Pilgerlager zum Angucken

[Heidensohn]

Ist kein TV-Tipp und noch kein Film, deshalb stelle ich es mal in diesen Bereich: Der Video-Zyklus mit Impressionen aus dem historisch orientierten Pilgerlager auf der Liverollenspielveranstaltung "Epic Empires" auf dem Utopion Gelände im Saarland 2012 ist komplett online und meiner Meinung nach sehr empfehlenswert. Da wäre zum einen die Vorbereitungen und schließlich Durchführung eines kleinen Geplänkels der überwiegend spätmittelalterlich orientierten Pilger (Ausreißer in jede Richtung gab es, aber die sahen meistens trotzdem gut aus) mit den Kämpfern des Norrelag (so Nordmann-Hansel halt, nur in cool): http://www.youtube.com/watch?v=VTrdH5D2M98 Ebenfalls sehens- und hörenswert und direkt an den obigen Kampf anschließend Impressionen aus dem Pilgerlazarett: http://www.youtube.com/watch?v=h41zHEqXows Die Stimmung im Lager außerhalb der Kämpfe gibt das Ambientevideo recht gut wieder (und ich bin prominent vertreten): http://www.youtube.com/watch?v=1jdDR6H9zDQ Als brave Pilger haben wir natürlich auch eine Kapelle, in der die Reliquien der Heiligen aufbewahrt werden und besucht werden können: http://www.youtube.com/watch?v=yR_rF1O1fBY Und zum Abschluss noch ewig lange Vorbereitungen für einen größeren Angriff und dessen eher weniger actiolastiger Verlauf (zum Walleinrennen brauchte man dann schon wieder Nordleute - wenigstens zu einwas sind sie gut ): http://www.youtube.com/watch?v=mMAJF_7-OZw Nach der Teilnahme an dieser Veranstaltung finde ich nun dummerweise normale Grobmittelaltermärkte noch weniger ansprechend. Selbst ohne Living-History-Anspruch, mit nur loser Orientierung an der Geschichte und wilder Mischung der Jahrhunderte zwischen 1200 und 1700 - dafür mit Gefühl für Wirkung/Ambiente und Willen zu Aufwand/Selbstzurücknahme ist soviel möglich. Achja: Ratet mal welche Quelle ich für diese Youtube-Videos genutzt habe? Richtig: Sie ist in jedem der Links das achte bis zweiundzwanzigste Zeichen.

 

[Heribert von Werden]

Sebastian, ich bin ja recht begeistert von deiner Predigt, diese hätte ich nicht besser machen können und auch die Pilgerkapelle ist euch recht gelungen, gefällt mir, nur leider kann ich sowas nicht aufbieten, dafür bräuchte ich schon einen transporter und ich selber habe keinen Führerschein. Aber alles in allem super umgesetzt.

 

[Fusselhirnchen]

Ist kein TV-Tipp und noch kein Film, deshalb stelle ich es mal in diesen Bereich:

Hätte doch ganz hüsch in die LARP-Schublade gepasst, dann wäre der Bereich auch mal funktional eingesetzt worden. Mir haben es insbesondere die Lazarettszenen und die Predigt angetan. Ich war ehrlich überrascht die Qualtät der Darbietung, sowohl in der Ausrüstung, als auch in Sachen Schauspiel. Da waren wirklich einige Darsteller dabei, die richtig heftige Klamotte am Leib hatten. Mal ehrlich ich hab mehr Brouchen und Beinlinge zählen dürfen, als auf so manchem Markt, Was mir in den Ambienteszenen gefehlt hat, waren einige Bilder bei einbrechender Dunkelheit. Beleuchtete Lager finde ich immer sehr stimmungsvoll (lässt sich halt nur begrenzt filmen, ich weiß). Sag mal, mir lief es ja eiskalt den Rücken runter, als ich das Kunstblut in den feinen Wollsachen gesehen hab. Die ganzen Knopflöcher ... :schock1 :heul Wäscht sich das gut raus oder kann man danach nur noch als Untoter irgendwo antreten? ^^

 

[Tordis]

Mir haben es insbesondere die Lazarettszenen und die Predigt angetan. Ich war ehrlich überrascht die Qualtät der Darbietung, sowohl in der Ausrüstung, als auch in Sachen Schauspiel. Da waren wirklich einige Darsteller dabei, die richtig heftige Klamotte am Leib hatten.

Ich glaube, das nennt sich Historical-LARP im Gegensatz zum klassischen Fantasy-Larp und erklärt damit die Ausrüstung. Und ich kenne ettliche sehr gute Reenactors, die irgendwann zum LARP übergewechselt sind und dort mit ihren historischen Gewandungen ganz schön aufwerten. Andersherum gibts aber auch manch "reinrassigen" LARPer, den man sich auch gerne in der Reenactmentszene/Living History vorstellen könnte. Sehr schöne Aufnahmen, Heidensohn. Wenn LARP, dann so! :thumbsup: Aber sag mal, hat denen deine Predigt über die Sünden im Lager nicht gefallen, oder wie bist du als Geistlicher an eine kaputte Hand gekommen?

 

[Heidensohn]

Die Predigt ist übrigens eine auf die Fantasy-religion des Ceridentums angepasste Übersetzungen einer mittelhochdeutsch überlieferten Predigt des Berthold von Regensburg (Minderbruder um 1250). Kapelle und Turm sind zwar auf Bodennägeln gebaut (weshalb sie als "fliegende Bauten zählen), stehen dort aber fest das ganze Jahr und werden beständig weiter ausgebaut. Und ich muss zugeben: Einige der Gesichter und Ausstattungen im Pilgerlager sind Spätmittelalter-Darsteller (beispielsweise der Ritter, der in der Kapelle betet, oder der sehr glänzende Ritter, der im Ambiente-Video durchs Bild läuft - der war hier im Forum sogar mal ne Zeit lang aktiv). Man kann fast problemlos mitmachen. Ich würde jetzt ja schreiben "Einfach anmelden", aber dieses Jahr sind die Plätze im Pilgerlager auf 150 begrenzt und die Warteliste ist jetzt schon eröffnet (ein halbes Jahr vor der Veranstaltung). Es gibt jedoch auch noch andere sehr interessante Themenlager: Ein kleines im Stil des 30-jährigen Kriegs, eines im Stil des Warhammer-Fatasy-Imperiums, natürlich das Elbenlager im Wald inklusive Plattformen in den Bäumen, kleinem Teich mit Statue und einem Darstellungsstandard, der ... hoch ist. Der Norrelag der Nordleute/Waräger/Wikinder/Svear usw. (inklusive immer weiter ausgebauter kleiner Rundfestung in einer Bachbiegung) wurde oben ja schon erwähnt. Kelten hat es auch - die malen mit blauer Farbe komische Sachen auf ihre Palisade... Letztes Jahr gab es ein antikes Lager mit teilweise tatsächlich sehr guten (soweit ich das einschätzen kann) Griechen, Römern, Persern und sogar einem spätantiken Romanen.

 

[2737]

Mal ne Frage Heidensohn, dieses echt heftige Husten im Lazarettvideo, war das echt oder gespielt? Fand das Video dadurch nochmal um ein zigfaches stimmungsvoller. So eine Bazillenschleuder in Verbidnung mit den offenen Wunden jagt einem nochmal ne extra Gänsehaut über den Rücken. Auf jeden Fall großes Lob, da sieht alles sehr gut aus!

 

[Heidensohn]

Das Husten war in fast allen Fällen gespielt. Ich selbst war meines Wissens der einzige richtig erkältete und hustende Spieler und in diesen Szenen nicht im Lazarett. @Tordis: Dazu gibt es eine Geschichte. Nach einer erfolglosen Schlacht habe ich Verletzte gestützt und zum Lazarett begleitet. Es war ein langer Zug von Verwundeten, der sich zum Tor des Pilgerlagers schleppte. Die paar Nordleute in diesem Zug habe ich zwar gesehen, aber nicht wirklich registriert. Kurz bevor ich mit meinen Verletzten zum Tor kam, hatten sich wohl genug Nordleute in das Chaos im Tor-Lazarett-Komplex geschlichen: Sie schlugen die mit Verletzten beschäftigten Wachen nieder, bedrohten die Feldscher und verriegelten das Tor. Wir standen vor unserem eigenen Tor und durch den Lärm der Verletzten konnte niemand im Lager unsere Rufe hören. In jenem Moment kam der Geist des Eynen über Bruder Thomas (ich wurde ziemlich wütend). Von heiligem Eifer beseelt nahm der großgewachsene Mann die Halmbarte eines Verletzten, streckte sich und langte über die Mauer, das Seil der Alarmglocke haschend, das innen hinter dem Tor vom Turm herab hing. Doch das Seil war zu kurz um es ganz über die Mauer nach draußen zu ziehen. So stand der Freund der Heiligen auf Zehenspitzen gestreckt, die Arme über die Mauer nach Innen reichend, hielt das Seil und läutete mit ganzer Kraft. Die dreckigen Heiden aus dem Norden zogen sogleich ihre Waffen und schlugen auf Hände und Arme des mutigen Bruders, doch während Knochen brachen und Fleisch riss, hielt ihn kein Schmerz vom warnenden Läuten ab. So wurden die Nordleute von herbeieilenden Pilgern ihrer gerechten Strafe zugeführt und die Verletzten gerettet. Trotz der Hilfe der dankbaren Feldscherer blieben seine Hände unförmig zertrümmerte Klumpen. Doch die Gnade der Heiligen Klara, deren Pilger der fromme Mann so aufopferungsvoll gedient hatte, kam in derselben Nacht über ihn. Am nächsten Morgen fielen die Verbände von seiner rechten Hand und ohne ein Zeichen der zuvor noch so schrecklichen Verletzung sah man sie im Morgenlicht. Die Linke jedoch blieb ihm eine verwachsene Klaue: Eine stete Mahnung an die Schlechtigkeit der Heiden. Und die Alarmglocke am Turm ward von jenem Tag an nach seinem Mut "Thomasglocke" genannt. Genau so war's! Die Rolle des Bruder Thomas ist jetzt dazu verflucht entweder als Ketzer oder als Heiliger zu enden - am Besten beides... 8)

 

[mondspeer]

Gefällt mir richtig gut. :thumbsup:

 

[Tordis]

Genau so war's! Die Rolle des Bruder Thomas ist jetzt dazu verflucht entweder als Ketzer oder als Heiliger zu enden - am Besten beides... 8)

Dann warten wir mal ab Scheint eine schon ziemlich weit entwickelte Rolle zu sein, der Bruder Thomas. Schön! ^^