Bitte bei folgenden Themen um Hilfe! / 1. Namensfindung? / 2. weißes Leinen?

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Weiß heißt der Stoff ist entsprechend gebleicht und vornehmlich ein Zeichen von entsprechenden Geldmittel...
Jepp,gebleichte Kleidung konnten sich zu der Zeit nur relativ wenige Menschen leisten. Persönlich "spinne" ich an der Darstellung eines Kaufmannes aus Münster ("kleiner Fernhandel" bis ins holländische Grenzgebiet,vieleicht noch bis Friesland) in der Zeit um 1180 - 1220 herum. Der konnte sich - wenn er beruflich erfolgreich war - durchaus schon gebleichte Leinensachen leisten.
 
Interessant wäre doch mal der Exkurs, wieviele ärmere Leute sich überhaupt Leinen leisten konnten. Nur weil es heute bei uns billiger ist als Wolle, war das damals nicht automatisch auch so. Wie komme ich darauf? In der Benediktregel aus dem 6. Jh. steht, dass Mönche die Sachen billig herstellen lassen sollen. Gerade im Hochmittelalter, als die Reformorden aufkamen (ich denke da an die Zisterzienser) wurde zu den Benediktregeln wieder zurückgekehrt, dies hieß auch, dass die Unterwäsche auch aus Wolle war (Belege habe ich dafür genügend gefunden). Leinen wurde selbst bei den Benediktinern nur den Knaben von Cluny gestattet, da man ja nicht verweichlichen wollte. Wäre Leinen so billig gewesen, hätte man es damals aus den klösterlichen Kleiderkammern ja nicht verbannt. Im Umkehrschluss: Welcher Bauer oder Handwerker konnte sich Leinen leisten? Nur weil auf Bildern was Weißes zu sehen ist - muss das dann immer Leinen sein? Selbst die Schleier der Nonnen waren damals aus Wolle. Klar besitzt jeder von uns mindestens ein Unterwäscheteil aus Leinen, aber worauf stützt sich diese Erkenntnis? Weil sie sich besser waschen lassen? Weil jeder eines hat? Ich habe über einen Briefwechsel zwischen der Nonne Heloise und dem Abt Abelard (11./12. Jh). gelesen, da bittet sie darum, das die Nonnen aufgrund der besseren Waschbarkeit Leinenunterkleider tragen dürfen. Ob sie bewilligt wurden, weiß ich nicht, aber allein die Frage impliziert doch schon, dass es selbst im 12. Jh. nicht selbstverständlich war, dass man Leinenunterwäsche trug. Aus der eigenen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass es Wollstoffe gibt, die man durchaus direkt auf der Haut tragen kann und die sowohl leicht als auch blickdicht sind und nicht kratzen!!!!. Insofern nehmen sie sich kaum was mit Leinen, man schwitzt auch nicht mehr.
 
Auf der anderen Seite sind sehr viele gefundene Unterbekleidungstücke aus Leinen wie ein kurzer Blick in den Fundkatalog bei Kania zeigt. Archäologen z.B.Schlabow verweisen immer wieder darauf, dass pflanzliche Fasern sehr viel schneller verrotten als tierische. Zuletzt möchte ich darauf verweisen das feine Wollstoffe wahrscheinlich seltener und somit teurer waren als heute. Die alten Landschafrassen haben dagegen eine härtere, teilweise haarige Wolle die heute im Regelfall nicht mehr zur Kleidungsherstellung genutzt wird. Soweit meine Gegenüberlegung. Allerdings überlasten wir hier vielleicht auch den Anfängerbereich mit einer solchen Diskussion. Irgendwo hatten wir diese Diskussion schon einmal. Wenn Bedarf besteht sollten wir es dort fortsetzen.
 
Das Lorb hat (wie eigentlich immer :) ) recht das sich dieses Thema in einer Weise entwickelt hat das der Inhalt teilweise einen eigenen Platz verdient hätte. Hier sind Informationen gekommen die ich am Anfang gerne gehabt hätte und mir als Fortgeschrittener (das steht jedenfalls unter meinem Profilbild) Denkanstöße gegeben hat. Wie bekomme ich Leinen weiß? Würde mir spontan einfallen. Wolle war im Mittelalter generell günstiger im Preis als Leinen. Wolle kann fast direkt vom Schaf für Bekleidung verwendet werden. Leinen hingegen braucht mehr Zeit bis es überhaupt zu Faden verarbeitet werden kann. Der Zeitaufwand für die Produktion für Leinen ist wesentlich höher als bei Wolle die ja quasi von alleine wächst. Die Reihenfolge im Preis war sehr lange Wolle, dann Leinen, dann eine ganze Weile nichts, und dann kam Seide. Das erklärt auch warum Testamente im Mittelalter verfügen das der und der die leinerne Bekleidung erbt. Das bezieht sich hauptsächlich auf Innenfutter aus Leinen aus der Oberbekleidung. Leinenunterwäsche wurden hingegen den Toten mit als Leichenwäsche mit ins Grab gegeben. Von heutigen Preisen kann man überhaupt nicht auf die Preise im Mittelalter schließen. Selbst das Mischgewebe aus Leinen mit Baumwolle war im Mittelalter hochpreisig da die Baumwolle nur kurze Fasern aufweist. Erst im 19. Jh. konnte Baumwolle in großen Massen maschinell verarbeit werden. Heute ist Baumwolle das billigste was man kriegen kann. Im 14. Jahrhundert aber eben nicht.
 
Ich hab mal versucht, den "Betreff" passend zum Inhalt anzupassen. So wird das Thema evtl. auch in Zukunft noch gefunden.
 

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