Charakter-Glaubwürdigkeit gegeben? (bissl länger)

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Tom Sculptor

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Wol Euch Ihr Leut! So Ihr nach mir fragtet und nach meiner Herkunft und Vita, will ich Euch berichten, woher ich komm und wes Profession ich sei. Tom wurde ich getauft nach dem Apostel Thomas, vor nunmehr vierzig Sommern und acht - im Jahr des Herrn eintausend einhundertneunzig und zwei. Meine Mutter kenn' ich nicht, man erzählte mir, sie sei gestorben im Kindbette gleich nach meiner Geburt, und mein Vater stieß mich fort, da er meinte, ich hätte sein geliebtes Weib auf dem Gewissen. Doch die gütigen Heiligen haben ihre Hand über mich gehalten und ihre Diener auf Erden haben mich angenommen und erzogen, im Kloster zu Wells. Das liegt - Ihr könnt das hier nicht wissen - in Britannien und im ständigen Streit mit dem Grafen von Somerset. Hier lernte ich nicht nur die Gebete und die Worte der Heiligen, sondern die guten Mönche fanden, dass ich recht geschickt sei mit meinen Händen und ein gutes Augenmaß habe und daß es mir an Kraft auch nicht fehle. So kam es, dass sie mich dem guten Meister Builder übergaben, auf dass er mich lehre, Steine zu hauen und zu schmücken und lotgerecht zu formen. Dies war in Wells zu jener Zeit sehr von Nöthen, baute doch der ehrwürdige Bischof seit dem Jahre des Herrn eintausend einhundert und achtzig seine große Kathedrale alldort. Allein, das bloße gerade Hauen von Mauersteinen wurd mir schnell öde und so begann ich, kleine Künstlichkeiten in die Steine zu hauen. Dies trug mir zunächst gar viele Hiebe vom Meister ein, der mich beschuldigte, guten Stein zu verschwenden - doch als der Bischof eines schönen Tages nach dem Rechten sah auf seiner Baustelle, fiel ihm ein kleines Bildnis meines Namensheiligen auf, das ich gerade begonnen hatte, in den Stein zu hauen. Er hinderte meinen Meister daran, ob dieser Verschwendung mich den Stock schmecken zu lassen und wies ihm vielmehr zu, mich hinfort nur noch solche Bildnisse und andere künstliche Ornamente schneiden zu lassen und mir darin alle Hilfe zu geben, der er vermöge. Auch wenn mein Meister nun um einen Gesellen (denn ein solcher war ich mittlerweilen geworden, auch wenn mir das Rechnen ein wenig schwer fiel) für die Mauersteine zu kurz war, so war sein Ansehen doch mit meiner Beförderung in den Stand des Figurenmetzes gestiegen, hatte er mich doch in allem unterwiesen, was ich nun in meiner Arbeit tat. Gar übel kam ihm jedoch im Sommer vor dem letzten an, dass der Bischof ihn bestimmte, mich aus dem Gesellencontract zu entlassen und dass ich hinfort als Meister der künstlichen Steinmetzerey anzusprechen sei, in welchen Stand der Bischof - dem meine Figuren über die Maßen zusagten - durch eine nämliche Urkunde mich beförderte. Dieses Attest hatte er der Zunft der Steinmetze zu Wells abgerungen, was mich zum einen sehr ehrte und in Freude versetzte, mir aber zum anderen die Feindschaft der Zunftleute brachte. Nachdem mich im letzten Jahr einige Unglücke auf der Baustelle nur mit dem Schutz der Heiligen knapp verfehlten, fand ich, es sei Zeit und für mein Wohl ratsam, mich aus meiner Heimat fort zu begeben und mein Glück in der Ferne zu suchen. Auch war das Langhaus der Kathedrale zu dieser Zeit geweiht worden und keine neuen Figuren waren zur Ausschmückung nöthig. Zudem war ein fahrender Steinmetz aus dem Cornischen angekommen, dessen Figuren das Auge des Bischofs mehr schmeichelten als die meinen - wiewohl ich seine Arbeit als grobschlächtig und unfertig benennen muss. Zu allem Übel ging das Gerücht um, dass unser von Gott gesegneter König Henry III Männer aushebe, um sein Erbrecht in Frankreich mit der Waffe in der Hand zu beanspruchen. Kurzum, die alte Heimat war mir fremd geworden und Fährnisse türmten sich auf, denen ich nur durch rasches Thun entgehen konnte. Also wanderte ich mit meinen Werkzeugen und meiner geringen Habe nach Warminster, in welchem Marktflecken aber keine Arbeit mich erwartete. Auch war die Nähe zu Wells noch zu gering, als daß ich in Sicherheit wäre, weshalb ich weiter zog nach Salisbury. Hier sah ich staunend den Bau der großen Kathedrale, noch prächtiger und größer als die Kirche von St. Andrew zu Wells, aber auch hier war für einen fahrenden Steinmetzen keine Arbeit zu haben. Schlimmer noch, es waren immer mehr Anwerber des Königs zu sehen und wiewohl ich die Kraft von zwei Männern in meinen Schultern habe und einen Hammer gar wohl zu schwingen weiß, mein Geschmack steht nicht danach, einem anderen Menschen Übles zu tun oder ihn gar mit der Pike zu durchstoßen. Ich fand, der einzige Weg, den Werbern der königlichen Armeen zu entgehen, lag in einer weiten Reise - weiter als die Küsten von Britannien - und so machte ich mich auf nach Southampton, eine Fähr nach Frankreich zu erlangen. Allein, die Kapitäne dieser reichen Stadt scheinen zu denken, daß ein Handwerksmann Gold schwitze, so hoch waren ihre Forderungen. Drum machte ich mich weiter auf und fand im neuen Hafen von Portsmouth eine wohlfeile Passage nach Harfleur. Dennoch, als ich den Fuß auf fränkischen Boden setzte (wie ich glaubte) wurde mir gewahr, daß diese Stadt zu gerade jenem Gebiet gehörte, dessen der gute König Henry begehrte und so machte ich mich eilends weiter auf gen Rouen. Die dortige Kathedrale läßt einen schaudern, so schön strebt sie gen Himmel. Dennoch, die Bauhütte war gut gefüllt und überdies: mit einem Engländer wollten diese Franzosen nicht gemein sein. Ich wanderte weiter, bevor mir Übles widerfahren wäre, und kam nach Beauvais, wo gerade die Planung einer neuen Kathedrale unternommen wurde. Hier war ich - da man bei Zeiten nach guten Handwerkern suchte - gar wohl gelitten und mir wurde offeriert, als Steinmetz für die Heiligenfiguren der Bauhütte bei zu treten. Selbst das Modell des Langschiffes, welches schon in den Gemächern des Baumeisters gefertigt war, wurde mir gezeigt - so sehr hatte den Baumeister meine Kunst eingenommen. Doch als ich sah, wie das Gewölbe des Langschiffs geformt werden sollte, fand ich (selbst mit meinen nicht über die Maßen ausgebildeten Rechenkünsten) das Verhältnis von Breite und Strebepfeilern nicht genügend. Mit der gegebenen Sorgfalt wies ich den Baumeister auf die Gefahr hin, doch er wollte nicht ab von seiner Vorstellung und argwöhnte, ich wolle im sein Amt streitig machen. Es gelang mir zwar, ihm diesen Gedanken fort zu reden - doch unter einem Baumeister mit solch gefährlichem Vorhaben wollte ich nicht arbeiten und so zog ich weiter. Die nächste Stadt, die zu nennen wäre auf meinem weiteren Wege, ist Reims. Auch hier bauten sie an einer Kathedrale, die - licht und hoch - ein wahres Zeugnis für die Größe Gottes werden würde; allein, man verweigerte mir Arbeit mit dem Grunde, dass meine Figuren dem Geschmacke des Bischofs nicht entsprechen würden und ich deshalb nicht der Bauhütte bei treten könne. Oder wenn selbiges, dann nur als einfacher Steinhauer - eine Zumuthung, die mir als verbriefter Meister nicht angeboten werden könne. So ging mein Weg weiter und ich besuchte die alte Zitadelle in Namur, aus der Zeit des großen Karl, wendete mich nach Lüttich (wo ebenfalls eine Kathedrale gebaut werden sollte aber dafür noch nicht ein einziges Mal die Schaufel in den Boden gefahren war) und gelangte über Aachen nach dem "Hillige Coellen", wie sie dort sagen. Der Dom dort, wiewohl rechtschaffen groß und prächtig, war jedoch zu klein, die ganze Gemeinde aufzunehmen und es sind Gerüchte mir zu Ohren gekommen, dass auch diese dunkle und abweisende Kirche, die ebenfalls den großen Karl schon gesehen hatte, weichen werde müssen zu Ehren eines neuen Domes, welchselbiger im gleichen Stile gebaut werden solle wie die Kathedralen zu Salisbury, Rouen, Beauvais und Reims. Ich habe mein Hiersein beschlossen. Mein Vermögen der theutschen Sprache ist nach der langen Wanderzeit hin reichend, mein Latein wird überall gut auf genommen und auch meinem Fränkisch gebricht es nicht an Übung. Obendrein sind allhie reiche Pfeffersäcke reich vertreten und meine Kunst wird von ihnen wohl geschätzt. Auch habe ich das Leben hier nicht zu theuer gefunden, so dass ich mir eben ein gutes Haus und eine grosse Werkstatt bauen lasse. Wenn dies Heim denn gegeben ist, wird sich auch ein gutes Weib finden lassen; auch hier habe ich bereits Ausschau gehalten und finde die Witwe des Schmiedemeisters zwei Anwesen von dem meinen gar sehr zu Gefallen. Auch sie scheint mir nicht abhold zu sein, und über kurz oder lang werde ich mich wohl der Frouwe Sabine erklären...
 
Wol Euch Ihr Leut! (die Grußformeln möcht ich schon beibehalten, gefallen mir einfach und ich bin ein fast immer höflicher Mensch). Auf den Tip hin (Dank an Silvia für die offenen und hilfreichen Worte!), daß meine Charakterbeschreibung da oben zu schwer zu lesen sei und unnötig ausführlich, :bahnhof hier also jetzt die umgangssprachliche und gestraffte Form 8o denn ein bisschen Hintergrund brauch ich selbst, um mich einsortieren zu können. Mein angepeiltes mittelalterliches Alter Ego
  • heißt Tom, genau wie ich
  • ist 1192 in Wells, Grafschaft Somerset geboren und ist jetzt (d.h. zum dargestellten Zeitpunkt 1240) 48 Jahre, also optisch glaubhafte 10 Jahre jünger als ich selbst
  • ist Steinmetz mit Schwerpunkt Skulpturen (macht also das, was ich auch mache)
  • kennt die frühgotischen Kathedralen bzw. die Baustellen von Wells, Salisbury, Rouen, Beauvais (die später auf Grund eines architektonischen Fehlers teilweise eingestürzt ist), Reims und den alten, romanischen Kölner Dom
  • lebt jetzt in Köln
  • gehört der angesehenen und vermögenden Handwerkerschaft an (Meister)
Und ja, Ken Follett hab ich gelesen, gern und mehrfach :thumbsup: und England, speziell die Cotswolds, mag ich sehr, seit ich beruflich dort vier Jahre Leben durfte. Meine Darstellung des Charakters soll sich nicht auf die reine Erzählung beschränken, denn meine persönliche Arbeitsweise unterscheidet sich heute nicht spürbar von der der Steinbildhauer in Antike und Mittelalter - die waren damals wahrscheinlich nur schneller. Die von mir verwendeten Werkzeuge (geschmiedete Meißel, Eisenhammer, Holzklüpfel, Schleifpaste) haben sich gegenüber damals nicht verändert, es sind lediglich solche aus besseren Materialien dazu gekommen (Hartmetallmeißel, Schleifmittel), aber die sind nur bei richtig hartem Stein nötig und das kann ich ja steuern. Ich möchte also, wenn ich auf Veranstaltungen mein "echtes altes" Handwerk zeige, auch selbst einen entsprechendes Bild abgeben, d.h. meine Kleidung soll schon dem Charakter entsprechen. Wobei natürlich die sicherheitsrelevanten Aspekte (Schutzbrille, Sicherheitsschuhe etc.) aus dem Rahmen fallen, aber das wäre ja ein guter Anknüpfungspunkt für Gespräche mit interessierten Besuchern. So, das ist jetzt die Theorie - ich hoffe auf Eure Erfahrung, um die kommende Praxis nicht allzu weit davon abweichen zu lassen. Danke im Voraus!
 
Zugegeben kenne ich mich in der Handwerksgeschichte eher ab 1350 aus, aber das ein Bischof einen abseits einer bestehenden Zunft zum "Gesellen/ Meister" macht, ist m.E. nicht vorstellbar. Warum sollte er? Während der Arbeit etwas anderes tun als seine Arbeit (statt Steine für Mauern zu hauen, neckische Verzierungen meißeln)? Da m.W. nach Stück bezahlt wurde, kaum denkbar, da so die Knete in der Tasche fehlt. Latein-Kenntnisse bei einem Handwerker? Große Werkstatt UND ein Haus? Selbst in Köln unwahrscheinlich um 1200... überhaupt... Werkstatt für einen Steinmetz? Wozu? Das Material kommt zur Baustelle und wird dort bearbeitet. Der Transport durch eine Stadt zur Wst hin und dann erst zur Baustelle? Wie ich schon im Vorstellungsthread schrieb: Schönes Hobby, so eine Bio... aber der Fokus beim Handwerker ist das Handwerk (auch und vorallem für die Besucher). Die Geschichte oben wirst Du nie erzählen müssen. Aber die Kenntnisse über das Leben im Handwerk (Ausbildung, Lohn, Arbeitsbedingungen) um 1200 sollten schon vorhanden sein: Recherche nötig.
 
Wol Euch Ihr Leut! Erstmal Dank für die Tips - da scheint meine Fantasie doch im Galopp jenseits der Wahrscheinlichkeiten entschwunden zu sein :/ Literatur ist im Anmarsch (u.a. Kühnel "Alltag im Spätmittelalter" und Lacroix "Medieval life: Manners, Customs, Dress during the Middle Ages). Den Immobilienmarkt in Köln zur fraglichen Zeit werd ich auch noch versuchen zu beleuchten - auch wenn ich die Story in ihrer ganzen Ausführlichkeit nicht brauchen werde. Die Werkstatt fällt jedenfalls schon jetzt dem Radiergummi der Logik zum Opfer. Und die historische Standortbestimmung in Sachen soziales und wirtschaftliches Umfeld benötigt doch noch "ein wenig" mehr Politur... ich arbeite dran! PS: nicht nur Küchenlatein sondern sogar hinreichend Schreiben, Lesen und ein wenig Rechnen - Dank der wohlwollenden Ausbildung bei den Mönchen. Meine "Steinlaus" hatte Glück und Protektion...
 
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Uff, das ist ja sau-viel wilde Phantasie und Gedingse... Mach es die einfach, ohne den unnoetigen Hintergrund-Geschichts-Kram: "Ich stelle einen Steinmetz aus der Zeit XYZ in der Gegend von ABC dar." Die Meister sind oft als Werkstaetten mit Angestellten von Baustelle zu Baustelle gezogen und blieben da eben so lange wie estwas zu tun gab. (Da konnte bei manchen Prohjekten auch ein Leben lang sein.) Bezahlt wurde oft nach Stueckzahl, daher findet man auch viele Werkstatt-Zeichen an den Steinen vieler Kirchen. Dann reichen auch einfachere Klamotten, Wenn du im Sommer am rumhaemmern bist kannst du das glaubwuerdiger im Unterkittel machen als viele Ritter-Darsteller, die im Unterhemd nur noch halbgar aussehen. Mache Dich also am besten ueber die richtigen Werkzeuge schlau. Am Ende wirst du um eine Sonderanfertigung von ein paar Meisseln vermutlich nicht umhin kommen. Aber fuer den ganzen restlichen Kram kommst du mit einfacheren Sachen klar. Falls du Dich mal orientieren willst, wie es mit Staedtischem Volk (und seiner Verteidigung) im Rheinland um 1250-1280 aussah als der Dombau begonnen wurde) lass Dich von den Bildern des Vuozvolces (www.vuozvolc.de) Inspirieren. Mit den Nuerberger Hausbuechern ca 100 J spaeter hast Du vermutlich bessere Bilder des Werkzeuges, aber im 14. Jhdt werden die Schnitte langsam komplizierter.
 
Welcher Besucher soll den Unterschied erkennen zwischen Early English Style in Salisbury, wo dein fiktiver Charakter gelernt hat und dem Gotischen vom Kölner Dom, wo dein fiktiver Charakter nunmehr lebt? Der durchschnittliche Besucher wird nicht mal den Unterschied zwischen Romanik und Gotik erkennen. Wenn du einem Besucher vom "alten romanischen Kölner Dom" erzählst ploppt bei dem kein Bild eines romanischen Fensterbogen auf, sondern vom jetzigen Kölner Dom ;) Ich würde dir, wenn Du die Vita erzählen würdest, spätestens nach 3 Sätzen nicht mehr zu hören, weil ich mich für eine Phantasie Geschichte nicht interessiere, sondern für das was Du da machst :) Aus meinem Erfahrungsschatz geplaudert. Letztes Jahr auf einem Museumsfest. Ich sitze da und schnitze an einem Spielbrett. Die Besucher fragen: "Was wird das?" Ich antworte: "Ein Spielbrett für das Spiel xy." Nächste Frage vom Besucher "Ach gugg mal an. Die Wikinger haben nicht nur geplündert..." Ich dann: "Nein. Auch Wikinger haben sich die plünderungsfreie Zeit mit Spielen verschönert..." Ich habe dann mit den Besuchern über das Spiel gesprochen, welche Funde es so gibt. Bildchen gezeigt. Aber keiner wollte wissen, dass meine Darstellung aus Schweden, Anfang 10. Jhd. war ;) und wer zu Ironie und Sarkasmus neigt, so wie ich, muss höllisch aufpassen, den Besucher mit blöden Antworten nicht abzuschrecken. Der Einfachheit, alles weglassen was zu einer Vita gehört. Wenn du einen Meister darstellen möchtest. In Ordnung. Aus Köln. Klar, die Dombaumeister dort sind ja recht gut belegbar. Sich daran orientieren. Vielleicht nicht zu sehr auf das Jahr X fixieren. Evtl. ist die Recherche zu Handwerkern 100 Jahre später "einfacher", weil die Quellenlage besser ist. Also statt 1250, eben 1350. Die Kleidung dem Beruf und Zeitraum anpassen. Gerade Köln bietet da ja eine immens gute Ausbeute. Ich hatte zu Zeiten von Barbara Schock - Werner die Möglichkeit an einer Führung teilzunehmen, die die Dombaumeisterin absolvierte. Vielleicht wird sowas heute noch angeboten? Und Werkzeuge immer so legen, dass Besucher sie nicht angrapschen. Da ist sehr schnell eine teure Reko am Ars*** und die Besucher weg. (Mir schmerzt meine Dreule noch immer ;( ) Aber vor solchen Erfahrungen steht die Recherche und die wird Spaß machen :)
 
Ja, es gibt diese besonderen Führungen am Kölner Dom. Die Führung über die Dächer soll toll sein. Man sieht es von unten nicht, aber es gibt am Rande vom Dach einen Umlauf, einen richtigen Weg, dort hin kommt man durch die Zwischendecken. Auch die Dombau Hütte macht Führungen durch die Werkstätten. http://www.domfuehrungen-koeln.de/ (Quelle Domführungen de) https://www.koelner-dom.de/institutionen/dombauhuette/ (Quelle Dombauhütte de) Die Führung durch St Severin in Köln, durch die Krypta zu den Fundamenten und durch den unterirdischen römischen Friedhof ist ebenfalls sehenswert (vorbei an den großartigen Textilien)
 
Wol Euch Ihr Leut! Danke für den Tip mit den Führungen in Köln - das ist in der Tat sehr wichtig für mich. Hab gerade mal nach einer Dom/Dachführung geschaut - der erste mögliche Termin (wenn man nicht für 190 Taler eine ganze Gruppe buchen möchte) ist am 3.Januar 2018 und da ist nur noch ein(!) Platz verfügbar. Schluck. Ich glaube, da muß ich mal extrem langfristig planen. Ich geh jetzt wieder lesen...
 
Also ich kann dir schon mal verraten: Niemand wird dich nach deiner Story fragen. Leute fragen Dinge über deine Klamotten, dein Handwerk, deine Ausrüstung, eventuell noch deine Techniken oder deine Zeit. Aber so eine ausführliche Story kann man sich komplett ersparen, im Gegenteil halte ich solche Stories eher noch für eine willkommene Ausrede für Anachronismen oder Regionale Überschreitungen und historische Inkorrektheit. "Ich bin ein Steinmetz um...in..." ist alles, was man wissen muss zu einer Darstellung. Und darauf kann man dann auch die Ausstattung und Tätigkeiten abstimmen.
 
Wol Ihr Leut! Auch an Rotschopf und Heidensohn nochmal Dank. All eure Anregungen sind, hoffe ich, auf fruchtbaren Boden gefallen. Ich bzw. mein alter ego sind seit dem Eröffnungsbeitrag in diesem Fred radikal entrümpelt. Und auf dem Weg zum vernünftigerweise Machbaren. Bislang ergab meine Recherche (kann man meine inzwischen viereckigen Augen erkennen?) hinsichtlich der von mir verwendeten reinen Handwerkzeuge äußerst Ermutigendes: die Form von Klüpfel (runder Holz"Hammer") und Fäustel (mit Metallkopf) hat sich durchgehend seit den alten Ägyptern bis heute nicht optisch verändert, auch nicht in meiner "Zielzeit". Nur der Moderne Lack (so weit vorhanden) muss logischerweise ab und teilweise der Handgriff minimal vereinfacht werden. Das Gleiche gilt für die Meißel - hier müssen nur eventuell eingeschlagene Zahlen oder Herstellerlogos rausgeschliffen werden. Hab ich aber ehrlich gesagt nicht viel anders erwartet, da diese Werkzeuge so einfach sind, dass irgendwelche Veränderungen schon an der ältesten Grundform ihre zweckgerichtete Verwendung verhindern würden. Was das Material angeht, darf ich meine Schmiedestahl-Meißel weiter verwenden und muß nur Hartmetall weglassen - kein Opfer bei Weichgestein, da ich Granit oder ähnlich "harte Brocken" nicht verarbeite. Die Schneiden kann ich weiterhin an meinem Stück "Belgischer Brocken" schärfen, auch dieser Stein ist durchgehend sei Plinius im Gebrauch dafür. Feilenhauer hab ich auf Anhieb um 1450 gefunden, da such ich noch ältere Quellen und wenn sich die finden, dann muss ich mir für diese letzten notwendigen Werkzeuge nur ein noch einfache Holzgriffe machen. Und für die Schleifpaste sammel ich Steinabrieb der härteren Sorten - hab da sogar eine Quelle, wo ich den eimerweise bekomme. Kurz: läuft. Danke Leute! PS: Gewand-Infos sind auch im Zulauf bzw. schon da, und der Naturstoffladen in Witten ist praktisch "um's Eck". Und eine sehr liebe Ateliernachbarin im Unperfekthaus ist gelernte Schneiderin und gibt auch Kurse. Und meine Frau wird auch mitmachen (nein, nicht als Steinmetzin ^^ ). Ich hab grad ein richtiges "das kann fluppen"-Gefühl.
 
Leute fragen Dinge über deine Klamotten, dein Handwerk, deine Ausrüstung, eventuell noch deine Techniken oder deine Zeit. Aber so eine ausführliche Story kann man sich komplett ersparen, im Gegenteil halte ich solche Stories eher noch für eine willkommene Ausrede für Anachronismen oder Regionale Überschreitungen und historische Inkorrektheit.
Offengestanden sehe ich es auch so. Man kann sich einige Grundlagen zurechtlegen - im Wesentlichen über Beruf,Stand usw. - aber das reicht auch. Umgekehrt wird manches Mal ein Problem daraus. Auf MA-Märkten habe ich schon HoMi-Darsteller erlebt,die dann ein Messer am Gürtel hatten,dass eindeutig den Wikingern zuzuordnen war. Die Begründung war dann etwas im Stil von "Nun,das Messer,dass Ihr hier sehen könnt,hat mein Grossvater von einem Händler in Haithabu geschenkt bekommen und dann meinem Vater vererbt,welcher dann..." Das finde ich unglaubwürdig und unnötig!
 
Und laß doch mal dieses "Wol Ihr Leut" weg, so hat damals keiner geredet und ist dem Marktsprech zuzuordnen. Es nervt einfach nur. Klaus
 
Mag sein Rotschopf, aber Du hast auch nichts dagegengesagt :whistling: . Warum meint so manchereiner das die Menschen damals so gesprochen haben.
 
Und laß doch mal dieses "Wol Ihr Leut" weg, so hat damals keiner geredet
Exakt! Nichts für ungut,"Holzhammer" aber diese Art die Leute anzusprechen ist genauso unhistorisch wie das "Seyd gegrüsset,edle Herren!" das ich etliche Male auf einer Veranstaltung von Herrn G.H. erleben "durfte. Und wenn ich auf der HP eines Onlineshops für "Gewandungen" erstens die Kategorien "für die Maid" und "für den Recken" lese und dann Formulierungen wie "Mittelalterhemd Giesbert aus 100 % Baumwolle mit Stehkragen,stimmig auf jedem Mittelaltermarkt" dann weiss ich nicht mehr wovon ich weniger halte,von dem Shop oder von dieser Art von "Mittelalter"märkten.
 
Warum meint so manchereiner das die Menschen damals so gesprochen haben.
Weil es ihnen mit Hilfe des "Marktsprech" leider viel zu oft auf diversen "Mittelalter"märkten vermittelt wurde. Im vergangenen Sommer habe ich einen Markt der "Zaunreiter" hier in der Nähe (in Greven) erlebt,auf dem "Marktsprech" nicht zu hören war,auf dfem Gelände weder eine Bühne noch ein mobiles "Badehaus" zu finden waren. Bier wurde als Bier,Met als Met verkauft,ein Schaschlik war genau das und kein "Drachenspiess" und Cola kein "Moorwasser". Die Besucher waren extrem an den lagernden Gruppen interessiert,weil diese sachlich-fundiert informieren konnten. Kurzum,es war ein toller Markt ohne "Wir mimen auf Mittelalter!"-Gehabe,dass meistens mehr an Hollywood als an eine tolle,hochinteressante Epoche unserer Geschichte erinnert.
 
Hallo zusammen, ... ich hab ja schon ein wenig geschluckt, als mein Versuch der "artgerechten Höflichkeit" da oben ^ sozusagen pulverisiert wurde. Aber nachdem die Kröte drunten war, hab ich mich nochmal erinnert, aus welchem Eck ich diese Floskel hatte und - ja, stimmt. Ist Mummenschanz. Und bleibt deshalb hinfort in der Mummenschanz-Kiste. Dennoch und vielleicht gerade wegen des vorangegangenen Stilfehlers würde mich ernsthaft interessieren, wie sich Leute aus der Handwerkerschaft in Köln um 1250 herum nun wirklich begrüßt haben, wenn sie sich zum ersten Mal am Tage (oder auch nach längerer Zeit) gesehen und gesprochen haben. Also die Gelegenheit, die hier analog zum Eröffnen eines Threads oder auch zum ersten Post in einem existierenden Thread stehen würde. Basis-Höflichkeit halt, wie der Herr Saitenbacher sagen würde... hat da jemand fundierte Ideen? An die Adresse von Pit: ich glaube, damit
Nichts für ungut,"Holzhammer" aber diese Art die Leute anzusprechen ist genauso unhistorisch wie das
meinst Du mich und nicht den Kollegen mit dem Bio-Meinungsverstärker im Namen. Aber weil Du wohl schon gute und eben auch schlechte Mittelaltermärkte erleben "durftest", würde ich mit Deiner Hilfe gern meiner Lernkurve ein besseres Startniveau verpassen: hast Du außer den Zaunreitern noch weitere positive Beispiele? Der Shop mit dem Giesbert-Hemd ist mir auch schon unter die Augen gekommen und - da ich in den letzten Tagen ziemlich viel geblättert, verglichen und im Geiste von meiner Liste gestrichen habe - das Lesezeichen da hin ist schon wieder rausgeflogen. Werde aber doch nochmal ins dortige Impressum reinschauen, falls der Eigner dieser Seite mit dem Veranstalter der von Dir erwähnten Hollywood-Mittelalter-Spektakel identisch sein sollte... Ansonsten: ich bin durchaus lernfähig. Auch, wenn man mir die Fakten mit Schwung um die Ohren serviert (aber ich versteh auch leisere Töne). Und jetzt geh ich wieder Infos aufsaugen. Meister Kühnels Werk über den Alltag im Spätmittelalter wartet, auch wenn das eigentlich rund 50 Jahre nach meinem Ziel-Zeitrahmen angesiedelt ist. Oder doch nicht? Fragen über Fragen...
 

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