: www.diebehueterin.de)
 
Es ist durchaus auch möglich, zweifarbig zu filzen...dies führt aber jetzt irgendwie weg von der Frage des TE. Die (an welchen Kleidungsstücken auch immer) gefundenen Nähte aus dem Hochmittelalter sind auf jeden Fall durchgängig sehr gleichmäßig, auch wenn es sich um eher einfache Kleidungsstücke handelte, die vermutlich keine "Fachkraft" angefertigt hat. Außerdem war das Schneiderhandwerk meines Wissens anfangs eher auf das Zuschneiden beschränkt, genäht hat man (oder eher frau) zu Hause dann selber. Also eher Laienarbeit, was nicht an der Gleichmäßigkeit und Feinheit der Nähte geändert hat... @ Ulf: Soweit ich weiß gibt es keine direkten Funde zu dieser Art Hut, sondern nur Abbildungen - auf denen sieht man keine Nähte, was aber nicht heißen muss das da nix genäht wurde. Meine erste Verwunderung rührte eher daher, daß die Rekonstruktionen die ich kenne zum Großteil gefilzt sind, was mir wegen der besseren Wasserdichtigkeit auch logisch erschien. Ich habe allerdings mittlerweile auch Bilder von genähten Rekonstruktionen gefunden und relativiere daher meine anfängliche, eher spontane Aussage.
 
Danke für die Antworten. Ja, der Hut müsste vermutlich gefilzt werden. Ich habe einfach ein paar Reste mit grüner Walkwolle genutzt, um mal nähen zu üben. Dabei ist mir meine mieserable Nähtechnik aufgefallen. Wenn ich jetzt also mal tatsächlich Klamotten nähen wollte, würde das vermutlich ziemlich schlecht aussehen. Ich muss also entweder auf das große "A" verzichten, oder jemand finden, der für mich die Nähte macht. Für das MPS reicht der Hut ja und für das nächste Krimidinner zum Thema "Märchenprinz" auch. :D
 
Üben, üben, üben ;) Fang mit nem Leinenkittel an, weißer Faden auf weißem Grund - da fallen Fehler nicht so sehr auf und du kannst deine Technik verbessern. Glaube mir, das hat hin - vor nem halben Jahr konnte ich grad mal nen Knopf annähen und nun lobt man meine Nähte. Das kannst du auch.
 
Ich würde mal behaupten, es ist ganz einfach: auch vor 900 Jahren war man an irgend einem Punkt "Anfänger". Ein junges Mädchen, das vielleicht mit 7 Jahren (Zahl völlig willkürlich), seine erste Naht sticht, wird vermutlich auch kein Meisterwerk abgeliefert haben. Das sich ein solcher Werkstück dann aber bis heute erhalten hat, ist eher unwahrscheinlich. Wenn sie dann den Rest ihres Lebens weiter genäht hat, wird sich auch irgendwann eine Qualität eingestellt haben, mit der du heute bei deinem ersten Versuch auch natürlich nicht mithalten kannst. Was einen aber dennoch nicht davon abhalten sollte, ein solches Ziel anzustreben. Und wenn man Nähte 3 mal wieder auftrennt, weil das Ergebnis einfach nicht den eigenen Ansprüchen genügt, lernt man dabei trotzdem was.
 
Ich denke auch, dass frau, die regelmäßig die Klamotten für ihre Familie mit der Hand genäht hat, schöne gleichmäßige Stiche nähen konnte, die vom hauptberuflichen Näher kaum zu unterscheiden waren. Das ist doch alles Übung, sei es nähen oder heutzutage z.B. Stricken. Da sehen die ersten Stücke eines Kindes auch ganz grausig aus, aber meine heutigen Werke könntest du auch in einen Laden hängen, die sind gleichmäßig und technisch perfekt. Leider haben die bösen Hochmittelaltler noch nicht gestrickt... X( Aber beim Nähen ist das genauso: Alles Übung! ...und da übe ich auch noch!!!
 
Wie sagte mein Vater? Machs auf, mach nochmal, guck, ich zeigs Dir. Nähte das Stück und trennte die Naht wieder auf ;-). Perfekt sind meine Nähte ja nach 50 Jahren noch nicht, aber ich bin ja auch ungeduldig.. Von daher, ein Mann muß seine Hose auch mal selber nähen können, ohne das die Leute was sehen. Von daher, auch früher waren die Nähte perfekt
 
Ich muss also entweder auf das große "A" verzichten, oder jemand finden, der für mich die Nähte macht.
Mondspeer, musst du nicht. Die mit Kontrastfarben genähten Nähte sind (und waren auch damals) oftmals Ziernähte, die natürlich etwas Übung brauchen, aber wenn du die Fäden aus dem Stoff "ziehst" dann hast du ja die gleiche Farbe und die Nähte werden somit weniger auffällig. Also, nicht aufgeben Mondspeer. Keine Angst bekommen und einfach machen. ;) Wie Hraban schon schrieb, auch damals waren sicher nicht alle Stücke perfekt und wurden trotzdem getragen, weil man die Ressorce Stoff sicher mehr zu würdigen wusste als heute. Ich habe zu Beginn der Saison einen jungen Mann getroffen, der auch seine erste selbstgenähte Homi-Klamotte "zu Markte" trug. Die Kontrastnähte waren sicher auch nicht perfekt und trotzdem sah er ("A" wie amtlich) klasse aus und hat deutlich das Niveau der Veranstaltung gehoben. Die Näherfahrungen kann dir keiner nehmen. Nur Mut, das wird schon. :heupf1
 
Du solltest vor allem auch bedenken, dass man bei einem Kleidungsstück nciht alle Nähte sehen kann. Wie sauber die sind fält bei einen engen Vorstich daher eher mal nicht auf. Und wenn du dich durch alle Innennähte durchgekämpft hast, hast du erstmal genug übung für die paar Sichtnähte. Das wird schon, glaub mir ;)
 
Danke für's Trösten und Mut machen. :thumbup: Also gebe ich noch nicht auf. Aber bis zu meinem nächsten Stück vergehen jetzt auch wieder ein paar Wochen. Ich komme nicht immer dazu. PS: Amici, wo hast Du denn den Hut in Deinem Avatar her? Selbst gemacht? Und wenn ja, wie?
 
Kleiner Tipp, um die Länge der einzelnen Einstiche ungefähr gleichmäßig zu gestalten: Markiere deine Nähnädel mit einem Edding-Strich ab der Spitze je nachdem, wie lang deine Nahtlängen sein sollen. Ich nehm bei mir immer so ca. 1 - 2 cm, je nach gusto... Und dann einfach den ersten Stich setzen, und vom Einstichsloch mit der Nadel abmessen, bis die Markierung auf der Nadel erreicht ist, wieder eintsechen und so weiter. Somit hast du immer gleich lange Nahtlängen. Beim Rückstich dann also so: .__ __ __ __ __ __ __ etc... Nach einer Weile kommt dass dann automatisch und du kannst dir die Markierung an der Nadel selbst sparen. Irgendwann gehts dann ins Blut über und du hast die ungefähren gleichen Abständen auf der gesamten Naht.. :)
 
Beim Nähen von einfachem Leinen (oder anderen leinwandbindigen Geweben) braucht es meist noch nicht einmal so ein Hilfsmittel, weil man da einfach Fäden zählen kann: 1, 2, 3: Nadel rein, Faden durchziehen - 1, 2, 3: Nadel raus, Faden durchziehen. Das gibt jedenfalls bei geraden Stücken kleine, gleichmäßige Stiche. 8)
 
Markiere deine Nähnädel mit einem Edding-Strich ab der Spitze je nachdem, wie lang deine Nahtlängen sein sollen. Ich nehm bei mir immer so ca. 1 - 2 cm, je nach gusto...
Lustige Idee, aber was nähst Du da? Und wie lange hält die Markierung? Eine Naht mit Stichen von 1 bis 2 cm Länge ist (für mich) eine Heftnaht (für Näh-Laien: eine vorläufige Naht zum Anprobieren). Eine Naht zum dauerhaften Verbinden fün Stoff sieht so aus
einfach Fäden zählen kann: 1, 2, 3: Nadel rein, Faden durchziehen - 1, 2, 3: Nadel raus, Faden durchziehen
dann hält das auch. Äh ja, an der Eingangsfrage "wer näht?" bin ich auch interessiert. Mann, Frau, Kind; im Haus, oder in einer Werkstatt? Wer besaß überhaupt eine Nähnadel? Weiß man da was?
 
Zitat Markiere deine Nähnädel mit einem Edding-Strich ab der Spitze je nachdem, wie lang deine Nahtlängen sein sollen. Ich nehm bei mir immer so ca. 1 - 2 cm, je nach gusto... Lustige Idee, aber was nähst Du da? Und wie lange hält die Markierung? Eine Naht mit Stichen von 1 bis 2 cm Länge ist (für mich) eine Heftnaht (für Näh-Laien: eine vorläufige Naht zum Anprobieren). Eine Naht zum dauerhaften Verbinden fün Stoff sieht so aus Zitat einfach Fäden zählen kann: 1, 2, 3: Nadel rein, Faden durchziehen - 1, 2, 3: Nadel raus, Faden durchziehen dann hält das auch. Äh ja, an der Eingangsfrage "wer näht?" bin ich auch interessiert. Mann, Frau, Kind; im Haus, oder in einer Werkstatt? Wer besaß überhaupt eine Nähnadel? Weiß man da was?
Ich nähe mittlerweile ohne Markierung, mach das jetzt lang genug ;) Stimmt, 1 - 2 cm ist doch ein wenig übertrieben, eher kommt bei mir so ein halber Zentimeter bis 1 Zentimeter hin... :) Und bisher hatte ich noch nie ein Problem, dass irgendwo was aufgegangen wäre :)
 
Nähnadeln finden sich eigentlich in allen archäologischen Ausgrabungen, ob nun in Burgen, Klöstern (auch Männerklöstern), Städten oder Dörfern. Insofern kann wohl davon ausgegangen werden, dass sie so ziemlich in jedem Haushalt vertreten waren. Wer nun genäht hat, ist vermutlich abhängig von der jeweiligen Zeit und dem jeweiligen Stand: Im Frühmittelalter wurden Frauen oft mit Nähnadeln begraben (im Gegensatz zu Männern, bei denen mir ad hoc keine derartige Beigabe einfällt); im Spätmittelalter gab es professionelle Schneiderwerkstätten, in denen Männer wie Frauen arbeiteten. Aber nicht jede/r wird seine Kleidung dort gekauft oder zum Ausbessern dorthin gebracht haben (Second Hand Läden sind keine Erfindung der Neuzeit ;) ).
 

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