Waffenrock um 1360 - Tappert

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NikolausVonRumore

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Hallo, ich bin auf der Suche nach Informationen zu Waffenröcken um das Jahr 1360 herum. Im Zuge der Anpassung meines neuen Rüstzeugs, das sich an die Visby Funde anlehnt, möchte ich mir auch gerne einen neuen Waffenrock nähen, der zeitlich ins Bild passt. Bisher habe ich mich hauptsächlich mit der Mode und Rüstzeug um 1250 beschäftigt, weshalb ich leider nur Basis-Informationen für die Zeit um 1360 habe. Ich habe mir in letzter Zeit einige Bilder von Darstellern angesehen und da ist mir ein Kleidungsstück namens Tappert oder auch Tabard aufgefallen.Wurde dieser Überwurf sowohl im zivilen als auch im militärischem Bereich getragen oder setzte sich dieser Schnitt erst später durch? Gruß
 
Der Tappert ist kein schlichter Überwurf, sondern als deutsche Entsprechung (mit gewissen Unterschieden natürlich) der französischen houpellande ein ziviles Gewand der Zeitstellung 1370+ Der Überwurf des Herolds wird allerdings auch Tappert genannt, auch heute noch bei zeremoniellen Anlässen, von daher kommt es häufiger zu Missverständnissen, was jedoch nicht weiter verwunderlich ist, da es keine einheitliche Nomenklatur gibt und Tapperte manchmal durchaus als Schecken, Houppelanden, oder, mein Liebling, schlicht als Röcke bezeichnet werden. Zu Waffenröcken dieser Zeitstellung gibt es ja gottseidank durchaus einige Quellen, sodass man da mit relativ wenig Aufwand ne schöne Vorlage finden kann.
 
Tabard oder Tappert kommt eigentlich auch von der Form her erst später auf. WEnn Du was über Dienen CoP tragen willst, dann reicht gegebenenfalls eine Art einfache Tunika (wie bei den Leugemeete Fresken (ca. 1340). Im Dom zu Gent gibt´s da noch ein Abbild eines Mitglieds der Genter Miliz um 1340 und am Straßburger Münster gibt´s ein paar sehr detaillierte Statuen von schlafenden Wachen, die Überwürfe tragen (ca. 1345). Dann gibt´s ähnlich noch ein paar schlafende Wachen an der Kirche von Hagenau (Haguenau, jetzt Elsass). Was Du bemerken wirst, ist, dass die meisten Abbildungen von "Waffenröcken" über CoP meist aus den 40er Jahren des 14. Jhdts. stammen. Um 1360 ist der CoP eigentlich schon etwas veraltet und da findest Du auf Abbildungen eher Lentner und Jupon (oder wie man je nachdem das Übergewand nennt). Hoffe, das konnte etwas helfen. Bis denn Thorsten
 
Ich meine diese schlafenden Wachen habe ich daheim aufm Rechner. Poste sie dann mal. Aber ich find gerade mal keines wo ic hjemanden damit als Kleidungstück sehe. Bin auch am überlegen, in der Richtugn was zu nähen.
 
Nach dem Durchsehen verschiedenster Abbildungen zeigen ein Großteil zumindest einen deutlich figurbetonteren und nur oberschenkellangen Schnitt der getragenen Röcke - sehe ich das richtig? Liege ich damit richtig, dass man schon teilweise dazu übergeht die Röcke auf dem Rücken zu schnüren?
 
ein einfacher Überwurf (Wappenrock seiltlich offen, hüftlang) über dem Plattenrock würde es auch tun. In der von dir gewählten Epoche hast du Auswahl :) . Grüsse G.z.W.&L.
 
naaaa so a wappenlappen möcht i an nem zünftig auschauenden Ritter ned sehn.. Also Rückenschnürung ist natürlich bei Grabmälern eher schwierig nachzuweisen, gerade durch konservatorische Aspekte, die die Interpretation bestimmter Areale sowieso vertrackt gestalten. Schnürung an der Seite oder an der Brust wären durchaus Möglichkeiten. Richtig erkannt hast du die beginnende Körperbetonung. Also mit nem Sackartigen Waffenrock wäre man bei seinen Mitrittern ziemlich unten durch gewesen. Oberschenkellang geht auf jeden Fall. Hüftlang wäre tendenziell später. Aber da bleibt die Frage, möchte ich nachweisbare Trends (!) darstellen, oder davon abweichende EInzelfälle
 
Sorry, aber Schnürungen kenn ich nur aus dem 12. Jhdt und dem 15. Jhdt. Und eigentlich auch nur bei Frauen. Um 1360 trägt man (wenn es sein muss!!) Knöpfe aus Stoff allenfalls. Hab ich jetzt nicht genau geschaut, ob das hier der Fall ist. Aber man weiß sehr wohl taillierend zu schneidern in dieser Zeit und Schnürungen sind nicht notwendig.
 
Bei den besagten Figuren am Straßburger Münster trägt eine der Wachen einen an den Seiten geschnürten Rock. Darunter kann man gut den CoP sehen. Kommt jetzt drauf an, was Du machen willst Nikolaus - willst Du Dich mehr gegen 1360 orientieren ist eher Lentner und entsprechende Rüstung angesagt. Die Lentner gibt es in Abbildungen übrigens auch mit Schnürung, wobei Köpfung da verbreiteter war. Die ist aber auch anders angelegt, als ein Standard-Wisby. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass einer der Gründe, warum die Teile im Massengrab gelandet waren, vermutlich auch war, dass Sie 1361 schon veraltet waren und man dementsprechend keinen Nerv hatte, sie den verwesenden Leichen auszuziehen. Ein gutes Beispiel für eine typische Rüstung zwischen 1350 - 1360 ist sicher der Küßnach-Panzer oder auch der jetzt im Ingolstädter Militärmuseum ausgestellte Plattenrock von der Burgruine Hirschstein. Hier ein Link zu Hermann Historica, die das Teil verscherbelt haben http://www.hermann-historica.de/auktion/hhm52.pl?f=NR&c=59656&t=temartic_a_D&db=kat52_A.txt (Klicken auf eigene Gefahr ...). Die sogenannte Brigantine der MArgarete Maultasch von der Burg Tirol wird auch gegen 1350 - 1360 verortet, die wird auch eng gewesen sein. Über solche Rüstungen kann man dann schon die körperbetonteren Waffenrock/Jupon-Formen tragen, die gab´s dann sowohl geknöpft als auch geschnürt. Es gibt im Hörder Heilsspiegel von 1361 (Speculum Humanae Salvationis MS 2505, Darmstadt) eine schöne Abbildung des Gideon, auf der man die typische Kombination sieht. Gibt´s auch auf bildindex.de unter folgenden Hinweisen: Speculum humanae salvationis, Dortmund, 1401/1500, Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Inv.-Nr. Hs 2505 —Rheinisches Bildarchiv Köln (gibt leider keinen Direktlink). Der Gideon ist übrigens auch an der Seite geschnürt. Was die Wisbys angeht, so wurden in ihrer Hochzeit wohl immer noch klassische Waffenröcke verwendet. Das kann man ganz gut auf den zeitgenössischen Bildern sehen. Schau mal hier: bei Manuscript Miniatures, da kannst Du Zeit und Region gut eingrenzen und wirst sehen, dass noch lange die klassischen Wappenröcke getragen wurden. Rotschopf: Da ich auch ein paar Quellen zu geschnürter Zivilkleidung im 14. Jhdt. habe, würde ich das mit dem Knöpfen nicht zu sehr simplifizieren ;) Bis denn Thorsten
 

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