Buch-Hinweis: Das Wahrener Geschichtsbuch

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Graf Moritz von Baernfels

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(Untertitel: „Vom Sorbendorf und befestigter königlicher Pfalz zum Adelssitz und vom Dorf zu einer Industriegemeinde und einem Stadtteil von Leipzig“)

Herausgeber: Bürgerverein Möckern-Wahren e.V. nach Aufzeichnungen von Sigfried Haustein (verstorben 2007)

Erschienen im: art.media verlag, 79104 Freiburg

ISBN-Nr.: „unbekannt“

Erscheinungsdatum und Auflage: 2014 in 1. Auflage

Kategorie: Heimatgeschichte - Bei dem Buch handelt es sich um eine Art bebilderte Aufsatzsammlung, basierend auf Unterlagen des 2007 verstorbenen Historikers Sigfried Haustein.

Zum Autor: Haustein war mindestens in Leipzig und dem Umland als besonders der regionalen Heimatgeschichte verpflichteter Heimatgeschichtsforscher und Autor einer Reihe von entsprechenden Werken bekannt. In den Jahren 1972 bis 1990 trug er mit einer Reihe seiner Sammlungen zum heute noch vorhandenen Bestand des Stadtarchivs Leipzig bei. Über den 1926 geborenen (Hobby-?) Historiker und Autor ist mir nicht viel mehr als die Titel diverser seiner Publikationen bekannt. Es gibt Indizien, die darauf hinweisen, dass er in der DDR eng mit der 58. POS Leipzig verbunden war, schon damals als Heimathistoriker (zumindest ehrenamtlich) und Autor tätig gewesen ist.

Zum Inhalt:
Titel und Untertitel sind m.E. aussagekräftig genug.
Für mich persönlich waren insbesondere früh- bis spätmittelalterlichen Bezüge zur Geschichte Wahrens von Interesse.
Sehr schlüssig und für mich wertvoll empfinde ich die Verknüpfungen, welche Haustein zur Frühgeschichte und Völkerwanderungszeit gekonnt einbindet.
Für das Gesamtverständnis erschien Haustein und erscheint auch mir der Bezug zu dem nach dem Abzug der germanischen Stämme einsetzenden und die Region durchaus nachhaltig prägenden slawischen Besiedlung bedeutsam. Man muss darum wissen, um die später einsetzende „Ostbesiedlung“ aus ostfränkischen/ deutschen Landen richtig einzuordnen.
Wie immer in allem gilt auch hier: Nur in ganzheitlicher Betrachtung lässt sich das frühmittelalterliche Werden der Königsburg „Vauarim“ und des Gutes „Warin“ „Wahren“), lassen sich der Aufstieg und die Verstreuung des edelfreien Geschlechtes „de Warin“ und alle weiteren Entwicklungen richtig verstehen.
Dass vermutlich die Grafen von Mansfeld, noch vor den Edlen von Wahren, Burg und Gut sowie Umlande (Dörfer, Wälder und diverse Rechte) als königliches (Reichs-) Lehen erhielten, war mir vollkommen neu. Die „von Wahren“ stellten hochrangige Kleriker, waren, wie die „von Lindenau“, enge Vertraute der Wettiner Fürsten mit Sitz und Stimme im Landding und besaßen auch diverse Allodien (Eigentümer) neben den Lehen. Die edelfreien Herren von Friedeburg scheinen zwischen 1266 und 1300 Herren von Wahren und Umgebung gewesen zu sein, ihnen folgte um 1300 die Markgrafen von Brandenburg, aus deren Hand die weitläufige Herrschaft in den Pfand der Merseburger Bischöfe überging, obgleich doch stets wenigstens die Hälfte des Ganzen in Besitz derer „von Wahren“ geblieben zu sein scheint. In der Mitte des 14. Jhd. folgte die ritterliche Familie derer „von Porzig“, ein wohl ursprünglich in Thüringen beheimatetes Edelfreiengeschlecht, als Herrschaft. Ab 1378 wird der Edle Gebhardt von Querfurt als „Herr zu Wahren“ beurkundet. Fast 100 Jahre später ist es ein Junker Lucas Bose, welcher vom Stift Merseburg die Herrschaft verlehnt erhält. Die Bose sollen ein altes, wohl ursprünglich unfreies, später vermutlich teils reichsministeriales, teils Fürstenhäusern und Bischöfen vasallschaftspflichtiges Geschlecht gewesen sein, welches zumindest vom 13. bis 15. Jhd. den Herren- und Rittertitel führte. Zu Beginn des 18. Jhd. wurden einige Bose gegraft und das Geschlecht seither als Uradel angesprochen, da es sich auf frühesten (10. Jhd.) ostfränkischen bzw. deutschen Schwertadel zurückführt. Tatsächlich beurkundet findet sich wohl als ältestes Stammbaummitglied ein mit dem Zusatz miles (Ritter) bezeichneter Heidericus Bose im Jahr 1307 zur Zeit der Schlacht von Lucka. Allerdings sollen auch Nikolaus und Arnold Bose, welche in Urkunden des Zisterzienser-Klosters in Mühlberg an der Elbe (heute Brandenburg, vormals in der Einflussspähe der Grafen von Brehna, danach der Ilenburger und Meißner Markgrafen) in den 80er Jahren des 13. Jhd. auftauchen als älteste dokumentiert benannte Familienmitglieder gelten. Wie dem auch sei, die „Bose“ hielten Wahren nicht lange, denn schon 1477 kauften die „Blanck“ (ein Schöffenbares, ritterliches Richtergeschlecht aus Schneeberg) es ihnen ab.
Doch bevor ich weiter ausführe: Es findet sich viel Interessantes in jenem Buch. Nicht nur über die wechselnden Herrschaften. Auch über die Entwicklung von Flur und Land, von Straßen, Rechten, der Siedlungen und von Technik, Kriegen, Industrialisierung uvm. wird berichtet.
 

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