Der kleine Prinz (nhd.) / Daz prinzelîn (mhd.) / Dher luzzilfuristo (ahd.)

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Ougenweyde

Guest
Ich finde es absolut genial ein neuhochdeutsches Werk in das Mittelhochdeutsche oder gar Althochdeutsche übersetzen zu wollen. Ich studiere Germanistik und finde es deswegen umso interessanter. Die mittelhochdeutsche Übersetzung von "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry ist wirklich sehr gelungen und ich kann es nur empfehlen: "Daz prinzelîn". Eigentlich ein Muss für jeden Mittelalter-Fan, denn auch die Sprache war ein wichtiger Teil der damaligen Zeit und Kultur. Wer Werke aus dieser Zeit wie den "Parzival" nicht lesen mag, hat mit dem prinzelîn wirklich einen guten Einstieg bzw. erhält einen guten Einblick in die damalige Sprache um 1250. Ich finde es wirklich gelungen und phänomenal, da man im Germanistik-Studium nur die Übersetzung vom Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche lernt und es ja eigentlich auch keinen Sinn macht, aktuelle Texte in das Neuhochdeutsche übersetzen zu wollen, schon allein, weil es viele Vokabeln damals noch nicht gab. Auf dieses Problem stieß auch Helmut Birkhan und versuchte Wörter auf andere Weise zu umschreiben oder erfand sogar neue Wörter wie vluc-geziuc für Flugzeug oder lantbeschrîbære für Geograph. Wenn das jetzt noch als Hörbuch erscheinen würde, fänd' ich das auch nicht schlecht. :) Informative Links: Mittelalterrezeption mit 'Schleifen' - Übersetzungen fremdsprachlicher Literatur in das Altalemannische und Mittelhochdeutsche Daz prinzelîn (Beispielseiten/-texte) Amazon: Dher luzzilfuristo (Althochdeutsch) Amazon: Daz prinzelîn (Mittelhochdeutsch) Verlag Tintenfass - Althochdeutsch - Mittelhochdeutsch
 
Liebe Ougenweyde! Ich wusste gar nicht, dass es die Variante auch gibt (also nhd. in mhd.). Vielen Dank für den Tipp! Ich hatte mediävistik zwar leider nur in den Grundzügen im Studium, aber ich hab es bis jetzt immer in den Deutsch- und,ja man staune,den Kunstunterricht einfließen lassen. Es grüßt die Sophia
 
Hallo Sophia, es freut mich, dass ich mit einem Hinweis auf dieses Buch doch jemanden begeistern konnte. Wer das Mittelalter liebt, den sollte die damalige Sprache nicht ganz uninteressiert lassen. Es muss ja keiner gleich Mediävistik studieren, aber mal einen Blick in das eine oder andere Werk oder Gedicht, kann man schon einmal werfen. Wem aber die alte Literatur zu schwierig ist, obwohl es mittlerweile sehr viele mittelhochdeutsche Texte mit direkter neuhochdeutscher Übersetzung in einem Buch gibt, der findet mit dem prinzelîn einen netten kleinen Einstieg. Vom kleinen Prinzen sollte ja doch schon jeder einmal gehört haben. Wer es nachholen will, hat bei YouTube immer noch die Möglichkeit, sich das Hörbuch auf Neuhochdeutsch anzuhören. Das Buch allgemein eignet sich ja auch gut für den Unterricht, da es wichtige Werte und schöne Ansichten vermittelt, die gerade Kindern leicht verständlich sein sollten. Wenn du Deutsch und Kunst unterrichtest, liegt es ja nahe, dieses Buch in beiden Fächern, quasi fächerverbindend einzubauen. Es ist ja auch ein pahntasieanregendes Buch. Mittelhochdeutsch findet meist nur in Deutsch zum Thema Literatur im Mittelalter kurze Anwendung, wenn überhaupt. Man zeigt dann meist nur ein bekanntes Gedicht wie "dû bist mîn, ich bin dîn" und weiter geht's zur nächsten Epoche, was eigentlich schade ist, da dass Mittelhochdeutsche ja eine wichtige Rolle in der Sprach- und Kulturentwicklung der Deutschen gespielt hat. Ich selbst studiere Deutsch auf Lehramt, deswegen gleitet es jetzt hier ein wenig ins Schulische ab. ;) Aber wenn du das Buch im Unterricht behandelst und die Kinder das Buch kennen, dann bietet es sich ja mal an, ihnen eine Seite aus der mittelhochdeutschen Version vorzulegen und sie sollen dann zumindest versuchen, herauszubekommen, um welche Stelle es sich im Text handelt. Da kann man dann nebenbei noch ein wenig auf das Mittelhochdeutsche eingehen und zum direkten Vergleich dann noch die neuhochdeutsche bekannte Übersetzung daneben legen. Ich denke, das könnte schon einiges Interesse und auch Staunen mit sich bringen, da Mittelhochdeutsch meistens viel zu kurz im Deutschunterricht angesprochen wird. Das Buch gibt es allgemein mittlerweile in vielen Sprachen und auch Dialekten! Vielleicht haben wir ja noch einen Englischlehrer unter uns oder Englischbegeisterte: Es gibt den kleinen Prinzen auch auf Altenglisch Be þam lytlan æþelinge oder schon wesentlich besser verständlich in Mittelenglisch The litel prynce. Liebe Grüße, Ougenweyde
 
Hier mal eine kleine mittelhochdeutsche Textprobe: Klick - Kann man sich vorlesen lassen. ;) Aber Helmut Birkhan hat es im Buch ganz anders übersetzt als bei dem obigen Beispiel:
Ach, prinzelîn, træclîche hân ich dîn kleinez, trûrigez leben verstanden. Du hetest lange zît deheine kurzwîle ez ensî die lieblichkeit der sunne, dô siu nider gât. Daz verstuont ich am morgen des vierden tages, dô du jæhe: Ich liebe daz bilde, swenne diu sunne nider gât.
 
Da kann ich nur zustimmen: Mit einem Gefühl für die mittelhochdeutsche Sprache und dem Lesen der Originalquellen, erschließt sich einem das Leben des MA doch gleich viel besser. :thumbsup:
 
Oh weh! Zur Aussprache toter Sprachen kann ich mich nicht äussern, aber für lebende Sprachen und Dialekte sollte man Muttersprachler nehmen! Das ist auf jeden Fall beim Isländischen und Hessischen nicht der Fall. Klingt fürchterlich... Aber lesen möchte ich die mhd Ausgabe wirklich gern einmal. Gruss Iðunn
 

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