Gewandung des Hochmittelalters recherchieren

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Conradus

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Hallo zusammen. Als Anfänger weiß ich nicht so recht wo ich suchen soll? Wo bekommt ihr eure Schnitte für eine authentische Gewandung her, von alten Zeinungen/Gemälden oder gibt es sogar irgendwo brauchbare Schnittmuster? Speziell geht es mir erstmal um Hose und Oberteil/Tunika, Mantel bez. Garnache des Hochmittelalters. Ich tendiere immernoch so Richtung Söldner. Für Hinweise zu Quellen wäre ich sehr dankbar.
 
Also als "Grundliteratur" zum Thema bietet sich "Kleidung im Mittelalter" von K. Kania an - das ist sozusagen die Bibel für mittelalterliche Kostümkunde, auch wenn sich daraus eher keine konkreten, nacharbeitbaren Schnittmuster ergeben. Für den eher praktischen Teil gäbe es da noch "Mittelalterliches Schneidern" von S. Thursfield, auch wenn dies eigentlich eher englische Mode abbildet und schwerpunktmäßig mehr im 14. Jhdt. "zu Hause" ist. Aber Basics finden sich auch fürs 13. und es wird schön erklärt wie man einen individuellen Schnitt für sich herstellen kann. Interessant ist darüber hinaus für Anfänger auch die Seite von Tempora Nostra ( http://www.tempora-nostra.de/mode_schnitte.shtml ) und eine schöne Sammlung von Schnitten gefundener Kleidungsstücke findet sich hier: http://www.personal.utulsa.edu/~marc-carlson/cloth/bockhome.html Btw: fürs Hochmittelalter kannst Du das Kleidungsstück "Hose" gleich wieder von der Liste streichen, was Du brauchst sind Bruche (das ist so eine Art weite Unterhose) und Beinlinge.
 
Auf der anderen Seite ist es vllt. zielführend, vorher zu überlegen was der Zweck des Ganzen sein soll und wo der Schwerpunkt liegt. Zb zivil oder militärisch. Soe in Konzept wie "Söldner" ist in dem Kontext als Startpunkt denke ich eher ungünstig. Das entsteht vllt. aus dem Wunsch heraus, möglichst ungebunden zu sein, führt aber am Ende zu Stückwerk und Problemen. Also lieber an einer Region und Zeit festmachen, lokale Quellen recherchieren und darauf aufbauen. Am besten zivil -> Militär. So ein Zwischending zwischen quellentreu und Fantasy würde ich nicht empfehlen, sondern lieber gleich möglichst fest beschließen wo mal das Ziel sein soll. Das spart Frust und Geld ohne Ende. viele Neuankömmlinge kaufen erstmal irgendwas von der Stange um dann zu sehen wie scheiße das Zeug eigentlich ist und geben dann doppelt Geld aus.
 
Das heißt also eine Zivilperson beispielsweise aus dem Handwerk aus einer bestimmten Region zu einem Söldner machen? Wenn ich das bis jetzt richtig gelesen habe, war ja ein Söldner jemand der gegen Bezahlung kämpft, und dem man seine Berufliche und regionale Herkunft unter Umständen noch an seiner Kleidung erkennt.
 
Mal als Beispiel: meine spätmittelalterliche Darstellung soll bürgerliches Leben Abbilden. Meine Präsentationsform sind Vortrag zum Thema und/oder Treffen mit bis zu 4 Personen, die dann mittelalterlich bekocht werden, dabei gibts dann Vortrag und Infos zu Leben und Alltagsgegenständen, verschiedene Handwerke werden angerissen, Anekdoten zum täglichen Leben erzählt. Darauf aufbauend braucht es Realien des Alltags, aber eben auch des Militärwesens, welches einen wichtigen Bereich des bürgerlichen Lebens abbildet. Das ganze ist dann noch regional grob verortet. Es steht natürlich jedem frei, sein eigenes Konzept zu entwickeln, nur denke ich bringt einen eine systematische Herangehensweise weiter, als blind in Manier eines Rollenspiels eine Figur zu erschaffen. Will sagen: der Kontext ist entscheidend. Will ich präsentieren? Will ich mich bei anderen dranhängen und einen Präsentationspart übernehmen oder will ich damit nur auf Märkten Spaß haben. Entsprechend ergeben sich auch die Anforderungen. Für erstere Konzepte wird es mit einem ungebundenen Söldnerdasein für mein Dafürhalten eher schwierig. Auch weil es in der Darstellung immer in erster Linie darum gehen sollte, Standards abzubilden und nicht die Ausnahme. Es soll ja ein quasi authentisches Bild entstehen. Was nun normal ist definiert sich je nach Epoche eben anders, Aufstieg der städte, Leibeigenschaft, Lehnswesen usw. sind Faktoren die da eine wichtige Rolle spielen. Für das Hochmittelalter könnte das dann z.B. ein Ritter sein, was aber auch entsprechend hohen finanziellen Aufwand bedeutet, oder ein einberufener Lehnsknecht. Aber auch ein Bauer, Händler oder einfacher Handwerker. Den Bürger in spätmittelalterlicher Tradition findet man da so nicht, sondern eben erst - später. So kann man das Ganze systematisch entwickeln und eine Runde Darstellung aufbauen, sofern man das anstrebt. Aus meiner Sicht erübrigt sich das für das reine Marktflanieren, das ist ja dann Perlen vor die Säue geworfen.
 
im 13. JH finde ich den Begriff Söldner eher schwierig auszufüllen. (Die Berufsgruppe wäre zu der Zeit eher Raubritter :D ) Aber Kleidung unter Rüstung etc. braucht jeder. In sofern sind Leibhemd, Kotte und Surcot schon gut. Dafür eignet sich ein Grundschnitt. Katharina hat gute Hilfen genannt.
 
Also als "Grundliteratur" zum Thema bietet sich "Kleidung im Mittelalter" von K. Kania an - das ist sozusagen die Bibel für mittelalterliche Kostümkunde
Absolut, auf dieses Buch greif ich ständig zurück. Das war auch das erste Buch, das ich mir zum Thema Kleidung besorgt hab, als ich mit meiner Darstellung angefangen hab. Der Vorteil für das Hochmittelalter ist, dass du für eine einfache Zivildarstellung (Militär kenn ich mich nicht aus) keine komplizierten Schnittmuster brauchst. Das bekommt man ganz gut selber hin.
 
Ich muss mich mit den unterschiedlichen Berufsgruppen definitiv noch weiter beschäftigen. Klar ist mir momentan nur das es authentisch werden soll!
 
Dann würde ich mir direkt mal ein paar gute Gruppen für diese Zeitstellung als Inspiration suchen und Bildquellen wälzen. Dabei ruhig Zeit lassen, damit man ein Gefühl für die Zeit entwickelt. Du kannst ja zb. mal bei imareal anfangen oder so ganz für den Einstieg auch über pinterest. Da haben einige Leute gute Zusammenstellungen.
 
Schau dir auch an was es für ein soziales Gefüge in der Zeit und Region gab die du gerne Darstellen möchtest. Söldner gab es in Hochmittelalter eher nicht, selbst der Begriff "Ritter" ist relativ neu und noch nicht immer genau zu definieren. Aber es gilt das selbe wie damals, je höher der Stand, dersto teurer die "Lebenshaltung" Ich hab mich deswegen für einen Ministerialen entschieden, denn so braucht es kein Gefolge. Mach dich schlau was alles dazu gehört, den mit Schwert und Tunika ist es lange nicht getan. Klar möchte jeder gleich durchstarten, aber leider ist es nicht so einfach. Zumindest wenn es "A" werden soll. Lass dir Zeit für die Recherche, den dann sparst du Frust und Geld. Wenn es bewaffnet sein soll, muss es nicht immer ein Ritter sein, es gab schon mehr. Aber das Wichtigste ist der Spaß am Hobby, der darf bei aller Recherche nicht zurückbleiben
 
Wie die anderen schon sagen: erst auf Zeit, Region und Stand festlegen, dann anfangen Geld auszugeben. Macht das Ganze viel billiger. Wichtig als aller erstes, welche Zeit. Du hast da z.B. bei Tempora Nostra mit um 1300 eine gute Quellenlage, die sich auch noch mit ungelenken Fingern ganz gut nähen lässt. Je später die Zeit, um so aufwendiger die Schnitte. Wenn du dich allerdings fürs Frühmittelalter entscheidest, dann kannst du auf Haithabu oder andere Orte in Skandinavien gehen, wo die Quellenlage zwar mies ist, aber trotzdem mit ein recht wenig Recherche eine recht einfache Männerkleidung zusammenstellen lässt. Schwieriger wird es, wenn du in Deutschland bleibst, für Karolinger und ähnliches musst du viel selbst recherchieren. Es kommt also nicht nur darauf an, welche Zeit dir vielleicht am besten gefällt, sondern welche Zeit auch für dich Umsetzbar ist.
 
Zwar schon ein paar Monate alt der Thread, aber da es mich aktuell betrifft, warum einen neuen aufmachen. :) Kennt von euch jemand das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz,war vielleicht schon dort oder hat sogar diese Fördermitgliedschaft für 20,00€ im Jahr ? Lese auf der Homepage unter der Fördermitgliedschaft u.a. folgendes:
  • exklusive Exkursionen zu Ausstellungen und Ausgrabungen
  • die Möglichkeit, Publikationen des RGZM zu einem vergünstigten Preis zu erwerben
Die Informationsflut überwältigt mich erst mal, aber vielleicht war es ja für den ein oder anderen von euch schon hilfreich bei der Recherche für die Gewandung. Hier der Link https://web.rgzm.de/index.php?id=1
 

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