Nachruf Axon der Schmied

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Panzerreiter

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Ende 2019 ist Steven Spranger, in der Szene besser bekannt als "Axon der Schmied" verstorben. Axon war der erste "wirkliche" Waffen- und Rüstungsschmied, den ich kennenlernte, der mit seinem Werkzeug virtuos umgehen konnte und nicht einfch nur Blech in Form hämmerte und Flachstahl produzierte. 2001 sagte ich zu ihm den Satz, den wohl viele männliche Hobbyisten am Anfang ihrer Living-History-Karriere sagen: "Axon, ich brauch ein Schwert." Axon, der wusste, worauf ich mich spezialisieren wollte, antwortete: "Nein, du brauchst eine fränkische Spatha." Ich bekam eine Replik nach Grabfund. (Damals war noch nicht ganz klar, ob's ein früher Karolinger oder ein später Merowinger werden sollte, deshalb ist das Original alt genug für beides) Zur Abnahme des Schwertes bat er mich in die Schmiede, gab mir das Schwert, legte ein Stück Kettenhemddraht auf den Amboss und forderte mich auf, ihn kleinzuhacken. Im Amboss waren hernach Kerben, im Schwert nicht. Ich war hinlänglich beeindruckt. Nachdem er fertig war, stand er zum ausgemachten Preis, versicherte aber, für den Preis mache er so eins nie wieder und bat mich inständig, auf Fragen, was ich dafür bezahlt hätte, mindestens das Doppelte zu nennen. Dem Schwert folgten noch ein Messer und ein Helm. Den Helm gab ich in Auftrag mit den Worten "Der muss aber einen Axthieb aushalten..." Hielt er. Auch dafür gab's eine Abnahme in der Schmiede. Und auch die Warnung: "Der Helm hält einen Axthieb aus, Erdi, aber dein Hals nicht. Pass also auf." Axon schmiedete nicht nur, er wusste auch mit spätmittelalterlichen Schwertern umzugehen und trainierte regelmäßig. Dass sie nicht bloß reine Schaustücke waren, merkte man seinen Werken denn auch an. Man bekam eine detaillierte Einweisung, was die Sachen konnten und was nicht. ("Geh nie mit dem scharfen Schwert gegen eine Schaukampfwaffe. Egal wie billig die ist. Ganz anderes Schwingungsverhalten. Das überlebt das echte möglicherweise nicht." und "Mit einer Spatha kann man nicht elegant fechten wie mit späteren Schwertern. Mach Dir aus Lederband am Griff eine Anpassung, der muss deine Hand wie ein Schraubstock umfassen, da darf nichts wackeln.") Schmieden konnte Axon schon seit einigen Jahren nicht mehr, weil ihm sein Rücken nach einem Bandscheibenvorfall zu sehr zu schaffen machte. Axon war eine ganz eigene Persönlichkeit, mit der nicht jeder konnte. Aber im Herzen war er ein feiner Kerl. Man durfte halt nicht um seine ehrliche Meinung fragen, wenn man keine ehrliche Meinung hören wollte. Manche kamen mit dieser Art nicht klar. Das wusste er und oft war's ihm hinterher unangenehm. Aber er war halt, wie er war und aus dieser Haut konnte er nicht. Wenn man mit ihm konnte, war er für fast jeden Scheiß zu haben. Einmal wollte er aus einem Haufen alter Armbrustbolzen ("Die Dinger gibt's kistenweise, die sind nicht wertvoll") ein Schwert oder einen Helm schmieden, der von der Epoche überhaupt nicht zum verwendeten Stahl passt, das Ding dann altern und unauffällig bei einer Ausgrabung platzieren, um zu sehen, ob's die Archäologen merken. Allein über den Gedanken konnte er sich geradezu kindlich amüsieren. Axon, ich werde Dich stets am Gürtel tragen und mein Haupt mit Dir bedecken. Zeig in den Himmlischen Schmieden, was du kannst. :bye02
 
Hallo Panzerreiter, ich kannte Axon den Schmied leider nicht, doch hörte ich des öfteren von seinen Fähigkeiten. Besitze auch keines seiner Werke, aber wenn ich mir diese schöne Spatha deines Fotos betrachte kann man nur sagen es ist schade das solche Handwerklichen Perfektionisten in denen auch ein Künstler steckt diese Welt verlassen. Um so mehr möge jeder der eines seiner Arbeiten besitzt diese hüten wie die eigene Haut. Möge Axon in Frieden ruhen und ihm die Götter auf der anderen Seite gewogen sein. Grüße aus Düsseldorf sendet Olegsson
 
Kannte ihn nicht, hört sich aber sehr sympathisch an und erinnert an meinen eigenen persönlichen Schmied der mittlerweile einer besten Freunde ( Und glücklicherweise noch am Leben ) ist. Eigen, aber für mich vollständig im positiven Sinne. Man kann es fast eine seltene Qualität nennen. Und hat mich ebenfalls stark geleitet was die Richtung und Korrektheit meiner Ausrüstung anging, kann also ganz gut nachvollziehen was für einen Einfluss dieser Handwerker auf dich hatte. In diesem Sinne ein Salut, einer der Guten ist gegangen.
 

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