Surcot ca. 1250

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J

Juan

Guest
Hallo liebe Freunde! Mein nächstes Projekt soll ein Surcot werden. Meine Darstellung habe ich auf ca. 1250 festgelegt. Ich interessiere mich sehr für die Region des Langue d´Oc (Südwestfrankreich) und mein Fernziel ist es einen Musiker/Minnesänger darzustellen. Die Diskussion darüber, ob eine solche Darstellung mit einem doch sehr aufwändigen und daher nur für begüterte Personen bestimmten Kleidungsstück in Übereinstimmung gebracht werden kann, habe ich schon geführt. Jetzt möchte ich das Projekt einfach mal durchziehen, und zwar unabhängig davon, ob das jetzt zu meiner Gesamtdarstellung passt. Orientieren möchte ich mich dabei an einer Darstellung aus den Cantigas de Santa Maria, welche aus Spanien stammen und Musiker des Zeitraumes zwischen ca. 1220 und 1280 zeigen. http://www.pbm.com/~lindahl/cantigas/images/all_color.html Ich bin mir im Klaren darüber, dass es sich wohl um die Musiker eines hohen Adligen gehandelt haben muss und dass der aufwändige Kleiderbestand auf einfachere Musiker sicher nicht 1 : 1 übertragen werden kann. Konkret schwebt mir ein Surcot im Stile der Abbildung Cantiga 60 vor (der linke Musiker), das heißt es soll ein Surcot mit Ärmeln sein. Die Ärmel interpretiere ich als 3/4-lange Ärmel. Auf der Abbildung erkennt man, dass der Musiker aus den Ärmeln herausgeschlüpft ist und eine blaue Cotte trägt. Die Abbildung läßt vermuten, dass es der Ärmel an dem Surcot nur teilweise festgenäht ist, wahrscheinlich so, dass man die Ärmel eben locker über die Schultern hängen lassen kann. Eine Alternative könnte sein, dass die Ärmel an dem Surcot festgenestelt sind. Diese Art des Surcot findet man auch auf anderen bildlichen Darstellungen, z.B. Heidelberger Liederhandschrift, aber auch dort kann ich die Art der Ausführung nicht genau erkennen. Meine Frage nun an den geneigten Leser ist: Weiß jemand von Euch wie die Ärmel "richtig" ausgeführt werden? Wenn Nähen, gibt es irgendwo im Internet oder der Literatur eine Zeichnung oder Bilder (da tue ich mich immer am leichtesten)? Wenn Nesteln, gilt eigentlich das gleiche. Über Antworten zu meiner konkreten Frage aber auch über weitere Anregungen zum Thema Surcot würde ich mich sehr freuen. Hasta luego Juan
 
Olà Juan, also ich denke, es sind einfach Schlitze die oberhalb in den Ärmeln angebracht sind. Und die Ärmel sind ganz normal angenäht. Ich habe auch zwei Zeichnungen in einem meiner Bücher gefunden, leider schaffe ich es nicht die Scanns reinzustellen, sorry! Die Teile sind auf 1260 bzw. 1262 datiert und haben eben lediglich Schlitze in den Ärmeln, durch die dann die Arm druchgesteckt werden. Beides wird allerdings als Reitkleidung bezeichnet Leider kann ich Dettas Link nicht ansehen....???!!! Dir weiterhin viel Spaß bei der Recherche und dann bei der Anfertigung, liebe Grüße, Franziska P.S.: Durchsuch doch mal die Internetseiten der zeitlich passenden Gruppen...
 
Hallo Jens, ich kenne diese Ärmel so, dass sie hinten ganz normal angenäht sind. Lediglich vorne, etwa eine Handbreit von der oberen Schulternaht weg, bis mitte Achselhöhle ist der Ärmel nicht vernäht. Die Ärmel in deinem Beispielbild scheinen mir etwa ellenbogenlang zu sein. Dem üppigen Faltenwurf, und aufwändig gestalteten Schattierungs- oder Glanzeffekt nach zu urteilen scheint es sich um einen sehr hochwertigen Stoff (evtl. Seide?) zu handeln. Ich habe noch nie einen solchen Schnitt ausprobiert, aber ich denke die Ärmel müssen weiter geschnitten sein als normal, damit man aus ihnen bei angezogenem Surcot herausschlüpfen kann.
 
Den Ärmel am besten so einsetzen, dass er oben geschlossen ist, will sagen: Vorn, oben und hinten die Schulterkugel bedeckt. Den Schlitz vorn dann knapp unterhalb der Schulterkugel bis unter die Achsel offen lassen. Inwieweit der Schlitz in den Oberarm verlängert ist, kann man nicht sehen. In die engen Ärmel dieser "Mode-Epoche" während des Tragens hinein- bzw. herausschlüpfen ist nicht möglich, schon gar nicht bei einem dreiviertellangen Ärmel (ich hab's probiert und bin kläglich gescheitert, obwohl ich ein sehr gelenkiges Geschöpf bin). Es ist eher anzunehmen, dass die Tragweise der Ärmel bereits beim Anziehen entschieden wird. Gerade bei Seide mit solchen gymnastischen Übungen vorsichtig sein ... Seide reißt gern direkt neben der Naht bei Beanspruchung durch Zug mit einem gemeinen Geräusch aus ...
 
Also schon mal recht herzlichen Dank für die vielen wriklich nützlichen Vorschläge. Ich habe mich gestern auch noch auf dem Burgfest in Burghausen unterhalten und dabei noch den Hinweis erhalten, dass man im Falle dieser sogenannten "Scheinärmel" (Jetzt weiß ich auch wie man das offensichtlich korrekt bezeichnet, danke Detta für den Link) die Ärmelansätze wesentlich weiter gestalten soll als das bei einem Ärmel einer normalen Cotte der Fall ist, so etwa von der Schulter bis knapp oberhalb der Hüfte. Die weitere Ausführung sei dann ungefähr so wie von La Veuve bechrieben (einen besonderen Dank an Dich an dieser Stelle). Das bedeutet dann, dass man dann doch während des Tragens des Kleidungsstücks in den Ärmel rein und rausschlüfen konnte. Wenn ich das dann konsequent weiter denke und noch mal mit dem Bild abgleiche, , dann müssten die Ärmel bei dieser Ausführung etwa trichterförmig gestaltet werden, denn sie laufen am unteren Ende doch schmal zu. Das steht aber im Widerspruch zu dem ansonsten wohl vorherrschenden Trend die Ärmel enganliegend auszuführen. Ich schätze da werde ich mich dann doch nochmal mit auch anderen Bildquellen beschäftigen und vergleichen. Jedenfalls scheint es aber klar zu sein, dass die Ärmel festgenäht waren und zwar wie La Veuve es beschrieben hat, da waren sich bislang jedenfalls alle einig. Und da bin ich schon mal froh, denn das mit dem Nesteln erschien mir keine wirklich gute Idee. @ hellobello: Die Ausführungen der Kleidungsstücke auf den Abbildungen der Cantigas scheinen mir in der Tat extrem hochwertig, auch auf den anderen Bildern. Es ist immer reichlich Stoff zu sehen, einzelne bildnerische Elemente deuten auch auch auf die Verwendung von Borten und Futter hin. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Surcot auf der Abbildung 60 in Seide ausgeführt war, das Rot glänzt wirklich sehr schön. Mein Plan geht aber in die Richtung: Außen Wollstroff Krapprot (erster Zug) und Innenfutter Seidenstoff Resedagelb. Die Stoffe habe ich gestern in Burghausen bei der Schoenfaerberey abgegeben. (Danke Hellobello für die Hilfe). Sie werden aber wahrscheinlich erst im September fertig werden, daher habe ich noch ausreichend Zeit für die Recherchen zum Schnittmuster. Ich werde Euch auf jeden Fall über die Fortschritte auf dem Laufenden halten. Das wird sicher spannend, habe nämlich bisher noch nie mit Seide gearbeitet und auch zum Thema Futter wird es sicher noch einige Fragen geben. Hasta luego Juan
 

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