Brotgewicht- größe

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Gesine

Well-known member
Registriert
01. Aug. 2015
Beiträge
323
Reaktionspunkte
166
Ort
84570 Polling
Ich weiß jetzt nicht ob die Frage hier richtig ist - wenn nicht bitte verschieben. Also es geht um die Größe und das Gewicht von Broten allgemein. Dass es verschiedene gab ist klar. Da Brot auch als Teller oder Schale genutzt wurde dürfte es unterschiedliche Formen und Gewichte gegeben haben. Aber wo ist das festgelegt worden? Gab es regionale Unterschiede? Wurde es wirklich so streng kontrolliert ob ein Brot das nötige Gewicht hatte? Bäckertaufe - seit wann und wo zuerst? Man kann wohl davon ausgehen, dass gerade die Stadtbewohner ihr Brot sehr früh NICHT mehr selbst gebacken haben. Obwohl Brot erst im späteren Mittelalter ernährungstechnisch eine große Rolle spielte. Man aß eigentlich mehr Getreidebrei. Trotzdem ist der Beruf/Stand des Bäckers sehr alt und seit Karl dem Großen bekannt. Da im "Mittelalter" vieles geregelt war muß irgendwann ja mal einer auf den Gedanken gekommen sein, die Maße und Gewichte von Brot festzulegen. Bisher hab ich dazu nix gefunden. Kann da jemand weiterhelfen? Gesine
 
Zu Meiner Schande muss ich gestehen das *Geschichte* auf der Berufsschule nicht durchgenommen wurde. Ist allerdings ne sehr interessante Frage
 
Zu Maßen und Gewichten kann man sehr viel finden, den es so, dass jede Region, Stadt, Herrschaftsgebiet eigene Maßeinheiten hatten. Die Maße hierfür wurden von der Obrigkeit (Rat der Stadt, Herrscher) bestimmt und meist sichtbar für alle Leute in den Städten oft am Rathaus, Toren der Stadt oder der Kirche angebracht. Wenn man die Maße und Gewichte für seine Region erfahren möchte, ist es ratsam zum nächsten Archiv zu gehen und dort die Markt- bzw. Lebensmittelordnung einzusehen (sofern noch vorhanden). Oder in älteren Städten sind diese heute noch an der Wand von Rathäusern, Zollhäusern oder Kirchen länglichen Eisen angebracht sind. Oftmals auch kleinere Kerben oder Kreise auf Steinen. Seit wann die Bäckertaufe angewendet wurde ist auch nicht so einfach zu sagen. Wie bei den Maßen und Gewichten, gab es auch verschiedene Vollstreckungen von Ehrstrafen. Bekannt ist diese jedenfalls als „Prelle“ ab dem 13. Jhd. Angewendet wurde diese eh meist in den städtischen Regionen. Auf dem Land sind die Bäcker vermutlich eher mit einem blauen Auge davongekommen. :keule1 :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hab eben mal ein bisschen gegooglet und vermute das es die ersten *Verordnungen* mit Entstehung der Zuünfte im 12 Jahrhundert aufkamen.
 
Mit Entstehung der Zünfte, Gaffeln (Köln) & Co. werden auch die ersten Verordnungen aufkommen. Gerade Köln hätte da was nettes bieten können, aber seit dem Stadtarchiv Unglück... Ich denke mal München wird da was bieten oder Konstanz. Letztere Ortschaft fällt mir ein wegen des Konzils. Zu Ulfs Hinweis mit den Maßen fällt mir ad hoc Erfurt ein. Am Rathaus ist eine entsprechende Maßeinheit für Tuche. In Bremen meine ich auch und zwar am Roland. Bei Städten wie Lübeck, München, Hamburg, Köln, Trier, Mainz lohnt sich vielleicht mal den Stadtarchivar (wenn sie so was haben) anzufragen. Manchmal können die einem gut weiterhelfen. Die wissen (hoffentlich) ob es entsprechende Verordnungen aus ihrer Stadt gibt.
 
Ah sehr gute Tipps. Vielen Dank - jetzt weiß ich wo ich nachhaken kann. Besonders interessant find ich das mit den Maßen an der Mauer.... muß man mal erst drauf kommen. Gesine
 
Die an Rathaus- oder Kirchenwänden eingeschlagenen lokalen Maße bezogen sich auf die gängigen Handelseinheiten. Damit ist also das übliche Brot, dessen Scheiben sicher auch als Essunterlage genutzt werden konnten, erfasst. Wenn Du Brote als Ess-Schüsseln für Dicke Suppen und Eintöpfe suchst, waren das meistens eher kleinere Sonderbestellungen. Mit so einem kleinen Brot ist man durchaus satt. Wenn man also als reicher Bürger mehrere Gänge servierte, von denen eben einer Suppe/Eintopf im Brot war, zeigte man auch Reichtum, wenn man nur den Deckel aß und der Rest wieder in die Küche ging. (Wo er vermutlich das Gesinde sättigte...) Bevor jetzt Fragen nach Belegen kommen: Das hat mir unser Smut an Bord vor ca 10 Jahren al in einem Koch-Fachbuch gezeigt. Ich habe keine Ahnung, wie das Buch hiess! (Er hatte damals Gulaschsuppe so serviert...)
 
Kleine Brotlaibe als Suppenschüsseln halte ich für eine typische romatisch-verklärte Erfindung im Rahmen des MA-Hypes der letzten 30 Jahre. Bislang habe ich davon weder etwas auf Bildern gesehen noch davon gelesen.
 
In den Kleiderordnungen des 15.Jhdt. ist auch das Ausrichten von Gastmählern geregelt (es ging um überflüssigen "Luxus" statt nur Klamotten). Das ist von "Essen" die Rede... bei Handwerkern zum Beispiel max. fünf des Morgens und abends vier... die weiteren Ausführungen lassen annehmen, dass Brot nur als Schüssel ebenfalls verboten war... als sog. "Schauessen".
 
Dann waren Brotschüsseln also nicht nur Luxus (und damit wahrscheinlich Sonderanfertigungen) sondern eher so verschwenderisch, dass sie verboten gehörten. Danke Lorb. und eine Scheibe Brot, die unter irgendwas drunter gelegt wird um den Saft aufzufangen, kann aus normalem Brot gemäß Marktordnung geschnitten werden.
 
Zwar schon nach 1500, aber vielleicht auch noch interessant: vor allem authentisch :) http://www.adam-ries-bund.de/index.htm Rainer Gebhardt (Hrsg.):Die Annaberger Brotordnung von Adam Ries Band 16 der Schriften des Adam-Ries-Bundes e.V. Annaberg-BuchholzKommentierte und bearbeitete Faksimileausgabe der 1533 erstellten und 1536gedruckten Brotordnung.Mit Beiträgen von Rainer Gebhardt (Chemnitz), Wolfgang Kaunzner (Regensburg), Wolfgang Lorenz (Annaberg-Buchholz) und Bernd Rüdiger (Markranstädt)2004, viiI, 350 Seiten. 204 Abb.47 Tab. 20,8 x 14,6 cm. Broschiert. ISBN 3-930430-66-5 Preis: 16,00 EuroInhalt:Vorwort viiWolfgang Kaunzner: Adam Ries aus heutiger Sicht, oder:Dichtung und Wahrheit um Adam Ries 1 Einleitung 1 Wer war dieser Adam Ries? 7 Zum schriftlichen Werk von Adam Ries 13 Wo stehen wir mit den Kenntnissen zur frühen Algebra im hiesigen Raum? ..... 39 Literatur 41Rainer Gebhardt, Wolfgang Lorenz, Bernd Rüdiger: Brotordnungen und Adam Ries 47 Zur Notwendigkeit von Brotordnungen 47 Die Brotordnungen von Annaberg 56 Die Joachimsthaler Brotordnung 61 Die Brotordnungen von Zwickau 62 Die Hofer Brotordnung 71 Die Leipziger Brotordnung 72 Weitere Brotordnungen 77Rainer Gebhardt: Die Annaberger Brotordnung von Adam Ries 79 Einführung der Maße – Unterrichtung der Maß 81 Einführung der Gewichte – Unterrichtung aufs Gewicht 82 Weinmaße – Unterricht vom Weinmaß 83 Tabellen der Vielfachen und Teile für Scheffel, Pfund oder Eimer..... 84 Allgemeine Berechnung des Halbgroschenbrotgewichts 85 Berechnung des Halbgroschenbrotgewichts für die Bäcker.. 86 Berechnung des Pfennigbrotgewichts.. 88 Berechnung des Pfennigbrotgewichts für die Bäcker 88 Berechnung des Gewichts für ein Paar Semmeln 90Anhang A: Die Annaberger Brotordnung von Adam Ries A1 – A202Anhang B: Zwickauer Beckenordnung von Stephan Roth B1 – B6Anhang C: Zwickauer Maße und Gewichte C1 – C12Anhang D: Die 1539 von Adam Ries erstellte Zwickauer Brotordnung........ D1 – D12Anhang E: Die Leipziger Brotordnung von Adam Ries ... E1 – E25 LG Sikla
 

Neueste Beiträge

Oben